Wie geht erfolgreiches Digital Marketing? Welche KI-Lösungen verändern gerade den Markt? Und welche neuen Geschäftsmodelle entstehen daraus? Antworten auf diese und viele weitere Fragen lieferte die Blackforestspace 2025. Die Fachkonferenz für Digitales Marketing, Technologie und KI fand diese Woche in der Messe Offenburg statt. Mit mehr als 50 Top-Speakern, Masterclasses, Panel-Talks sowie einem Expo-Bereich mit mehr als 30 Ausstellern.
Erfolgsreich im Business
Der Veranstalter Local Ventures hatte eine Reihe prominenter Speaker eingeladen. Darunter Michael Mack, CEO von MACK One und geschäftsführender Gesellschafter des Europa-Park, Rebecca Gottwald, Chief Operating Officer des Burda Verlags oder Fabian Silberer und Marco Reinbold, die mit dem Startup sevdesk unheimlich erfolgreich sind. Nicht zuletzt war auch eine Fußballer-Legende des SC Freiburg dabei: Nils Petersen. Er war auch Hauptgesprächsthema, denn die meisten Messebesucher waren gespannt darauf, was der der ehemaligen Edel-Joker der Breisgau-Brasilianer zu sagen hat.
Erfolge und Abstiege
Seine Karriere hat der sympathische Ex-Stürmer 2023 beendet. Mittlerweile arbeitet er als Autor und TV-Experte. Außerdem ist er als Investor tätig ist. Vor seinem Panel-Talk auf der Mainstage der Blackforestspace 2025 habe ich Nils Petersen zum Interview getroffen. Er spricht über Erfolge, Krisen und Abstiege und wieso er nicht als ewiger Joker einfach den Verein gewechselt hat. Schließlich verrät er, wieso „echter“ Fußball dem Roboterfußball immer etwas voraus hat.
Ortenau Journal: Können sie sich noch an den 23. Mai 2009 erinnern?
Nils Petersen: Nein
Ortenau Journal: An dem Tag hatten sie ihr Erstligadebüt! Am 34. Spieltag beim 3:0-Sieg im Heimspiel mit Energie Cottbus gegen Bayer 04 Leverkusen. Sie wurden in der 84. Minute für Stiven Rivić eingewechselt. Der Trainer war Bojan Prašnika. Wie lange hat es gedauert, bis sie sich in der Bundesliga angekommen fühlten?
Nils Petersen: Ich hatte, bis ich aufgehört hatte, immer das Gefühl: „Du bist hier Fehl am Platz.“ Weil ich mir das Selbstverständnis immer erst holen musste durch gute Spiele – dieses Gefühl, hier richtig zu sein. An jenem 23. Mai habe ich verinnerlicht, dass ich für alle Tage Erstligaspieler sein werde. Egal ob für ein Spiel oder für 297. Aber immer Bundesligaspieler zu sein, hatte ich an dem Tag realisiert.

Das Ortenau Journal traf Nils Petersen am Rande der Messe Blackforestspace 2025 in Offenburg. Fotos: Wolfgang Huber
Ortenau Journal: Ihre Karriere verlief nicht geradlinig. Sie sind zweimal abgestiegen. Erst mit Carl-Zeiss Jena, dann mit Energie Cottbus.
Nils Pertersen: Und mit Freiburg.
Ortenau Journal: Wie haben sie diese Erfahrungen geprägt?
Nils Petersen: Das klingt immer wie eine Floskel, wenn man sagt, dass man aus Niederlagen und Tiefs lernt. Das ist halt einfach so. Aber damit einen Umgang zu lernen, Niederlagen einzustecken oder Tiefschläge zu ertragen, ist schwierig. Aber da hab ich auch gemerkt, wie geil es ist, einen Teamsport zu betreiben, dass man zusammen verliert und zusammen gewinnt. Geteiltes Leid ist halbes Leid. Und wenn wir mit Freiburg mal abgestiegen sind oder 4:0 in Dortmund verloren haben, war danach auf der Rückfahrt vieles besser, weil man eben im Team verloren hat. Das macht vieles leichter.
Ortenau Journal: Gut, in Dortmund war es ja immer schwierig für Freiburg.
Nils Petersen: Genau, das war jetzt kein gutes Beispiel, da haben wir fast immer verloren.
Ortenau Journal: In Freiburg sind sie eine Legende. Sie haben über 100 Tore für den SC geschossen und sind mit 38 Jokertoren Rekordhalter in dieser Wertung. Als Zuschauer hat man sich aber öfter gefragt, warum sie nicht in der Startelf stehen. Wieso war das für sie kein Grund, sich noch einmal einen neuen Verein zu suchen?
Nils Petersen: Ich habe es nie bereut, in Freiburg geblieben zu sein. Ich habe mich sehr wohl gefühlt, den Standort und den Verein geliebt. Auch die Stadt, meine Frau kommt von da. Ich habe eine Heimat, ein Zuhause. Das hat man als Fußballer selten. Jetzt können Business-Menschen sagen: „Wie kannst du nur. Du hast nur dieses eine Fußballer-Leben.“ Ja, aber ich kam schon vorher gut herum. Ich habe in Bremen oder bei Bayern einiges erlebt. Vielleicht bereue ich es irgendwann, nicht ins Ausland gewechselt zu sein. Aber ansonsten habe ich wirklich zu keinem Zeitpunkt eine Entscheidung getroffen GEGEN mich, sondern immer FÜR mich. Ich habe mich einfach wohl gefühlt, obwohl ich wenig gespielt habe.
Ortenau Journal: Nach der Fußballer-Karriere haben sie eine zweite Karriere gestartet: als TV-Experte bei RTL oder DAZN oder Kolumnist beim Kicker. Sind sind Teil des Medienzirkus. Haben sie ein TV-Expertenvorbild, z. B. Günter Netzer, Lothar Matthäus oder Didi Hamann?
Nils Petersen: Es gibt nicht den einen. Früher habe ich mehr die Spiele geschaut. Jetzt schaue ich auch vor oder nach dem Spiel und in der Halbzeit. Da nehme ich viel mit. Wer redet gut? Wer ist unterhaltsam? Sandro Wagner war sehr unterhaltsam. Christoph Kramer ist sehr analytisch. Ich orientiere mich also eher an den Jüngeren, wo ich mich mehr wiederfinde.
Ortenau Journal: In ihrem Buch „Bank-Geheimnis“ erzählen sie ihre Entwicklung zum Profi und das Leben im hitzigen Fußball-Business. Gab es einen Punkt in ihrem Leben, wo sie die Karriere am liebsten hingeschmissen hätten?
Nils Petersen: Ja natürlich. Ich bin viel mit meiner Frau spazieren gegangen. Gerade vor der Corona-Zeit 2018 ging es mir nicht gut. Da hatte ich die Leichtigkeit verloren, die Lebensfreude. Ich habe Tore erzielt, und mich während dem Spiel nicht freuen können. Das hat mir schon Angst gemacht. Ich habe dann aber gute Wege beschritten und unter anderem anderthalb Jahre lang eine Therapie gemacht. Dadurch habe ich wieder aufs Gleis gefunden. Klar, die Momente gab´s immer. Es ist halt eine Leistungsgesellschaft, da passen Schwächen nicht so ins Spiel, weil man da immer Körner lässt und dementsprechend weniger Leistung zeigt.
Ortenau Journal: Was sind für sie die Top-Trends bei der Blackforestspace 2025 bzw. worum geht es bei ihrem Auftritt auf der Bühne?

Messebesucher verfolgen einen Panel-Talk mit Ulf Tietge vom team tietge (r.). Foto: Wolfgang Huber
Nils Petersen: Wir machen ja jetzt gleich einen Panel-Talk. Wir sind zu dritt auf der Bühne. Die anderen beiden werden mehr über Digitalisierung und KI sprechen, ich eher aus der Perspektive eines Menschen, der so etwas bedient. Wie man mit Druck umgehen kann, wie ich zu den ganzen neuen Portalen stehe und wie man das als Spieler sieht, wenn Daten KI-getrieben sind. Aber man kann noch nicht alles messen. Zum Glück. Also ich spreche einfach aus der Sicht eines Sportlers.
Ortenau Journal: Die Roboterfußballer der Hochschule Offenburg haben bei den World Humanoid Robot Games in Peking Silber gewonnen. Die Entwicklungsschritte in dem Bereich kommen immer schneller. Was wird aber der „echte“ Fußball den Maschinen immer voraus haben?
Nils Petersen: Das Dopamin, dass man einfach ausschüttet und was man ausstrahlt! Der Fan, der auf der Tribüne sitzt oder vor dem TV-Gerät und das Spiel schaut, der will ein Gesicht sehen. Wir werden ja auch mehr erkannt als Eishockeyspieler, wie in Freiburg beispielsweise. Weil die einen Helm auf haben. Aber sonst erkennst du den Spieler. Der lacht und freut sich und trauert authentisch. Ich glaube, das wird noch ewig dauern, bis das ein Roboter hinkriegt. Man kauft sich ja auch nicht das Trikot an sich von einem Verein, sondern man kauft sich oft das Trikot wegen einem bestimmten Spieler. Das verbindet. Dass man das mit einem Roboter hinkriegt, glaub ich nicht.
Ortenau Journal: Das heißt, den traditionellen, realen Fußball wird es auch in 100 Jahren noch geben?
Nils Petersen: Ich hoffe es sehr. Ich bin mir dessen bewusst, dass viele Berufstätige aufpassen müssen, dass sie ihren Job nicht an die KI verlieren. Aber ich denke, beim Fußball wird es noch länger dauern. Zum Glück.
Siehe auch hier:
Einst Underdog – jetzt Champions League? Der Reifeprozess des SC Freiburg zum Renommierklub
Herrenknecht wird Premiumpartner beim SC Freiburg – Trainer Julian Schuster verlängert
Hier zum Abschluss die Homestory von Weberhaus mit Nils Petersen: