Wirtschaft

Auslandsexpansion: CEO Carlo Lazzarini sieht die PWO-Gruppe trotz Umsatzminus auf dem Erfolgsweg

CEO Carlo Lazzarini PWO
© PWO-Gruppe – Der CEO der PWO-Gruppe, Carlo Lazzarini, will mit Innovationen am Weltmarkt punkten.
Trotz geopolitischer Herausforderungen und rückläufiger Umsatzerlöse im ersten Halbjahr 2025 verzeichnet die PWO-Gruppe ein starkes Neugeschäft und stabile Finanzkennzahlen. Der Automobilzulieferer investiert gezielt in internationale Standorte und setzt auf innovative Leichtbautechnologien. Mit einer angepassten Umsatzprognose und strategischen Maßnahmen will PWO die langfristige Wachstumsstrategie absichern. Das Geschäftsmodell sei zudem unabhängig vom Verbrenner.
Von Wolfgang Huber

Eine erfreuliche Entwicklung mit unverändert zufriedenstellenden finanziellen Kennzahlen und einem starken Neugeschäft vermeldet die PWO-Gruppe für das erste Halbjahr 2025 trotz herausfordernder geopolitischer Rahmenbedingungen. Die Umsatzerlöse gibt der Konzern in dem Zeitraum mit 273,4 Millionen Euro an. Verglichen mit dem Vorjahreszeitraum ist dies ein deutlicher Rückgang – erst Recht bei der Prognose. In 2024 lagen die Umsätze von Januar bis Juni bei 288,6 Millionen Euro.

Rückläufiges EBIT

Das EBIT vor Währungseffekten, also das Ergebnis vor Zinsen und Steuern liegt bei 13,3 Millionen Euro nach 15,3 Millionen Euro in 2024, wie die PWO-Gruppe in einer Pressemitteilung schreibt. Das Konzernergebnis beträgt demnach 5,4 Millionen Euro (2024: 6,7 Millionen Euro), während die Investitionen von 10,6 Millionen auf 17 Millionen erhöht wurden. Das Lifetime-Volumen des Neugeschäfts beläuft sich laut PWO auf 445 Millionen Euro. Das ist gegenüber den 410 Millionen Euro vom Vorjahreszeitraum eine Steigerung.

Auffächerung des Kundenportfolios

Der Automobilzulieferer hebt besonders das nach wie vor hohe Neugeschäft im ersten Halbjahr 2025 hervor. Damit werde die künftige Entwicklung der PWO-Gruppe weiter abgesichert – und zwar vor einer angespannten Automobilkonjunktur. Positiv würden sich die seit Jahren vorangetriebene Auffächerung des Kundenportfolios und die systematische Erweiterung des Produktportfolios auswirken.

Bauteile PWO-Gruppe

Die PWO-Gruppe hat ihr Produktportfolio erweitert.

Ungünstige Entwicklung des US-Dollars

Bezüglich der Umsatzerlöse im ersten Halbjahr 2025 geht man in Oberkirch-Stadelhofen von Vorzieheffekten aufgrund erwarteter künftiger Zollerhöhungen aus. Diese würden im zweiten Halbjahr auslaufen. Die Entwicklung des US-Dollars werde von der PWO-Gruppe als ungünstig eingestuft. Für das Geschäftsjahr 2025 gehe das Unternehmen daher von Umsatzerlösen in der Spanne von 500 bis 510 Millionen Euro aus. Die bisherige Prognose lag bei 530 Millionen Euro. Im Vorjahr lag dieser Wert bei 555,1 Millionen Euro, wobei zwei Drittel des Rückgangs aus der Marktschwäche resultieren würden, der Rest aus Wechselkurseffekten.

Neue Prognose für das EBIT

PWO will dem marktbedingten Rückgang geeignete Steuerungsmaßnahmen entgegensetzen. Die neue Prognose für die finanziellen Steuerungsgrößen im Geschäftsjahr 2025 geht von einem EBIT vor Währungseffekten in der Spanne von 23 bis 28 Millionen Euro aus – nach 30 Millionen Euro im Vorjahr. Außerdem plant das Unternehmen Investitionen von 40 Millionen Euro (2024: 46,2 Millionen Euro.), wie es weiter heißt.

„Unsere innovativen Lösungen im Grenzbereich des technologisch Machbaren definieren klare Wettbewerbsvorteile. Auch mit eigenen Entwicklungen für wichtige neue Anwendungen, unabhängig von konkret vorliegenden Kundenaufträgen, machen wir mittlerweile in besonderer Weise auf uns aufmerksam. Unseren Erfolgskurs wollen wir konsequent weiter fortsetzen“, wird CEO Carlo Lazzarini in der Pressemitteilung zitiert.

Sinkender Free Cashflow

Einen deutliche Rückgang gebe es beim Free Cashflow. Der Wert sank von 33,3 Millionen Euro im Vorjahreszeitraum auf einen Betrag im unteren einstelligen Millionenbereich. Das Ziel ist die Reduzierung der Mittelbindung im Umlaufvermögen kontinuierlich zu reduzieren. Nachdem der Free Cashflow im ersten Quartal 2025 noch -10,5 Mio. EUR betragen hätte, habe PWO im Halbjahreszeitraum insgesamt bereits einen leicht positiven Wert erzielen können.

Arbeiter Fachkraft PWO-Gruppe

Die PWO-Gruppe weitet ihre Produktion weltweit aus.

Gesamte Wirtschaft betroffen

Bei der Eigenkapitalquote rechne man mit einer Seitwärtsentwicklung (31.12.2024: 37,5 Prozent), der Nettoverschuldungsgrad soll demzufolge unter 2,5 Jahren (31.12.2024: 1,6 Jahre) liegen. Im Neugeschäft will PWO ein Lifetime-Volumen in der Spanne von 550 – 600 Mio. EUR (i. Vj. rund 630 Mio. EUR) erreichen.

Laut Unternehmenssprecherin Charlotte Frenzel ist aber nicht der Umsatzrückgang entscheidend – der sei bei den bekannten Ursachen erwartet worden und betreffe die gesamte Wirtschaft. Erfreulich sei vielmehr, dass die PWO-Gruppe die Prognose des EBIT bestätigen könne. Auch mit der kommunizierten neuen Umsatzprognose, die von einem niedrigeren Niveau ausgehe, soll die EBIT-Prognose erreicht werden, wie Frenzel auf Anfrage mitteilt.

Besserung für 2026 erwartet

Auch die insgesamt gesunkenen Investitionen seien auf den kräftigen zwischenzeitlichen Anstieg auf 46 Millionen Euro in 2024 zurückzuführen. „Wir haben nach Corona deutlich weniger investiert. Jetzt sind wir auf einem Niveau von 40 Millionen Euro. Und das soll auch  künftig in etwa so bleiben. Das ist ein hohes Niveau. Vor allem im Ausland wollen wir kräftig wachsen“, so Frenzel.

Im Hinblick auf die Entwicklung des Konzernergebnisses geht Frenzel von einer Besserung ab dem kommenden Jahr 2026 aus. Allerdings gebe es keine mittelfristige Prognose. Das kommunizierte hohe Neugeschäft betreffe die ganze Breite dessen, was die PWO-Gruppe entwickele und fertige und beziehe sich auf alle Standorte.

PWO Standort Serbien

Am Standort Serbien investiert die PWO-Gruppe massiv. 

Erhöhte Produktionskapazitäten

Die strategische Expansion betrifft laut Frenzel im laufenden Jahr hauptsächlich die regionale Expansion in Serbien. Aber auch an allen anderen Auslandsstandorten sind wir dabei, die Produktionskapazitäten zu erhöhen. Langfristig sieht sie den Renchtäler Konzern trotz der aktuellen Herausforderungen im Weltmarkt gut gerüstet. Die US-Zollpolitik würden die PWO-Gruppe wegen der Strategie der Local for Local-Fertigung kaum oder gar nicht tangieren.

Technologieführer im Leichtbau

Im Bereich der voranschreitenden weltweiten Umrüstung auf E-Mobilität werde PWO von einem Hochlauf zusätzlich profitieren, wenn der Verbrenner eines Tages eine immer weniger große Rolle spielt. Unser Geschäftsmodell ist unabhängig vom Verbrenner, so die Unternehmenssprecherin auf Nachfrage.

Die PWO-Gruppe ist ein globales Unternehmen der Mobilitätsindustrie mit Erfahrung aus 100 Jahren. Gegenwärtig fertigt das Unternehmen eigenen Angaben zufolge mit 3.330 Mitarbeitern an 10 Standorten weltweit 100 Millionen Komponenten. Beim klimafreundlichen Leichtbau sei PWO Technologieführer. Seine Unternehmensstrategie wird in dem Motto PEOPLE. PLANET. PROGRESS. zusammengefasst.

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