Standort Ortenau

Oberkircher Familienunternehmen Ruch Novaplast trotzt Krisen und setzt Kurs auf europäisches Wachstum

Nicolas Krohn-Erdle Ruch Novaplast
© Ruch Novaplast – Nicolas Krohn-Erdle ist der älteste Sohn der Gesellschafterfamilie.
Trotz herausfordernder Märkte bleibt Ruch Novaplast aus Oberkirch auf Kurs: Der Partikelschaum-Spezialist erreichte im ersten Halbjahr 2025 nahezu seine Umsatzziele und investiert weiter kräftig in die Zukunft. Am Standort Oberkirch entstehen zwei neue Gebäude mit moderner Prozess- und Energietechnik, während in Tschechien und in Willstätt Infrastruktur- und Automatisierungsprogramme laufen. Mit Nicolas Krohn-Erdle tritt zudem die fünfte Generation ins Familienunternehmen ein.
Von Wolfgang Huber

Der Partikelschaum-Spezialist Ruch Novaplast aus Oberkirch blickt auf ein stabiles erstes Halbjahr 2025 zurück. Trotz teilweise schwieriger wirtschaftlicher und politischer Gegebenheiten in den Zielmärkten konnte das Unternehmen die Umsatzprognose knapp erreichen und ist damit fast auf Zielkurs, wie das Unternehmen in einer Pressemitteilung schreibt. Im Jahr 2024 lag der Umsatz der Ruch-Gruppe mit den Standorten in Oberkirch, Willstätt und Tschechien 50 Millionen Euro, wie Unternehmenssprecherin Claudia Ell auf Anfrage mitteilt.

Individuelle Kundenwünsche

Wie viele Ortenauer Unternehmen sichert auch Ruch Novaplast seine Zukunft durch Innovationsfähigkeit. Formteile aus Partikelschäumen erhalten Zusatznutzen – sei es durch Veredelung von Oberflächen, Integration von Befestigungselementen oder Umsetzung schwieriger Geometrien. Bei diesen Entwicklungen handelt es sich laut Ell immer um die Umsetzung individueller Kundenwünsche, Standardprodukte gebe es nicht.

Konzentration auf Europa

Für die Neuentwicklungen sei das Oberkircher Vertriebs- und Entwicklungsteams verantwortlich, das sich als Wachstumstreiber erwiesen habe. Der Lieferradius für Partikelschaum-Formteile hat sich in den vergangenen Jahren zunehmend nach Europa verlagert. Geschäftsführer Roland Zeifang geht demnach von einer Konzentration des Umsatzes auf komplett Europa aus, weg vom deutschen Raum. „Dies entspricht einer zusätzlichen Umsatzabsicherung, gleichzeitig auch dem Wachstumsgedanken, der strategisch jetzt und auch in den nächsten Jahren verfolgt wird“, wird Zeifang zitiert. Der Umsatz auf dem europäischen Markt macht derzeit laut Sprecherin Claudia Ell 30 Prozent aus. 70 Prozent werden in Deutschland erwirtschaftet.

Standortsicherung in Oberkirch

Auch am Heimatstandort Oberkirch entwickelt sich Ruch Novaplast weiter und investiert 2025 in zwei neue Gebäude. So lässt das Unternehmen dort eine Silohalle mit einem Fassungsvermögen von 2.300 Kubikmetern für EPP-Rohmaterial errichten. Dies bedeute eine Verdopplung der Kapazitäten. Außerdem entsteht eine Drucktankhalle, die mittels komplexer Prozessüberwachung einen wichtigen Beitrag zur Veredelung des Rohmaterials leiste. Insgesamt werden 4 Millionen Euro in Oberkirch investiert.

Ruch Novaplast

Geschäftsführer Zeifang, Nicolas Krohn-Erdle (v.l.). Foto: Ruch Novaplast

Eigene Energieproduktion

Wie die meisten Industrieunternehmen ist auch Ruch Novaplast bestrebt, möglichst unabhängig zu werden von Strom- oder Gasimporten und eigene Energie zu produzieren. Auf dem Dach der neuen Gebäude sowie an den 17 Meter hohen Seitenwänden wurde demnach eine Photovoltaik-Anlage mit einer Leistung von max. 110 Kwp installiert.

Verdoppelung der Kapazitäten

Durch Automatisierungsprojekte sollen in der Betriebsstätte Willstätt zur Effizienzerhöhung beitragen. So gibt es dort laut Claudia Ell eine komplette Fertigungslinie, die Produktionsprozess bis hin zur Endkundenverpackung abbilde. Und am Standort MORAPLAST in der Tschechischen Republik investiert die Ruch-Gruppe derzeit in Infrastrukturprojekte. Durch eine Angleichung an die Produktionsstandards in Oberkirch sollen die Kapazitäten schrittweise verdoppelt werden. Ell: „Seit März 2025 läuft in Tschechien ein Modernisierungsprojekt mit einem Investitionsvolumen von rund drei Millionen Euro.“

Alleinstellungsmerkmal

Den Status als europäischer Technologieführer habe sich Ruch Novaplast aufgrund verschiedener Innovationen erarbeitet. „Wir haben beispielsweise eine Technik entwickelt, um Partikelschaumteile formschlüssig miteinander zu verbinden. Das bietet kein anderer Wettbewerber an“, so Ell. Im Laufe der Jahre habe sich das traditionelle, ursprüngliche Geschäft mit Styropor der Marke EPS hin zu EPP-Partikelschaum entwickelt. Dieses Segment nehme inzwischen rund 75 Prozent der gesamten Produktionspalette ein.

5. Familiengeneration

Auch personell gibt es eine Veränderung. So trat der älteste Sohn der Gesellschafterfamilie Andrea und Volker Ruch-Erdle, Nicolas Krohn-Erdle, im August 2025 als Projekt-Ingenieur in der Energieversorgung in das Unternehmen ein. Er vertrete damit die 5. Familiengeneration bei Ruch Novaplast.

Nicolas Krohn-Erdle hat sein Master Maschinenbau mit Schwerpunkt Fabrikbetrieb 2018 abgeschlossen, seither internationale Erfahrungen gesammelt und Projekte im Bereich Software, Hardware und Systeme erfolgreich geführt. Nun arbeitet er sich in seinen Aufgabenbereich bei der Ruch-Gruppe ein und werde sukzessive alle technischen Prozesse kennenlernen mit dem Ziel, mittelfristig den Technik-Bereich in die Zukunft führen.

Komplexe Systeme

Ruch Novaplast beschäftigt an seinen Standorten in Oberkirch, Willstätt und in Tschechien insgesamt rund 400 Mitarbeiter. Das Traditionsunternehmen entwickelt und produziert isolierende Formteile, komplette Baugruppen und komplexe Systeme aus Partikelschaum für unterschiedliche Anwendungen in den Branchen Haus- & Gebäudetechnik, Kopf- & Körperschutz, Medizin- & Analysetechnik und Mobility.

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