Standort Ortenau

Staatssekretärin zu Besuch: Koehler Paper meldet Flächenbedarf für Expansion im Kehler Hafen an

Hoher Besuch bei Koehler in Kehl
© Koehler-Gruppe – Staatssekretärin Gisela Splett (3. v. l.) besuchte Koehler am Standort Kehl.
Koehler Paper plant, seine Produktion im Kehler Hafen langfristig auszubauen – sofern genügend Flächen zur Verfügung stehen. Beim Besuch von Staatssekretärin Gisela Splett wurde deutlich: Der Konzern verfolgt ehrgeizige Wachstums- und Nachhaltigkeitsziele, etwa durch den Ausbau grüner Energie. Doch konkrete Flächen wurden nicht benannt und nach dem Aus für den Windparkpläne in Oberkirch droht mit der geplanten Abschaffung der Kassenbonpflicht zusätzliches Ungemach.

Von Wolfgang Huber

Die Staatssekretärin im Ministerium für Finanzen Baden-Württemberg Gisela Splett (Bündnis 90/Die Grünen) hat Koehler Paper am Standort in Kehl besucht. Im Fokus der Gespräche, zusammen mit weiteren Mitgliedern des Verwaltungsrats der Hafenverwaltung Kehl sowie dem Landtagsabgeordneten Thomas Marwein, stand unter anderem die langfristige Perspektive des Papierproduzenten im Hafen, wie Koehler in einer Pressemitteilung schreibt.

„Koehler Paper will am Standort Kehl weiter wachsen, außerdem nimmt das Familienunternehmen die Versorgung mit grüner Energie selbst in die Hand – als Eigentümerin des Hafens wollen wir die hierfür notwendigen Rahmenbedingungen schaffen“, wird Splett zitiert.

Rekordinvestition im Hafen Kehl

Koehler Paper beschäftigt am Standort Kehl 600 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Vor fünf Jahren wurde mit 300 Millionen Euro umfangreich in eine neue Produktionslinie investiert. Dies sei die größte Einzelinvestition in der Unternehmensgeschichte gewesen. Sie öffne dem Familienunternehmen aus Oberkirch den Markt der flexiblen Verpackungspapieren, die bei zahlreichen Anwendungen Kunststoff ersetzen können.

Perspektivisches Wachstum

Der Austausch des Unternehmens mit Staatssekretärin Gisela Splett diente der Abbildung perspektivischen Wachstums in Kehl. Dr. Stefan Karrer, Vorstand Technik der Koehler-Gruppe, erläuterte die Notwendigkeit von weiteren Flächen: „Wir denken als Familienunternehmen in Generationen. Unsere mittel- bis langfristige Planung sieht weiteres Wachstum in Kehl vor.“

Freiflächen werden benötigt

Zum einen benötige der Ausbau der Produktion weitere Liegenschaften. Auch für die Dekarbonisierungsstrategie des Unternehmens seien Freiflächen notwendig. „Unsere Kunden verlangen Papier, das mit grüner Energie produziert wird. Zur Eigenproduktion von grünem Strom, beispielsweise mit Photovoltaikanlagen, benötigen wir weitere Flächen in direkter Nachbarschaft zu unserem modernsten Werk in Kehl.“

Niederlage beim Bürgerentscheid

Die Nachhaltigkeitsstrategie mit dem Ziel, bis 2030 mehr grünen Strom selbst zu produzieren, als für die Papierherstellung benötigt wird, erhielt am vergangenen Sonntag bei einem Bürgerentscheid in Oberkirch einen herben Dämpfer. Die BürgerInnen votierten mit knapp 55 Prozent gegen den geplanten Windpark auf der Schwend mit zwei Anlagen. Der dort erzeugte Strom sollte unter anderem die Produktion am Stammsitz absichern.

Noch kein Windgutachten 

Bezüglich der Machbarkeitsstudie zur Windhöffigkeit am Rheinhafen Kehl die vor einem Jahr als gemeinsames Projekt mit den Badischen Stahlwerken (BSW) angekündigt wurde, gibt es noch nichts Neues zu vermelden. „Wie bereits veröffentlicht, führen wir gemeinsam mit den Badischen Stahlwerken eine Machbarkeitsstudie hinsichtlich Windkraftanlagen im Hafengebiet Kehl durch. Dies geschieht in enger Abstimmung mit der Hafenverwaltung Kehl und der Stadtverwaltung Kehl. Erste Ergebnisse dazu liegen frühestens im Herbst diesen Jahres vor“, umreißt Koehler-Konzernsprecher Alexander Stöckle den Zeitplan.

Koehler Standort Kehl Papierfabrik

Foto: Koehler-Gruppe  – Der Papierhersteller will die Produktion in Kehl erweitern.

Wenig Konkretes

Konkrete Ergebnisse brachte das Treffen jedoch auch sonst offenbar nicht. So verwies Stöckle das Ortenau Journal bei der Frage nach verfügbaren Flächen an die Hafenverwaltung. Auch würden noch keine konkreten Pläne für die Erweiterung der Produktion am Standort Kehl vorliegen. „Wir befinden uns mit dem Hafen Kehl im Austausch, um perspektivisches Wachstum sicherzustellen. Konkrete Pläne gibt es zum jetzigen Zeitpunkt nicht“, so Stöckle.

Wegfall der Kassenbonpflicht 

Doch nicht nur die Einwohner Oberkirchs sorgen für Frust in den Vorstandsetagen von Koehler. Auch von der Bundesregierung droht Ungemach. Die im Koalitionsvertrag der Bundesregierung vorgesehene Abschaffung der Kassenbonpflicht würde, so sie jemals kommt, die Geschäfte des Papierproduzenten schmälern. Denn Kassenbons bestehen aus dem blauen Thermopapier von Koehler Paper, das unter dem Namen Blue4est® bekannt ist. Allerdings vertreibt Koehler das Produkt europaweit.

„Wichtiges Kontrollinstrument“

Eingeführt wurde die Kassenbonpflicht 2020 mit dem Ziel, Steuerhinterziehung einzudämmen. Sie schaffe Vertrauen bei den Verbraucherinnen und Verbrauchern und sei für den Staat ein wichtiges Kontrollinstrument, heißt es in der Mitteilung weiter. Im aktuellen Koalitionsvertrag wurde die Abschaffung der Bonpflicht mit dem Verweis auf unter anderem die notwendige Digitalisierung verankert.

Splett zeigt sich kritisch

Staatssekretärin Splett sieht deren Abschaffung jedoch zunächst kritisch und leistet Koehler Schützenhilfe: „Die Bonpflicht ist ein wirksames Instrument gegen Steuerhinterziehung, für Verbraucherschutz und fairen Wettbewerb. Eine vorschnelle Abschaffung halte ich für nicht zielführend – insbesondere nicht ohne belastbare Alternativen. Es ist sinnvoll, zunächst die für 2025 vorgesehene Evaluierung des Kassengesetzes abzuwarten, um auf dieser Grundlage praxistaugliche digitale Lösungen zu entwickeln und erst danach über eine mögliche Lockerung der Bonpflicht zu entscheiden.“

Foto: Besuch bei Koehler Paper am Standort Kehl – der Verwaltungsrat des Hafens Kehl mit Staatssekretärin Gisela Splett (Bündnis 90/Die Grünen) sowie MdL Thomas Marwein (Bündnis 90/Die Grünen)

Siehe auch hier:

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