Von Wolfgang Huber
Mit dem Abschluss der Tunnelvortriebe auf der italienischen Seite des Brenner Basistunnels (BBT) wurde eine Meilenstein für eines der bedeutendsten europäischen Verkehrsprojekt erreicht. Von Süden kommend hat die letzte von drei Tunnelbohrmaschinen des Schwanauer Spezialisten Herrenknecht das Ende ihres Bauabschnitts unterhalb der italienisch-österreichischen Grenze erreicht, wie das Unternehmen mitteilt.
Weltlängste unterirdische Eisenbahnverbindung
Mit dem Brenner Basistunnel wird der nachhaltige Ausbau der europäischen Infrastruktur auf der Schiene vorangetrieben. Auf dem transeuropäischen Nord-Süd-Korridor von Finnland bis Malta entsteht unter der Regie der österreichisch-italienischen BBT SE zwischen Innsbruck (Österreich) und Franzensfeste (Italien) mit 64 Kilometern die weltlängste unterirdische Eisenbahnverbindung.
Wie der ADAC auf seiner Website schreibt, verläuft der Brenner Basistunnel fast gradlinig zwischen Innsbruck und der Südtiroler Gemeinde Franzensfeste. Damit verkürze er die Bahnstrecke von derzeit 75 auf nur noch 55 Kilometer und die Fahrzeit für Personenzüge von bislang gut 80 auf 25 Minuten. Steigung bzw. Gefälle betragen demnach nur maximal 6,7 Promille (bislang bis zu 27 Promille). Laut Herrenknecht werde sie als besonders leistungsfähige Flachbahn ausgeführt, das heißt mit nur sehr geringen Steigungen. Herrenknecht konnte Aufträge für insgesamt acht Tunnelvortriebsmaschinen für den Bau des Brenner Basistunnels gewinnen.
Herausfordernde geologische Störzonen
Auf italienischer Seite habe die letzte von drei Herrenknecht-Maschinen den Vortrieb in der westlichen Hauptröhre für das Baulos H61 Mauls erfolgreich abgeschlossen. Mit zwei Maschinen vom Typ Doppelschild-TBM mit einem Durchmesser von 10,65 Metern bohrten die Mineure des ausführenden Joint Ventures der Unternehmen Webuild, Ghella, P.A.C. und Cogeis demnach 14,3 Kilometer der beiden Hauptröhren. Sie hätten dabei sowohl Gestein mit hoher Festigkeit als auch herausfordernde geologisch Störzonen gemeistert. Eine weitere Doppelschild-TBM mit einem Durchmesser von 6,8 Metern hätten sie für den Bau eines Service- und Rettungstunnels unterhalb der Hauptröhren eingesetzt.
Lange Staus an der Grenze
Die Situation auf der Brenner- und Inntal-Autobahn war dem ADAC zufolge nicht mehr tragfähig. „Es tobt der Verkehr, stetig steigt die Zahl der Lkw. Mit Blockabfertigung versuchen die Tiroler, das Aufkommen zu regeln. Die Folge sind Staus an der bayerischen Grenze sowie genervte Anwohner und Bürgermeister. Der Brenner Basistunnel soll den Verkehrsinfarkt verhindern, die Lkw sollen als „rollende Landstraße“ unterm Berg verschwinden“, schrieb Claus Christoph Eicher im Januar 2025.
Gesamtlänge von 64 Kilometern
Die Kosten für das Mammutprojekt belaufen sich auf gut 10 Milliarden Euro, getragen von Österreich, Italien und die EU. Damit soll der Alpentransit über den Brenner ab 2032 entlastet werden. Personen- und Güterzüge sollen zwischen Innsbruck und Franzensfeste (Südtirol) durchs Gebirge fahren – mit einem rasanten Tempo. Laut ADAC dauere die Fahrt mit Tempo 230 eine knappe halb stunde. Insgesamt soll der Brenner Basistunnel 64 Kilometer lang sein. Inklusive der Umfahrung von Innsbruck Richtung Kufstein. Das seien sieben mehr als die bisherige Rekordröhre am Gotthard.
Besondere Bedeutung
Laut der Website der Projektträger des BBT forciere die Europäische Union den Ausbau dieses länderübergreifenden multimodalen Korridors und stufe den Ausbau als vorrangig ein. Durch die Verbindung der Staaten Österreich und Italien nehme der Tunnel eine besondere Bedeutung ein. Mit der Verlagerung des Schwerverkehrs von der Straße auf die Schiene dient der Brenner Basistunnel in erster Linie dem Transport von Gütern. Doch auch Personenzüge können der BBS-Website zufolge durch den Tunnel fahren. Die alte Brennerbahn ist bereits 150 Jahre alt.
Tunnelbohranlagen für alle Geologien
Wie Herrenknecht weiter schreibt, treiben auf der nördlichen, österreichischen Seite des Brenners derzeit vier Maschinen aus Schwanauer Fertigung die Hauptröhren voran. Bereits 2020 hatten die Tunnelbauer demnach den österreichischen Abschnitt des Service- und Rettungstunnels mit einer Herrenknecht-TBM fertiggestellt.
Die Herrenknecht AG liefert nach eigenen Angaben als einziges Unternehmen weltweit Tunnelbohranlagen für alle Geologien und in allen Durchmessern – von 0,10 bis 19 Metern. Die Produktpalette umfasse maßgeschneiderte Maschinen für Verkehrstunnel und Ver- und Entsorgungstunnel, Technologien zur Verlegung von Pipelines sowie Zusatzequipment- und Servicepakete.
5.400 Mitarbeiter bei Herrenknecht
Außerdem stellt das Unternehmen Bohranlagen für Vertikal- und Schrägschächte sowie Tiefbohranlagen her. Die erwirtschaftete Gesamtleistung des Herrenknecht Konzerns lag im Jahr 2024 bei 1.394 Mio. Euro. Er beschäftigt weltweit als unabhängiges Familienunternehmen rund 5.400 Mitarbeiter, darunter etwa 200 Auszubildende. Mit über 60 Tochter- und geschäftsnahen Beteiligungsgesellschaften im In- und Ausland könne Herrenknecht jederzeit schnell und gezielt umfassende Serviceleistungen nah am Projekt und am Kunden anbieten.
Das könnte dich auch interessieren:
Technik von Herrenknecht erneut am Gotthard im Einsatz
Herrenknecht soll Machbarkeit eines Tunnels unter der Straße von Gibraltar prüfen
IHK-Chef Dieter Salomon sieht gute Ansätze im Koalitionsvertrag: „Jetzt schnell umsetzen!“
Ödsbacher Straße 6
77704 Oberkirch
Telefon: +49 7802 916 99 43
E-Mail: info@brandmediaberlin.de
Ödsbacher Straße 6
77704 Oberkirch
Telefon: +49 7802 916 99 43
E-Mail: info@brandmediaberlin.de
2025 | Ortenau Journal – Das Nachrichtenportal für die Ortenau