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Wirtschaft und Arbeitswelt

Wirtschaftsmotor, Tourismusgigant und Arbeitgeber: Der Europa-Park zwischen Boom und Kritik

Der Europa-Park
© Europa-Park
Der Europa-Park ist ein Publikumsmagnet und starker Wirtschaftsmotor: Laut einer Studie löste er 2023/24 in Baden-Württemberg fast 900 Millionen Euro Umsatz aus. Auch die Steuereinnahmen für Stadt und Land sprudeln. Doch auch als Arbeitgeber steht der Park im Fokus. Im SWR kritisierten einige Mitarbeiter die Arbeitsbedingungen. Doch was ist dran an der Kritik? Das Ortenau Journal hat 2024 HR-Chef Frederik Mack zu den Leistungen des Unternehmens für die Mitarbeiter interviewt.

Von Wolfgang Huber

Eine Studie und aktuelle Debatten zeigen: Der Europa-Park bewegt die Region – wirtschaftlich und gesellschaftlich. So ist er weit mehr als ein Freizeitvergnügen: Eine Studie der Universität St. Gallen zeigt, dass durch den Park im Geschäftsjahr 2023/24 allein in Baden-Württemberg Umsätze von 896 Millionen Euro ausgelöst wurden – davon 647 Millionen in der Region Ortenau-Emmendingen. Zudem entstehen durch den Park jährlich fast vier Millionen Übernachtungen und rund 6.100 Jobs in der Region. Der „Europa-Park Effekt“ stärkt Wirtschaft, Tourismus und Beschäftigung auf beiden Seiten des Rheins.

Klare Nr. 1

Dass der Europa-Park Rust ein bedeutender Tourismusmagnet für den Schwarzwald und in dieser Hinsicht die klare Nummer Eins in der Ortenau ist, war bereits bekannt. Doch die Bedeutung des Europa-Parks für das gesamte Land Baden-Württemberg sowie die Region Ortenau-Emmendingen ist nicht hoch genug einzuschätzen. Der Park bringt einer Studie zufolge hunderte Millionen Euro Umsätze aus, sorgt für Tausende Arbeitsplätze beidseits des Rheins und lässt darüber hinaus auch noch die Staatskassen klingeln.

Hohe Wertschöpfung für die Region

Doch der Reihe nach: Ausgelöst durch den Europa-Park, werden innerhalb eines Jahres in Baden-Württemberg hohe dreistellige Millionenumsätze erzielt. Das geht aus der Untersuchung der Universität St. Gallen hervor. Laut den Wissenschaftlern haben die Ausgaben des Europa-Park und seiner Besucher im Geschäftsjahr 2023/24 Umsätze von insgesamt 896 Millionen Euro in Baden-Württemberg und 156 Millionen im Elsass ausgelöst. 647 Millionen davon in der Region Ortenau-Emmendingen, darunter allein 343 Millionen in der Erlebnisregion Europa-Park (Rust, Ettenheim, Herbolzheim, Kappel-Grafenhausen, Mahlberg, Rheinhausen und Ringsheim).

Ausgaben im Einzelhandel

Ein solch riesiger Betrieb muss natürlich auch Einkäufe von Waren und Dienstleistungen tätigen. Hinzu kommen die Ausgaben von Europa-Park Besuchern etwa im Gastgewerbe und Einzelhandel, die Konsumausgaben der Beschäftigten des Europa-Park und die dazugehörigen Vorleistungen regionaler Unternehmen. „Mit einem umfassenden Angebot und stetigem Wachstum trägt der Europa-Park wesentlich zur Wertschöpfung, Beschäftigung und zum Tourismus bei“, wird Roland Scherer, wissenschaftlicher Leiter der Untersuchung, in einer Pressemitteilung des Europa-Parks zitiert.

Übernachtungen in der Region

Sechs Millionen Menschen kamen in den Europa-Park und die Wasserwelt Rulantica, was einer Steigerung von 14 Prozent im Vergleich zu früheren Jahren entspreche. Davon profitiere die lokale und regionale Tourismuswirtschaft: Touristen, die sich einen Besuch im Park gönnen, buchen in diesem Zusammenhang rund 2,4 Millionen Übernachtungen außerhalb der Unterkünfte, die der Park selbst direkt betreibt. Davon profitiert vor allem die Erlebnisregion selbst das Elsass. Rund 800.000 Übernachtungen davon entstünden für verlängerte Aufenthalte im Rahmen eines Freizeitparkbesuchs.

Steigende Bettenzahl

Die Besucher aus weiteren Distanzen würden oftmals noch eine oder zwei Nächte an den Europa-Park Aufenthalt in der Region anhängen, heißt es weiter. Dazu kommen rund 1,4 Millionen Übernachtungen im Europa-Park Resort selbst. Durch Europa-Park Besucher werden also demnach jährlich knapp vier Millionen Übernachtungen ausgelöst.

Um an den steigenden Zahlen und der Zugkraft des Europa-Parks teilzuhaben, investieren die Betriebe im Gastgewerbe in ihre Kapazitäten, und zwar erheblich: Die Zahl der Betten in gewerblichen Unterkünften wuchs in der Erlebnisregion Europa-Park seit 2018 um 78 Prozent, die Übernachtungen stiegen um 154 Prozent, so die Mitteilung. Dieser “Europa-Park Effekt” zeige die enge Verbindung zwischen Parkwachstum und regionalem Tourismus.

Hohe Beschäftigtenzahl

Auch die Bedeutung des Europa-Parks als Arbeitgeber spielt eine entscheidende Rolle. Das könnte in Zukunft noch wichtiger werden, da in vielen Bereich der Industrie in der Region Arbeitsplätze abgebaut werden. Viele Unternehmen denken über eine Verlagerung ihrer Produktion ins Ausland nach. Vor diesem Hintergrund wären die etwa 6.100 Beschäftigungsverhältnisse in der Region Ortenau-Emmendingen, die direkt oder indirekt durch Europas größten Freizeitparks entstanden sind, noch Gold wert. Zumal, wenn das Wachstum weiter anhält und weitere Arbeitsplätze hinzu kommen würden.

3.900 der 6.100 Beschäftigungsverhältnisse entfallen direkt auf die Erlebnisregion. Insgesamt würden 7.800 Menschen in Baden-Württemberg und 2.100 im Elsass von Arbeitsplätzen, die durch den Park und seine Besucher geschaffen wurden, profitieren. Direkt im Europa-Park sind 5.200 Arbeitnehmer beschäftigt.

Hohe Steuereinnahmen für den Staat

Rund 550 mittelständische Unternehmen aus der Region hätten Aufträge aus dem Europa-Park Erlebnis-Resort erhalten. Die durch den Park und seine Besucher generierten Umsätze und Konsumausgaben führten der Studie zufolge zu geschätzten Steuererlösen von 148 Millionen Euro in der Region Ortenau-Emmendingen. Dies seien 33 Prozent mehr als 2018/19. Auf die Kommunen entfallen davon 41 Millionen Euro. Für ganz Baden-Württemberg betrage das Steueraufkommen 194 Millionen Euro.

„Viele tausend Familien profitieren“

„Diese Studie der Universität St. Gallen belegt sehr eindrücklich, dass der Europa-Park nicht nur ein beliebtes Freizeit- und Urlaubsziel, sondern auch ein bedeutender Wirtschaftsfaktor ist. Unsere Investitionen, das breite Besucheraufkommen und die regionale Ausrichtung unserer Einkaufs- und Beschäftigungspolitik stärken die gesamte Region nachhaltig“, lässt sich Europa-Park-Inhaber Roland Mack zitieren.

Mit dem Ausbau in Richtung Ganzjahresdestination sorge der Europa-Park für steigende Wertschöpfung, Beschäftigung und touristische Impulse in einer grenzüberschreitenden Region. Der Produktionsbetrieb MACK Rides in Waldkirch sei dabei noch nicht berücksichtigt. Zu den vielen durch den Europa-Park Besuch ausgelösten Übernachtungen sagt er: „Das bestätigt uns in unserem Bestreben, unsere Position als einer der größten Arbeitgeber im Südwesten weiter auszubauen. Viele tausend Familien verdanken einen wichtigen Teil ihres Einkommens direkt oder indirekt dem Europa-Park.“

Qualitäten als Arbeitgeber

Doch wie sieht es mit den Qualitäten des Betriebs als Arbeitgeber aus? Mitte April hatte ein Bericht des SWR für Aufsehen gesorgt. Darin kritisierten mehrere Beschäftigte, dass beispielsweise Nachtschichten nicht voll gezahlt würden. Auch die hohe Zahl an Überstunden wurde genannt, was jedoch von den meisten akzeptiert werden würde. Aus Angst vor Sanktionen würden die meisten lieber schweigen. Angemahnt werde, so der Bericht, mehr öffentlicher Druck.

Der Personalchef Frederik Mack sagte dem SWR, dass alle gesetzliche Vorgaben eingehalten würden und dass die Gehälter sogar übertariflich seien. Sein Argument laut dem Bericht: „Ich bin der festen Überzeugung, dass nur jemand, der intrinsisch glücklich und motiviert ist, für den Gast ein gutes Erlebnis bietet. Deshalb sollte keiner Angst haben, auf uns zuzugehen, wenn er oder sie sich benachteiligt fühlt.“

Score bei kununu nicht überragend

Ein Blick in die Arbeitgeberbewertungsplattform Kununu zeigt einen Score von 3,3 von 5 möglichen Sternen. Das sei leicht unter dem Durchschnitt im Gastgewerbe. 38 Prozent der Beschäftigten sind demnach mit dem Gehalt unzufrieden, die Weiterempfehlungsquote liegt bei 54 Prozent. Damit gehört der Europa-Park zumindest nicht zu den fünf Prozent der besten Arbeitgeber – gemessen am kununu-Maßstab. Das Siegel „Top Company 2025“ könnte der Park nicht erwerben, dieses setzt einen Score von mindestens 3,8 in den vergangenen 12 Monaten voraus.

Allerdings muss grundsätzlich die Aussagekraft von kununu-Bewertungen differenziert betrachtet werden. Denn meist sind unzufriedene Mitarbeiter überproportional auf solchen Plattformen aktiv. Negative Kritik wird oft lautstark geäußert, während die positiven Aspekte, die mitunter überwiegen, vergleichsweise seltener kommuniziert werden. Ganz nach der schwäbischen Maxime: „Nix gsagt isch Lob genug.“ Wer kennt das nicht?

„Schaden für den Park und die Region“

Ein Mitarbeiter formuliert es auf kununu so: „Nicht für den Arbeitgeber, sondern für die , die hier schlechte Stimmung machen wollen! Ihr fügt mit eurer dummen faulen und falschen Einstellung nicht nur all den Menschen, die unsere deutsche Arbeitskultur leben und mit Freude jeden Tag aufstehen um mit Engagement, Qualität , Freude, und Wahrhaftigkeit den Arbeitstag füllen, schaden zu, sondern mit Angriff gegen den Park der ganzen Region. Hört damit auf!“

Interview mit Frederik Mack im November 2024

Tatsächlich haben wir vom Ortenau Journal im November 2024 einen sehr umfassenden Bericht über das Engagement der Eigentümer-Familie Mack als Arbeitgeber herausgebracht. Sorgfältig recherchiert von unserem Europa-Park-Korrespondenten Martin Ullrich. Darin wird fein säuberlich im Interview mit HR-Chef Frederik Mack der Mehrwert herausgearbeitet, der eine Beschäftigung im Park mit sich bringt (siehe hier: „Mehr als Benefits: Was den Europa-Park zu einem Vorzeige-Arbeitgeber macht“). So wurde der Park mit der „Chefs Trophy Ausbildung 2024“ ausgezeichnet. Unter zahlreichen nominierten Betrieben im deutschsprachigen Raum zähle der Freizeitpark zu den vier besten Ausbildungsbetrieben.

Zahlreiche Benefits

Doch die Palette der Leistungen des Europa-Parks ist weitaus länger. Sie reicht von 1.500 Wohnplätzen in Mitarbeiterwohngebäuden für modernes und bezahlbares Wohnen über ein Weiterbildungszentrum – der MACK Akademie – bis hin zu Betriebsfesten, After Work Veranstaltungen, Betriebssportgruppen sowie „niederschwelligen, fachlichen und persönlichen Angeboten“, um das Miteinander zu fördern. Ein Gesundheitszentrum und sogenannte feel good-Angebote mit professionellen Präventionskursen bis hin zur Physiotherapie kommen noch hinzu.

Günstige Mitarbeiterwohnungen

In einem weiteren Punkt zeigt sich der Mehrwert des Freizeitparks auch für die Region: „Zudem beherbergen wir, in unseren Mitarbeitenden Campus integriert, eine Kindertagesstätte für die gesamte Gemeinde Rust. Wir investieren kontinuierlich in neue Wohnprojekte“, sagte Frederick Mack im Interview mit dem Ortenau Journal. Alleine die Bereitstellung von bezahlbarem Wohnraum für die Mitarbeiter ist in Zeiten extrem steigender Mieten Gold wert und könnte etwaige Defizite bei der Bezahlung mehr ausgleichen.

Siehe auch hier:

Europa-Park Moderator Wolf Fisher: Der Zauber des klassischen Entertainments

Mit Herz, Humor und Hut: Straßenkünstler Charly Panto verzaubert Generationen im Europa-Park

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