Wirtschaft

Wasserstoffstrategie von badenovaNetze: Letter of Intent von BSW und Koehler haben weiter Bestand

badenova Zentrale Freiburg
© badenova – In der badenova-Zentrale in Freiburg werden die Wasserstoffpläne forciert.
Nach der zwischenzeitlichen Verunsicherung bezüglich der weiteren Umsetzung der Nationalen Wasserstoffstrategie treiben badenovaNetze und die Schweizer infener GmbH ihre Wasserstoffpläne am Oberrhein weiter voran. Badenova begrüßt die im Wasserstoffbeschleunigungsgesetz von Katherina Reiche enthaltene Gleichsetzung von Grünem und Blauen Wasserstoff. Das deutsch-französische Projekt RHYn Interco wird fortgeführt. Damit soll Grüner Wasserstoff nach Kehl transportiert werden.
Von Wolfgang Huber

Es war einige Zeit offen, wie das Bundeswirtschaftsministerium (BMWE) unter Katherina Reiche mit der von der Ampel-Regierung beschlossenen Nationalen Wasserstoffstrategie umgehen würde. Robert Habeck hatte das Ziel ausgerufen, bis 2030 eine heimische Elektrolysekapazität von zehn Gigawatt (GW) für Grünen Wasserstoff aufzubauen. Seither wurde und wird in Deutschland fieberhaft am Ausbau eines Wasserstoffnetzes und dem Aufbau von Elektrolysekapazitäten gearbeitet.

„Unzureichende Förderung“

Unternehmen haben zahlreiche Investitionsentscheidungen getroffen. Doch erste Großprojekte wie das von ArcelorMittal wurden bereits wieder gestoppt. Der Stahlkonzern verzichtete auf 1,3 Milliarden Euro Fördergelder und bemängelte gleichzeitig die unzureichende Förderung. Auch die Wirtschaftlichkeit wurde infrage gestellt. Eine gewisse Verunsicherung war in der Branche spürbar. Anfang Oktober hatte Katherina Reiche dann das Wasserstoffbeschleunigungsgesetz vorgelegt. Es wird nun in Bundestag und Bundesrat beraten.

Grüner und Blauer Wasserstoff gleichgestellt

Darin rückt Reiche von dem Fokus auf Grünem Wasserstoff ab. Es geht jetzt um „klimaneutral produzierten Wasserstoff. Der Branchendienst H₂News schreibt dazu: „Der Gesetzentwurf impliziert damit eine Gleichbehandlung von grünem und blauem Wasserstoff – auch ‚blaue‘ H₂-Projekte aus Erdgas mit CO₂-Abscheidung und -speicherung könnten von den Beschleunigungsregelungen profitieren.“

Großprojekte in Südbaden

Auch in Südbaden gibt es weitreichende Pläne, Grünen Wasserstoff als Energieform zu etablieren. Insbesondere die Großprojekte von badenovaNetze und der Schweizer infener GmbH stehen dabei im Fokus. Während infener bereits vor Bekanntgabe des Referentenentwurfs auf Anfrage mitteilte, dass lediglich bürokratische Prozesse eine schnellere Umsetzung verhindern würden, äußerte sich mittlerweile auch badenova gegenüber dem Ortenau Journal zur Wasserstoffstrategie.

Infener plant in Gengenbach einen 20MW-H₂-Hub, wie hier in Villingen-Schwenningen:

Einsatz von CO₂-Abscheidung

„Für den Wasserstoffhochlauf sollte die Farbe keine Rolle spielen“, teilte Konzernsprecherin Sinja Behringer mit. Die neue Marschroute kommt dem Freiburger Energieversorger, in dessen Versorgungsgebiet auch die Ortenau liegt, offenbar entgegen. Behringer: „Wichtig ist, dass der Einsatz von CCS- und CCU-Technologien den Wasserstoffhochlauf eher unterstützt denn untergräbt.“ Mit H₂@Hochrhein und RHYn Interco verfolgt badenova zwei Großprojekte.

Erste Abnehmer stehen fest

Neben mehr Pragmatismus solle auch Kosteneffizienz Einzug in die Energiepolitik halten. „Vermutlich wird zukünftig mehr ‚auf Sicht gefahren‘ – erst muss die Nachfrage erkennbar sein, dann wird das Angebot unterstützt“, so Behringer weiter. Dieser Punkt ist bei badenova offenbar bereits erfüllt. Denn mit den Badischen Stahlwerken und der Oberkircher Koehler-Gruppe haben bereits zwei große Player eine Absichtserklärung zur Abnahme von Grünem Wasserstoff aus dem Projekt RHYn Interco abgegeben.

Deutsch-französisches Projekt

Daran sind neben badenova auch der französische Netzbetreiber GRTgaz und der Fernleitungsnetzbetreiber terranets bw beteiligt. Im Rahmen des Projekts soll die Gasinfrastruktur in ausgewählten Gebieten in Freiburg und Kehl auf Wasserstoff umgestellt werden. Der Wasserstoff werde dabei über eine Neubaupipeline im Raum Bad Krozingen nach Deutschland importiert. Ab Ende 2029 sollen die Partnerunternehmen in Freiburg, die Uniklinik und die Cerdia, und ab 2035 die Badischen Stahlwerke und die Koehler-Gruppe in Kehl, Wasserstoff beziehen können.

Planungen bestätigt

Dazu heißt es aus der badenova-Zentrale: „Die Planungen für RHYn Interco sind nach wie vor aktuell, angestrebt ist eine Wasserstoffversorgung in Freiburg ab Ende 2029.“ Derzeit würden hierfür alle technischen Vorarbeiten eingeplant und durchgeführt. Die neu erbaute Wasserstoffhochdruckleitung zwischen Kehl und Weier soll demnach 2035 fertiggestellt sein, zur Versorgung der Großabnehmer in Kehl. Dies hatten die beteiligten Unternehmen 2024 auch so angekündigt. Derzeit liege man im Zeitplan.

Wasserstoffleitung Baustelle  Wasserstoffpläne badenova

Das badenova-Wasserstoffprojekt H₂@Hochrhein nimmt Formen an. Fotos: badenova

Dezentrale Erzeugungskapazitäten

Gleiches gelte für das zweite Projekt H₂@Hochrhein. Zusammen mit Partnern aus den Bereichen Wasserstoffproduktion und Elektrolysetechnologie will badenova grünen Wasserstoff aus dezentralen Erzeugungskapazitäten im dreistelligen Megawatt-Bereich an den Hochrhein bringen. Dazu plant der Erzeuger eine Wasserstoffleitung von Grenzach-Wyhlen bis Waldshut-Tiengen.

20MW-H₂-Hub in Gengenbach

Die im Wasserstoffbeschleunigungsgesetz vorgesehene Erleichterung von Genehmigungsverfahren und die durch Fristen verbesserte Planbarkeit des Wasserstoffhochlaufs könnte auch der infener GmbH entgegen kommen. Das Schweizer Unternehmen plant in Gengenbach den Bau eines 20MW-H₂-Hubs für die Produktion von Grünem Wasserstoff (wir berichteten). Grundsätzlich sei die Investitionsentscheidung getroffen worden, die finale Investition (FID) erfolge nach der Netzanschlusszusage.

Fehlender Netzanschluss

Doch daran hapert es aktuell noch. Wie infener-Sprecherin Franziska Grammes Ende September bereits mitteilte, müsse in Deutschland jede Anfrage sehr detailliert geprüft werden, um die Stabilität des Stromnetzes zu sichern. Es fehle noch die Zusage für den Netzanschluss, die entscheidend für die Dimensionierung und Wirtschaftlichkeit sei. „Diese Verfahren dauern nicht selten zwei bis drei Jahre und bremsen nicht nur Wasserstoffprojekte, sondern auch Batteriespeicher oder Rechenzentren“, so Grammes.

„Schneller, unbürokratischer..“

Bleibt abzuwarten, ob infener und auch badenova von dem geplanten Wasserstoffbeschleunigungsgesetz profitieren werden, sofern es Bundesrat und Bundestag passiert. Es erfasst die komplette Wasserstoff-Wertschöpfungskette. Mit dem Gesetz soll laut H₂News der Aufbau der Wasserstoff-Infrastruktur „schneller, unbürokratischer, digitaler und umfassender“ werden.

Konkrete Abnahmemenge

Die für das badenova-Projekt RHYn Interco vorliegenden Absichtserklärungen zur Wasserstoffabnahme von den BSW und Koehler haben laut Sinja Behringer weiter Bestand. Derzeit laufe jedoch eine erneute Datenabfrage unter möglichen Großabnehmern, um die konkreten Abnahmemengen zu ermitteln. Die Verträge kämen allerdings nicht mit dem Netzbetreiber badenovaNetze zustande, sondern mit den Vertriebsorganisationen oder direkt mit den Produzenten.

Siehe auch hier:

Infener treibt den H2-Hub in Gengenbach voran – trotz bürokratischer Hürden und politischer Unsicherheiten

badenova kann ab 2035 Koehler und BSW mit grünem Wasserstoff beliefern

BA Immobilien

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