In seinem Beitrag im HR Journal beschreibt Harald Linné, Co-CEO des Interim-Management-Spezialisten Atreus, eine Wirtschaftswelt, die 2025 „ihre goldenen Zeiten hinter sich gelassen hat“. Die neue Realität: geopolitische Spannungen, volatile Energie- und Materialpreise, wachsender Regulierungsdruck – und eine KI-Lücke, die viele Unternehmen massiv zurückwirft.
Gefährliche Mischung
Eine aktuelle Atreus-Leadership-Studie mit rund 800 Top-Führungskräften zeigt laut Linné deutlich, dass deutsche Unternehmen zugleich unter Kostenexplosion, Innovationshemmnissen und kulturellen Blockaden leiden. Die Folge sei eine gefährliche Mischung aus abnehmender Wettbewerbsfähigkeit und zunehmender Unsicherheit.
Zu wenige KI-Investitionen
Während der globale Wettbewerb – getrieben von internationalen Tech-Clustern – an Tempo gewinnt, agieren viele Organisationen zu zögerlich. Investitionen in Zukunftstechnologien bleiben weit hinter dem notwendigen Niveau zurück. Wie Linné betont, investieren die meisten Unternehmen lediglich „Bruchteile ihres Umsatzes“ in KI. Aus Angst vor Fehlinvestitionen stagniert die Modernisierung – mit der Konsequenz, dass zwei Drittel der deutschen Unternehmen bislang kaum KI integriert haben und international Gefahr laufen, dauerhaft den Anschluss zu verlieren. Gleichzeitig bremsen politische Unsicherheit, Datenschutzvorschriften und eine fehlende Fehlerkultur zusätzlich die Entwicklung.

Unternehmen nutzen Chancen durch KI-basierte Analytik. Foto: DC Studio/freepik
Nicht die Risiken verwalten
Linné betont jedoch, dass gerade in dieser Krise Chancen liegen. Unternehmen, die konsequent auf technologische Modernisierung, Automatisierung und mutige Talententwicklung setzen, könnten nicht nur stabil bleiben, sondern Marktanteile gewinnen. Seine Analyse zeigt: Entscheidend sei ein Führungsstil, der aktiv Chancen nutzt, statt Risiken zu verwalten. Dazu gehören schnelle Pilotprojekte in Bereichen wie KI-basierter Analytik, digitalem Customer Engagement oder automatisierten Lieferketten. Erfolg müsse messbar sein, um Vertrauen zu schaffen – und dann skaliert werden.
Notwendige Doppelstrategie
Kosteneffizienz und Innovation sieht Linné nicht als Gegensätze, sondern als notwendige Doppelstrategie. Investiert werden solle dort, wo der größte Output entsteht, unterstützt durch schlanke Governance-Strukturen. Gleichzeitig brauche es kulturelle Transformation: Lernprogramme, interdisziplinäre Teams und eine offen gelebte Fehlerkultur sollen die organisationale Experimentierfreude stärken.
Standortfaktoren neu bewerten
Zentral in Linnés Argumentation im HR JOURNAL ist die Rolle von KI als „Überlebensstrategie“. KI müsse in der Unternehmensstrategie verankert sein – inklusive Ethikstandards, Daten-Governance, internationaler Kooperationen und offener Schnittstellen. Unternehmen sollten zudem Standortfaktoren neu bewerten: Energieeffizienz, Infrastruktur, Fachkräfteangebot und politische Stabilität werden zu Schlüsselparametern. Szenarioplanungen für geopolitische Risiken und Entscheidungsmechanismen für schnelle Reaktionen gehören für ihn ebenso zum Pflichtprogramm.
Die Make-or-Buy-Strategie
Auch Outsourcing bewertet Linné differenziert. Ja, externe Standorte können Kosten senken und Flexibilität erhöhen – aber nur bei klarer Make-or-Buy-Strategie, stabiler Governance und Risikoabwägung. Hybride Modelle aus Nearshoring, Multi-Location und regionalen Clustern bieten aus seiner Sicht die beste Balance aus Agilität und Versorgungssicherheit.

Mitarbeiterentwicklung ist essentiell für den Unternehmenserfolg. Foto: freepik
Die essentiellen Fähigkeiten
Der Leadership-Kompass müsse dabei stimmen: Anpassungsfähigkeit, Innovationskraft und Talentmanagement seien die drei essenziellen Fähigkeiten moderner Führung. Linné macht deutlich, dass Mitarbeitendenentwicklung und sinnstiftende Perspektiven unverzichtbar sind, um Talente zu gewinnen und zu halten. Zugleich beschleunigt KI Innovationszyklen, während Automatisierung Reibungsverluste reduziert.
Im schwierigen Umfeld wachsen
Trotz Investitionszurückhaltung im Markt bleibt Linné optimistisch: Wer jetzt klar priorisiert, Ressourcen effizient einsetzt und auf schnelle, sichtbare Ergebnisse setzt, kann auch im schwierigen Umfeld wachsen. Sein Fazit: Unternehmen brauchen Mut zur Transformation, eine ambitionierte Agenda und konsequente Entscheidungen. KI, Automatisierung, Produktentwicklung und Talententwicklung sollten ganz oben auf der Investitionsliste stehen – nicht als Vision, sondern als unmittelbar umzusetzende Realität.
wh/ChatGPT
Hier geht´s zum Ausgangsartikel: HR JOURNAL Strategie in der Krise: So gewinnen Unternehmen jetzt Marktanteile
Siehe auch hier:
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