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Suche nach Atommüll-Endlager: Emmendingen-Lahr scheidet aus – Prüfung in Teilen der Ortenau läuft weiter

© freepik/KI – In Deutschland gibt es nach wie vor kein sicheres Endlager für hochradioaktive Abfälle.
Südbaden atmet auf: Große Teile der Region, darunter Emmendingen-Lahr und die südliche Ortenau, scheiden bei der bundesweiten Suche nach einem Endlager für hochradioaktiven Müll vorerst aus. Das geht aus neuen Sicherheitsuntersuchungen der Bundesgesellschaft für Endlagerung (BGE) hervor. Während sich die Bundestagsabgeordneten Bury und Fechner erleichtert zeigen, beschäftigt das Thema andere Teile der Ortenau wie das Achertal noch eine Weile – dort wird weiter geprüft.
Von Wolfgang Huber

Während die einen den Atomausstieg geiseln und die Energiesicherheit in Deutschland gefährdet sehen, feiern die anderen den Beschluss aus dem Jahr 2011 mit der Atomkatastrophe von Fukushima als Meilenstein. Im April 2023 gingen schließlich die letzten drei verbliebenen AKWs vom Netz. Die Geschichte der Atomenergie hatte seit den frühen 70er-Jahren auch Südbaden gefesselt. Damals gab es erbitterten Widerstand gegen ein geplantes Atomkraftwerk in Wyhl am Kaiserstuhl. Erst 1994 wurde das Projekt endgültig ad acta gelegt. Die Älteren erinnern sich.

Übertägige Erkundung

Doch das Thema bleibt aktuell. Bis heute gibt es im Land kein sicheres Endlager für hochradioaktiven Abfall. In diesem Zusammenhang gibt es Neuigkeiten für die Ortenau. Doch der Reihe nach: In drei Phasen sucht die Bundesgesellschaft für Endlagerung (BGE) im Auftrag des Bundes nach dem Standort mit der bestmöglichen Sicherheit für das Endlager für hochradioaktive Abfälle. Aktuell ermittle die BGE in Phase I sogenannte Standortregionen für die übertägige Erkundung. Nun hat die BGE einen neuen Arbeitsstand aus den repräsentativen vorläufigen Sicherheitsuntersuchungen (rvSU) im Endlagersuche Navigator bekannt gegeben.

Atomkraftwerk

Die Atomenergie sorgt seit Jahrzehnten für Kontroversen. Foto: vwalatke/freepik

Freude in der südlichen Ortenau

Darin enthalten ist eine Information, die in der südlichen Ortenau sicher gerne aufgenommen wird. Denn die BGE stuft das Gebiet Emmendingen-Lahr und wesentliche Teile von Südbaden als gering geeignet ein. Es hätte bereits einen oder zwei der insgesamt vier Prüfschritte der rvSU nicht bestanden. Dieses Gebiete werden im Endlager-Navigator mit Gelb oder Orange gekennzeichnet und scheiden damit von der Endlagersuche aus. Im Gegensatz dazu sind Teile der nord-östlichen Ortenau mit weiten Teilen des Achertals und dem Renchtal nicht aus dem Schneider. Außerdem sind der süd-östliche Zipfel des Kreises (hinteres Kinzigtal) und ein Gebiet bei Gengenbach noch in der Verlosung.

Teile der Ortenau kommen in Frage

Diese Flächen haben die ersten zwei der insgesamt vier Prüfschritte bestanden. Nun folgend die nächsten zwei Prüfschritte. Sie könnten es also noch in die engere Auswahl für einen Endlagerstandort schaffen, wie aus dem Endlager-Navigator weiter hervorgeht. Die beiden Bundestagsabgeordneten aus dem Wahlkreis Emmendingen-Lahr, Johannes Fechner und Yannick Bury zeigten sich erfreut von den Zwischenergebnissen der BGE.

Fechner: „Atomausstieg war wichtig“

„Für die Region freut es mich, dass die südliche Ortenau nicht geeignet ist für ein Atommüllendlager“, schreibt SPD-Mann Johannes Fechner in einer Pressemitteilung. „Natürlich brauchen wir für den vorhandenen Atommüll ein Endlager, aber die Geologie bei uns gewährleistet keine langjährige Sicherheit für die Lagerung des Atommülls“, so Fechner. Die schwierige Suche nach einem Endlager zeige für ihn, wie richtig der Ausstieg aus der Atomenergie war. Fechner: „Allein für die Endlagersuche werden wir noch Milliarden ausgeben müssen, was zeigt, was für eine Sackgasse die Atomkraft war.“ Jetzt gelte es, die erneuerbaren Energien und die Stromnetze weiter schnell auszubauen.

Johannes Fechner (SPD)

Johannes Fechner (SPD): „Der Atomausstieg war wichtig.“ Foto: Johannes Fechner

Bury: „Zunächst Beruhigung“

Auch Yannick Bury äußerte sich positiv. Es sei eine gute Nachricht, dass große Teile des Landkreises Emmendingen und der südlichen Ortenau bei der Endlagersuche ausgeschlossen wurden. Dies schaffe zunächst Beruhigung. „Gleichzeitig muss das Verfahren deutlich an Tempo gewinnen – denn bereits Mitte der 2030er Jahre laufen die Genehmigungen einiger Zwischenlager aus. Entscheidend ist, dass die Endlagersuche wissenschaftlich fundiert bleibt und nicht politisch aufgeladen wird.“ Nun müsse der Prozess erleichtert und Planungssicherheit geschaffen werden. Bury weist in der Pressemitteilung darauf hin, das Bundesumweltminister Carsten Schneider Anfang 2026 einen Vorschlag zur weiteren Ausgestaltung des Verfahrens vorlegen will.

Ergebnisse sind vorläufig

In der interaktiven Anwendung zeigt die BGE den Arbeitsstand anhand von Karten. Eine integrierte Suchfunktion, in der auch Postleitzahlen eingegeben werden können, liefert Ihnen Informationen zum Stand der Arbeiten der BGE in den einzelnen Wahlkreisen. Die jetzt vorliegenden Ergebnisse sind jedoch vorläufig. Im Falle von neuen wissenschaftlichen Erkenntnissen oder bei Vorlage von neuen geologischen Daten von den Staatlichen Geologischen Diensten könne es noch Veränderungen geben.

Yannick Bury

Yannick Bury (CDU) will die Endlagersuche nicht politisch aufladen. Foto: Yannick Bury

Neuer Arbeitsstand im Juni 2026

Die BGE rechnet derzeit damit, dass die Ermittlung der Standortregionen für die übertägige Erkundung bis Ende 2027 abgeschlossen sein werde. Auf dem Weg zum Standortregionenvorschlag will die BGE im Juni 2026 ein weiteres Mal einen aktuellen Arbeitsstand aus der Durchführung der rvSU veröffentlichen. Bis zur Prüfung der Arbeitsstände durch das Bundesamt für die Sicherheit der nuklearen Entsorgung (BASE) als Aufsichtsbehörde und einem Beschluss des Bundestags bleiben die Veröffentlichungen vorläufig.

Endlager-Navigator gibt Überblick

Die BGE liefert außerdem einen Überblick über den Arbeitsstand in den Bundesländern in Form von Steckbriefen. Für Baden-Württemberg werden Informationen zu Mitteljura (Opalinuston), Saxothuringikum, Mitteldeutsche Kristallinzone und Moldanubikum bereit gestellt. Die Übersicht über den Arbeitsstand aller Gebiete in Deutschland gibt es im Endlager-Navigator: https://navigator.bge.de/phase-i-schritt-2/der-weg-zu-den-standortregionen

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