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Thomas Marwein (Grüne) besucht Ortenau Klinikum: Fachkräftemangel und ambulante Versorgung im Fokus  

Thomas Marwein (mitte) beim Ortenau Klinikum
© Thomas Marwein – Beim Besuch von MdL Thomas Marwein (mitte) war auch die Landtagskandidatin Maren Seifert dabei (links)
Beim Antrittsbesuch des Landtagsabgeordneten Thomas Marwein bei der neuen Klinikchefin Claudia Bauer-Rabe standen drängende Themen im Fokus: Der Fachkräftemangel in der Pflege, fehlende ambulante Strukturen und steigende Kosten bereiten dem Ortenau Klinikum zunehmend Sorge. Die Initiative zur Fachkräftegewinnung aus dem Ausland zeigt Wirkung – und die Umsetzung der „ Agenda 2030“ mit modernen Klinikneubauten verläuft planmäßig, sagt Bauer-Rabe. Doch für Lahr steht die Förderung noch aus.

Der grüne Landtagsabgeordnete Thomas Marwein hat der Vorstandsvorsitzenden des Ortenau Klinikums, Claudia Bauer-Rabe, einen Antrittsbesuch abgestattet. Die neue Klinikchefin ist seit Februar als Nachfolgerin von Christian Keller im Amt. Das zentrale Thema des Besuches ist der zunehmende Fachkräftemangel, der immer mehr Bereiche des Klinikums vor Herausforderungen stellt, wie Marwein in einer Pressemitteilung schreibt.

Fachkräftemangel größtes Problem

Wie in dem persönlichen Austausch mit Frau Claudia Bauer-Rabe und ihren Vorstandskollegen Herrn Dr. Peter Kraemer und Frau Kathleen Messer deutlich geworden sei, ist das vorherrschende Thema im Pflegebereich der immer deutlicher spürbare Fachkräftemangel. Ebenso auf der Themenliste waren demnach fehlende ambulante Versorgungsstrukturen im ländlichen Raum oder die inflationsbedingt stark gestiegenen Kosten der Krankenhäuser.

Gespräche mit dem Personal

Eine Herausforderung sei es laut Kathleen Messer, Pflegerische Vorständin, bei Aufgabe eines Standortes die Pflegekräfte im Klinikverbund zu halten. Das Ortenau Klinikum bemühe sich deshalb, frühzeitig Gespräche mit dem Personal zu führen, sodass für möglichst viele Pflegekräfte gute Lösungen gefunden werden können.

Ambulante psychiatrische Versorgung

Im Pflege- und Betreuungsheim des Ortenau Klinikums mit Hauptsitz in Gengenbach-Fußbach (PBO) sei teilweise die ambulante psychiatrische Versorgung der Bewohner, insbesondere die Verschreibung von nötigen Medikamenten, schwieriger geworden. Dem medizinischen Vorstand Dr. Peter Kraemer zufolge, werde der jetzt schon große Mangel an ÄrztInnen in der Psychiatrie – aber auch in der Psychosomatik – in den nächsten Jahren noch zunehmen.

Er zeigte sich demnach mit Frau Bauer-Rabe einig darüber, dass mehr Mediziner ausgebildet werden müssten. So böten andere Bundesländer wie z.B. Hamburg sowohl über staatliche Universitäten als auch private Hochschulen ein Medizinstudium an. Zudem gebe es eigene Auswahltestverfahren als Zugang für das Medizinstudium. Dies sei ein Vorbild auch für Baden-Württemberg.

Viele Fachkräfte von den Philippinen

Marwein sprach in diesem Zusammenhang die Situation der Fachkräftegewinnung aus dem Ausland an. Das Ortenau Klinikum wolle mittelfristig auf die Gewinnung durch Vermittlungsagenturen verzichten, da die Zahl der Initiativbewerbungen aus dem Ausland immer mehr zunehme, berichtete Messer. Die meisten Pflegekräfte kämen von den Philippinen, aus Mexico, Indien und den Balkanstaaten.

Aus Brasilien erhoffe man sich demnächst weitere Pflegekräfte, nachdem Landrat Thorsten Erny vor Ort für Arbeitsmöglichkeiten am Ortenau Klinikum geworben habe. Bürokratischen Auflagen des Gesetzgebers würden aber weiterhin die Einstellung erschweren. Sehr gut laufe hingegen das Programm „Global Education“- der Akademie hoch Zwei für Pflege und Gesundheit in der Ortenau – eine Art Qualifizierungsprogramm speziell für ausländische Kräfte.

Attraktive Arbeitsplätze

Claudia Bauer-Rabe habe zudem die wichtigsten Schritte bei der Umsetzung der Zukunftsplanung „Ortenau 2030 – Zukunft Gesundheit“ des Ortenau Klinikums vorgestellt. So würden ab 2030 an allen Standorten moderne Krankenhäuser zur Verfügung stehen, mit denen die erstklassige Patientenversorgung in der Ortenau gesichert werden könne. Sie wies außerdem darauf hin, dass die Neubauten neue, attraktive Arbeitsplätze bieten würden. Dies würde es erleichtern, weitere Fachkräfte zu gewinnen.

„Agenda 2030“ voll im Plan

Insgesamt sei man mit der Umsetzung der Klinikreform „Agenda 2030“ mit den Klinikneubauten in Offenburg, Lahr und Achern und der Umwandlung der aufzugebenden Standorte voll im Plan. In Achern wurde bereits das Richtfest gefeiert. Für Offenburg habe das Land kürzlich in einem ersten Schritt die Förderung für das Logistikzentrum auf dem Klinik-Campus bestätigt. Nach der Sommerpause würden die Arbeiten dort voll durchstarten.

Noch nicht entschieden ist laut Bauer-Rabe betonte, ob der geplante Klinikneubau in Lahr im nächsten Jahr im Krankenhausbauprogramm des Landes berücksichtigt werde. „Dass Lahr ins Bauprogramm aufgenommen wird, halte ich für wichtig. Ich werde mich im Landtag dafür einsetzen, dass die Förderung im nächsten Jahr gelingen wird“, wird Thomas Marwein abschließend zitiert.

Foto: (v.l.n.r.) Maren Seifert (Landtagskandidatin), Frau Claudia Bauer-Rabe (kaufmännische Vorständin und Vorstandsvorsitzende des Ortenau Klinikums), Thomas Marwein (MdL), Frau Kathleen Messer (Pflegerische Vorständin), Herr Dr. Peter  Kraemer (Medizinischer Vorstand).

Siehe auch hier:

Land prüft Förderung: Das Ortenau Klinikum hofft auf 100 Millionen-Zuschuss für Neubau in Offenburg

Ortenau Klinikum: Bilanzverlust von 33,1 Millionen Euro

Richtfest für Klinikneubau Achern nach nur 18 Monaten Bauzeit – Projekt im Zeit- und Kostenrahmen

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