Um euch jetzt, in der Endphase des durchwachsenen Sommers 2025, einen Einblick in die Artenvielfalt von Flora und Fauna im Insektenparadies von Geraldine Zimpfer rund um ihr Tiny-Haus im Herzen der Ortenau zu gewähren, setzen wir heute unsere Serie mit Bildern von teilweise seltenen, heimischen Insekten mitsamt ihrer bevorzugten Blüten und Pflanzen fort. Die Flug- oder Krabbeltierchen muten teils exotisch an, faszinieren oder sind einfach wunderschön. Allesamt kleine Wunder der Natur.
Tipp: Naturgarten anlegen
Wir wollen die Ortenauer Hausbesitzer und Gartenfreunde animieren, auch einen Naturgarten bzw. einen naturnahen Garten zu entwickeln. Schottergärten lassen sich wunderbar in naturnahe, wilde Insekten-Refugien umwandeln. In Offenburg wird die Renaturierung mit dem Programm bio.og sogar von der Stadt gefördert. Damit kann jeder einen wichtigen Beitrag zum Überleben der Insekten insgesamt leisten. Die Insektenpopulation sinkt seit Jahren.
Was ist dran an der Legende
„Es ist mathematisch nicht möglich, dass die Hummel fliegt – doch sie tut es trotzdem.“ Diesen Spruch kennt fast jeder. Er stammt laut ChatGPT aus den 1930er-Jahren. Der Zoologe August Magnan berichtete 1934 über Berechnungen seines Kollegen André Sainte-Laguë, die nach Flugzeugmodellen zu wenig Auftrieb ergaben (Le vol des insectes, 1934). Magnan betonte jedoch, dass diese Annahmen falsch seien. Heute weiß man: Hummeln fliegen dank schnell schlagender, flexibler Flügel und Wirbelströmungen (Leading-Edge-Vortices) völlig im Einklang mit der Physik (vgl. Ellington et al. 1996; Dickinson et al. 1999).
Seltener Einsatz des Stachels
Die pummelig wirkenden, posierlichen Fluginsekten sind sehr beliebt. Im Gegensatz zu Wespen beispielsweise werden sie nicht mit Gefahr in Form von Stichen assoziiert. Tatsächlich setzen sie ihren wehrhaften Stachel nur in Bedrängnis ein. Im Jahr 2005 konnte sich eine Hummel als Insekt des Jahres feiern lassen: Die Steinhummel. In unserer heutigen 3. Folge der Serie „Faszinierende Insekten und Wildblumen“ beschäftigen wir uns allerdings mit einem Verwandten, der Dunklen Erdhummel.
Ackerhummel auf Wiesenklee (links) – Erdhummel auf Natternkopf. Fotos: Geraldine Zimpfer
Viele Sichtungen in Berlin
Die Dunkle Erdhummel (Bombus terrestris) ist weit verbreitet. Sie hat eine schwarze Behaarung, zwei dunkelgelbe Querbinden und eine weiße Hinterleibsspitze. Zu finden ist sie in Gärten, Parks oder Feldern in ganz Deutschland und großen Teilen Europas. Laut dem NABU-Insektensommer – einer interaktiven Karte mit Insektenvorkommen – wurde die Dunkle Erdhummel in der Region Lörrach gesichtet, aus der Ortenau kamen keine Meldungen von Insektenfreunden. Doch zumindest im Garten von Geraldine hat die Hummelart eine Anflugstelle gefunden. Die meisten Sichtungen gab es in Berlin, Bremen, dem Rhein-Main-Gebiet und Nordrhein-Westfalen.
Unterirdische Nester
Die Königinnen gründen ihre Völker – welche bis zu 600 Individuen umfassen können – im Frühjahr. Doch bereits im Herbst ist es mit dem unbeschwerten Hummelleben vorbei. Sie sterben ab. Nur die Jungköniginnen überwintern. Um sich vor Frost zu schützen, baut die Dunkle Erdhummel ihre Nester vorzugsweise unterirdisch.
Der „Nektarraub“
Als Nahrung für die Erdhummel dienen Nektar und Pollen. Das Insekt zählt zu den wichtigsten Bestäubern zahlreicher Pflanzen, darunter auch landwirtschaftliche Kulturen. Aufgrund ihres kurzen Rüssels beißen sie insbesondere tiefkelchige Blüten wie die Akelei oft seitlich auf, um an den Nektar zu gelangen. Dieses Verhalten wird – sofern die Hummel die Pflanze nicht bestäubt – als „Nektarraub“ bezeichnet. Zur Bestäubung von Pollen nutzen sie die Technik des „Vibrtionssammmelns“ (Buzzing). Bei mangelhafter Nahrungssituation beißen Erdhummeln Löcher in Blätter. Diese reagieren mit früherer Blütenbildung, was wiederum die Überlebenschancen der Hummeln erhöht (Artikel auf bille44.de).
Holunder und Himbeere beliebt
Garten- oder Balkonbesitzer können für Hummeln geeignete Pflanzen wie Krokusse, Schlüsselblumen, Lungenkraut, Hornklee, Himbeeren oder Wildrosen anbieten. Gut geeignet sind auch Gehölze wie Holunder, Himbeere oder Wildrosen. Wie wir zudem im Sommer 2025 im naturnahen Garten von Geraldine Zimpfer lernen konnten, mag die Insektenart auch den Gewöhnlichen Natternkopf. Darauf kommen wir gleich zurück.
Viele natürliche Fressfeinde
Die Dunkle Erdhummel hat eine ökologischen Bedeutung als Bestäuber. Gleichzeitig dient sie vielen Arten als Beutetier. Bei einzelnen Vogelarten, anderen Insekten und Säugetieren wie Dachs, Fuchs, Marder, Waschbär, Igel, Spitzmaus, Maus, Maulwurf und Ratte steht sie auf dem Speiseplan. Fluchtreflexe bekommen Hummeln auch bei der Sichtung von Wollbienen, Wachsmotten, Dickkopffliegen oder Fadenwürmern.
Der Gewöhnliche Natternkopf in voller Blüte. Fotos: Geraldine Zimpfer
Der Gewöhnliche Natternkopf
Der Gewöhnliche Natternkopf (Echium vulgare) ist eine zweijährige Pflanze aus der Familie der Raublattgewächse. Die farbenprächtigen Pflanzen fallen sofort ins Auge. Herrlich leuchtende, blaue bis violette Blüten und rau behaarten Stängel sorgen nicht nur bei den Hummeln, sondern auch beim Menschen für einen Wow-Effekt. Anzutreffen ist der Gewöhnliche Natternkopf auf sonnigen, trockenen und nährstoffarmen Standorten wie Magerrasen, Wegrändern oder Ruderalflächen.
Reich an Nektar
Nach der Ausbildung einer Blattrosette im ersten Jahr folgt im zweiten Jahr ein bis zu einem Meter hoher Blütenstiel mit zahlreichen Blüten. Diese erscheinen von Mai bis Oktober. Seine tiefreichende Pfahlwurzel macht ihn widerstandsfähig. Die Blüten mit zungenartig gespaltenem Griffel erinnern an eine Natternzunge. So entstand auch der Name. Der Natternkopf ist reich an Nektar und stellt somit eine bedeutende Nahrungsquelle für Bienen, Hummeln und Schmetterlinge dar. Eine Bereicherung für die Biodiversität.
Siehe auch hier:
Libellen, Hummeln & Co.: Wie Geraldine rund um ihr Tiny-Haus eine Oase der Artenvielfalt schafft
Neue Serie über faszinierende Insekten und Wildblumen – Teil 1: Der Braunrötliche Spitzdeckenbock
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