Derzeit wabert die Debatte um eine Wehrpflicht durch Deutschland. Bis 2009 gab es sie und damit auch den Zivildienst für jene, die keine Waffe in die Hand nehmen wollten. Sie waren in Sozialen Einrichtungen oder Gesundheitseinrichtungen oder in der Altenpflege unverzichtbarer Bestandteil des Personalbestandes, um den Betrieb zu unterstützen und am Laufen zu halten. Auf Bundesebene gibt es seit einiger Zeit den Bundesfreiwilligendienst (BFD), um den Bedarf etwas zu decken.
FSJ auf Länderebene
Zusätzlich gibt es auf Länderebene das FSJ (Freiwilliges Soziales Jahr). Das ist ein Freiwilligendienst in sozialen Bereichen. Er wird in Deutschland für Jugendliche und junge Erwachsene angeboten, die die Vollzeitschulpflicht bereits erfüllt haben und noch nicht das 27. Lebensjahr vollendet haben, also ihren 27. Geburtstag noch nicht gefeiert haben, sie die Website www.bundes-freiwilligendienst.de schreibt.
Thema Kalkputz
In Lahr gab es nun einmal mehr ein gelungenes Beispiel für den Einsatz von FSJlern. 22 FSJlerinnen und FSJler der Jugendbauhütte Baden-Württemberg widmeten sich in ihrer Seminarwoche von Montag bis Freitag, 13. bis 17. Oktober 2025, dem Thema Kalkputz: Sie sorgten dafür, dass die 90 Quadratmeter große Nordwand des Streifenhauses der Römeranlage im Lahrer Bürgerpark wieder wetterfest wird und weiß erstrahlt.
Stück für Stück saniert
Jedes Jahr im Oktober findet eines von sechs Seminaren der Jugendbauhütte Baden-Württemberg in Lahr statt. Das Projekt der Deutschen Stiftung Denkmalschutz kooperierte nun schon im zweiten Jahr mit dem Lahrer Stadtmuseum, um das Streifenhaus Stück für Stück zu sanieren. Ziel war, die Römeranlage als attraktives Ausflugsziel und Lernort für alle Altersklassen von nah und fern auszubauen.
Mit Lehm verputzt
2024 haben die FSJlerinnen und FSJler der Jugendbauhütte Baden-Württemberg die Nordwand des Streifenhauses mit Lehm verputzt. Dafür haben sie den Lehm von Hand abgeschlagen, mit Stroh und Ton aufgearbeitet und zurück an die Wand geworfen. In diesem Jahr kam der Kalkputz an die Reihe: Interessierte konnten den jungen Handwerkerinnen und Handwerkern bei der Arbeit am Streifenhaus, Mauerweg 9 in Lahr, zusehen und gerne auch Fragen stellen.
FSJlerinnen und FSJler bringen am Streifenhaus der Lahrer Römeranlage Kalkputz auf. Fotos: Stadt Lahr
Moderne Bautechniken
Die römische Bauweise wird in Materialwahl, Konstruktion und Technik – soweit möglich und bekannt – nachgeahmt. Dabei werden zugunsten einer längeren Lebensdauer einzelne behutsame Kompromisse geschlossen. Vor allem werden moderne Bautechniken eingesetzt, um Rissen im Putz vorzubeugen. Bis auf Verpackungen entstehen auf der Baustelle keine Abfälle – somit handelt es sich um eine sogenannte Zero-Waste-Baustelle. Dies und der Umstand, dass viele Jugendliche einen Beitrag zum Gemeinwohl über Freiwilligendienste leisten wollen, ist für uns die „Good News“ des Tages.
Sanierung koordiniert
Astrid Paul, Fachkraft für Lehmbau und Geschäftsführerin der ökologischen Planungs- und Baubetriebe naterra GbR und LehmKunstWerk in Karlsruhe, plante und koordinierte die Sanierung. Sie und ihr Mitarbeiter Agung Korngiebel leiteten die FSJlerinnen und FSJler bei der Arbeit mit den unterschiedlichen Kalkgrundierungen und Kalkputzen an. Der Maurermeister im Ruhestand und Archäologiestudent Otto Ganter, der zurzeit ein Museumspraktikum absolviert, stand ihnen unterstützend zur Seite.
Römische Wurzeln des Stadtteils
Vor sieben Jahren hat die Stadt Lahr im Zuge der Landesgartenschau auf der Römeranlage im Bürgerpark die Rekonstruktion eines römischen Streifenhauses in Originalgröße und einen archäobotanischen Garten errichten lassen. Die Anlage soll an die römischen Wurzeln des Stadtteils Dinglingen erinnern, wo sich vor 1800 Jahren ein römisches Straßendorf, lateinisch „vicus“, befand. Seit der Eröffnung haben Wind und Wetter, Baumängel und Vandalismus vor allem der Nordwand des Streifenhauses zugesetzt. Die Bürgerstiftung Lahr – Reichswaisenhaus 1885 und der Förderstiftung Archäologie in Baden-Württemberg unterstützten die aufwändige Sanierung finanziell.
Tag des offenen Denkmals
Das Streifenhaus wird im Rahmen der Museumsfeste – das nächste ist das Gallo-römische Fest am Sonntag, 17. Mai 2026 – und dem Tag des offenen Denkmals für die Öffentlichkeit geöffnet. Zusätzlich können Führungen für Gruppen und Schulklassen, Kindergeburtstage und Betriebsfeiern gebucht werden. Die gesamte Römeranlage ist Teil des Lahrer Stadtmuseums.
Foto: Gruppenfoto vor der Römeranlage (hintere Reihe, von links): Hermann Kleinschmidt, ehrenamtlicher Stellvertreter des Oberbürgermeisters; Dr. Beate Grimmer-Dehn, 1. stellvertretende Vorsitzende der Gesellschaft für Archäologie in Baden-Württemberg e.V.; Silke Höllmüller, FSJler Constantin Berthele; Matti Mielke, Bildungsreferent der Jugendbauhütte Baden-Württemberg. Vordere Reihe (von links): FSJlerinnen Anne Herz, Jule Denter und Antonia Bobke; Vera Bregler, Kulturvermittlerin der Römeranlage, sowie Astrid Paul, Ingenieurin, Fachkraft für Lehmbau und Geschäftsführerin der „naterra GbR“ und „LehmKunstWerk“.
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