Ende der 70er Jahre lief in Deutschland eine US-Serie namens 77 Sunset Strip. Für die Hodapp GmbH & Co. KG ist die Zahl 77 so etwas wie eine Glücks- oder Schicksalszahl: Am 7.7.2023 wurde das Unternehmen 77 Jahre alt, die Hausnummer lautet 77 und auf den Kennzeichen der Firmenfahrzeuge steht ebenfalls die 77. Hätte Hodapp in den 60er Jahren in die USA expandiert, wäre ganz sicher der 77 Sunset Strip als Adresse der damaligen Niederlassung gewählt worden – auch wenn es diese Nummer laut Wikipedia auf dem Sunset Boulevard gar nicht gibt.
Wichtige Weichenstellung
Nun gab Hodapp, einer der führenden Spezialisten für individuelle Türsysteme und technisch komplexe Sonderanforderungen, eine wichtige Weichenstellung für die Zukunft bekannt: Mit Tim Hodapp, Vertreter der vierten Generation, rückt ein weiteres Familienmitglied in die Geschäftsführung des traditionsreichen Unternehmens mit Sitz in Achern-Großweier auf.
Strategische Aufgaben
Tim Hodapp wird dort weiterhin den Bereich Produkt & Innovation verantworten, während Inka Lamprecht wie bisher den Bereich Markt & Kunde führt. Der bisherige Geschäftsführer Peter Hodapp will sich künftig verstärkt auf strategische Aufgaben und ausgewählte Projekte konzentrieren, wie die Geschäftsleitung bei einem Pressetermin auf dem Firmengelände bekannt gab.
Die vierte Generation
Mit dem Eintritt von Tim Hodapp in die Geschäftsführung übernimmt die vierte Generation nun auch offiziell unternehmerische Verantwortung. Die Übergabe erfolge bewusst als gleitender Prozess – „partnerschaftlich, vorausschauend und mit einem klaren Blick auf die langfristige Entwicklung des Unternehmens“. Der Jungunternehmer soll perspektivisch auch Hauptgesellschafter werden. Aktuell ist dies noch Peter Hodapp, der nach seinem Eintritt in die Geschäftsleitung 1995 die Marktposition national wie international ausgebaut hat.

Die Hodapp GmbH stellt die Weichen für die Zukunft. Foto: Geraldine Zimpfer
Langer Weg bis zum Wechsel
Tim Hodapp erläutert den langen Weg bis zum Generationswechsel: „Das Thema begleitet uns schon seit Ewigkeiten. Darüber bin ich froh, denn ich kenne auch andere Beispiele, wo es schnell gehen musste und es dann nicht funktioniert hat. Wir haben uns gefragt, wie wir es strukturell angehen. Wie sieht es aus mit der Verantwortung, die ich irgendwann übernehmen muss? Und wie können wir das auf mehrere Schultern verteilen?“
Unterstützung vom Vater
Der 32-Jährige hat zunächst eine Ausbildung zum Mechatroniker gemacht, später ein Studium in Wirtschaftsingenieurwesen angeschlossen und ist 2021 in die Hodapp GmbH eingetreten. „Mir war schon früh klar, dass ich diesen Weg gehen will. Mein Vater hat dann signalisiert, dass er mich unterstützt, wenn ich das wirklich möchte.“ Tatsächlich zeichnete sich sein beruflicher Weg schon sehr früh ab: Mit fünf oder sechs Jahren habe er bereits im Unternehmen mitgearbeitet. „Das kommt mir heute zugute.“
Prominente Kunden
Der neue Geschäftsführer übernimmt einen gesunden Hidden Champion. Die Kundenliste der Großweierer Firma liest sich wie das Who’s Who der deutschen Wirtschaft: BASF, BMW, Daimler Benz, Fraport, Siemens, Allianz, Deutsche Bahn, EnBW oder Lufthansa sind nur einige der prominenten Klienten. In Arbin (Frankreich), Offringen (Schweiz) und Leoben (Österreich) unterhält der Türenspezialist Niederlassungen.

Einschusslöcher aus einem Test auf einer Hodapp-Tür. Unten das Falltorsystem in Bern. Fotos: Geraldine Zimpfer / Hodapp
Der Flop in Spanien
Doch auch in erfolgreichen Unternehmen klappt nicht immer alles. So gab es einst eine weitere Niederlassung in Spanien, an der auch Martin Herrenknecht beteiligt war. „Seit 10 oder 15 Jahren war in Spanien für uns nichts mehr zu holen. Da war tote Hose.“ Den Standort habe man daher schweren Herzens aufgegeben.
Expansion geplant
In den Hallen in Achern-Großweier stehen der Hodapp GmbH 20.000 Quadratmeter Produktionsfläche zur Verfügung. Doch Peter Hodapp denkt bereits an Expansion: Er ist an die Stadt Achern herangetreten, um die Fläche neben dem Unternehmensgelände bebauen zu können und die Produktionsfläche zu verdoppeln. „Unser Masterplan sieht vor, dass wir allein am Standort Achern die Zahl der Mitarbeiter auf 400 erhöhen“, so Hodapp.
Historischer Ort
Diese werden auch gebraucht, denn die JVA Rottweil hat 550 Haftraumtüren bestellt. Für das Bahnhofsprojekt Stuttgart 21 lieferte Hodapp 300 Türen und unweit des Berner Wankdorfstadions baute das Unternehmen ein Falltorsystem für die Tramstation. Das Wankdorfstadion hat für den deutschen Fußball eine besondere Bedeutung: Dort wurde die DFB-Elf um Fritz Walter 1954 sensationell zum ersten Mal Weltmeister.

Oben Zellentüren. Unten erklärt Peter Hodapp die Finessen einer Zellentür. Fotos: Hodapp / Geraldine Zimpfer
Nachlassende Automobilindustrie
Seit dem Ausbruch des Ukraine-Krieges hat die Hodapp GmbH verstärkt Kurs auf den Rüstungsbereich genommen. „Wir wussten, dass der Bereich wieder in den Fokus rückt. Und wir haben Recht behalten“, erläutert Hodapp den frühen Schwenk hin zur militärischen Ausrüstung. Das können Türen für Panzergaragen sein oder für Kasernen, die neu gebaut werden. „Wir machen Produkte nicht, um Krieg zu führen, sondern um Menschen zu schützen.“ Gleichzeitig spürt Hodapp das Nachlassen der Automobilindustrie seit ein bis zwei Jahren: „Was die momentan an Märkten verlieren, holen sie nicht mehr auf.“
Über Hodapp:
Die Hodapp GmbH ist spezialisiert auf die Entwicklung, Produktion und Montage von Spezialtüren und -toren aus Stahl, Edelstahl und Aluminium für anspruchsvolle Einsatzbereiche. Dazu zählen Industrieanlagen, Tunnel, Kraftwerke, Flughäfen, Rechenzentren, kritische Infrastrukturen und militärische Anlagen. Zum Portfolio gehören Feuerschutz-, Rauchschutz-, Schallschutz-, Einbruchschutz-, durchschusshemmende, Haftzellen-, wasser- und luftdichte Türen sowie zahlreiche weitere Sonderlösungen.
Siehe auch hier:
Inka Lamprecht über das Erfolgsrezept der Hodapp GmbH & Co. KG beim Recruiting
Gundolf Vogel: „Wir müssen im eigenen Laden anfangen und nicht nach ´Papa´ Staat rufen“
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