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Wechsel an der Spitze der Wohnbau Offenburg zu Michael Müller in Zeiten angespannter Wohnungsmärkte

Rainer Lindenmeier und Michael Müller
© Guido Gegg/Wohnbau Offenburg GmbH – Rainer Lindenmeier übergibt die Führung der Wohnbau und der Stadtbau Offenburg an Michael Müller (r.).
Nach 42 Jahren bei der Wohnbau und Stadtbau Offenburg geht Rainer Lindenmeier am 1. August in den Ruhestand. Unter seiner Führung investierten die Gesellschaften 100 Millionen Euro in den Offenburger Wohnungsmarkt. Ihm folgt Michael Müller, der den Fokus angesichts hoher Baukosten und Zinsen auf Bestandserhalt legt. Neubauten bleiben wichtig, doch ohne politischen Rückenwind bleibt bezahlbarer Wohnraum Mangelware – mit Folgen für Fachkräftesicherung und Stadtentwicklung.
Von Wolfgang Huber

Auf den Tag 42 Jahre war der Geschäftsführer der Wohnbau Offenburg GmbH und Stadtbau Offenburg GmbH, Rainer Lindenmeier, für die beiden Unternehmen tätig, wenn er am 1. August in den wohlverdienten Ruhestand geht. Der Betriebswirt mit Fachrichtung Wohnungswirtschaft und Realkredit sowie Marketing startete seine Karriere bei der Wohnbau Offenburg 1983. Von 1992 bis 2016 war er 24 Jahre als Prokurist für die Wohnbau Offenburg GmbH und die Stadtbau Offenburg GmbH tätig, bevor er 2016 die Geschäftsführung übernahm, wie die Stadt Offenburg in einer Pressemitteilung schreibt.

Verbesserte Rahmenbedingungen

Nun erfolgt der Wechsel an der Spitze der beiden kommunalen Unternehmen. Auf Lindenmeier folgt der Prokurist Michael Müller. Müller ist ebenfalls bereits seit vielen Jahren in den Diensten der Wohnbau Offenburg GmbH und der Stadtbau Offenburg GmbH. Ob er die Wohnungsknappheit in der Stadt wirksam bekämpfen kann, steht in den Sternen. Es fehlt bundesweit insbesondere an bezahlbarem Wohnraum. Voraussetzung für eine Entspannung am Wohnungsmarkt ist die Verbesserung der Rahmenbedingungen durch die Bundespolitik.

Bau-Turbo kommt voraussichtlich

Das Bundeskabinett hat den sogenannten Bau-Turbo bereits beschlossen. Dieser soll, sofern vom Bundestag gebilligt, eine erhebliche Beschleunigung der Genehmigungszeiten bringen. Michael Hölker vom Bundesverband Deutscher Baustoff-Fachhandel (BDB) schlug vor Monaten vor, auf teure Extras wie Dreifachverglasung, Tiefgaragen oder große Balkone zu verzichten. Auch mit einer breiten Vereinfachung des Baurechts, einer Absenkung der Standards und möglicherweise mit der Modularbauweise als neuen Standard könnte dem Bausektor ein langanhaltender Aufschwung bevorstehen. Die Lösungen liegen längst auf dem Tisch. Was fehlt, ist der Wille, das Thema in aller Ernsthaftigkeit anzugehen.

Problem für Wirtschaftsstandort Offenburg

Von der Umsetzung der vorhandenen Lösungsansätze durch die Bauwirtschaft, die Politik und die Verwaltungen scheint Müller nicht auszugehen. Jedenfalls lassen die Aussagen der Offenburger Stadtverwaltung nicht zwingend darauf schließen, dass die Ernsthaftigkeit der Misere in den Köpfen der Verantwortlichen angekommen ist. Sollte es langfristig keine Besserung geben, bekommen die Unternehmen am Wirtschaftsstandort Offenburg Probleme mit der Gewinnung von Fachkräften. Ohne verfügbaren Wohnraum können potenzielle neue Mitarbeiter schlicht nicht in die Stadt ziehen.

Bestandsverbesserung als Ziel

Aufgrund „erhöhter Baukosten und gestiegener Zinsen“ sehe Nachfolger Michael Müller, der bereits seit 1992 bei der Wohnbau Offenburg GmbH und Stadtbau Offenburg GmbH tätig ist, derzeit den Aufgabenschwerpunkt vor allem in der Bestandsverbesserung und im Bestandserhalt. „Ziel ist es, den Bestand mittelfristig CO₂-neutral zu machen.“ Immerhin: In Anbetracht des weiter zu erwartenden Wachstums der Stadt Offenburg sei unter Berücksichtigung der allgemeinen Rahmenbedingungen auch die Schaffung von zusätzlichem Wohnraum vorgesehen.

100 Millionen Euro investiert

Müllers Vorgänger Rainer Lindenmeier habe, begünstigt durch niedrige Zinsen, während seiner Amtszeit sowohl den Neubau von Wohnungen vorantreiben als auch den Wohnungsbestand insgesamt erhöhen und verbessern können. 100 Millionen Euro hätten die beiden Gesellschaften unter seiner Leitung in den Offenburger Wohnungsmarkt investiert. Die Zahl der eigenen Mieteinheiten der Wohnbau Offenburg GmbH stieg demnach von 2016 bis 2024 um 310 Wohnungen, 2 Kinderkrippen und 5 Gewerbeeinheiten. Die Stadtbau Offenburg GmbH habe im gleichen Zeitraum 55 Eigentumswohnungen gebaut, verkauft und in die Verwaltung übernommen.

Der aktuelle Stand an Mietwohnungen belaufe sich auf 1535. Hinzu kämen 4 Wohnheime sowie 28 Gewerbeeinheiten im Eigentum der Wohnbau Offenburg GmbH. Die Stadtbau Offenburg GmbH verwalte neben ihrer Bauträgertätigkeit 465 Wohnungen und 34 gewerbliche Einheiten.

„Zuverlässige Arbeit geleistet“

Marco Steffens, Oberbürgermeister der Stadt Offenburg und Aufsichtsratsvorsitzender der Wohnbau und Stadtbau Offenburg, würdigt der Mitteilung zufolge die zuverlässige Arbeit Lindenmeiers’: „Ich danke Rainer Lindenmeier für sein Engagement als langjähriger Prokurist und Geschäftsführer. Trotz nicht immer einfacher Rahmenbedingungen ist es ihm gelungen, beide Gesellschaften erfolgreich weiterzuentwickeln und in ruhigem Fahrwasser zu halten.“

Dank an die Beteiligten

Nun also der Stabwechsel zu Michael Müller. Lindenmeier bedankte sich bei allen Mitarbeitenden, den Aufsichtsratsvorsitzenden, deren Stellvertretenden und allen Aufsichtsrätinnen und -räten herzlich: „Sie alle haben durch Ihre Mitarbeit zum bisherigen Erfolg der Gesellschaften beigetragen. Meinem Nachfolger Michael Müller, der Wohnbau / Stadtbau und der Stadt Offenburg wünsche ich für die Zukunft alles Gute“, wird Rainer Lindenmeier zitiert.

Siehe auch hier:

Hukla-Areal: In Gengenbach hat bezahlbares Wohnen offenbar keine Lobby

Sozialwohnungen: Die Modularbauweise als Geheimwaffe gegen die Wohnungsnot

Fachkräftemangel: Wohnungsnot zwingt Arbeitgeber zum Handeln

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