Sakrale Musik aus drei Kontinenten brachte am Samstag zahlreiche Zuhörer aus Deutschland, Frankreich und aus der weiten Welt in der Christuskirche zusammen – und näher. Sie beglückte sie mit zeitloser Schönheit. Musiker aus sehr unterschiedlichen Kulturen und Religionen veranschaulichten durch ihre Darbietung, wie einfach Verbrüderung und Frieden entstehen können: Frieden braucht keinen physischen Raum, Gemeinschaft keine Mauern, um zu gedeihen – nein, sie brauchen nur den kurzen Weg vom Herz zum Herzen.
Ergreifende Stimme
„Raga Mantra“ eröffnete das Konzert mit Ragas – uralten, aber in Indien noch quicklebendigen sakralen hinduistischen Liedern, mündlich überliefert – vorgetragen von der aus Mumbai stammenden Sängerin und Musikwissenschaftlerin Gopika (Künstlername). Sie hat eine ergreifende Stimme: Ihr Gesang auf Sanskrit, nach innen gekehrt, ist Gebet. Die instrumentale Begleitung durch den französischen Gitarristen und Sänger Nadaka (Künstlername) wirkt abrundend, aber auch als Pendant dazu und bringt eine zeitgenössische Note (Instagram @ragamantra).
Musiker aus drei Kontinenten vereinigten sich in der Christuskirche. Trio Tigrane Kazazian (r.). Fotos: Simona Ciubotaru
Meditative Atmosphäre
Der Musiker hat aus einer akustischen Gitarre ein komplexes Instrument gebaut, das er Geet–Taar nennt. Es klingt gleichzeitig wie das klassische indische Instrument Sitar und wie eine Gitarre, mit elektronischen Klangeffekten. Keshava, der Percussionist der Band, fehlte leider am Abend. Doch auch ohne Tabla (indisches Percussioninstrument) vermochten die beiden reifen Künstler, eine authentische, meditative Atmosphäre zu erschaffen.
Zeitlose Kompositionen
Auch aus der Musik des Trios „Tigrane Kazazian“ schien die Unendlichkeit zu atmen. Das aus Armenien stammende Gespann besteht aus dem subtilen Komponisten und Bandleader Tigrane Kazazian (Instagram @tigranekazazian) am Oud (traditionelles Saiteninstrument, das seinen Ursprung im Nahen Osten hat und als Vorläufer der europäischen Laute gilt), der klanglich facettenreichen Pianistin Lucy Khanyan und Arsen Petrosyan, einem wundervollen Duduk-Spieler (Duduk ist eine tief und weich klingende armenische Flöte). Die zeitlos wirkenden Kompositionen schlagen pastellfarbene Bögen zwischen Ost und West, zwischen christlich-byzantinischen Modulationen und arabischen, filigranen Klängen.
Essenz des Lebens
„Jede Minute formt unsere Seele und verändert ihre Schwingungen. Jedes Instrument hat seine eigene Schwingung, je nach Inspiration des Musikers, für den es Quelle und Essenz des Lebens ist. Oud, Klavier, Duduk und Percussion stimmen sich aufeinander ab, um das Geheimnis zu finden, die Offenbarung des Mysteriums, das jeder Schöpfung innewohnt“, stand in ihrer Präsentation, die ihre Art zu musizieren präzise definiert. Khanyan fügte im Gespräch mit der Kehler Zeitung hinzu: „Musik ist wie Religion. Man ist ständig auf dem Weg. Man muss sich im Herzen selbst fragen, warum man das macht. Du musst sehr ehrlich mit dir selbst und mit dir im Reinen sein. Dann kommt die Musik zu dir, die du machen solltest. Es ist irgendwie mystisch.“
„Raga Mantra“ und „Sokan Trio & Awa Sonko“ in der Christuskirche. Fotos: Simona Ciubotaru
Zum Tanzen animiert
Die französisch-burkinische Band „Sokan Trio & Awa Sonko“ entfachte energiegeladene Rhythmen aus archaischen Zeiten – worauf viele Leute aus dem Publikum mit Begeisterung tanzten, von der Tänzerin Awa Sonko animiert. Und plötzlich leuchtete die Sonne Afrikas zwischen den Mauern der Christuskirche!
Neuartige Arrangements
Die Perkussionisten (Drissa Diarra, Adama Diarra und Drissa Dembelé) bereichern in ihrem Spiel die musikalische Tradierung durch neuartige Arrangements, in denen sich uralte afrikanische Instrumente und Gesang vermischen.
Es heißt, im Herzen gäbe es einen sehr heißen Punkt, den Chirurgen tunlichst bei den Operationen meiden – dort sei der Sitz der Seele. Die Schläge des Herzens würden vielleicht nicht die Lebenszeit messen, sondern die unzähligen Momente von Schönheit und Glück, die wir durch das Leben hindurch sammelten. Da, wo die Zeit nicht mehr existiert – in der Seele –, pulsieren nun wohl auch die Momente der Begegnungen, der Liebe, Fröhlichkeit und der mystischen Gemeinschaft, die man in diesem Konzert in Kehl erleben konnte.
Das könnte dich auch interessieren:
Ödsbacher Straße 6
77704 Oberkirch
Telefon: +49 7802 916 99 43
E-Mail: info@brandmediaberlin.de
Ödsbacher Straße 6
77704 Oberkirch
Telefon: +49 7802 916 99 43
E-Mail: info@brandmediaberlin.de
2025 | Ortenau Journal – Das Nachrichtenportal für die Ortenau