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Träume, Teamgeist und Siege: Radrennfahrer Jan Sommer (MyVelo) über seine Saison und Zukunftspläne

Radrennen Ziel Jan Sommer
© Freddy Guérain/DirectVelo – Rouleur Jan Sommer fährt eine gute Saison mit dem Oberkircher MyVelo-Team.
Radprofi werden – für Jan Sommer ist das mehr als ein Traum, es ist ein klares Ziel. Der 25-jährige Schweizer fährt für das in Oberkirch beheimatete MyVelo Pro Cycling Team, das europaweit bei Rennen überzeugt und auf den Aufstieg in die nächsthöhere Klasse hinarbeitet. Mit seinem Sieg, u. a. in der Sprintwertung der Asturienrundfahrt, hat Sommer bereits auf sich aufmerksam gemacht. Im Interview spricht er über Teamgeist, Erfolge, Herausforderungen und seine großen Pläne für die Zukunft.
Von Nicole Zscherneck

Wenn man nach einem ambitionierten Radrennstall fragt, muss man hier in der Region nicht lange suchen. Das MyVelo Pro Cycling Team ist in Oberkirch beheimatet, inzwischen aber schon europaweit bei Radrennen im Einsatz und das mit bislang sehr guten Resultaten. Das langfristige Ziel ist natürlich der Aufstieg in die nächsthöhere Klasse, wo dann auch schon, bei dauerhaft guten Resultaten, die Hoffnung besteht, eine der begehrten Wildcards für die Tour de France zu bekommen.

Spaß mit Erfolg verbinden

Einer der Top-Fahrer des Teams ist der Schweizer Jan Sommer, der mit einigen Topresultaten im Laufe des Jahres aufhorchen ließ. Unter anderem gewann der 25-jährige BWL-Student die Gesamtsprintwertung bei der prestigeträchtigen, erstklassig besetzten Asturienrundfahrt in Spanien (wir berichteten). Kein Wunder, ist doch sein Lieblingszitat „Enjoy the ride“ – denn Spaß mit Erfolg verbinden zu können, ist die perfekte Symbiose.

Zu seinen bisherigen Erfolgen, Wünschen und Zielen stand er im Interview mit Nicole Zscherneck Rede und Antwort:

Ortenau Journal: Wie hast du die Saison bisher erlebt?

Jan Sommer: Wir waren eine neue Truppe, die das erste Mal im November 2024 zusammenkam. Über den Winter sind wir dann im Trainingslager gewesen und starteten im April in die neue Saison. Wir hatten etwas Startschwierigkeiten. Wobei, nein das ist übertrieben. Es geht halt auch einfach eine gewisse Zeit, bis man sich als Team gut kennt im Rennen, aber das haben wir schnell in den Griff gekriegt. Wir sind dann von Anfang an eigentlich super zusammen gefahren. Wir konnten danach schon bereits im Frühling einige schöne Resultate einfahren. Aber was ich hervorheben möchte, ist die Gruppe. Wir passen wirklich alle sehr gut zusammen.

Ortenau Journal: Wie ist der Teamspirit und fühlst du dich wohl?

Jan Sommer: Also der Teamspirit beim MyVelo Pro Cycling Team ist wirklich genial. Wir helfen uns aus, wir fahren füreinander, wir kommen gut klar und haben eine richtig gute Zeit. Wir fahren wirklich super zusammen als Team, somit fühle ich mich auch mega wohl im Team. Es sind alles wirklich super Jungs.

Ortenau Journal: Bist du von deinen Erfolgen überrascht?

Jan Sommer: Ich muss sagen, ich hatte einige gute Erfolge in diesem Jahr. Ich hatte mich auch sehr gut auf die Saison vorbereitet und mir ehrlich gesagt auch ein bisschen mehr vorgenommen. Das konnte ich bis jetzt schlussendlich wirklich erreichen. Also bin ich zufrieden und ich glaube, die harte Arbeit hat sich sicherlich ausgezahlt. Natürlich will man aber immer noch ein bisschen mehr und ist nie zufrieden. Aber das ist auch gut so, so bleibt man dran.

Ortenau Journal: Siehst du dich als reinen Sprinter?

Jan Sommer: Nein, so sehe ich mich nicht. Dafür bin ich im reinen Schlusssprint nicht schnell genug. Ich sehe mich als einen sprintstarken Rouleur, der einigermaßen gut über kurze Anstiege rüber kommt und sich durch gutes Positionieren in einem Sprint auch mal behaupten kann. Aber was sicherlich auch zu meinen Stärken gehört, sind kurzes Zeitfahren und Prologe.

Podium Radrennfahrer Asturienrundfahrt Jan Sommer Radrennfahrer Siegerehrung

Bei der Asturienrundfahrt in Spanien gewann Jan Sommer die Sprintwertung. Fotos: MyVelo

Ortenau Journal: Was sind deine Ziele für diese Saison?

Jan Sommer: Noch eine gute Saison zu fahren und einen guten Abschluss hinzukriegen. Wir haben noch einige schöne Rennen, wo wir uns auch auf einer großen Bühne präsentieren können. Und da werden wir sicherlich alles geben, versuchen mal noch die ein oder andere Ausreißergruppe zu erwischen und natürlich jagen wir als Team immer noch diesem ersten Sieg auf UCI-Stufe hinterher.

Ortenau Journal: Was sind deine Ziele langfristig?

Jan Sommer: Langfristig ist mein Ziel sicherlich den Schritt zum Profi zu schaffen, auch wenn ich vom Alter her schon etwas später dran bin als ander. Aber das ist mein großes Ziel, den Radsport voll als meinen Beruf ausüben zu können, Spaß zu haben und mich so gut wie möglich weiterzuentwickeln, so dass ich das Beste aus mir herausholen kann.

Ortenau Journal: Hast du Vorbilder im Radsport? Falls ja, wen und warum?

Jan Sommer: Mein Vorbild im Radsport ist Mads Pedersen, einfach weil er ein unglaublich cooler Fahrertyp ist, mit einem mega starken Mindset und die Art wie er die Rennen fährt, die mag ich sehr.

Ortenau Journal: Welche Vorteile siehst du in deinem Radsportler-Leben?

Jan Sommer: Man darf unglaublich schöne Orte sehen, man ist viel unterwegs, man lernt viele Leute kennen und man sieht viele neue Dinge und Orte. Und man darf extrem viele Erfahrungen machen, welche nicht immer einfach sind. Aber ich denke die bringen einen im Leben sehr viel weiter.

Ortenau Journal: Und was sind die Nachteile?

Jan Sommer: Ich glaube, wenn man einen wirklich großen Nachteil hätte, dann müsste man sich wahrscheinlich überlegen, ob das noch das Richtige ist. Aber was vielleicht so ein bisschen die Schattenseite ist: Man hat natürlich schon gewisse Einschränkungen, man ist nicht so viel zuhause, man braucht viel Zeit für das Training. Wenn man – so wie wir – nicht auf der höchsten oder zweithöchsten Stufe Rad fährt, dann muss man daneben noch ein bisschen arbeiten, um genug Geld verdienen zu können. Nur mit dem Sport kommen wir nicht über die Runden. Und es ist auch immer ein bisschen eine Herausforderung, immer alles unter einen Hut zu kriegen. Aber die Vorteile überwiegen sicher und wenn das nicht der Fall wäre, dann müsste man wahrscheinlich irgendwann mal aufhören. Aber so lange das der Fall ist und es mega Spaß macht, sehe ich vor allem die Vorteile des Radsportlerlebens.

Ortenau Journal: Ihr seid in der Ortenau, in Oberkirch, „stationiert“ – was gefällt dir dort am besten?

Jan Sommer: Viel mehr als s’Fässle (Die Unterkunft des Teams, Anm. d. Red.) habe ich dort noch nicht gesehen. Ich bin aber überzeugt, dass das s’Fässle definitiv das beste Restaurant in Oberkirch ist. Wir dürfen da hin und wieder mal nach einem Rennen ein richtig gutes Menu mit einem alkoholfreien Drink von Yannick, dem Inhaber, genießen.

Siehe auch hier:

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