Wirtschaft

wvib-Umfrage weckt Hoffnung: Industrie im Südwesten meldet bestes Geschäftsklima seit zwei Jahren

Hanna Böhme und Christoph Münzer
© wvib Schwarzwald AG – Hanna Böhme löst im ab 2026 wvib-Hauptgeschäftsführer Dr. Christoph Münzer ab.
Nach Jahren der Flaute kehrt in die Industrie Baden-Württembergs vorsichtig Optimismus zurück. Laut Herbstumfrage der wvib Schwarzwald AG melden die Unternehmen steigende Umsätze und ein spürbar verbessertes Geschäftsklima. Der wvib-Geschäftsklimaindex erreicht den besten Wert seit zwei Jahren. Auch die Auftragseingänge ziehen an – doch wvib-Hauptgeschäftsführer Christoph Münzer mahnt: Damit das Wachstum nicht verpufft, braucht es endlich Reformen.

Steigende Umsätze

Nach knapp drei harten Jahren zeigt die Industrie in Baden-Württemberg erstmals wieder Anzeichen einer ersten Erholung. In der Umfrage unter mehr als 1.000 Mitgliedsunternehmen der wvib Schwarzwald AG melden die Betriebe für das laufende Jahr steigende Umsätze und ein aufgehelltes Geschäftsklima, wie die wvib in einer Pressemitteilung schreibt.

Dynamik im dritten Quartal

Konkret sei der Umsatz demnach bei den wvib-Mitgliedsunternehmen im Zeitraum vom 1. Januar bis zum 30. September 2025 um durchschnittlich 5 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum gestiegen (Q1 – Q3 2024: 5,9 Prozent minus). Das ist eine deutliche Erholung. In der Umfrage zum ersten Halbjahr 2025 lag das Plus noch bei lediglich 0,95 Prozent. Die Dynamik hat sich ergo im dritten Quartal spürbar verstärkt. Bei knapp über der Hälfte (52,4 Prozent) sei der Umsatz gestiegen.

Gestiegene Geschäftserwartung

Ebenfalls positiv sieht es bei den Geschäftserwartungen der Unternehmen aus. So rechnen 26,4 Prozent in den nächsten sechs Monaten mit steigenden Umsätzen (1. HJ 2025: 29,2 Prozent), 55,9 Prozent erwarten keine Veränderung, wohingegen 17,7 Prozent mit einem Umsatzrückgang in den nächsten sechs Monaten rechnen (1. HJ 2025: 17,6 Prozent).

Kronen GmbH Zentrale

Die Industrie im Südwesten erholt sich. Hier die Kronen GmbH in Kehl. Foto: Kronen GmbH

Bestes wvib-Geschäftsklima seit zwei Jahren

Die Geschäftslage ergibt sich aus Verrechnung von positiven und negativen Umsatzentwicklungen. Analog dazu bildet die Geschäftserwartung den Saldo aus positiver und negativer Umsatzerwartung. Der wvib-Geschäftsklimaindex ist der Mittelwert aus beiden. Das wvib-Geschäftsklima liege derzeit bei 7,9 Punkten. Es handele sich um den besten Wert seit zwei Jahren. Vor einem Jahr stand ein zweistelliges Minus zu Buche (-29 Punkte). In der Halbjahres-Umfrage lag demzufolge der Wert noch mit 1,1 Punkten im Minus.

Mehr Auftragseingänge

Einen deutlichen Zuwachs gab es in den vergangenen drei Monaten beim Frühindikator Auftragseingang. Lag der Wert im ersten Halbjahr noch bei 0,6 Prozent, verzeichnet er in den vergangenen neun Monaten insgesamt einen Anstieg durchschnittlich 1,5 Prozent. Auch hier lohnt sich der Jahresvergleich. Im Oktober 2024 meldete die wvib demnach ein Minus von 3,7 Prozent.

Positive Aussichten

Während sich bei 44,8 Prozent der Unternehmen der Auftragseingang im Vergleich zum Vorjahreszeitraum verbessert hat (1. HJ 2025: 42 Prozent), ist er bei 33,7 Prozent (1. HJ 2025: 40,2 Prozent) gesunken. Eine Verbesserung des Auftragseingangs in den kommenden sechs Monaten erwarten 33 Prozent, während 16,2 Prozent mit einem Rückgang rechnen, so die wvib-Ergebnisse. Dabei wurden offenbar die Erwartungen, die die Unternehmen vor drei Monaten bekannt gaben, weit übertroffen. Zum Vergleich: Vor drei Monaten prognostizierten 28,3 Prozent eine Verbesserung und 13,8 Prozent eine Verschlechterung.

Personalabbau hält an

Belastungen gibt es hingegen nach wie vor für den Arbeitsmarkt. Doch auch hier könnte sich eine Trendwende abzeichnen. So sei die Zahl der Beschäftigten bei 48 Prozent der Unternehmen gesunken. Immerhin 41,1 Prozent haben ihre Belegschaft hingegen vergrößert. Die Erwartungen für die kommenden sechs Monate bleiben verhalten: Nur 18,4 Prozent rechnen demnach mit steigenden Beschäftigtenzahlen, 24,2 Prozent erwarten einen Rückgang.

Der wvib-Campus

Stimmungsaufhellung im wvib-Campus in Freiburg. Foto: wvib

Sondervermögen zeigt Wirkung

„Das Ergebnis der Umfrage ist auf den ersten Blick positiv. Die Talsohle liegt womöglich hinter uns. Deutschland ist noch lange nicht da, wo es hingehört. Ein Teil des Wachstums dürfte auf das „Sondervermögen” der schwarz-roten Koalition zurückzuführen sein. Damit dieses Wachstumsplus kein Strohfeuer bleibt, muss Deutschland durch Reformen an Haupt und Gliedern wettbewerbsfähiger werden“, wird wvib-Hauptgeschäftsführer Dr. Christoph Münzer zitiert.

„Beherzter Bürokratieabbau“

Er fordert mit Blick auf die Ergebnisse entschlossene Schritte der Politik. Die noch schüchterne positive Dynamik müssen mit beherztem Bürokratieabbau, schnelleren Genehmigungen und einer Modernisierung der überkomplexen Sozialsysteme gestützt werden. Verzerrenden Subventionen und überflüssigen Förderprogrammen erteilt Münzer eine Absage. „Jetzt dürfen wir nicht schon wieder leichtsinnig werden.“ Wachstum und Wettbewerbsfähigkeit müsste Berlin wieder in den Mittelpunkt stellen. Schuldenmachen, Umverteilung und neue Bürokratie müssten der Vergangenheit angehören. Münzer: „Wir sind fett und nicht fit geworden.“

Ermutigendes Signal

Insgesamt lassen sich die Zahlen der Herbstumfrage des wvib als erstes ermutigendes Signal sei Jahren werten. Die Industrie im Südwesten sei längst nicht über den Berg, aber sie habe wieder Boden unter den Füßen.

Münzer-Nachfolgerin in den Startlöchern

Wie das Ortenau Journal im Juli berichtete, wird Hanna Böhme, langjährige Chefin der kommunalen Freiburg Wirtschaft Touristik und Messe GmbH & Co. KG., zum Jahresbeginn an die hauptamtliche Spitze des Wirtschaftsverbands Industrieller Unternehmen Baden e.V. (wvib) wechseln und Dr. Christoph Münzer ablösen. Der wird Mitte 2026 mit 64 Jahren ausscheiden. Ob Hanna Böhme bereits die nächste Konjunkturumfrage kommentiert und einordnet, wird sich zeigen.

Siehe auch hier:

Hanna Böhme folgt auf Dr. Christoph Münzer und übernimmt 2026 die wvib-Führung

Bestes wvib-Geschäftsklima seit 2023 hellt Stimmung leicht auf – Klarer Reformkurs gefordert

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