Vor exakt einem Jahr hat die Schweizer Infener GmbH ihre Pläne bekannt gegeben, zusammen mit der Stadt Gengenbach einen 20 MW-H2-Hub für die Produktion von Grünem Wasserstoff im Industriegebiet Kinzigpark I zu errichten. Inzwischen ist das erst 2023 gegründete Unternehmen von der Konzeptionsphase in die Planungsphase übergegangen und beschreibt gegenüber dem Ortenau Journal das weitere Vorgehen bei der Umsetzung.
Ausbau des Wasserstoffnetzes
Die Bundesregierung hatte sich mit der Nationalen Wasserstoffstrategie das Ziel gesetzt, bis 2030 eine heimische Elektrolysekapazität von zehn Gigawatt (GW) aufzubauen. Seither wird in Deutschland fieberhaft am Ausbau eines Wasserstoffnetzes und dem Aufbau von Elektrolysekapazitäten gearbeitet. Unternehmen haben Investitionsentscheidungen getroffen, zahlreiche Projekte sind bereits in der Planungsphase, andere werden längst umgesetzt. Einige Projekte wurden aber auch bereits wieder gestoppt.
„Wird eine Rolle spielen“
Denn wie es konkret mit der Technologie Grüner Wasserstoff weitergeht, ist angesichts der neuen Energiepolitik von Wirtschaftsministerin Katherina Reiche noch nicht endgültig geklärt. Reiche hatte beispielsweise beim Ostdeutschen Wirtschaftsforum in Bad Saarow angekündigt, die Kriterien für Grünen Wasserstoff ändern zu wollen. „Wasserstoff wird im zukünftigen Energiesystem eine Rolle spielen“, wird sie auf der Website der MEGA Monheimer Elektrizitäts- und Gasversorgung GmbH zitiert.
Zweifel der Ministerin
Noch im Juli 2025 hatte Reiche bei einer Pressekonferenz laut der Website Correctiv grundsätzliche Zweifel an Grünem Wasserstoff geäußert: „Grüner Wasserstoff ist bislang nicht wettbewerbsfähig”. Die Produktion von großen Mengen Wasserstoff sei heute „leider kompliziert“. Auch der Stopp von Vorhaben wie der Rückzug des Stahlproduzenten ArcelorMittal aus Projekten zur Produktion von Grünem Wasserstoff in Bremen und Eisenhüttenstadt im selben Monat und dem Verzicht auf 1,3 Milliarden Euro Förderung sorgte für Aufsehen. Die Luxemburger hatten laut Heise Online „mangelnde Wirtschaftlichkeit aufgrund unzureichender Förderung“ als Grund genannt.
„Wirtschaftlichkeit bestätigt“
Infener ist jedoch weiter von seinen Plänen im Kinzigtal überzeugt: „Die Konzeptionsphase hat gezeigt, dass Gengenbach ein sehr geeigneter Standort für einen dezentralen Wasserstoff-Hub ist. Die Flächen sind geklärt, die Machbarkeitsstudien abgeschlossen, die Partner eingebunden und die Wirtschaftlichkeit bestätigt“, teilt Unternehmenssprecherin Franziska Grammes auf Anfrage mit. Infener produziert grünen Wasserstoff durch die Elektrolyse von Wasser in netzdienlichen H2-Hubs, die mit erneuerbarer Energie betrieben werden.
Infener führt Gespräche mit potenziellen Abnehmern für H2. Foto: Infener
Fehlende Zusage für Netzanschluss
Aktuell beschäftigt Infener allerdings eine Verzögerung aufgrund des Netzanschlussverfahrens. Netzbetreiber müssen laut Grammes in Deutschland jede Anfrage sehr detailliert prüfen, um die Stabilität des Stromnetzes zu sichern. Es fehle noch die Zusage für den Netzanschluss, die entscheidend für die Dimensionierung und Wirtschaftlichkeit sei. „Diese Verfahren dauern nicht selten zwei bis drei Jahre und bremsen nicht nur Wasserstoffprojekte, sondern auch Batteriespeicher oder Rechenzentren“, so Grammes.
Bürokratische Hürden
Infener wünscht sich eine klare Priorisierung, damit Wasserstoffprojekte als systemrelevante Infrastruktur behandelt werden. Grammes: „Für grünen Wasserstoff ist Strom der Schlüssel. Es ist alles fertig geplant. Wir sind gerade dabei, dieses Roll out zu machen. Dabei stoßen wir gerade auf bürokratische Hürden. Ganz klar. Die haben wir natürlich kommen sehen. Aber dass es so lange dauert, damit haben wir nicht gerechnet.“
Interesse der Wirtschaft
Grundsätzlich sei die Investitionsentscheidung getroffen worden, die finale Investition (FID) erfolge nach der Netzanschlusszusage. Konkrete Abnahmeverträge seien der nächste Schritt. „Derzeit liegen mehrere LOIs vor (Absichtserklärungen, Anm. d. Red.), unter anderem mit Nevius und Ryze Power – sie dokumentieren das klare Interesse der regionalen Wirtschaft am Bezug von grünem Wasserstoff aus dem Hub“, so Grammes weiter.
Keine Gespräche mit BSW
„Wir haben den Standort bewusst gewählt, da hier ein vielversprechender Markt mit potenziellen Abnehmern aus Industrie und Logistik vorhanden ist“, teilte das Unternehmen im September 2024 auf Anfrage des Ortenau Journal mit. „Selbstverständlich haben wir potenzielle Abnehmer wie die Badischen Stahlwerke (BSW) im Blick und stehen in Kontakt“, hieß es damals. Doch Grammes stellte nun klar, dass es mit den Badischen Stahlwerken bislang keine Gespräche gegeben habe, stattdessen gebe es welche Richter Aluminium in Schutterwald.
Infener-Sprecherin Franziska Grammes: „Wir bereiten alle Schritte vor.“ Foto: Infener
Immense Marktchancen
Während die renommierte Energieökonomin Claudia Kemfert laut Correctiv schon vor Jahren den Begriff für den Wasserstoff wegen des Aufwands als „Champagner unter den Energieträgern“ geprägt habe, bezeichnet die Deutsche Bank auf ihrer Website nicht nur den Einsatz von grünem Wasserstoff in möglichst vielen Wirtschaftsbereichen als klimapolitische Notwendigkeit, sondern stellt auch die immensen Marktchancen für deutsche Unternehmen in den Vordergrund.
Halbe Billion Euro
Genannt werden zum Beispiel die Bereitstellung von Anlagen zur Elektrolyse oder der Ausbau der Wasserstoffinfrastruktur. Weiter heißt es: „Laut dem HyGuide 2030 des Deutschen Wasserstoff-Verbands eröffnet sich dadurch allein für den deutschen Maschinenbau bis 2030 ein Absatzpotenzial von insgesamt bis zu 500 Milliarden Euro.“ Bezieht man die komplette Branche mit ein, dürfte die Wertschöpfung noch deutlich höher ausfallen.
„Alle Farben“
So lässt sich Infener auch nicht durch Äußerungen beirren, wonach bestehende Förderungen auf den Prüfstand gestellt und Subventionen systematisch reduziert werden müssten. Dies berichtete der Deutschlandfunk in seiner Online-Ausgabe und zitierte einen Auszug aus dem Koalitionsvertrag von CDU, CSU und SPD: „Wir werden den Aufbau einer Wasserstoffwirtschaft beschleunigen und pragmatischer ausgestalten. Im Hochlauf müssen wir alle Farben nutzen“ – also nicht nur grünen Wasserstoff.
H2-Hubs in ganz Europa
„Sobald die Kapazitäten zugesichert sind, können wir die Umsetzungsphase starten. Parallel bereiten wir alle weiteren Schritte bereits vor, damit es dann schnell geht“, schildert die Infener-Sprecherin die derzeitige Situation. Doch damit nicht genug, denn das Ziel des Schweizer Innovationstreibers, H2-Hubs an zahlreichen Standorten in Deutschland, der Schweiz und weiteren europäischen Ländern zu entwickeln, werde bereits umgesetzt.
„Mehrere Gigawatt“
Dazu Franziska Grammes: „Aktuell stehen wir vor strukturellen Veränderungen, die uns dabei helfen werden, unser Vorhaben noch konsequenter umzusetzen. Ziel ist es, bis 2030 europaweit mehrere Gigawatt an Elektrolysekapazität aufzubauen und so Kommunen, Industrie und Verkehr dezentral mit grünem Wasserstoff zu versorgen.“
Angesichts des vom Nationalen Wasserstoffrat errechneten Wasserstoffbedarfs für Deutschland von 94 bis 125 TWh pro Jahr bis 2030 und einer möglichen Steigerung von 620 bis 1.288 TWh bis 2045, erscheinen die geplanten Investitionen von Infener als nachvollziehbare Strategie.
Siehe auch hier:
badenova kann ab 2035 Koehler und BSW mit grünem Wasserstoff beliefern
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