Wirtschaft

Frank Haas (Haastechnik): „Grüner Wasserstoff wird künftig einen großen Beitrag zum Energiemix liefern“

Landrat Besuch Haastechnik
© Haastechnik – Bürgermeister Hattenbach und Landrat Thorsten Erny (v.l.) beim Besuch von Haastechnik.
Die Ortenau lebt von ihren zahlreichen innovativen Familienunternehmen, die mit Spezialisierung, Mut und Innovationskraft die Region prägen. Ein Beispiel ist Haastechnik in Kappelrodeck. Das 2004 gegründete Unternehmen hat sich von der Rohrfertigung zum Experten für Abgasnachbehandlung und Zukunftstechnologien wie Wasserstoff entwickelt. Im Interview spricht Geschäftsführer Frank Haas über Nachhaltigkeit, Expansionspläne und die aktive Transformation in Richtung Zukunft.
Von Wolfgang Huber

Die Ortenau ist gespickt von Klein- und Mittelständischen Unternehmen in Bereichen wie Automotive, Maschinenbau oder Metallverarbeitung. Oft sind es hochspezialisierte Familienunternehmen – darunter viele Hidden Champions – die entscheidend zur Wirtschaftskraft der Region beitragen und Arbeitsplätze und Wohlstand generieren.

Raum für Innovation

So auch Haastechnik in Kappelrodeck. Das Unternehmen wurde 2004 von Norbert und André Haas in Seebach gegründet und entwickelte sich vom Maschinenbau über Kurzrohrfertigung bis hin zu Schweißbaugruppen für die Abgasnachbehandlung. 2019 entstand der moderne Neubau in Kappelrodeck. Dieser bietet Raum für Innovation, Kommunikation und Nachhaltigkeit.

Zukunftstechnologie grüner Wasserstoff

Im Interview spricht Frank Haas, Mitglied der Geschäftsführung und Experte für Abgasnachbehandlungstechnik bei Haastechnik, über die Geschäftsentwicklung mitten in der Wirtschaftskrise, das Nachhaltigkeitskonzept und die Expansionspläne. Auch die Wasserstoffstrategie von Haastechnik war ein der Thema.

Interview mit Frank Haas

Ortenau Journal: Sie sind seit 2020 bei Haastechnik? Was haben sie davor gemacht?

Frank Haas: Ich habe in Offenburg Verfahrens- und Umwelttechnik studiert. Danach bin ich bei Roth Technik Austria als Versuchsingenieur eingestiegen und war später zunächst als Projektleiter tätig und habe dann die Leitung der Entwicklungsabteilung übernommen. Später hab ich noch nebenberuflich den MBA gemacht, um mir auch Betriebswirtschaftliche Kenntnisse anzueignen.

Ortenau Journal: Ihr Kerngeschäft ist die Produktion von Kurzrohren, die Rohrumformung und die mechanische Bearbeitung. Welcher dieser drei Bereiche nimmt den größten Teil ihres Geschäftsvolumens ein?

Frank Haas: Die Kurzrohrfertigung. Das sind etwa 80 Prozent. Darin sehen wir uns auch als Pionier und Spezialist. Die Besonderheit ist, dass wir auch die Anlagen selbst entwickeln und bauen.

Ortenau Journal: Wer sind ihre Kunden?

Frank Haas: Derzeit sind wir noch stark abhängig vom Verbrenner-Motor. Unsere Kunden sind Hersteller von Abgasnachbehandlungssystemen. Aber wir haben frühzeitig angefangen, uns breiter aufzustellen. Doch darauf kommen wir sicher später nochmal zurück.

Ortenau Journal: Genau, das greifen wir noch mal auf. Sie wurden Anfang 2025 in das Förderprogramm „Spitze auf dem Land! Technologieführer für Baden-Württemberg“ aufgenommen. Wie setzen sie die Fördersumme von 150.000 Euro ein, die sie vom Land Baden-Württemberg bekommen haben?

Produktionshalle Haastechnik  Kurzrohrfertigung Haastechnik

Nach der Firmengründung 2004 (links) und die Kurzrohrfertigung. Foto: Haastechnik

Frank Haas: Kurze Korrektur: es sind 400.000 Euro. Wir setzen die Förderung für eine Hallenerweiterung ein. Wir erweitern bis Mitte kommenden Jahres die Hallenfläche um mehr als das Doppelte.

Ortenau Journal: Wird das ein Anbau oder eine Erweiterung des bestehenden Geschäftsgebäudes. Das haben sie ja 2019 fertiggestellt.

Frank Haas: Es ist kein direkter Anbau. Es bleibt eine Fläche dazwischen frei. Wir bauen aus logistischen Gründen eine zweite Halle. Aber es ist so konzipiert, dass wir später die beiden Hallen verbinden können und dann den mittleren Bereich als Versandhalle nutzen können.

Ortenau Journal: Da reichen aber wahrscheinlich die 400.000 Euro alleine nicht.

Frank Haas: Nein, das Gesamtvolumen sind ca. 2,5 Millionen Euro.

Ortenau Journal: Inwiefern hat sich das neue Geschäftsgebäude seit der Investition 2019 auf ihre Produktion ausgewirkt? Gab es Effizienzgewinne?

Frank Haas: Ja, definitiv. Wir konnten Abläufe optimieren. Wir waren davor in gemieteten Räumen, wo sehr viele unnötige Wege gegangen werden mussten. Auch bei der neuen Halle haben wir von Anfang viel Wert auf optimale Abläufe gelegt. Wir haben hier im Rahmen eines Student Consulting Projektes unter der fachkundigen Leitung von Professor Jürgen Köbler der Hochschule Offenburg verschiedene Varianten entwickelt und bewertet.

Ortenau Journal: Das rechnet sich auf Dauer dann schon, oder?

Frank Haas: Definitiv ja. Auch im Bezug auf Außenwirkung. Wo vorher die Kunden in kleinen Büros saßen, hat man sicher nicht so gut verkaufen können, als jetzt hier in den schönen neuen Räumlichkeiten.

Ortenau Journal: Es ist ja auch ein hochmodernes Gebäude. Das ist sehr repräsentativ.

Frank Haas: Danke. Ein Freund von uns ist Architekt, mit dem entwickeln wir die Themen immer zusammen.

Ortenau Journal: Markus Seifermann. Wie kam es zu dieser Verbindung nach London?

Frank Haas: Markus Seifermann ist gebürtiger Ottenhöfener. Uns verbindet eine sehr gute Freundschaft. Es hat ihn dann irgendwann nach London verschlagen, wo er sein eigenes Architekturbüro hat. Er macht so spannende Dinge wie zum Beispiel die Renovierung der Deutschen Botschaft. Und mit seinem Büro auch die ganzen Bauprojekte für uns.

Ortenau Journal: Es gibt ja hier in der Region zahlreiche Unternehmen, die eine herausragende Position am Weltmarkt oder in Europa haben und dadurch relativ unbeschadet durch die Wirtschaftskrise in Deutschland kommen. Die Krise ist ja schwerwiegend und strukturell. Wie sieht es in den vergangenen zwei Jahren mit ihrer Geschäftsentwicklung aus?

Frank Haas: Wir sind generell sehr zufrieden mit der Geschäftsentwicklung. Ein Highlight war die Entwicklung und der Bau einer komplett neuen Anlage zur Herstellung komplexer Kurzrohre. Durch die neue, hochautomatisierte Anlage, waren wir in der Lage wirtschaftliche Preise anzubieten und haben erst vor kurzem einen Auftrag mit hohem Volumen und einer Laufzeit von über zehn Jahren gewonnen.

Ortenau Journal: Auf ihrer Website taucht der Begriff der „Aktiven Transformation“ auf. Was bedeutet das?

Frank Haas: Wir sind im Moment noch abhängig vom Verbrenner. Aber der Verbrenner wird irgendwann enden. Das wird nicht so schnell kommen, wie es sich einige ausgedacht haben. Aber wir müssen natürlich überlegen: Wie verdienen wir unser Geld in zehn Jahren? Daher haben wir frühzeitig begonnen in Innovations-Workshops zu identifizieren, wo wir unsere Kompetenzen einbringen können. Und da gibt es jetzt neue Bereiche, wo wir schon Aufträge gewinnen konnten. Sei es die Chemiebranche oder das Thema Komponenten für die Wasserstofferzeugung. Da sind wir jetzt für die Zukunft gut aufgestellt.

Ortenau Journal: Darauf wollte ich gerade zu sprechen kommen. Neulich waren ja Landrat Thorten Erny und der Bürgermeister Stefan Hattenbach bei ihnen zu Gast in der Kappelrodeck. Dabei wurde das Thema Grüner Wasserstoff angesprochen. Wie sehen ihre Pläne in der Richtung aus?

Frank Haas: Wir haben einen Auftrag für Prototypen erhalten, die in einen Hydroliseur – Anlagen zur Erzeugung von Wasserstoff – eingesetzt werden. Dadurch stellen wir uns für die Zukunft breiter auf. Für uns ist das ein wichtiger Schritt im Hinblick auf die Diversifizierung.

Ortenau Journal: Welches Potenzial sehen sie für grünen Wasserstoff?

Frank Haas: Ich glaube, dass der Grüne Wasserstoff künftig einen sehr großen Beitrag zur Energieversorgung liefern wird. Deshalb versprechen wir uns auch sehr viel von dem Projekt.

Ortenau Journal: Bei der Herstellung von Grünem Wasserstoff wird ja sehr viel Strom aus Erneuerbaren Energien gebraucht für die Elektrolyse. Wo ist letztendlich der Energiegewinn beim Grünen Wasserstoff? Oder liegt er vor allem in der Speicherung?

Frank Haas: Im Prinzip ist Grüner Wasserstoff gespeicherte Sonnen- und Windenergie. Darin sehe ich einen großen Vorteil. Sonnenenergie ist vorhanden. Windenergie auch. Und die gespeicherte Energie kann dann abgerufen werden, wenn man sie benötigt.

Ortenau Journal: Wir haben ja neulich beim Bürgerentscheid zur Schwend gesehen – wo auch Kappelrodeck betroffen war – dass der Widerstand gegen die Windenergie wächst. Sehen sie da die Gefahr, dass die Energiewende ins Stocken geraten könnte? Denn das wäre ja kontraproduktiv, was die Wasserstoffpläne angeht.

Frank Haas: Ich kann persönliche Einwände gegen die Windkraft in gewissem Maße nachvollziehen – insbesondere, wenn es um individuelle Betroffenheit geht. Gleichzeitig gibt es aber auch immer Menschen, die grundsätzlich neuen Technologien skeptisch gegenüberstehen. Ich hoffe, dass sich diese Haltung nicht zu stark durchsetzt. Dass das Thema Windkraft und die Energiewende jedoch komplett ins Stocken gerät, halte ich für unwahrscheinlich. Letztlich wird es auf einen ausgewogenen Energiemix hinauslaufen – und aus meiner Sicht gehört die Windkraft ganz klar dazu.

Ortenau Journal: Sie sind ja auch auf dem Weg in Richtung Klimaneutralität. Welche Maßnahmen – abgesehen der großen PV-Anlage auf dem Dach – ergreifen sie dahingehend?

Frank Haas: Auch die neue Halle wird komplett mit PV-Anlagen bestückt werden. Wir sind heute schon tagsüber bei schönem Wetter autark und können sogar noch Strom einspeisen. Gleichzeitig versuchen wir permanent, den Energieverbrauch zu reduzieren. Das fängt an mit moderner Gebäudetechnik. Wir haben auch eine elektronische Stromoptimierung. Das trägt ebenfalls zur Reduzierung des Strombedarfs bei.

Firmengebäude Haastechnik  Firmengebäude Haastechnik

Das Geschäftsgebäude von Haastechnik bietet Raum für Innovationen. Foto: seifermann.london

Ortenau Journal: Damit sind sie auch unabhängig von Strom- und Gasimporten.

Frank Haas: Gas wird noch in geringen Mengen für die Heizung gebraucht. Und den Strom erzeugen wir weitestgehend selbst.

Ortenau Journal: Ist die derzeitige Wirtschafts- und Strukturkrise aus ihrer Sicht auch die tiefgreifendste Wirtschaftskrise bisher?

Frank Haas: Es gibt viele Themen, die man angehen muss. Aber Jammern hilft nichts. Wir sehen es als strategische Aufgabe für unser Unternehmen an, anzupacken und nach Lösungen zu suchen. Wir selbst haben mit der aktuellen Krise keine großen Probleme.

Ortenau Journal: Stellt die Bundesregierung ihrer Meinung nach die Weichen richtig, um Investitionen zu begünstigen und die Wirtschaft zu stimulieren?

Frank Haas: Die Ankündigungen, die es jetzt von der Merz-Regierung gibt, klingen vielversprechend, weil schon viele Themen angegangen werden sollen. Was für uns entscheidend ist: wie schnell und unbürokratisch werden die Dinge abgewickelt.

Ortenau Journal: Eines der Hauptthemen derzeit ist ja gerade die Bürokratie. Sehen sie da schon Licht am Ende des Tunnels, was die Ansätze angeht?

Frank Haas: Das sehe ich momentan noch nicht, was den Bürokratieabbau angeht. Wobei ich sagen muss, dass es generelle Unterstützung von KMUs gibt. Wir haben vorhin über das Thema Förderung gesprochen. Und da wird man als KMU schon sehr stark unterstützt. Wir haben für die neue Anlage eine Förderung von der InvestBW bekommen und konnten bei „Spitze auf dem Land“ den Zuschuss gewinnen. Wenn man sich bemüht und innovativ ist, gibt es da schon Unterstützung.

Ortenau Journal: Nützen ihnen die bereits beschlossenen neuen Abschreibungsmöglichkeiten etwas?

Frank Haas: Das kommt uns natürlich in unserer Umbruchphase entgegen, wo wir uns für die Zukunft neu aufstellen. Das ist sehr investitionsintensiv.

Ortenau Journal: Bilden sie auch selbst den Nachwuchs aus?

Frank Haas: Ja, wir versuchen uns immer durch eigene Ausbildung zu vergrößern. Derzeit sind wir etwa 25 Mitarbeiter, sehr viele der Mitarbeiter haben die Ausbildung bei uns gemacht und sich mit dem Unternehmen weiterentwickelt. Wir gehen auch in die Schulen, um vor Ort die Haastechnik zu repräsentieren und so dem Fachkräftemangel entgegenzuwirken.

Das könnte dich auch interessieren:

Auslandsexpansion: CEO Carlo Lazzarini sieht die PWO-Gruppe trotz Umsatzminus auf dem Erfolgsweg

Bestes wvib-Geschäftsklima seit 2023 hellt Stimmung leicht auf – Klarer Reformkurs gefordert

Unternehmer Florian Seibold: „Bei uns wurde noch diskutiert, da war in Laos im Regenwald überall 5G“

Weitere Beiträge