Wirtschaftsstandort

Minus 29 Prozent beim wvib-Geschäftsklima: „Am schlechtesten ist Deutschland“

Christoph Münzer von der wvib
© wvib Schwarzwald AG
Die wvib-Konjunkturumfrage für die ersten neun Monate 2024 zeigt weiter ein düsteres Bild der Wirtschaftslage im Südwesten. Der Umsatzrückgang mag weniger drastisch ausfallen als befürchtet, trotzdem blicken die Unternehmen der Schwarzwald AG sorgenvoll in die Zukunft. So ist das wvib-Geschäftsklima mit minus 29 Punkten deutlich eingebrochen. Und auch der Frühindikator Auftragseingang zeigt noch keine Besserung an.

Für den Zeitraum vom 1. Januar bis zum 30. September 2024 meldeten die Mitgliedsunternehmen der wvib Schwarzwald AG ein durchschnittliches Umsatzminus von 5,9 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum (Q1 – Q3 2023: 6,7 Prozent plus), wie der Verband in einer Pressemitteilung schreibt. In der Umfrage zum ersten Halbjahr 2024 habe das Minus noch bei 7,2 Prozent gelegen. Auch in der Detailbetrachtung habe sich die Umsatzentwicklung deutlich verändert: 65,5 Prozent der Unternehmen meldeten gesunkene Umsätze, bei 29,3 Prozent der Befragten seien die Umsätze gestiegen.

Geschäftsklima auf Talfahrt

Die Geschäftserwartungen würden dagegen deutlich negativer aussehen als zuvor: 16,7 Prozent rechnen demnach in den nächsten sechs Monaten mit steigenden Umsätzen (1. HJ 2024: 23,2 Prozent), 45,1 Prozent erwarten keine Veränderung, wohingegen 38,2 Prozent mit einem Umsatzrückgang in den nächsten sechs Monaten rechnen würden (1. HJ 2024: 24,7 Prozent).

Verrechnet man positive und negative Umsatzentwicklung, so erhält man einen Wert für die Geschäftslage der Unternehmen. Analog dazu ist die Geschäftserwartung der Saldo aus positiver und negativer Umsatzerwartung. Aus dem Mittel zwischen Geschäftslage und Geschäftserwartung bildet sich das wvib-Geschäftsklima. Dieses liege derzeit bei minus 29 Punkten. Das bedeute eine erneute Verschlechterung. In der Halbjahres-Umfrage lag der Wert bei minus 21 Punkten. In der Umfrage vor einem Jahr lag das Geschäftsklima mit 3 Punkten noch knapp im Plus. Die Geschäftslage hat sich von minus 38,7 auf 36,2 leicht verbessert, während die Geschäftserwartungen mit minus 21,6 Punkten deutlich schlechter sind als zuvor (minus 1,5 Punkte).

Sinkende Auftragseingänge

Auch beim Frühindikator Auftragseingang schlage sich die Krise deutlich nieder. In den vergangenen neun Monaten ist der Auftragseingang in den Unternehmen der Schwarzwald AG um 3,67 Prozent zurückgegangen. Bei 53,4 Prozent der Unternehmen habe sich der Auftragseingang im Vergleich zum Vorjahr verschlechtert (1. HJ 2024: 53,3 Prozent), bei 31,2 Prozent (1. HJ 2024: 31,9 Prozent) verbessert.

Immer weniger Unternehmen würden eine Verbesserung erwarten: Lediglich 15,7 Prozent der befragten Unternehmen rechnen mit steigenden Auftragseingängen. Vor drei Monaten waren es 19,9 Prozent. 53,8 Prozent rechnen demnach mit keiner Veränderung, während 30,5 Prozent in den nächsten sechs Monaten sinkende Auftragseingänge erwarten (1. HJ 2024: 21,7 Prozent).

wvib-Hauptgeschäftsführer Dr. Christoph Münzer ordnet laut der Pressemitteilung die Lage ein: „Alte Gipfel und neue Höhen sind für viele nicht zu sehen. Umsätze und Auslastung sind unbefriedigend, die Auftragseingänge zaghaft. Auch die USA und China kämpfen, die Nachfrage ist weltweit schlecht. Am schlechtesten in Deutschland. Politischer Schlingerkurs und halbherziges Herumdoktern an Symptomen verspielen Vertrauen, sorgen für Verunsicherung und Ärger. Wenn Deutschland wieder auf Wachstumskurs kommen soll, müssen die Rahmenbedingungen für unternehmerisches Handeln deutlich verbessert werden.

Bessere Rahmenbedingungen gefordert

Münzer kritisiert auch das Konzept von Wirtschaftsminister Robert Habeck. Es würde die Situation eher verschlechtern. „Habeck verkauft teuren Aktionismus und persönliche Inszenierung als zukunftsgerichtete Ursachenbekämpfung. Klüger ist es, wenn wir das Geld gar nicht erst bei den Unternehmen und Steuerzahlern der Zukunft einsammeln, dann müssen wir auch keine Heerscharen von Beamten mit der Verteilung von Investitionsprämien beschäftigen. Wir brauchen bessere Rahmenbedingungen, geringere Steuerbelastungen, weniger Bürokratie, mehr Digitalisierung, preiswerte Energie. Daran sollten Habeck und die Ampel arbeiten, statt planwirtschaftlichen Lenkungsfantasien nachzuhängen“, so Münzer.

Weitere Beiträge