Wirtschaft

50 Jahre Europa-Park: Roland Mack im Interview über Erfolge, Krisen und den Weg zur Spitze (Teil 2)

Europa-Park Roland Mack
© Europa-Park Erlebnis-Resort – Roland Mack arbeitet selten weniger als 14 oder 15 Stunden pro Tag.
Zum 50-jährigen Jubiläum des Europa-Park blickt Gründer Roland Mack im Interview auf bewegte Jahrzehnte zurück – von den bescheidenen Anfängen mit 150 Angestellten bis hin zum größten Freizeitpark Deutschlands. Im Gespräch spricht er über Auszeichnungen, die Unternehmensstrategie, Freundschaften und Träume. Außerdem legt er offen, ob es eine Fortsetzung des Films „Grand Prix of Europe“ geben wird. Bei all dem bleibt er bodenständig, nachdenklich und stets dem Kunden verpflichtet. Heute Teil 2 des Interviews.

Immer, wenn irgendwo eine erhöhte Promi-Dichte vorherrscht, ist sie zur Stelle, denn sie ist für die großen Interviews zuständig: Simone Vollmer. Schon als Korrespondentin der „Bunte“ sowie als Mitarbeiterin des „Stern“ und von TV-Sendern wie Pro7, RTL und dem ZDF in Los Angeles hat sie bis vor wenigen Jahren Hollywood-Größen wie Ben Affleck, Jennifer Lopez oder Kevin Costner interviewt. Auch deutsche Stars wie Til Schweiger oder Heidi Klum waren dabei.

Das Interview in zwei Teilen

Inzwischen arbeitet sie für Burda Media am Stammsitz Offenburg und schreibt unter anderem für die „Freizeit Revue“. Es war keine Frage, wer das große Interview mit dem Europa-Park-Gründer Roland Mack zum 50-jährigen Bestehen des Freizeitparks führen würde: Simone Vollmer. Aufgrund der Länge bringen wir das Gespräch in zwei Teilen. Hier nun wie angekündigt Teil 2.

Von Simone Vollmer

Simone Vollmer: Wie stark war der Einfluss von Krisen auf das Unternehmen?

Roland Mack: Zwei Ereignisse waren besonders einschneidend: die Ölpreiskrise in den 70ern und die Corona-Pandemie. Während der Ölkrise kamen immerhin noch Gäste – bei Corona war der Park komplett geschlossen. Über 3.000 Mitarbeitende mussten wir freistellen. Die Betriebskosten – 10.000 bis 15.000 Euro täglich allein für Strom – liefen weiter. Auch Energiekosten anderer Art sind weitergelaufen. Wir mussten heizen und kühlen und die Systeme am Laufen halten. Der ganze Park war angepflanzt. Wir haben alle Frühlingspflanzen dann irgendwann wieder raus gerissen, weil sie verblüht waren. Es war eine sehr harte Zeit.

Simone Vollmer: Gab es daraus finanzielle Konsequenzen für die Unternehmensstrategie?

Roland Mack: Wir haben schon vorher gesagt, dass wir uns unabhängig von Banken halten wollen. Eine Krise wie Corona mit Eigenkapital zu überstehen, ist deutlich einfacher. Rücklagen und Unabhängigkeit waren und sind uns wichtig.

Simone Vollmer: Was bedeuten Ihnen Ihre vielen Auszeichnungen?

Roland Mack: Dr. Hubert Burda sagte mal: „Roland, mit 60 kannst du keine Auszeichnung mehr verhindern.“ Ich nehme es schon wohltuend wahr, dass mir das Land Baden-Württemberg die Verdienstmedaille für das Land Baden-Württemberg gegeben hat. Es gibt nur 1000 davon. Auch das Bundesverdienstkreuz ist eine große Ehre. Und wenn es um die Gewichtung geht, ist eine Auszeichnung im Elysee vom Staatspräsidenten von Frankreich etwas, das mich sehr berührt. Was für mich sehr wichtig war, ist die Auszeichnung vom Weltverband IAAPA in die Hall of Fame. Da bin ich in einer Riege mit Walt Disney und anderen Größen der Branche. Im Grunde genommen ist das eine Wertschätzung für unser Unternehmen und wie man uns dort wahrnimmt und unsere Leistung einschätzt. Das bedeutet mir sehr viel.

Simone Vollmer: Wie sieht ein typischer Tag bei Ihnen aus?

Roland Mack: Mein Tag hat selten weniger als 14 oder 15 Stunden. Heute stehe ich später auf, gegen acht Uhr. Früher habe ich mir hunderte Nächte um die Ohren geschlagen, auch mit der Betreuung wichtiger Gäste. Jetzt genieße ich es auch mal, abends um halb neun zu Hause zu sein – auch wenn ich um Mitternacht noch E-Mails verschicke. Aber nur an selbständige Unternehmer, die sich nicht trauen, ihren Computer abzuschalten, weil sie dann Angst haben, keinen Auftrag mehr zu bekommen (lacht).

Simone Vollmer: Gibt es Orte im Park, an denen Sie sich besonders wohlfühlen? Und fahren Sie noch Achterbahn?

Roland Mack: Klar fahre ich noch Achterbahn. Ich sage immer: Welcher Bäcker isst sein Brot nicht und welcher Metzger mag kein Fleisch? (lacht). Wenn man die Dinge selbst baut, fährt man sie natürlich auch. Im Park haben wir überall kleine, nette Treffpunkte eingerichtet – etwa das „Liesel Mack Stübchen“ im Seehaus, eine Bibliothek für die Familie oder unsere Kajüte im Bell Rock. Auch öffentlich zugängliche Plätze wie der Schlossgarten oder der Platz am Bach laden zum Verweilen ein. Im Sommer zieht es mich zu den tropischen Pflanzen und Palmen, im Winter in die urigen Bereiche wie das Walliserdorf. Der Park hat eine unheimliche Breite an Angeboten, und das ist auch das, was den Gästen zusagt.

Hotelzimmer Bell Rock

Eine Kajüte wie diese als Treffpunkt für die Familie Mack. 

Simone Vollmer: Woher nehmen Sie eigentlich Ihre Energie?

Roland Mack: Auf der einen Seite ist das ein bisschen Vererbung, auf der anderen Seite habe ich einfach Spaß an dem, was ich tue. Die Energie kommt dann automatisch. Wenn man den ganzen Tag mit Emotionen unterwegs ist und Spaß daran hat, ist das ein Energiespeicher der allerfeinsten Art.

Simone Vollmer: Was tun Sie für Ihre Gesundheit?

Roland Mack: Für meine Gesundheit sorgt meine Frau Marianne. Sie ist eine tolle Köchin, backt selbst Brot und kocht mit Gemüse aus dem eigenen biologischen Anbau. Ich genieße gutes Essen! Wir haben sogar eigene Hühner, Bioschweine, Ziegen etc. Marianne ist übrigens kein Fan von Tabletten – und das überträgt sich. Außerdem schwimme ich viel, mache ein Dampfbad und gehe fast täglich in die Sauna – manchmal auch um Mitternacht. Dann lege ich mich ins Bett und schlafe (lacht).

Simone Vollmer: Was ist das Geheimnis Ihrer Ehe?

Roland Mack: Wir kennen uns über 60 Jahre. Marianne hat ihren Traumberuf als Stewardess aufgegeben, als wir damals nach Rust zogen – in eine 60-Quadratmeter-Wohnung über dem Park. Sie hat an der Kasse gearbeitet, wenn nötig sogar auf der Toilette. Das hat sie alles mitgemacht. Meine Frau tut der Familie gut, weil sie trotz des ganzen Trubels eine gewisse Ruhe und Bodenständigkeit reinbringt. Sie hat auch sehr darauf geachtet, dass sich die Kinder ordentlich ernähren – sogar schriftlich untersagt, dass ihnen auf dem Rückweg von der Schule im Park Pommes, Eis oder Zuckerwatte gegeben werden (lacht). Sie hat auch dafür gesorgt, dass die Kinder pünktlich in den Kindergarten oder die Schule gegangen sind. Der Rektor der Schule war begeistert von unseren Kindern. Sie hatten laut seiner Aussage eine höhere Sozialkompetenz als die anderen in der Klasse.

Simone Vollmer: Welche Rolle spielt soziales Engagement für Sie?

Roland Mack: Schon meine Eltern waren sehr sozial engagiert. Seit über 40 Jahren laden wir sozial benachteiligte Menschen kostenlos in den Park ein – inzwischen mehr als 1,5 Millionen. Meine Frau und meine Schwägerin haben Stiftungen gegründet, die Familien helfen, die durch das soziale Raster fallen. In der Westernstadt bauen wir gerade das „Europa-Park Kinderhaus Kleine Helden”, in dem wir gemeinsam mit RTL mehreren Familien in der Nachsorge einer Krebserkrankung einen einwöchigen kostenlosen Aufenthalt „all inclusive“ anbieten. Die Deutsche Kinderkrebsstiftung ist ebenfalls involviert. Das Gefühl, etwas zurückzugeben, ist einfach schön. Ich hoffe, dass die nächste Generation damit weitermacht. Das tut dem Unternehmen gut. Auch Prominente sind häufige Gäste.

Simone Vollmer: Mit wem verbindet Sie eine Freundschaft?

Roland Mack: Mit Franz Lambert verbindet mich eine langjährige Freundschaft. Er war einer unserer ersten Künstler. Auch Tony Marshall war ein guter Freund. Der Park war seine zweite Heimat. Nicht zu vergessen sind Franz Beckenbauer, Pelé und Lothar Matthäus, mit dem ich vor Kurzem zwei Stunden beim Fußballspiel in Freiburg zusammen gesessen habe. Es gibt kaum einen Prominenten, der bei uns nicht in irgendeiner Form aufgetreten ist. Ich habe sehr viel aus den teils regelmäßigen Begegnungen mit Wolfgang Schäuble, Christian Wulff und auch Helmut Kohl gelernt.

Simone Vollmer: Sie haben mit „Grand Prix of Europe“ einen Animationsfilm produziert. Wie kam es dazu?

Animationsfilm Europa-Park

Der Film „Grand Prix of Europe“ soll zum Profitcenter werden.

Roland Mack: Das ist das Herzensprojekt meines Sohnes Michael. Gemeinsam mit Warner Brothers bringen wir den Film international auf den Markt – mit Premieren in Berlin, Wien, Zürich und vielen weiteren Städten. Der Oscar-Preisträger Volker Bertelmann („Im Westen nichts Neues“) hat die Musik komponiert. Wir setzen damit auf eigene Inhalte – ähnlich wie Walt Disney – um die Marke Europa-Park weiter auszubauen.

Simone Vollmer: Werden weitere Filme folgen?

Roland Mack: Ja. Die digitale Welt fasziniert meinen Sohn schon lange. Die Wertschöpfung durch eigene Inhalte – auch für unsere Fahrgeschäfte – ist ein logischer Schritt. So bringen wir die Geschichten unserer Charaktere wie Ed & Edda auch in die Wohnzimmer der Kinder. Und wenn es wirtschaftlich funktioniert, wäre es ein Profitcenter.

Simone Vollmer: Es eröffnen sich also ganz neue Perspektiven. Was würden Sie älteren Gästen im Europa-Park empfehlen?

Roland Mack: Unsere Zielgruppen sind heute viel breiter – selbst Achterbahnen werden von älteren Gästen genutzt. Wir hatten sogar einen 84-Jährigen, der zweimal hintereinander mit der Voltron Nevera gefahren ist. Aber auch Shows, die Gartenschau, Restaurants, gemütliche Familienfahrten oder die Piratenfahrt, die auf ihre Weise genau so spektakulär ist wie eine Achterbahnfahrt. Manchmal tut es mir aber ein bisschen weh, dass in der Öffentlichkeit ein falsches Bild vom Park entsteht. Hier geht es nicht nur um Achterbahnen. Wir sind heute eine eigene vollwertige Reisedestination.

Simone Vollmer: Haben Sie noch einen Traum?

Roland Mack: Wenn man ein Unternehmen führt, ist man eher realitätsnah. Ein Traum hat für mich immer ein bisschen die fehlende Bodenhaftung. Natürlich kann man über einen Traum zu neuen Ideen kommen, aber bei mir entstehen neue Ideen eher aufgrund des Bedürfnisses. Dann lässt man die Gedanken schweifen und braucht Kreativität, um letztlich ein Thema für eine technische Einrichtung zu finden. Außerdem träume ich wenig in der Nacht (lacht). Traum kann man auch mit Wunsch übersetzen. Ich habe den Wunsch, ein erfolgreiches Familienunternehmen zu bleiben und dass die Familie zusammenhält und sich zusammenrauft. Es gibt mal sonnige und mal stürmische Tage und damit muss man umgehen können. Ich kann nur hoffen, dass es so bleibt wie es über Generationen bei den Macks funktioniert hat. Dass ich beneidet werde von vielen CEOs einer börsennotierten Firma, das erlebe ich jedes Mal, wenn ich sie treffe. Sie bewundern es immer wieder, dass sie selbst zwar CEOs sind und Millionen verdienen, aber es ist nicht ihr Unternehmen.

Siehe auch hier:

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