red/Wolfgang Huber
Entsprechend dem Motto der Jahreskampagne des Deutschen Caritasverbands gibt der Vorstand des Caritasverbands Vordere Ortenau die Devise für 2025 aus, auch angesichts der Bundestagswahl am 23. Februar. „Wir wollen, dass die Leute zu uns kommen und andocken können. Wir wollen die Türen öffnen,“ so Möschle in einer Pressemitteilung.
Der Sozialstaat gerät zunehmend unter Druck. Mehrere Parteien planen Einschnitte ins Sozialsystem, um Kosten zu sparen. Es sind die gleiche Parteien, die auch eine Reform oder gar Abschaffung der Schuldenbremse strikt ablehnen. Angesichts der gewaltigen Aufgaben des Staates wie Digitalisierung, Landesverteidigung, Gesundheitswesen, Pflege, Infrastruktur u.v.m. ist mit einem Kahlschlag im sozialen Bereich zu rechnen.
Vielfältige Beratungsangebote
In der vorderen Ortenau gibt es Anlaufstellen in vier Städten. Um alle Dienste aufrecht erhalten zu können, sei eine weiterhin planbare Finanzierung durch Kirchensteuermittel, Mittel des Landkreises sowie des Landes und Bundes unverzichtbar, schreibt der Caritasverband. Der Caritasverband Vordere Ortenau bietet u. a. Schuldnerberatung, Schwangerschaftsberatung, Trennungs- und Scheidungsberatung und psychologische Beratung an. Er helfe Menschen, denen der Verlust der Wohnung droht und mache Angebote für pflegebedürftige Senioren und Menschen mit psychischen Erkrankungen. „Es ist sehr wichtig, dass die Türen von sozialen Einrichtungen und Diensten offen bleiben“, so Vorstand Robert Sauer. Deshalb sei das Jahresmotto des Deutschen Caritasverbandes gerade im Jahr der Wahl zum neuen Bundestag passend.
Jeder Mensch könne jederzeit von einer Lebenskrise getroffen werden und Hilfe brauchen, wissen die Caritasvorstände. Deshalb seien sie von ihren niederschwelligen Anlaufstellen in Offenburg, Kehl, Achern und Oberkirch überzeugt. Ihre Erfahrung nach braucht es Beratung und praktische Unterstützung, auch durch Profis wie Sozialarbeiter, Erzieher, Pflegekräfte oder Psychologen, um Abwärtsspiralen zu stoppen.
Türen offen halten
Wichtig ist dem Caritasverband Vordere Ortenau auch die Zusammenarbeit mit anderen sozialen Dienstleistern und Wohlfahrtsverbänden. „Über unsere Vernetzung und Zusammenarbeit mit anderen Diensten öffnen wir ebenfalls Türen“, so Robert Sauer. Etwa, wenn ein Mensch mit psychischer Erkrankung den Weg von der Tagesstätte in eine niederschwellige Arbeit findet. Oder eine Person mit niedrigem Einkommen im Tafelladen günstig einkaufen kann. Mit dem Jahresmotto „Caritas öffnet Türen“ soll auch deutlich werden, dass Türen zu sozialen Diensten unbedingt offengehalten werden müssen.
Unterdessen haben der Caritasverband Vordere Ortenau und Reha Offenburg, die Gesellschaft zur Förderung psychisch Kranker, eine Zusammenarbeit bekannt gegeben. Beide begleiten und fördern Menschen mit psychischen Erkrankungen. Und beide hätten sich das Thema Nachhaltigkeit auf die Fahnen geschrieben. Der Caritasverband Vordere Ortenau sammelt bereits seit einem halben Jahr altgediente Handys, unter anderem in seiner Geschäftsstelle in der Okenstraße. Nun bekommt er Verstärkung durch die Reha Offenburg.
Neuer Standort hat sich bewährt
Man habe einen Partner gefunden, der die alten Handys reinigt, aufbereitet, günstig weiterverkauft und Teile des Erlöses für soziale Projekte spendet. „Wir stellen auch Sammelboxen in unseren Werkstätten auf und ich rechne damit, dass sie recht schnell voll sein werden und wir weitere brauchen“, sagt Melanie Gronert, Prokuristin der Reha Offenburg mbH, laut der Pressemitteilung.
Der Umzug des Krehativ-Ladens vom Standort neben dem Salmen in die Steinstraße im Juni 2024 sei der richtige Schritt gewesen, sagt sie: „Wir haben jetzt deutlich mehr Kundschaft und sind barrierefrei zugänglich.“ Bei Krehativ gebe es handgemachte Dinge, die in Werkstätten für Menschen mit psychischen Beeinträchtigungen entstanden sind. Dazu gehören auch Produkte der Tagesstätte des Caritasverbandes in Achern.
Wenn ein Klient der Tagesstätte in Achern in Richtung einer Werkstattbeschäftigung gehen möchte, könne er das in zwei Zwischenschritten. „Eine Person hat den Wechsel inzwischen geschafft und wir hoffen, dass es weitere gibt“, so Robert Sauer. Der Einstieg in eine niederschwellige Arbeitsgelegenheit bei Reha Offenburg laufe erfolgreich als Projekt des Landratsamtes.
100 Briefe an Klienten der Reha Offenburg
Gemeinsam würden Caritasverband und Reha Offenburg derzeit auch ihr Fachwissen in eine Expertengruppe des Ortenaukreises einbringen. Ihr Ziel seien zukunftsfähige Lösungen für die Assistenz im Wohn- und Sozialraum, die beide Anbieter für Menschen mit psychischen Erkrankungen leisten.
Zuletzt hätten mehr als 100 Klienten der Reha Offenburg liebevoll geschriebene und gestaltete Briefe zu Weihnachten bekommen. Die Aktion „Brief.Freunde“ werde vom Bereich youngcaritas des Caritasverbandes koordiniert. Schulklassen würden dabei an Menschen schreiben, die sie nicht kennen und die sonst wenig Post bekommen.
Der Caritasverband Vordere Ortenau bietet vielfältige Hilfe im Bereich der Altenhilfe in Form des Betriebs von Pflegeheimen oder Betreutem Wohnen. Außerdem im Bereich der Aufsuchenden Dienste wie die Frühe Familienhilfe oder die Soziale Gruppenarbeit. Es gibt Beratungsangebote wie die Migrationsberatung oder die Zentrale Fachstelle Wohnen und nicht zuletzt an zahlreichen Schulen. Die Organisation betreibt auch einen Tafelladen in Achern und vieles mehr.
1.000 rote Türen bundesweit
Zentraler Eyecatcher bei der Jahreskampagne unter dem Motto „Da kann ja jeder kommen. Wir öffnen Türen“ sind dann auch tatsächlich 1.000 rote Türen, die auf Nachfrage der einzelnen Caritas-Ortsverbände platziert werden, wie Mechthild Greten, Pressesprecherin Caritasverband Deutschland auf Anfrage mitteilt. „Jeder der 650 Ortsverbände kann selbst entscheiden, in welcher Weise die Türen eingesetzt werden“, so Greten. Oftmals würden sie ausgeliehen für einen Pressetermin, um auf das Thema „Erhaltung des Sozialstaats“ aufmerksam zu machen.
Die Türen seien im Zusammenhang mit verschiedenen Themen auf Plakaten, Blow Ups und Social Media zu sehen. Die Kampagnen soll laut der Sprecherin in der Presse, evtl. im Hörfunk, TV, Social Media, auf der Website des Verbands unter www.caritas.de und bei Aktionen vor Ort eingesetzt werden. Mit dem Kampagnenstart hat der Caritasverband Deutschland 10 Thesen zur Bundestagswahl 2025 mit dem Titel „Sozialpolitik für alle – Türen für die Zukunft offenhalten“ veröffentlicht. Diese befassen sich u. a. mit der Generationenfrage, der Digitalisierung, der Klimapolitik, Familienpolitik oder der Globalisierung.
Vielfältige Finanzierung
Die Finanzierung des Caritasverbands Deutschland insgesamt trägt sich durch mehrere Komponenten. Zum einen gibt es Fördermittel von der EU sowie von Bund, Ländern und Kommunen. Bestimmte Leistungen wie die Altenpflege werden über die Sozialversicherungen der Pflege- , Kranken-, Renten- und Unfallkassen abgerechnet. Außerdem gibt es Spenden, Stiftungen und Beiträge von Menschen, die Leistungen der Caritas in Anspruch nehmen. Eigene Einnahmen erzielt die Caritas durch Kirchensteuer, Mieten, Förderfonds und Zinsen.
Foto: Robert Sauer und Kai Möschle (von links), Vorstände des Caritasverbandes Vordere Ortenau, möchten weiterhin vielen Menschen in Not Türen öffnen.
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