Die Prognos AG, ein unabhängiges, wissenschaftliches Analyse- und Beratungsunternehmen, habe nun für den Zeitraum 2012-2022 untersucht, wie die Hochschule Offenburg zur wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Entwicklung der Region beiträgt und wo es noch Entwicklungspotentiale gebe. Untersucht wurde die vier Bereiche Bevölkerungsentwicklung, Wertschöpfung, Fachkräfteausbildung sowie Innovationsbeitrag durch Forschung und Transfer.
Wirtschaft nutzt Potenzial nicht
Laut der Studie im Auftrag der Hochschule verzeichnet Offenburg ein überdurchschnittliches Bevölkerungswachstum, wie die Hochschule in einer Pressemitteilung schreibt. In Offenburg und Gengenbach, den beiden Städten mit Hochschul-Standorten, fiel insbesondere der überdurchschnittliche Zuzug junger Menschen auf – sowohl bei 18-24-Jährigen als auch bei 25-30-Jährigen. Das habe zur Folge, dass die Zahl der Beschäftigten im Ortenaukreis ebenfalls höher sei, als im Bundes- und Landesdurchschnitt. Doch die Studie zeige auch, dass Wirtschaft und Unternehmen in der Region dieses Potenzial nicht ausnutzen und decke Aufholmöglichkeiten und Risiken auf. So schneide die Ortenau in der Produktivität unterdurchschnittlich ab. Die Zahl der in Forschung und Entwicklung Beschäftigten oder der Digitalexperten liegt ebenso unter dem Durchschnitt wie die Gründerquote.
Den Beitrag der Hochschule Offenburg zur Wertschöpfung in der Region fasst die Studie in einer einzigen Zahl zusammen: dem Wertschöpfungsmultiplikator 2,68. Vereinfacht ausgedrückt: Aus jedem Euro, der der Hochschule Offenburg zufließt, werden 2,68 Euro für die Ortenau. Laut Studie haben Nachfrageeffekte wie die Ausgaben der Hochschule und der Studierenden, die Ausgaben der Beschäftigten und der beauftragten Unternehmen sowie der Bedarf der Hochschule an Beschäftigten einen Multiplikatoreffekt von 2,08. Angebotseffekte wie der Wissenstransfer (Forschung, Transferprojekte) und die Fachkräfteausbildung hätten einen Multiplikatoreffekt von 0,6. In Euro ausgedrückt komme die Studie zu einer Bruttowertschöpfung von 88,2 Millionen Euro pro Jahr durch die Hochschule.
500 Fachkräfte für die Ortenau
Zur Bedeutung der Hochschule für die Ausbildung von Fachkräften in der Region wurden 15 Unternehmen und knapp 400 Alumni der Hochschule befragt. 72 % der Studierenden stammen aus Offenburg und den umliegenden Kreisen am Südlichen Oberrhein. Und ein Großteil dieser Alumni bleibe nach dem Abschluss in der Region. Insgesamt binde die Hochschule also Talente in der Region und versorgt die heimischen Unternehmen so mit mehr als 500 Fachkräften jährlich.
Da es andererseits kaum gelinge Auswärtige in die Region zu holen und auch dort zu halten besteht Aufholbedarf vor allem in den klassischen MINT-Bereichen Maschinenbau oder Elektrotechnik, aber auch in der IT. Daher wünschen sich die Unternehmen mehr Modelle der Verknüpfung von Ausbildung und Studium, Weiterbildungsangebote, mehr Gründungs- und Nachhhaltigkeitsmanagementkompetenz sowie eine noch engere Vernetzung zwischen Wirtschaft und Wissenschaft.
Hohe Zahl an Patenten
Letztere sei in den vergangenen Jahren bereits deutlich ausgebaut worden. Das zeige die stark gestiegene Zahl der forschungsbezogenen Drittmittel (auf mehr als sieben Millionen Euro 2022) an der Hochschule. Mehr als die Hälfte der Forschungsprojekte laufen im Verbund mit der Industrie. Die Schwerpunkte liegen bei Energie, Informations- und Kommunikationstechnologie. Auch die hohe Zahl an Patentanmeldungen (Rang 3 unter landesweit 24 Hochschule für Angewandte Wissenschaften), davon nahezu die Hälfte gemeinsam mit Unternehmen (41,2 Prozent), sei ein Beleg für die bereits gute Vernetzung. Zudem fördere die HSO kontinuierlich zwischen 20 und 30 Gründungs- und Start-up-Teams. Trotzdem bestehe bei den Unternehmen der Wunsch nach einem weiteren Ausbau. Gelobt werden vor allem die räumliche Nähe, der hohe Anwendungsbezug sowie die zeitgemäßen Forschungsansätze der Hochschule Offenburg.
Insgesamt bescheinige die Studie der Hochschule Offenburg eine hohe Bedeutung bei der Ausbildung und Bindung von Fachkräften. Sie sei damit ein entscheidender Faktor für die prosperierende Entwicklung der Region und darüber hinaus. Weiteres Entwicklungspotenzial bestehe aber vor allem bei der Produktivität und Innovationsfähigkeit des Ortenaukreis.
Siehe auch:
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Zunkuntswerkstatt der Hochschule Offenburg öffnet in der Steinstraße
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