Immer, wenn irgendwo eine erhöhte Promi-Dichte vorherrscht, ist sie zur Stelle, denn sie ist für die großen Interviews zuständig: Simone Vollmer. Schon als Korrespondentin der „Bunte“ sowie als Mitarbeiterin des „Stern“ und von TV-Sendern wie Pro7, RTL und dem ZDF in Los Angeles hat sie bis vor wenigen Jahren Hollywood-Größen wie Ben Affleck, Jennifer Lopez oder Kevin Costner interviewt. Auch deutsche Stars wie Til Schweiger oder Heidi Klum waren darunter.
Das Interview in zwei Teilen
Inzwischen arbeitet sie für Burda Media am Stammsitz Offenburg und schreibt unter anderem für die „Freizeit Revue“. Es war keine Frage, wer das große Interview mit dem Europa-Park-Gründer Roland Mack zum 50-jährigen Bestehen des Freizeitparks führen würde: Simone Vollmer. Aufgrund der Länge bringen wir das Gespräch in zwei Teilen. Teil 2 folgt am kommenden Mittwoch.
Simone Vollmer: Herr Mack, wenn Sie auf 50 Jahre Europa-Park zurückblicken – worauf sind Sie besonders stolz?
Roland Mack: Mit dem Begriff „stolz“ gehe ich eher vorsichtig um. Hätte mir jemand vor 50 Jahren gesagt, dass ich einmal Deutschlands größte Gastronomie, das größte Hotelresort und den meistbesuchten Freizeitpark führen würde – mit über 5.000 Mitarbeitenden – ich hätte wohl gezögert, überhaupt anzufangen (lacht). Damals starteten wir mit 150 Mitarbeitern und sind mit der Aufgabe gewachsen. Die Entwicklung hätte ich mir in meinen kühnsten Träumen nicht ausmalen können.
Simone Vollmer: Wie haben Sie gemeinsam mit Ihrem Vater den Park aufgebaut?
Roland Mack: Mein Vater und ich sind dem Erfolg regelrecht hinterhergelaufen. Unser oberstes Ziel war immer die Zufriedenheit der Gäste. Wenn mehr Besucher in den Europa-Park kamen als erwartet, mussten Gastronomie und Fahrgeschäfte schnell erweitert werden. So sind wir ins Wachstum geraten. Wir hatten stattliche Zahlen und konnten unsere Schulden refinanzieren und weiterwachsen. Wachstum ist ausgelöst durch Kundenzufriedenheit.
Simone Vollmer: Welche Vorbilder hatten Sie als junger Mann?
Roland Mack: Mein Vater war ein großes Vorbild für mich. Er hatte nach dem Krieg im Alter von 28 Jahren seine Meisterprüfung im Karosseriebau gemacht und sich aus dieser bescheidenen Ausbildung als Autodidakt Dinge angeeignet, die er für das Unternehmen gebraucht hat. Er hatte ein unglaublich dreidimensionales Vorstellungsvermögen, konnte wahnsinnig gut zeichnen, hat extrem gerne gebastelt, Modelle gebaut und neue Fahrattraktionen entwickelt. Er war ein genialer Entwickler! Auch Walt Disney würde ich ein Stück weit als Vorbild sehen. Menschlich hat man nicht nur Positives über ihn gelesen, aber was er kreativ in der Branche mit auf den Weg gegeben hat – die ganzen Themenparks weltweit tragen seine Handschrift. Ansonsten ist man ganz gut beraten, wenn man sich auf sich selbst konzentriert und versucht, seine Fähigkeiten auszubauen und das zu nutzen, was einem in die Wiege gelegt wurde. Aber dazu braucht es Fleiß, eine gewisse Energie und Bodenständigkeit. Nicht umsonst heißt es: „Jeder ist seines Glückes Schmied“. Man muss mit offenen Augen durch die Welt gehen und sich anschauen, was andere auf den Tisch legen. Außerdem muss man auch aufpassen, dass man nicht zum Egomanen wird und sich selbst überschätzt.
Simone Vollmer: Sie haben einmal gesagt, dass Sie vom Kunden herdenken. Wie äußerst sich das?
Roland Mack: Als einer der wenigen Ingenieure denke ich vom Kunden her. Bei jeder Entscheidung nehme ich den Kunden in den Fokus. Was würde er dazu sagen? Ich nehme jede kleine Bemerkung eines Kunden ernst und fertige einen Aktenvermerk an. Und wenn es die kleinste Kleinigkeit ist. Ich wische das selten weg, sondern denke lieber zweimal darüber nach, was er mir sagt. Vielleicht kann ich ja daraus lernen und es für den Gast besser machen.
Simone Vollmer: Was war anfangs besonders herausfordernd?
Roland Mack: Wir waren ursprünglich Maschinenbauer und Hersteller – keine Dienstleister. Deshalb hatten wir zu Beginn auch einen Partner, Herrn Tiemann, dessen Sohn später den Heide Park gegründet hat. Nach seinem überraschenden Tod unmittelbar vor Eröffnung des Europa-Park haben wir seine Anteile zurückgekauft. Ich bin dann direkt nach dem Studium in den Betrieb eingestiegen. Wir hatten mit vielen Vorurteilen zu kämpfen – Schlagzeilen wie „Der Pleitegeier kreist über Rust“ oder „Freizeitruine wächst“ machten die Runde. Die Geschäftspartner, die Banken und die Politik waren dann natürlich skeptisch. Wir hatten bis zu diesem Zeitpunkt ein erfolgreiches Maschinenbauunternehmen und wollten mit dem Park nicht auf die Verliererstraße kommen. Es war ein hohes Maß an Emotionen dabei, dass diese große Idee funktioniert. Der gesamten Familie war klar, dass jeder mithelfen musste.
Simone Vollmer: Wie hat sich die Einbindung der nächsten Generation gestaltet?
Roland Mack: Der Einstieg für die nächste Generation war teilweise etwas einfacher, aber die Verantwortung bei der heutigen Größe des Unternehmens ist riesig für meine Kinder. Die Organisation ist mit dem Unternehmen gewachsen, und so wurden Positionen auch gezielt von Familienmitgliedern übernommen. Auch neue Felder sind hinzugekommen. Zu meiner Zeit haben wir alles gemacht – mein Vater und ich haben Bier gezapft, meine Frau und meine Mutter standen an der Kasse, mein Bruder fuhr die Lokomotive. Das kann man sich heute gar nicht mehr vorstellen.
Eigentümerfamilie Mack (links) und der Auftakt zum 50-Jährigen – Fotos: Europa-Park Erlebnis-Resort
Simone Vollmer: Ihre Kinder und die Ihres Bruders wollten also alle in den Betrieb einsteigen?
Roland Mack: Ja, für sie war immer klar, dass sie sich einbringen wollen. Sie sind mit dem Park aufgewachsen – wir haben damals im Schloss mitten im Park gewohnt. Im Gesellschaftervertrag ist sogar geregelt, dass die Ausbildung bis spätestens zum 28. Lebensjahr abgeschlossen sein muss, um Gesellschafter zu werden. Unsere Kinder sind Hoteliers, Gastronomen, Marketingexperten, Betriebswirte und diverse Ingenieure. Sie haben das Unternehmen mit der Muttermilch aufgenommen.
Simone Vollmer: Wie oft kommen Ihre Kinder heute noch zu Ihnen für Rat?
Roland Mack: Regelmäßig, das ergibt sich aus dem Alltag, aber es wird seltener – meine Söhne Michael und Thomas sind bereits seit 18 bis 20 Jahren im Unternehmen. Wir haben regelmäßige Geschäftsführertreffen mit allen Gesellschaftern. Investitionen werden möglichst einstimmig beschlossen. Im Tagesgeschäft setzen wir stark auf Kennzahlen – bei Abweichungen ist jeder Verantwortliche gefordert. In solchen Runden gebe ich dann gerne Ratschläge, für die meine Kinder dankbar sind.
Simone Vollmer: Woher kommen die Ideen für neue Attraktionen?
Roland Mack: Das ist ein vielschichtiger Prozess: Zuerst analysieren wir die Besucherströme und Wartezeiten. Dann prüfen wir, ob Kapazitäten mit Fahrgeschäften, Shows oder anderen Formaten ausgebaut werden können. An der Reaktion der Gäste sehen wir, was geschätzt wird und wie das Ranking der einzelnen Angebote ist. Wir beziehen unsere Produktionsstätte in Waldkirch mit ein – als Schaufenster und Innovationsmotor. Natürlich bevorzugen wir bei Investitionen unseren eigenen Betrieb. Auch Fläche, Wirtschaftlichkeit und Integration in die Themenwelt spielen eine große Rolle. Wir haben ja nicht unbegrenzt Flächen. Die Standortfrage beeinflusst extrem die Investitionsentscheidung. Die Voltron beispielsweise benötigte enorme Fläche – dafür haben wir sogar Teile in den Wartungsbereich hineingebaut. Das Preisschild, das hinter einer Investition hängt, spielt natürlich auch eine entscheidende Rolle.
Simone Vollmer: Wie stark war der Einfluss von Krisen auf das Unternehmen?
Roland Mack: Zwei Ereignisse waren besonders einschneidend: die Ölpreiskrise in den 70ern und die Corona-Pandemie. Während der Ölkrise kamen immerhin noch Gäste – bei Corona war der Park komplett geschlossen. Über 3.000 Mitarbeitende mussten wir freistellen. Die Betriebskosten – 10.000 bis 15.000 Euro täglich allein für Strom – liefen weiter. Auch Energiekosten anderer Art sind weitergelaufen. Wir mussten heizen und kühlen und die Systeme am Laufen halten. Der ganze Park war angepflanzt. Wir haben alle Frühlingspflanzen dann irgendwann wieder rausgerissen, weil sie verblüht waren. Es war eine sehr harte Zeit.
Simone Vollmer: Gab es daraus finanzielle Konsequenzen für die Unternehmensstrategie?
Wie die Antwort auf diese Frage ausfallen wird, erfahrt ihr am kommenden Mittwoch. Dann erscheint hier Teil 2 des Interviews.
Siehe auch hier:
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