Wirtschaft

badenova verkauft Biogasanlagen und forciert Investitionen in Windkraft, Solar und grünen Wasserstoff

Biogasanlage Neuried Energie badenova
© badenova – Die Biogasanlage in Neuried liefert 17.000 Kubikmeter Biogas täglich.
badenova forciert seine Strategie im Bereich der Erneuerbaren Energien und verkauft zwei Biogasanlagen an Avrio Energie. Damit schafft der Energieversorger neue Freiräume für Investitionen in Windkraft, Photovoltaik, Geothermie und grüne Fernwärme. Während Avrio seine Kapazitäten deutlich ausbaut und die Standorte modernisieren will, verfolgt badenova weiter konsequent seine Projekte wie sieben geplante Windparks in Südbaden mit 23 Anlagen oder ein regionales Wasserstoffnetz.
Von Wolfgang Huber

Mit dem Verkauf zweier Biogasanlagen treibt badenova – der nach eigenen Angaben größte Energieversorger in Südbaden – seine Strategie im Bereich der Erneuerbaren Energien voran. Erst Ende Juni hatte badenova Genehmigungsanträge für sieben Windparks mit insgesamt 23 Anlagen in Südbaden eingereicht. Eine davon in Ringsheim. Im März erfolgte der Baubeginn einer Wasserstoffleitung von zwischen Grenzach-Wyhlen und Waldshut-Tiengen als Auftakt für den Aufbau eines Wasserstoffnetzes in der Region.

Strategische Konsolidierung

Nun verkauft also die badenova-Tochter badenovaWÄRMEPLUS ihre beiden Biogasanlagen in Eschbach und Neuried an Avrio Energie. Der Schritt sei Teil einer strategischen Konsolidierung, um die Investitions- und Umsetzungskraft in den Kernbereichen Windkraft, Photovoltaik, Geothermie und grüne Fernwärme weiter zu erhöhen, wie das Unternehmen in einer Pressemitteilung schreibt. Badenova versteht sich als Motor der regionalen Energiewende und will bis 2035 klimaneutral werden.

17.000 Kubikmeter Biogas täglich

Die beiden Anlagen seien zwei etablierte und leistungsstarke Standorte in Baden-Württemberg. So zähle die Anlage im Gewerbepark Breisgau in Eschbach südwestlich von Freiburg zu den größten ihrer Art in der Region. Bis zu 60 GWh Biogas speist badenova jährlich ins Erdgasnetz ein. Die Anlage in Neuried erzeuge derzeit Strom in vier Blockheizkraftwerken (ca. 12 Gwh/a). Geplant ist die Umrüstung auf Biomethanproduktion. 2007 in Betrieb genommen, gehört die Anlage Neuried seit 2009 zu badenovaWÄRMEPLUS. Täglich werden demnach rund 17.000 Kubikmeter Biogas produziert.

Mitarbeiter werden übernommen

Durch den Zukauf verdoppele die Avrio Energie GmbH in Frankfurt a. M. ihre Produktionskapazität und etabliert ein Biogasanlagen-Cluster im süddeutschen Raum. Mit umfassenden Investitionen sollen die Anlagen modernisiert und damit effizienter werden. Die Mitarbeitenden an beiden Standorten werden übernommen, um den Fortbestand von Know-how und regionalen Partnerschaften sicherzustellen, wie es weiter heißt.

Biogasanlage Eschbach

Die Biogasanlage in Eschbach. Foto: badenova/Jonas Conklin

400 Megawatt durch Windenergiebadenova strebt die Klimaneutralität bis 2035 an und will eine Erzeugungsleistung von einem Gigawatt aus erneuerbaren Energien installieren. 400 Megawatt gehen auf das Konto neuer Windkraftanlagen in der Region, rund 300 Megawatt sollen regionale Photovoltaikanlagen und Speicher beisteuern, rund 300 Megawatt kommen aus überregionalen Projekten hinzu, so der Plan. Die Investitionen will badenova konsequent auf die Kernbereiche Windkraft, Photovoltaik, Geothermie und grüne Fernwärme konzentrieren.

Region soll profitieren

Die sieben geplanten Windkraftprojekte sollen zum Erreichen des Ziels von 400 MW beitragen. Das Investitionsvolumen liege bei rund 250 Millionen Euro. Über die Laufzeit von 25 Jahren werden laut badenova rund 75 Millionen Euro an Pacht, Gewerbesteuer und kommunalen Abgaben in die Region fließen. Die sieben Standorte verteilen sich auf die Landkreise Schwarzwald-Baar, Rottweil, Ortenau, Breisgau-Hochschwarzwald und Heidenheim. Zusammen würden sie eine Höhe so hoch wie 15 Berliner Fernsehtürme übereinander erreichen. Alle Windparks sollen bis 2029 am Netz sein.

Aufbau eines Wasserstoffnetzes

Ein weiterer Schwerpunkt der Strategie liegt auf Grünem Wasserstoff. Bereits im Oktober 2024 wurden zwei zentrale badenova-Projekte – H2@Hochrhein und RHYn Interco – in das Wasserstoffkernnetz der Bundesrepublik aufgenommen. Es handelte sich um den ersten Abschnitt der geplanten Wasserstoffleitung im Projekt H2@Hochrhein, bei dem eine rund 58 Kilometer lange Neubauleitung zwischen Grenzach-Wyhlen und Waldshut-Tiengen entsteht. Die Leitung soll künftig insbesondere die energieintensive Industrie entlang des Hochrheins mit grünem Wasserstoff versorgen. Der Aufbau des Wasserstoffnetzes sei einer der bislang größten Investitionen in der Unternehmensgeschichte.

Baustelle Wasserstoffnetz Leitung Bauleiterin

Baubeginn des Wasserstoffnetzes im März 2025. Foto: Jonas Conklin/badenova

Bedarf für vier Kehler Unternehmen

Auch am Oberrhein wurden längst die Weichen für den Aufbau eines leistungsfähigen Wasserstoffnetzes gestellt. Netzbetreiber wie GRTgaz, terranets bw und badenovaNETZE hatten Ende 2023 eine Abfrage zu Wasserstoff-Bedarfen und Erzeugungspotenzialen in den Regionen Südlicher Oberrhein und Grand Est (Frankreich) durchgeführt. Zehn deutsche Unternehmen aus unterschiedlichen Branchen meldeten einen Bedarf aus Wasserstoff von rund 1,5 TWh Energie bis 2035 angemeldet, wobei sechs Firmen aus Freiburg und vier aus dem Raum Kehl stammen sollen.

Spezialisiertes Umfeld

Nun also der Verkauf der beiden Biogasanlagen. „Die Übergabe der Biogasanlagen an Avrio Energie ist ein strategischer Schritt in diesem Prozess: Sie schafft Freiräume für gezielte Investitionen im Kerngeschäft und stellt gleichzeitig sicher, dass die Biogasanlagen in einem spezialisierten Umfeld weiter ausgebaut werden“, wird Vorstand Dirk Sattur in der Pressemitteilung zitiert.

Zusammenarbeit mit Landwirten

Michael Klein, Geschäftsführer badenovaWÄRMEPLUS, betonte demnach die regionale Bedeutung für die beiden Standorte: „Wichtig war uns, dass die Biogasanlagen auch in Zukunft in guter Zusammenarbeit mit den Landwirten und Partnern in der Region Biomethan herstellen können, und unsere Mitarbeitenden bei ihrem neuen Arbeitgeber eine professionelle Unterstützung für die Weiterentwicklung der Anlagen vorfinden.“

Versorgung der BHKW

Avrio Energie betreibt bislang zwei Standorte in Thüringen und bringe Erfahrung in der Umrüstung von Biogasanlagen auf Biomethanproduktion mit. Zudem bleibe die Verbindung zwischen beiden Unternehmen auch nach der Übergabe bestehen: badenova werde das in den Anlagen produzierte Biomethan weiterhin für die Versorgung ihrer Blockheizkraftwerke und Fernwärmekunden nutzen.

Siehe auch hier:

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