Standort Ortenau

InnoLab33-Manager Tobias Fischer: „Im Gründerzentrum kann etwas getan, ausprobiert, produziert werden.“

Tobias Fischer InnoLab33 Manager
© Alina Eiberle – Gründungsmanager Tobias Fischer hat einen Lehrauftrag an der Hochschule Offenburg.
Lahr will zum Magneten für Gründer werden: Mit der neuen startkLahr Innovationen GmbH und dem geplanten Gründer- und Innovationszentrum InnoLaB33 entsteht ein kraftvoller Motor für Start-ups, Technologie und Zukunftsbranchen in der südlichen Ortenau. Gründungsmanager Tobias Fischer treibt den Aufbau voran – mit klarer Vision, starkem Netzwerk und Fokus auf nachhaltige Entwicklung. Im Interview spricht er über die Ziele, Innovationen zu fördern und Arbeitsplätze in der Region zu sichern.
Von Wolfgang Huber

Mit einer neuen Offensive für die Ansiedlung von Start-ups und jungen Unternehmen will die Stadt Lahr im Zusammenspiel mit mehreren Playern der Wirtschaftswelt in der südlichen Ortenau den Standort Lahr stärken. Bereits im Januar hatten Lahr und die Industrie- und Gewerbezentrum Raum Lahr GmbH (IGZ) die „startkLahr Innovationen GmbH“ als Betreibergesellschaft gegründet – gemeinsam mit vier Partnern.

Der Stand der Vorbereitungen

Tobias Fischer ist Gründungsmanager der startkLahr Innovationen GmbH. Zu seinen Aufgaben zählt, ein langfristig tragfähiges Betriebskonzept für das InnoLaB33 zu entwickeln und umzusetzen. Im Interview mit dem Ortenau Journal spricht Fischer u. a. über den Stand der Vorbereitungen, das Arbeitsplatzpotenzial, die Situation der Startups und wie ihm seine Kontakte zur Hochschule Offenburg bei der Ansiedlung helfen.

Ortenau Journal: Sie sind seit knapp fünf Monaten im Amt. Haben sie sich gut eingearbeitet in Lahr?

Tobias Fischer: Ja, sehr gut. Die Region ist mir ja durchaus bekannt, gerade was Themen wie Innovation, Technologie, Transfer und Gründerszene betrifft. Da war es sehr interessant, unsere Gesellschafter nochmal genau in diesem Kontext kennenzulernen. Es war eine gute Gelegenheit, in Vorbereitung für den Umbau an dem Konzept für das InnoLaB33 mitgestalten zu können. Das Gebäude gibt es ja bereits, aber die künftige Nutzung als InnoLaB33 entsteht jetzt gerade erst.

Ortenau Journal: Im Frühjahr 2026 soll InnoLaB33 eingeweiht werden. Liegen sie mit der Entwicklung des Gründerzentrums im Zeitplan?

Tobias Fischer: Aktuell ja. Es gab im Juli noch einen wichtigen Gemeinderatsbeschluss bzgl. der Umbaukosten. Jetzt sind wir mit dem Architekten dabei, die Pläne umzusetzen. Der Bauantrag ist bereits eingereicht. Wir sind zuversichtlich, dass wir im zweiten Quartal 2026 die Türen öffnen können.

Gründungsgesellschafter StartkLahr Innovation GmbH

Die Gründungsgesellschafter der startkLahr Innovationen GmbH. Foto: Stadt Lahr

Ortenau Journal: Die Start-up-Gründungen sind in Deutschland trotz der Krise im ersten Halbjahr 2025 um 9 Prozent auf 1.500 angestiegen. Spüren sie auch schon den „Start-up-Spirit“?

Tobias Fischer: Wir hatten in der Region schon immer einen guten Spirit. Wir haben, wenn wir uns mit den großen Zentren wie München oder Berlin vergleichen, natürlich keine großen Ballungszentren, in denen sich alles konzentriert. Sondern wir haben – und das ist Markenzeichen unserer Region – viele unglaublich gute mittelständische Unternehmen. Die sind teilweise Weltmarktführer und Hidden Champions. In diesem Kontext gibt es viele potentielle Gründungen aus Unternehmen heraus, von Auszubildenden, Gesellen und Studierenden. Die Zielgruppe erstreckt sich entlang des Oberrheins, in die Täler, bis in den Schwarzwald hinein. Das ist unsere Basis und Community. Für die Anlaufstelle zu sein und etwas anbieten zu können ist der echte Mehrwert.

Ortenau Journal: Wie entwickelt sich die Nachfrage nach Flächen beim InnoLaB33 ? Steht ihr Telefon auch mal still?

Tobias Fischer: Ich habe schon einige Gespräche mit Interessenten geführt, sowohl mit Startups und jungen Unternehmen als auch mit etablierten Unternehmen, die für uns auch eine Zielgruppe sind.. Wir sind kein reines Gründerzentrum, sondern ein Gründer- und Innovationszentrum. Da kann auch ein bestehendes Unternehmen, das eine Produktinnovation machen möchte, als Mieter im InnoLaB33 aktiv werden. Um auf die Frage zurückzukommen: Ich bin sehr zufrieden mit der Resonanz. Wir haben neben gutem Austausch mit der Wirtschaft und den Kommunen der Region auch gute Kontakte zum Baden Campus nach Breisach, nach Offenburg zu Black Forest Innovation und nectanet. Auch mit dem Campus Schwarzwald in Freudenstadt haben wir regelmäßigen und guten Austausch. Wir sehen uns mit dem InnoLaB33 als perfekte Ergänzung für die Region, gerade mit unseren speziellen Räumen und unserem Fokus auf Innovation, Technik und Produktion. Wir haben produktionsgeeignete Räumlichkeiten mit Vorteilen wie Starkstromanschluss, hohe Decken, robuste Böden, Logistikrampe, usw.

Ortenau Journal: In Lahr sollen innovative Unternehmen aus Zukunftsbranchen angesiedelt werden. In welchen Branchen sind die Start-ups aktiv, die zu ihnen kommen?

Tobias Fischer: Wie erwähnt, bewegen wir uns mit unseren Räumlichkeiten im Kontext Innovation, Technik, Produktion. Denkbar sind Produktionsequipment, Roboter, 3D-Druck, Automatisierung, (autonome) Logistik und das sind nur Beispiele. Das können Firmen aus dem Bereich Automotive, Maschinenbau, Elektrotechnik, Medizintechnik oder Batterietechnik sein. Gerade das Thema Batterierecycling wird immer relevanter angesichts der Menge an zu erwarteten Rückläufern aus Automobilen und Fahrrädern, wenn diese ihre Nutzungsdauer erreicht haben. Grundsätzlich möchte ich keine Branche ausschließen. Unsere Einheiten sind zwischen 20 und 140 qm groß. Wenn natürlich jemand mit 15 Mitarbeitern und Schreibtischen in der Verwaltung anfragt, gibt es sicherlich besser geeignete Locations.

Visualisierung Gründerzentrum InnoLab33

Das InnoLab33 in Lahr in der Visualisierung. Quelle: Meurer Architektur

Ortenau Journal: Was verstehen sie unter einer möglichst langfristigen und nachhaltigen Zukunftssicherung für die Bevölkerung und die Wirtschaft im Raum Lahr – oder ist ihr Zielgebiet die gesamte Ortenau?

Tobias Fischer: Es ist definitiv ein Angebot für die ganze Region. Unser Claim „Aus Lahr für die Region“ passt da ganz gut. Ich möchte betonen, dass die Mittel für das Vorhaben aus Lahr kommen. Wir haben eine kommunale Beteiligung der Stadt Lahr und dem Industrie- und Gewerbezentrum und mit Herrenknecht, Schrempp EDV und Black Forest Equitiy auch drei Unternehmen an Bord. Wir sind ein Teil des Flughafen-Areals und wollen dessen Weiterentwicklung unterstützen. Genauso sind wir Teil der Region und wollen unseren aktiven Beitrag im Kontext Innovation und Gründung leisten. So sollen Startups bestenfalls aus dem InnoLaB33 herauswachsen und in bestehende größere oder noch zu entwickelnde Gewerbeflächen hineinwachsen können und sollen der Region langfristig erhalten bleiben. Auch etablierte Unternehmen sollen sagen können: „Wir möchten mit einer Einheit im InnoLaB33 sein, weil es uns gut tut, für unsere Innovation, unsere Produkte, unsere Mitarbeiter, unser Netzwerk!“ Für uns als Betreiber ist es eine super Kombination aus beidem. Die Gründer können von den Erfahrungen der Unternehmen zehren, die Unternehmer bekommen Innovation, Gründergeist und neue Ansätze. Da können ganz neue gemeinsame Ideen, vielleicht sogar Produkte entstehen.

Ortenau Journal: Wie schätzen sie das Potenzial von InnoLaB33 im Bezug auf Arbeitsplätze in der Region ein? Das Projekt soll ja auch ein Motor sein in der Richtung.

Tobias Fischer: Das Potenzial schätze ich auf jeden Fall als groß ein. Insbesondere weil wir im Bereich Produktion, Innovation und Technologie unterwegs sind. Dass es unsere Produktionsstandorte im internationalen Vergleich immer schwerer haben, ist kein Geheimnis, bei weitem aber kein Grund deshalb nicht mehr zu produzieren. Die Frage ist, WAS wir künftig produzieren wollen. Gerade für Innovationen und neue Technologien braucht es das Know-How aus den Unternehmen und den Köpfen dieser Region. Mit innovativen und neuartigen Produkten und Technologien mit Alleinstellungsmerkmal wird es auch künftig möglich sein, sich zu behaupten. Sowohl Startups als auch bestehende Unternehmen, die mit diesem Fokus unterwegs sind wollen wir aktiv unterstützen und helfen letztlich dabei, bestehende Arbeitsplätze zu sichern und neue entstehen zu lassen.

Ortenau Journal: Sie kommen ja aus dem Hochschulumfeld in Offenburg. Wäre das auch für die dortigen Absolventen interessant?

Tobias Fischer: Auf jeden Fall. Es gibt verschiedene Fachrichtungen an der Hochschule Offenburg. Ich habe nach wie vor einen Lehrauftrag für Strategieentwicklung an der Fakultät Wirtschaft. Jetzt im Oktober beginnt wieder das neue Semester. Es gibt aus allen vier Fakultäten, Elektrotechnik, Maschinenbau, Medien und Wirtschaft total interessante und innovative Studiengänge, Labore und Projekte. Die technischen Fakultäten sind oft prädestiniert für technische Entwicklungen und Gründungen, Studiengänge werden aber immer interdisziplinärer. Da gibt es auf jeden Fall Potenzial. Ich konzentriere mich bei Gründen aber nicht nur auf die Hochschulen. Der „clevere Student“ ist ja oft die Blaupause für Gründungen, ist aber bei weitem nicht die einzige Zielgruppe für uns. Es gibt weitere potenzielle Gründer, beispielsweise Auszubildende, Gesellen, Meister oder Techniker, die aus Industrie oder Handwerk kommen. Da gibt es viele „Käpsele“, die sich aber bisher noch gar nicht mit dem Gedanken Gründung bzw. Selbständigkeit befasst haben. Für die sind wir auch ansprechbar.

Ortenau Journal: Konnten sie schon ein Netzwerk mit Forschungseinrichtungen, Hochschulen und weiteren Akteuren knüpfen?

Tobias Fischer: Für das InnoLaB33 bringe ich bereits ein großes Netzwerk mit und möchte dieses weiter ausbauen. Zu den Hochschulen und Akteuren in der Region gibt es bereits guten Austausch. Derzeit besuche ich auch gerade wieder Labore, um mitzubekommen, was Problemstellungen, Forschungsvorhaben und Innovationen sind. Wir haben auch überregional Austausch mit anderen Gründerzentren, die wiederum ihre Hochschulen und Universitäten als Kooperationspartner haben. Da entstehen aktuell interessante Möglichkeiten. Es wird entscheidend sein, welche Firmen und Bildungsträger bei uns im InnoLaB33 zu Hause sein werden. Auf dieser Basis können dann konkrete Kooperationen für Forschungs- und Transferprojekte eingegangen werden. Das Netzwerk ist auf jeden Fall da, wird größer, und wird nach dem Umbau das InnoLaB33 mit Leben füllen.

Visualisierung Gründerzentrum InnoLab33

Im Frühjahr 2026 soll sich das InnoLab33 mit Leben füllen. Quelle: Meurer Architektur

Ortenau Journal: Die Frage nach ihrem Konzept zur Etablierung des Gründerzentrums als Marke haben sie damit mehr oder weniger beantwortet. Der Name InnoLab33 wird dadurch ja schon bekannt gemacht.

Tobias Fischer: Genau, das InnoLaB33 ist als Name so gesetzt. Es war die Idee der Gesellschafter. Es steckt Innovation und Laborcharakter drin. Hier kann etwas getan, ausprobiert, produziert werden. Der Namenszusatz B33 kommt von der Gebäudebezeichnung „B33“ auf dem Areal. Wir sind jetzt auch mit Logo und Branding „startkLahr“. Damit wollen wir nach und nach sichtbarer werden.

Ortenau Journal: Wie gestaltet sich die Zusammenarbeit mit nectanet und foundersnet?

Tobias Fischer: Die entwickelt sich gut. Wir sind im regen Austausch, nicht nur explizit mit nectanet und foundersnet. Beim Thema Innovation und Gründung ist in der Region auch ein wichtiger Partner Black Forest Innovation mit dem neuen flow1986 angesiedelt. Wir denken gemeinsam darüber nach, welche Veranstaltungen und Formate wir generieren und etablieren können.

Ortenau Journal: Die steigende Zahl der Neugründungen von Startups steht im Widerspruch zu der derzeitigen wirtschaftlichen Krise in Deutschland. Ein Großteil davon geht auf das Konto von Bürokratie, schlechter Politik und hohen Energiepreisen. Fürchten sie nicht, dass die Startups schneller aus Deutschland auswandern, als ihnen lieb sein kann?

Tobias Fischer: Das ist tatsächlich ein Argument. Unternehmerisches Tun wird immer internationaler und bringt neben zahlreichen Vorteilen natürlich auch Nachteile. Wenn zum Beispiel ein Digital-Startup eine skalierbare App entwickelt, ist die Zielgruppe sowohl der Kunden als auch der Investoren schnell(er) international. Dass ein solches Startup bereits in den ersten Jahren mit entsprechendem Wachstum international aufgekauft wird, ist gängige Praxis. Unternehmen und Gründer in unserer Region haben eine internationale Ausrichtung, sind sich ihrer Wurzeln und ihrer regionalen Verbundenheit aber durchaus bewusst. Damit einher geht auch der Wunsch, in der Region zu arbeiten und Arbeitsplätze zu schaffen.

Ortenau Journal: Was sind typische Bürokratie-Fälle bei Startups?

Tobias Fischer: Beim Thema Bürokratie wird es tatsächlich leider gefühlt nicht besser. Es gibt viele Gründer, die gute Ideen haben, aber Angst haben vor Bürokratie oder sich immer schneller ändernden Rahmenbedingungen. Ich habe selbst gegründet und kann absolut nachvollziehen, dass es eine Herausforderung ist, wenn man Feuer und Flamme für sein „Baby“ ist, man mit potenziellen Kunden spricht und erste Projekte oder Produkte entwickelt, und dann nicht richtig schlafen kann, weil man befürchtet, dass die Gewerbeanmeldung nicht richtig ausgefüllt ist, auf Zertifizierungen wartet, Nach- und Vorauszahlungen fällig werden oder der Prototyp vor dem ersten Test zunächst noch Datenschutz-Hürden nehmen muss. Gründer müssen diese doch große Bandbreite an Fachdisziplinen eines Unternehmens abdecken, für die in einem etablierten Unternehmen ganze Fachabteilungen zuständig sind.

Ortenau Journal: Können sie an der Stelle helfen?

Tobias Fischer: Letztendlich wollen wir die größtmögliche Unterstützung gewähren, beispielsweise mit moderaten Mietpreisen aber auch inhaltlicher Unterstützung, Beratung und Netzwerk. Das gilt nicht nur für die, die bei uns einen Mietvertrag haben, sondern für alle, die in unserer Region mit Anknüpfungspunkten ans InnoLab33 unterwegs sind. Es wird Events, Seminare und Workshops in unseren Räumen zu verschiedensten Themen wie Steuern, Gesellschaftsformen, Gewerbeanmeldung, Strategieentwicklung, Innovation, Forschung usw. geben. Deshalb sind wir nicht nur ein Mietobjekt, sondern auch Anlaufstelle für Gründungs- und Innovationsinteressierte Personen, Unternehmen und Institutionen, die sich weiterbilden wollen und vielleicht erst später dann als Gründer zurückkommen.

Siehe auch hier:

Start-up-Offensive: Lahr gründet InnoLaB33 – Tobias Fischer wird Gründungsmanager

Gründer Moritz Ruff: „Das Klima für Startups ist in der Ortenau nicht offen.“

Weitere Beiträge