Sie sind aus Krankenhäusern, von Baustellen, aus Restaurants, dem Einzelhandel oder der Industrie kaum mehr wegzudenken: ausländische Arbeitskräfte. Ohne die zugewanderten Menschen aus verschiedenen Ecken der Welt würde die Deutsche Wirtschaft laut den Zahlen des Instituts der Deutschen Wirtschaft (IW) einen Verlust an Wirtschaftskraft von über 700 Milliarden Euro erleiden (direkt und mit Einberechnung von Wertschöpfungs-Ketten & Konsumeffekten).
Renteneintritt der Babyboomer
Man kann sich vorstellen, dass sich der Wohlstand in Deutschland so nicht halten ließe. Außerdem würden kaum noch neue Gebäude errichtet werden, der Müll würde sich in den Straßen stapeln und in den Krankenhäusern und Altenpflegeeinrichtungen würde Chaos ausbrechen.
Viele der Azubis im Europa-Park sind auch 2025 Migrant:innen. Foto: Europa-Park Erlebnis Resort
Europa-Park rekrutiert international
Auch Vorzeigeunternehmen wie der Europa-Park sind auf die migrantischen Arbeitskräfte angewiesen. So haben im September rund 100 junge Menschen, ein Großteil davon aus Ländern wie Frankreich, Usbekistan, Kirgisistan oder Südafrika, in Rust oder Waldkirch ihre Ausbildung angetreten. Der Fachkräftemangel wäre ohne sie nicht zu bewältigen und wird sich durch den Renteneintritt der Babyboomer in den kommenden Jahren noch zuspitzen. Dann fehlen zusätzlich mehrere Millionen Berufstätige.
Großteil ist berufstätig
Ein Teil der Fach- und Arbeitskräfte ist eigens für den deutschen Arbeitsmarkt angeworben worden. Ein anderer Teil kam verstärkt seit 2015 nach Deutschland. Über illegale Fluchtwege. Von den seit 2015 Angekommenen befinden sich jedoch – einem vordergründigen Eindruck zum Trotz – rund 70 Prozent in einer Beschäftigung, davon die meisten in sozialversicherungspflichtigen Jobs, wie das Institut für Arbeitsmarkt und Berufsforschung (IAB) errechnet hat. Die ausländischen Arbeitskräfte stützen damit die Sozialsysteme mit ihren Beiträgen.
Der Großteil der Migranten in Deutschland ist in den Arbeitsmarkt integriert. Foto: Drazen Zigic
Unterstützung vor Ort
Voraussetzung für eine Arbeitsaufnahme ist jedoch die Integrationsbereitschaft. Kritiker der Migrationspolitik weisen zurecht darauf hin, dass ein Teil der Zugewanderten nicht integrationswillig ist und Gesellschaft und Staat ablehnend gegenüber steht. Viele werden durch fragwürdige Inhalte in Social Media-Kanälen wie TikTok massiv negativ beeinflusst. Um so wichtiger ist es, wenn sich vor Ort private, kirchliche oder staatliche Organisationen um die Migranten kümmern und diese bei der Integration unterstützen.
Viele Schritte der Integration
Eine dieser Organisationen ist der Jugendmigrationsdienst (JMD) des Diakonischen Werks Ortenau. Unter dem Motto „Held:innenfest“ veranstaltete der JMD vergangene Woche eine bewegende und farbenfrohe Veranstaltung. Eingeladen waren dazu junge Menschen mit Migrationsbiographie, die bereits viele Schritte der Integration erfolgreich gemeistert und durch das Team des JMD Unterstützung erfahren haben, wie die Diakonie in einer Pressemitteilung schreibt.
Schulabschluss und Ausbildung
Ziel der Veranstaltung sei es gewesen, die persönlichen Erfolge junger Zuwander:innen sichtbar zu machen und ihnen Anerkennung für ihren Weg und ihre Leistungen zu schenken. Wie Felix Neumann vom JMD auf Anfrage erklärt, haben diese Menschen multiple Hürden bei der Integration genommen und beispielsweise einen Schulabschluss erlangt, eine Ausbildung begonnen oder eine solche bereits abgeschlossen. Andere hätten ein Universitätsstudium begonnen.
Ausgelassene Stimmung
So versammelten sich rund 50 Gäste unterschiedlicher Herkunft bei bestem Wetter und ausgelassener Stimmung in den Räumlichkeiten des Kehler Haus der Jugend, heißt es in der Mitteilung. Vor Ort waren demnach junge Menschen aus Ländern wie Afghanistan, Syrien, Togo, Magagaskar und Bosnien.
Rund 50 junge Menschen nahmen an dem Event in Kehl teil. Foto: Felix Neumann/DW Ortenau
Freude bei den Gastgebern
Neben einem Foodtruck und Lagerfeuer gab es liebevolle Dekoration mit unterschiedlichsten Heldenmotiven in den weitläufigen Gartenanlagen, die auch unter Mitwirkung der jungen Gäste vorbereitet worden seien. Sehr zur Freude der vier Gastgeber:innen Annette Ozong, Felix Neumann, Katja Oser und Lea Javelot vom JMD Kehl.
Ausdruck von Wertschätzung
Mit dabei war auch die Dienststellenleitung des Diakonischen Werks Kehl, Gabriele Neumann, sowie Natascha Kaiser, Leitung des städtischen Fachbereichs Bildung, Soziales und Kultur. Beide drückten ihre Wertschätzung gegenüber den jungen Menschen aus. Diese hätten durch die Unterstützung des JMD neue Perspektiven gewonnen. Unterstützung in Form einer Kofinanzierung kam demzufolge auch von der Bürgerstiftung Kehl, für die Karl Haase an dem Event teilnahm.
„Teil unserer Stadt“
„Diese Veranstaltung ist ein Zeichen der Wertschätzung und des Stolzes. Die anwesenden jungen Menschen haben Hürden überwunden, sich integriert und ihre Ziele verfolgt – das verdient öffentliche Anerkennung“, wird Gabriele Neumann zitiert. „Sie sind Teil unserer Stadt und unseres Landes und bringen sich hier hervorragend ein. Für uns ist die Arbeit mit ihnen eine große Bereicherung.“
Austausch und Inspiration
Neben Redebeiträgen und kulinarischen Angeboten bot das Fest Raum für persönliche Geschichten, Rückblicke und Ausblicke, schreibt der JMD weiter. Beim gemeinsamen Essen konnten sich die Teilnehmenden über ihre individuellen Meilensteine austauschen und sich gegenseitig inspirieren. Der erwähnte Foodtruck gehört Mnyar Nasser Eden. Gemeinsam mit seiner Frau Yara bot er syrische Spezialitäten und stets ein freundliches Lächeln. So wie man ihn kenne von seinem beliebten Stand auf dem Kehler Wochenmarkt.
Das Held:innenfest trug zur Inspiration bei. Foto: Felix Neumann/DW Ortenau
Kraft der Vielfalt
Das Held:innenfest sei nicht nur ein Moment des Feierns, sondern auch ein starkes Zeichen für gesellschaftliche Teilhabe und die Kraft der Vielfalt gewesen. Außerdem habe die Veranstaltung gezeigt, wie wichtig das Engagement der Zivilgesellschaft sei. Integrationserfolge lassen sich am besten erzielen, wenn Migrant:innen sich von Einheimischen akzeptiert und angenommen fühlen. Dafür dürfte dieses Fest ein gutes Beispiel sein.
Der Jugendmigrationsdienst Kehl ist Teil der rund 500 JMDs in ganz Deutschland. Sein Angebot richte sich an junge Menschen im Alter von 12 bis 27 Jahren und umfass neben der Beratung Gruppenangebote und Netzwerkarbeit.
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