Die ohnehin schwierige Suche nach Fachkräften wird durch den Mangel an Wohnungen am südlichen Oberrhein zusätzlich erschwert. 75 Prozent befürchten, dass sie durch die Wohnungsnot in Zukunft Nachteile bei der Gewinnung von Beschäftigten bekommen werden, wie die IHK Südlicher Oberrhein in einer Pressemitteilung schreibt. Mehr als 60 Prozent der Unternehmen würden dieses Risiko bereits jetzt als „hoch“ und „sehr hoch“ einschätzen. Das kam bei der Umfrage heraus, die die Industrie- und Handelskammer Südlicher Oberrhein gemeinsam mit der Freiburger Stadtbau (FSB) erstellt hat.
Auch der ländliche Raum betroffen
Bereits bei der IHK-Standortumfrage 2023 sei der Wohnungsmangel von den teilnehmenden Unternehmen als großer Risikofaktor genannt worden. „Das war der Anlass für uns, hier nachzuhaken. Wir haben selbst schon erleben müssen, dass wir Beschäftigte verloren haben, weil sie in der Region keine Wohnung finden konnten“, wird der Stellvertretende IHK-Hauptgeschäftsführer zitiert.
Die Branchen, die laut Umfrage am meisten unter der Wohnungsnot leiden, seien das Hotel- und Gastgewerbe sowie der Einzelhandel. Kleinere Betriebe mit zehn bis zwanzig Mitarbeitenden schätzen das Risko demnach insgesamt am höchsten ein. In Freiburg gaben mit 55 Prozent besonders viele Betriebe an, für ihre Mitarbeitenden keine Wohnung zu finden. Aber auch im ländlichen Raum würden 40 Prozent der Unternehmen einen Mangel an Wohnraum beklagen. „Betroffen sind letztlich alle“, so Wagner, „der Wohnraummangel wird zum Risikofaktor für unseren Standort“.
Günstige Konditionen
„Die Verfügbarkeit von Wohnraum zählt heute zu einem der wichtigsten Standortfaktoren für Arbeitgeber“, heißt es in einem Grundsatzpapier der baden-württembergischen Industrie- und Handelskammern. Die Unternehmen hätten das Problem nicht nur erkannt, viele tun auch etwas dagegen. In der Umfrage gaben 50 Prozent an, ihre Mitarbeitenden bei der Wohnungssuche zu unterstützen, 30 Prozent würden mit einem flexiblen Arbeitsplatz locken. 20 Prozent der Betriebe mieten Wohnungen für ihre Mitarbeitenden an, und 10 Prozent hätten schon eigene Mitarbeiterwohnungen erworben oder bauen lassen.
Dazu, wie diese Mitarbeiterwohnungen aussehen sollten, hätten die Unternehmen klare Vorstellungen. Bevorzugt würden laut Umfrage Appartements mit ein bis zwei Zimmern, einfacher Ausstattung und kurzen Wegen zum Arbeitsplatz. Bei der Miete seien die Unternehmen bereit, ihren Mitarbeitenden Konditionen unter der örtlichen Vergleichsmiete zu gewähren. „Die Unternehmen verfolgen nicht das Ziel, mit den Mitarbeiterwohnungen Gewinne zu erzielen“, betont Wagner, „es geht um den Fortbestand des Betriebes“.
Azubi-Wohnprojekt in Freiburg
Die Freiburger Stadtbau (FSB) habe bereits mit den Bauarbeiten für Freiburgs erstes Azubi-Wohnungsprojekt begonnen. Die insgesamt 89 Ein- und Zweizimmer-Appartements können voraussichtlich im Sommer 2026 bezogen werden. Zudem werde im Jahr 2025 der Startschuss für das FSB-Projekt „Mitarbeiterwohnen“ erfolgen, bei dem Unternehmen Wohnungen erwerben und an ihre Beschäftigten vermieten sowie die damit verbundenen Steuervorteile nutzen können – die Freiburger Stadtbau werde umfassende Serviceleistungen in der Vermietung und Verwaltung anbieten.
„Der Ausbau von Mitarbeiterwohnungen bedarf einer großen Kraftanstrengung von Unternehmen, Projektleitern und Kommunen“, sagt Alwin Wagner weiter zitiert. Baulandreserven müssen aktiviert, Baugenehmigungen beschleunigt und innovative Bauweisen gefördert werden. Kommunen bräuchten dafür den Rückhalt von oben. Wagner habe an die politischen Entscheidungsträger im Land appelliert, über Parteigrenzen hinweg an einer Lösung mitzuwirken. „Wir müssen unseren Standort attraktiv halten“, so Wagner. Die Zeit dränge: Bis 2035 könnte die Zahl der fehlenden Fachkräfte in Baden-Württemberg auf 933.000 steigen.
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