Es ist 19 Uhr am Samstagabend. Die Leute drängen sich dicht an dicht in der Schlange um Eintrittstickets zu bekommen. Die Stimmung ist gelassen, aber dennoch liegt Spannung in der Luft. Der Parkplatz ist komplett belegt. Die besten Voraussetzungen also um einen tollen Abend zu verbringen. Doch wo befinden wir uns? Konzert, Fußball, Eishockey…? Negativ – wir sind im hiesigen Ringermekka, in der Athletenhalle im sonst für den Meerrettich bekannten Ortenauer Örtchen Urloffen, um den Ringern der zweiten Bundesliga zuzuschauen. Und das macht richtig Spaß.
„Unser Enkel hat mit dem Ringen angefangen“
Die recht kleine Halle ist zum Bersten voll, egal ob Sitzplatz oder Stehplatz, alles ist belegt. Die Leute kennen sich untereinander, man begrüßt sich, trinkt ein Bier miteinander. „Unser Enkel hat nun mit dem Ringen angefangen“, sagt eine ältere Dame neben uns sichtlich stolz. Bereits ihre Schwiegersöhne haben hier Wettkämpfe bestritten, nun ist der zehnjährige Enkel ebenfalls dem Sport verfallen, wie die Urloffenerin berichtet.

Die Athletenhalle in Urloffen ist bis unters Dach gefüllt. Foto: Nicole Zscherneck
Kampf um den Spitzenplatz
Neben uns beginnen die Fans plötzlich mit ihren Trommeln und Fangesängen, wie im Fußballstadion, ihre Hornets anzupeitschen. Schließlich ist es jetzt 19.30 Uhr und der Wettkampf beginnt. Die Hornets des ASV Urloffen ringen um den Spitzenplatz in der zweiten Bundesliga – gegen die KG Baienfurt/Ravensburg. Also ein historischer Kampf zwischen Badenern und Schwaben.
Meisterhafter Huseyn Karibov
Zumindest die eingefleischten Fans scheinen schon zu wissen, wer am Ende gewinnt: „Blau hat keine Lust, keine Lust, blau hat keine Lust“, ertönt es im Chor. Nach einer kurzen Einheizphase einer Oberacherner Tanzgruppe geht es auch schon los. Der erste Ringer des ASV Urloffen steigt ein und kämpft in sechs Minuten darum, wer der Herr auf der Matte ist. Und das gelingt Huseyn Karibov meisterhaft. Er deklassiert seinen Gegner Veaceslav Mamulat mit einer technischen Überlegenheit von 19:2. Was für ein Auftakt in diesen großartigen Abend!
Ausrufezeichen in Richtung Meisterschaft
Die Stimmung ist jetzt schon am Überkochen – fulminant feiert der Sieger mit den heimischen Fans, die Stimmung nicht weniger stimmungsvoll als in einem Fußballstadion. Die zahlreich erschienenen Gäste sehen insgesamt neun Kämpfe – eigentlich zehn – aber einen müssen die Oberschwaben kampflos abgeben. Insgesamt setzten die Hornets ein deutliches Ausrufezeichen in Richtung Meisterschaft in der zweiten Ringer-Bundesliga Süd: Die Kämpfe erweisen sich als äußert abwechslungsreich, dennoch ist der Sieg der Urloffener eigentlich zu keinem Zeitpunkt gefährdet.

Der ASV Urloffen behält gegen Ravensburg die Oberhand. Foto: Nicole Zscherneck
Triumpf von Radu Lefter
Einen der härtesten Gegner gibt es für den ASVler Daniel Fischer in der Klasse 130kg Freistil. Er bekommt es mit keinem geringeren als dem amtierenden U23 Weltmeister und Olympioniken von Paris 2024 zu tun, dem Moldawier Radu Lefter. Dieser trumpft letzten Endes auf, zeigt seine ganze Klasse und gewinnt bereits frühzeitig durch technische Überlegenheit. Den Schlusspunkt der Kämpfe setzt Joshua Knosp, dem gegen den Baienfurt/Ravensburger Marcel Käppeler die Revanche vom Vorkampf glückt. Das ist natürlich besonders großartig für die Stimmung in der Halle, was nochmals einen fulminanten Jubelsturm auslöst.
Deutlicher Sieg für die Hornets
Die Hornets gewinnen insgesamt mit 18:11 Punkten – der neunte Sieg hintereinander. So leert sich die Halle wieder, nur um darauf zu warten, bald wieder einen tollen Schlagabtausch abhalten zu dürfen, wie am 29.11. gegen den ASV Hüttigweiler oder zum Saisonabschluss am 20.12. gegen den KSV Rimbach. „Traditionell ist das der bestbesuchte Kampf der Saison. Im Anschluss findet eine große Saisonabschlussparty statt“, sagt Cheftrainer Michael Schneider.
Siehe auch hier:
Michael Schneider (ASV Urloffen): „Man sagt, gute Ringer können so ziemlich alles“
ANZEIGE