Von Martin Ullrich
Der Europa-Park verfügt über eine beeindruckende Anzahl von Fahrgeschäften, Restaurants, Hotels und anderen Einrichtungen. All diese Bereiche verbrauchen viel Strom für Beleuchtung, den Betrieb von Fahrgeschäften oder die Versorgung der Gäste. Laut Schätzungen liegt der Gesamtstromverbrauch des Europa-Parks bei rund 50 Millionen Kilowattstunden pro Jahr.
1.000 Terrawattstunden Verbrauch der Wirtschaft
Der private Bruttostromverbrauch in Deutschland lag im Jahr 2023 bei rund 517 Terrawattstunden. Der Nettostromverbrauch betrug rund 467 Terrawattstunden. Der Begriff Nettostromverbrauch bezeichnet die vom Verbraucher genutzte elektrische Arbeit nach Abzug des Eigenbedarfs der Kraftwerke und der Übertragungs- bzw. Netzverluste. Dazu kommen weitere 1.000 Terrawattstunden Energieverbrauch pro Jahr bei Industrie, Gewerbe, Handel und im Dienstleistungsbereich. Eine Terrawattstunde sind eine Milliarde Kilowattstunden.
Klares Leitbild
Das Familienunternehmen Mack hat seit jeher großen Wert auf nachhaltiges Wirtschaften gelegt, was sich auch in seinem Leitbild manifestiert: „Wir sind uns der Verantwortung gegenüber Umwelt und Kultur bewusst und nehmen diese durch sorgfältigen und nachhaltigen Umgang mit Landschaft, Energie, Rohstoffen und Gebäuden wahr.“ Beim Bau der Wasserwelt wurde großer Wert auf die Nachhaltigkeit gelegt. Im Europa-Park Erlebnis-Resort werden zahlreiche Technologien genutzt, um beim Strom nachhaltig zu handeln. In diesem Beitrag schauen wir uns die vielfältigen Maßnahmen im Detail an, egal ob Solarenergie, Wasserkraft oder Elektromobilität.
In der DNA der Familie
Europa-Park-Inhaber Roland Mack bringt es auf den Punkt: „Ökologie und Nachhaltigkeit sind für uns keine Modeerscheinung, sondern tief in der DNA unserer Familie verankert. Das haben schon meine Großeltern und Eltern praktiziert. Natürlich stehen wir heute vor ungleich größeren Herausforderungen, aber wir haben auch enorme Chancen mit neuen Technologien. Konsequentes ökologisches Handeln zahlt sich langfristig auch wirtschaftlich aus. Wir haben schon vor 20 Jahren die erste Wärmepumpe eingebaut, als noch keiner davon gesprochen hat. Wir betreiben Wasserkraftwerke, Blockheizkraftwerke und waren schon sehr früh bei der Solarenergie dabei, etwa mit einer Fotovoltaik-Anlage an den Besucher-Parkplätzen.”
Pionier im Energiesparen
Bereits im Jahr 1988 setzte der Europa-Park die ersten Energiesparlampen ein. Heute werden, wo immer es möglich ist, LED-Leuchtmittel verwendet. Im Jahr 2009 gründete man aufgrund wirtschaftlicher, als auch ökologischer Aspekte, ein Energiemanagement. Nur drei Jahre später folgte eine eigenständige Abteilung, welche die Einsparung von Energiekosten unter besonderer Berücksichtigung regenerativer Eigenstromerzeugung zur Aufgabe hat. Heute ist das Energiemanagement ein selbstverständlicher und essenzieller Teil der Unternehmensgruppe Mack geworden.
Versorgung durch Blockheizkraftwerke
Der Europa-Park betreibt seit 2014 zwei Blockheizkraftwerke (BHKW), welche die betriebseigenen Werkstätten und die Verwaltung versorgen. Die BHKWs tragen gleichzeitig zur Wärme- und Stromversorgung der Gebäude bei und produzieren jährlich um die 2,6 Gigawattstunden Strom. Auch auf der 45 Hektar großen Erweiterung entstanden zwei weitere BHKW. Diese bilden mit jährlich 15,5 Gigawattstunden Strom eine zuverlässige Grundversorgung für das Hotel Krønasår und die Wasserwelt Rulantica.
Fotovoltaik mit der Kraft der Sonne
Unmittelbar neben der Wasserwelt Rulantica befinden sich für die Tagesgäste über 800 Pkw-Stellplätze. Um dieses Areal sinnvoll zu nutzen, ist knapp die Hälfte mit einer Fotovoltaik-Anlage überdacht. Auf einer Fläche von mehr als 0,8 Hektar wurden 2.950 Module installiert. Diese bieten den Autofahrern nicht nur einen geschützten Parkplatz, sondern erzeugen auch einen erheblichen Teil des Energiebedarfs von Rulantica. Die Anlage erzeugt 1,25 Gigawattstunden Strom jährlich. Damit könnten umgerechnet rund 500 Zwei-Personen-Haushalte versorgt werden.
Auch auf dem Fußgängerweg am Besucherparkplatz des Europa-Park findet sich eine Fotovoltaikanlage. Der Achterbahnhersteller Mack Rides aus Waldkirch setzt ebenfalls auf Solar-Energie. Auf dem Dach seines Werks II in Herbolzheim ist eine mehr als 2,1 Hektar große Fotovoltaik-Anlage mit rund 13.200 Modulen angebracht. Sie produziert circa 3,3 Gigawattstunden Strom im Jahr, womit über 1.300 Zwei-Personen-Haushalte versorgt werden können.
Modernste Gebäudeleittechnik
Neben den Blockheizkraftwerken und Wärmepumpen hat der Europa-Park in seinen sechs Hotels sowie in allen größeren Anlagen und Versammlungsstätten eine leistungsfähige Gebäudeleittechnik installiert. Diese ist Bestandteil des modernen Facility Managements und ermöglicht eine schnelle sowie wirkungsvolle Informationsverarbeitung. Mit ihrer Hilfe können technische Einrichtungen nicht nur effizient überwacht und gesteuert, sondern der Energiebedarf und die übrigen Betriebskosten auch deutlich reduziert werden. Daher ist inzwischen in nahezu 80 Prozent aller entsprechenden Bauwerke eine innovative Gebäudeleittechnik aktiv.
Wasserkraftwerk an der Elz
Ein Wasserkraftwerk an der Elz erzeugt außerdem rund 0,75 Gigawattstunden umweltfreundlichen Strom pro Jahr, was in etwa mit dem jährlichen Energiebedarf von 300 Zwei-Personen- Haushalten vergleichbar ist. Das Zusammenspiel der unterschiedlichen Maßnahmen trägt ebenso zu einer drastischen Reduktion des Energieverbrauchs sowie zur Herstellung sauberen Eigenstroms bei.
Umweltfreundliche Lüftung
Seit 2007 setzt man zudem sowohl in Neu- als auch Umbauten effiziente Frequenzumformer in Lüftungsanlagen ein. So wird die Luftmenge unter Berücksichtigung der Raumtemperatur und der Luftqualität automatisch angepasst und viel Energie eingespart. Im Bereich der Wasserhygiene vertraut der Europa-Park ebenfalls auf Frequenzumformer zur Energieeinsparung.
Mit Elektrofahrzeugen von A nach B
Die Wege im Erlebnis-Resort sind weit. Wenn sie schnell von A nach B kommen müssen, benutzen die Mitarbeiter Elektromobile. Auch damit vermeidet man unnötige Umweltbelastungen. Insgesamt stehen für die Fortbewegung und den Gütertransport rund 250 Elektrofahrzeuge und rund 200 Fahrräder zur Verfügung. Der Europa-Park hat im Übrigen bereits auf Elektromobilität gesetzt, als davon noch so gut wie keine Rede war – seit seinem Start im Jahr 1975. Etwa 10.000 Meter Erd- und sonstige Kabel waren damals verlegt worden, um für den Park eine Trafostation mit 1.000 Kilowatt zu bauen. Sie versorgte die ersten Einrichtungen des Europa-Park mit Strom, darunter auch schon Elektrofahrzeuge, die bereits damals für die internen Transporte eingesetzt wurden.
Wasser, das kühle Nass
Für den Europa-Park spielt das Element Wasser in vielen Bereichen eine wichtige Rolle. Das 1442 erbaute Schloss Balthasar umgibt eine einzigartige Parkanlage, die geprägt ist von prachtvollen Baumbeständen und üppigen Blumenbeeten, dem Flusslauf der Elz, natürlichen Wasserläufen, Seen, Brunnen und Wasserspielen. Darüber hinaus begeistern zahlreiche Wasserattraktionen Groß und Klein.
Weniger Wasserverbrauch durch Innovationen
Auch weil das viele Grün und Nass in besonderem Maße zur Beruhigung und Erholung der Besucher beitragen, kommt es in vielfältiger Weise zum Einsatz. Für die Bewässerung der weitläufigen Botanik ist dabei insbesondere die Eigenwasserversorgung mit Brauchwasser von Bedeutung. Sie wird durch ein eigenes Tiefbrunnen-System sichergestellt. Eine breite Vernetzung sowie der Einsatz innovativer Reinigungs- und Filtersysteme reduzieren den Wasserbedarf zusätzlich.
Aufbereitung des Wassers
Auch in der Wasserwelt Rulantica kamen innovative Technologien zum Einsatz, um Wasser und Energie zu sparen. So wird das Wasser des äußeren Wildflusses Vildstrøm (400 Kubikmeter) über Nacht in einen unterirdischen Tank gepumpt. Dank einer hervorragenden Isolierung bleibt seine Temperatur konstant, wie in einer Isolierflasche. Durch dieses Pumpsystem kann das Wasser jeden Tag erneuert werden, ohne dass es verschwendet wird. Eine spezielle Filteranlage sorgt außerdem dafür, dass etwa 80 Prozent des Badewassers wiederverwertet werden können. Nur 20 Prozent des täglichen Wasserbedarfs von Rulantica stammen also aus dem Leitungswassernetz. Dieses Wasser wird dann durch zwei Tiefbrunnen gepumpt und aufbereitet.
Energieberatung fürs Freizeitvergnügen
Der Europa-Park und das dazugehörige Hotel- und Erlebnis-Resort gehören zur internationalen Spitzenklasse der besten Freizeitparks der Welt und versprechen energiegeladenen Nervenkitzel und Entspannung pur. Die ECG unterstützt als langjähriger Partner den Europa-Park bei der Verhandlung von Energieausschreibungen, der Sicherstellung eines adäquaten Risiko- und Kosten-Controllings und der technischen Effizienzverbesserung, z.B. durch die Mitplanung von Eigenstromkraftwerken auf dem Parkgelände.
„Keine konkreten Zahlen“
Die Abteilung Nachhaltigkeit war so freundlich und beantwortete uns auch gerne einige Fragen, bat auch aber um Verständnis, „dass wir die konkreten Zahlen bzw. Kennwerte zur Energieversorgung nicht veröffentlichen. Das Europa-Park Erlebnis-Resort arbeitet mit Nachdruck daran, sich langfristig nachhaltig und möglichst unabhängig mit Energie zu versorgen“.
Ortenau Journal: Der EP wollte dank großer Fotovoltaikanlage in Kippenheim auf dem Parkplatz der Fa. Mosolf autark werden, dann erfolgte der Ausstieg, u.a. wegen der Solarpflicht in Baden-Württemberg und der komplizierten Netzanbindung. Gibt es ein Ersatz-Projekt?
Europa-Park: Die Entscheidung, aus dem Fotovoltaik-Projekt mit der Firma Mosolf auszusteigen, basiert auf neuen gesetzlichen Bestimmungen. Diese verlangen die Installation von Fotovoltaikanlagen auf sämtlichen neuen Gebäuden. Aufgrund dieser Vorgaben wäre eine regenerative Stromerzeugung mittels solcher Anlagen außerhalb des Europa-Park nicht mehr anrechnungsfähig, was zu erheblichen Mehrkosten im siebenstelligen Bereich geführt hätte. Zusätzlich zur gesetzlichen Situation war eine direkte Stromleitung von Kippenheim zum Europa-Park technisch nicht realisierbar.
Neue Fotovoltaikanlagen geplant
Der Europa-Park plant weiterhin, erneuerbare Energien massiv auszubauen. Anstelle des Projekts mit Mosolf ist geplant, nun Anlagen auf eigenen Flächen zu installieren. Hierzu läuft derzeit bereits die Sondierung von geeigneten Flächen. Unser Ziel bleibt, dass sich der Europa-Park in den Sommermonaten langfristig autark, d.h. von anderen Energiequellen unabhängig, versorgen kann. Ab Mitte 2025 planen wir eine mehrstufige Inbetriebnahme der neuen Anlagen. Wir bedauern, dass die angedachte Kooperation mit Mosolf nicht realisiert wird, freuen uns jedoch, weiterhin einen entscheidenden Beitrag zur Nutzung erneuerbarer Energien zu leisten. Bitte haben Sie Verständnis dafür, dass wir uns zu ehemaligen wie aktuellen Kooperationspartnern grundsätzlich nicht im Detail äußern.
Ortenau Journal: Zu „Mariannes Garten“ im Elsass fährt zweimal pro Woche ein E-Fahrzeug und holt frisches Obst/Gemüse. Wie viel km pro Woche werden gefahren, wie viel kg Lebensmittel werden geholt?
Europa-Park: Grundsätzlich hängt es von der Jahreszeit ab, wie viel Gemüse produziert bzw. geerntet werden kann. Im Frühling beispielsweise werden einmal die Woche ca. 100 kg Gemüse ins Europa-Park Erlebnis-Resort transportiert. Im Sommer hingegen sind es zwei Fahrten pro Woche mit ca. 250 bis 300 kg Gemüse. Im vergangenen Jahr waren es insgesamt knapp über 10 Tonnen.
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