Eine Frau tanzt auf der A5 bei Offenburg, ein Stuttgarter Sternekoch wartet zwei Jahre auf Köche aus Nepal, und 850 Ortenauer stürmen den „Tag der Wärmepumpe“. Ein liebevoller Rückblick auf 2025.
Tanzen auf der Autobahn
Dienstag, 19. August 2025, 18:50 Uhr. A5 zwischen Appenweier und Offenburg. Eine 50-jährige Französin hält ihren Renault an, steigt aus – und beginnt zu tanzen. Mitten auf der Autobahn.
„Es ist wirklich lebensmüde, was die Frau da gemacht hat“, sagte ein Polizeisprecher dem SWR. Am nächsten Morgen stand dieselbe Dame mit verschränkten Armen auf einer Kreuzung in der Offenburger Oststadt. Begründung: Sie sei „vom Verkehr genervt“.
Bleiben Sie bei mir. Diese Geschichte ist die perfekte Metapher für Deutschland 2025.
Der Jongleur auf dem Vulkan
Das Fachmagazin „Haufe“ beschrieb kürzlich die deutsche Lohnabrechnung als „Jonglierkurs während eines Erdbebens“. Das Bild passt auf vieles in diesem Jahr.
Die gute Nachricht: Der Normenkontrollrat vermeldete im Oktober 2025, dass die Bürokratiekosten im Berichtszeitraum um 3,2 Milliarden Euro gesunken sind. Der „Bau-Turbo“ entlaste Wirtschaft und Verwaltung um weitere 2,5 Milliarden Euro jährlich.
Die schlechte Nachricht: Fragen Sie mal Vincent Klink. Der 75-jährige Stuttgarter Sternekoch („Wielandshöhe“) wartet seit über zwei Jahren auf zwei nepalesische Köche. Die können kochen – aber nicht genug Deutsch für deutsche Formulare. In der Küche kommuniziert man mit Messern und Flammen, nicht mit Goethe.
850 Ortenauer und die Wärmepumpe
Doch es gibt auch Lichtblicke. Am 29. November stürmten 850 Besucherinnen und Besucher den „Tag der Wärmepumpe“ in der Oberrheinhalle Offenburg. „Hier war die Hölle los“, strahlte Michael Pfütze, Obermeister der SHK-Innung Kehl-Hanauerland-Lahr.
Die Ortenauer Energieagentur, die SHK-Innungen, die Kreishandwerkerschaft und die Sparkasse hatten gemeinsam eingeladen. 15 Hersteller, fünf Trucks, lokale Handwerksbetriebe – und Menschen mit präzisen Fragen: „Bekomme ich den Geschwindigkeitsbonus auch für mein vermietetes Objekt?“ „Wie ist das mit der Abstandsregel?“
Das Handwerk lebt. Trotz allem.
219 neue Gesellinnen und Gesellen
Am 7. November erhob Kreishandwerksmeister Bernd Wölfle in der Sternenberghalle Friesenheim 219 junge Handwerkerinnen und Handwerker in den Gesellenstand. 14 Innungen hatten sich beim Tag des Handwerks präsentiert. 500 € Spenden gingen an den ASB-Wünschewagen.
„Handwerk bedeutet Zusammenhalt“, sagten die Innungen. Beständigkeit, Vertrauen, Menschlichkeit – drei Worte, die auf der Website der Kreishandwerkerschaft stehen. In einer Zeit, die laut und schnell geworden ist.
Die Rathauschefs schlagen Alarm
Weniger harmonisch klang es im Oktober aus den Rathäusern. Die Bürgermeister der Ortenau schlugen wegen „überbordender Bürokratie und Kosten“ gemeinsam Alarm. Dr. Dieter Salomon, Vorsitzender des Städtetags, brachte es auf den Punkt: Es reicht.
Baden-Württemberg reagiert: Das „Kommunale Regelungsbefreiungsgesetz“ trat am 8. Oktober in Kraft. Verwaltungsverfahren sollen beschleunigt, vereinfacht und kostengünstiger werden. Sogar Sitzbänke im Wald – jahrelang ein bürokratisches Minenfeld – könnten wieder aufgestellt werden dürfen.
Man darf hoffen.

Ortenauer Bürgermeister kooperieren. Foto: Stadt Achern
Ein Koch des Jahres aus der Ortenau
Und dann, im November, die schönste Nachricht: Daniel Wallenstein vom Restaurant „Moya“ in Gengenbach wurde zum „Koch des Jahres 2025″ gekürt. Trüffel, Kaviar und Haselnuss – damit kochte er sich an die Spitze.
Die Ortenau kann kochen. Auch wenn die Köche aus Nepal noch warten müssen.
Ausblick auf 2026
Was erwartet uns? Vermutlich mehr Formulare. Mehr Gesetze. Mehr Menschen, die „vom Verkehr genervt“ sind.
Aber auch: 850 Menschen, die sich für Wärmepumpen interessieren. 219 junge Handwerker, die ihren Weg gehen. Ein Koch des Jahres aus Gengenbach. Und Bürgermeister, die gemeinsam aufstehen.
Mein Wunsch für 2026: Weniger Tanzen auf Autobahnen, mehr auf Hochzeiten. Weniger Formulare, mehr Gespräche. Weniger Genervtsein, mehr Gelassenheit.
Guten Rutsch, liebe Ortenau.
Quellen:
Siehe auch hier: