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Starke Auftritte in Stadelhofen: Manuel Hagel und Dr. Katrin Merkel bringen Dynamik in den CDU-Wahlkampf

CDU-Politiker
© Geraldine Zimpfer – Zweitkandidat Manuel Spang (2. v. l.) Manuel Hagel, Dr. Katrin Merkel (rechts) in Stadelhofen.
Inmitten schwächelnder Bundeswerte setzt die CDU in Baden-Württemberg auf Geschlossenheit – und auf starke Reden. In Stadelhofen warb Manuel Hagel mit scharfen Analysen zur Wirtschaftslage, deutlicher Kritik an den Grünen und seinem Appell, „das Land fit zu machen“. Zuvor zeigte Dr. Katrin Merkel, warum sie den Wahlkreis Kehl gewinnen will: mit klaren Worten zu Freiheit, Bildung, Gesundheit und Zusammenhalt. Beide machten deutlich: Der Wahlkampf hat endgültig Fahrt aufgenommen.
Von Wolfgang Huber

Im Bund bläst der CDU eine steife Brise ins Gesicht. Die Beliebtheitswerte von Kanzler Friedrich Merz sind – gelinde gesagt – ausbaufähig, sind diese doch unter den Wert von Amtsvorgänger Olaf Scholz gefallen. Das ist an sich schon eine hohe Kunst. Dazu das Theater um die Rentenreform und zu allem Überfluss sitzt den Christdemokraten in den bundesweiten Umfragen die AfD im Nacken, hat die Union teilweise sogar schon überholt.

Karten werden neu gemischt

Wie gut, dass es noch das gute alte Ländle gibt. Hier sind die Vorzeichen etwas anders. Nach der Rückzugsankündigung des amtierenden Ministerpräsidenten Winfried Kretschmann wurden und werden die Karten neu gemischt. Denn Kretschmann genießt in Baden-Württemberg eine ungeahnte Popularität. Zum einen sehen sich seine Grünen seit der Ampelzeit verstärkt einem Dauer-Shitstorm von Rechts ausgesetzt, zum anderen hat die CDU Baden-Württemberg, die hier Jahrzehntelang unantastbar regierte, mit Manuel Hagel einen neuen Shooting-Star, einen Hoffnungsträger und Frontmann mit einem gewissen Format.

Grüne abgeschlagen

Dies hatte zur Folge, dass die „Schwarzen“ in den Umfragen zur anstehenden Landtagswahl konstant rund zehn Prozentpunkte vor der AfD liegen. Die erfolgsverwöhnten Grünen wiederum können ihr Niveau aus der Kretschmann-Ära nicht halten. Auch nicht mit dem schwäbisch-türkischen Sympathieträger Cem Özdemir an der Spitze. Vielmehr muss die CDU eher die AfD fürchten, als die ehemalige Friedenspartei.

Reicht der Vorsprung?

Bei Insa lag die CDU im Oktober bei 31, die AfD bei 20 und die Grünen bei 17 Prozent. Bei Infratest Dimap kommen die Christdemokraten erstmals seit über einem Jahr nur noch auf 29 Prozent, während die Grünen immerhin 20 und die AfD mit durchweg steigenden Werten mittlerweile mit immerhin 21 Prozent gehandelt wird. Das sind nur noch acht Prozent Vorsprung.

Heiße Wahlkampfphase eröffnet

Kein Wunder, dass die Partei von Lothar Späth, Erwin Teufel und Günther Oettinger die Schlagzahl erhöht und sich auf die heiße Phase des Wahlkampfs für den Urnengang am 8. März 2026 vorbereitet. Im Wahlkreis 52 Kehl, wo das alte Schlachtross Willi Stächele nicht mehr antritt, ist die Situation offener den je. Die Frage: Kann die bis dahin weitgehend unbekannte Dr. Katrin Merkel in die großen Fußstapfen des Routiniers treten und den Wahlkreis gewinnen? Nichts scheint sicher.

Zwischenstopp in Stadelhofen

Um Merkel angemessen zu unterstützen, hat die Wahlkampfregie von Manuel Hagel einen Zwischenstopp in Stadelhofen anberaumt. Der fand nun vor wenigen Tagen in der Renchtalhalle statt. Das Interesse, auch seitens der Medien, war hoch, die Halle gut gefüllt. Bevor Hagel sich der CDU-Anhängerschaft vorstellte, eröffnete Willi Stächele den Abend. Nun, so der Ex-Bürgermeister von Oberkirch und Ex-Finanzminister von Baden-Württemberg, wo er, der „Politik-Rambo“ gehe, könne endlich etwas Schönes, Feines folgen. Gemeint war Dr. Katrin Merkel.

Willi Stächele MdL

Routinier Willi Stächele bei seiner Ansprache. Foto: Geraldine Zimpfer

„Solide Ausbildung nötig“

Wer nicht über eine solide Berufsausbildung verfüge und kommunalpolitischen Sporen vorweisen könne, könne keine vernünftige Politik betreiben, so das Credo von Stächele. Er gab damit quasi die Richtung vor. Die Betonung auf Ausbildung und Kommunalpolitik zog sich durch den Abend wie ein roter Faden. Damit ist sich die CDU nicht nur ihrer eigenen Stärken bewusst, sondern auch den Vorzügen des Wirtschaftsstandorts Baden-Württemberg, der stark von mittelständischen Metallbetrieben, der Auto-Industrie samt Zulieferindustrie und dem Maschinenbau geprägt ist.

Dr. Katrin Merkel immer sicherer

Dr. Katrin Merkel, klein und zierlich von der Statur, traut man dennoch zu, sich im Haifischbecken Stuttgarter Landtag zu behaupten. Sie wirkt seit ihrem Auftakt bei ihrer Nominierung in Renchen zunehmend sicher, gefestigt, fokussiert und insgesamt selbstbewusster. Vor allem, wenn sie Dinge sagt wie: „Man muss Mut haben, Verantwortung zu übernehmen, auch wenn es unbequem wird.“ Und auf die selbst gestellte Frage: „Warum machst du das?“ antwortet sie: „Ich wünsche mir für meine drei Kinder, dass sie in Freiheit leben können. Wir brauchen Zusammenhalt in der Gesellschaft. Ich bin keine Ideologin, sondern Pragmatikerin und will die Demokratische Mitte und die Freiheit gegen Hetze, Hass und Angstmacherei verteidigen.“

Landwirte zu viel im Büro

Im Hinblick auf die Ankurbelung der Wirtschaft brauche es schnellere Genehmigungsverfahren, bezahlbare Energie und Fachkräfte. Eine duale Ausbildung (da war sie zum Zweiten), so Merkel weiter, schaffe Perspektiven. Die Landwirtschaft wiederum pflege und erhalte die Kulturlandschaft und produziere Genussmittel. Das Problem: „Die Landwirte verbringen mehr Zeit am Schreibtisch, als auf dem Feld oder in den Reben. Als Apothekerin wisse sie außerdem, wie herausfordernd die Gesundheitssysteme seien. Apotheken könnten häufig nicht wirtschaftlich arbeiten. Dabei sei Gesundheitsversorgung ein Grundrecht.

„Wir haben kluge Köpfe“

Deshalb müsse die Landarztquote ausgebaut und mehr Studienplätze geschaffen werden. Die Bedingungen für Pflegeberufe müssten sich ebenfalls verbessern. „Wir haben hier kluge Köpfe, fleißige Hände und starke Gemeinschaften. Lassen sie uns anpacken.“ In ihrer Überleitung zum Star des Abends gibt Katrin Merkel unter dem Applaus der CDU-Anhänger die Devise aus: „Manuel Hagel macht Lust auf Zukunft“.

Wahlkampfmobil Dr. Katrin Merkel CDU-Politiker

Das Wahlkampfmobil von Dr. Katrin Merkel. Willi Stächele, Manuel Hagel und Katrin Merkel (v.r.) Foto: Geraldine Zimpfer

Genauere Betrachtung

Der Angesprochene ließ sich auch nicht weiter bitten. „Hier bin ich unter normale Leut“, begann er seine Rede. Hernach sollte er – in bestem schwäbisch – einen Streifzug durch die Problemlagen der Republik im Allgemeinen und des Südweststaats im Speziellen unternehmen. Dabei hatte er einige Klassiker aus dem Standardrepertoire der Konservativen im Gepäck, sprach aber auch Punkte an, die aufgrund der weltpolitischen Entwicklungen einer genaueren Betrachtung bedürfen, wie etwa die US-Zölle auf Waren aus der EU.

„Wer nur verteilt, findet sich in Armut wieder“

„Die Zeit des vielen Verteilens von Wohlstand sind vorbei“, so Hagel, „Woher soll der Wohlstand kommen? Wer nur verteilt, findet sich in Armut wieder.“ Die soziale Marktwirtschaft sei unter Druck, die USA schotteten sich massiv ab und die US-Zölle würden die baden-württembergische Autoindustrie 10 Milliarden Euro pro Jahr kosten. „Viele denken, in drei Jahren ist der Spuk vorbei, wenn Donald Trump nicht mehr antritt, doch J.D. Vance steht bereits in den Startlöchern.“

Herausfordernde Situation der Wirtschaft

Auch mit Sicht auf den Riesen China fällt seine Prognose düster aus. „Chinesische Hersteller drängen auf den Markt. China subventioniert seine Kran-Hersteller mit 50 Prozent. In die neue Seidenstraße investiere das Reich der Mitte das dreifache des jährlichen Bundeshaushalts. „Das ist eine Kampfansage. Die Chinesen stehen früher auf, arbeiten mehr und duschen kälter“, macht Hagel seinen Blick auf China deutlich.

Beschlossener Stellenabbau

Dann nimmt er den bundesdeutschen Zeitgeist aufs Korn: „Was sehen die Chinesen bei uns? Eine monatliche Genderdiskussion und der Streit um die Umbenennung der Mohrenstraße. Das können wir uns nicht mehr leisten, während von 180.000 wegfallenden Arbeitsplätzen bis 2028 in der Autoindustrie 120.000 auf Baden-Württemberg fallen.“ Der massive Stellenabbau sei längst beschlossene Sache.

„Grüner Kulturkampf gegen das Auto“

Konzerne wie Bosch, Audi, Daimler Truck hätten, so Hagel weiter, einen Stellenabbau von 50.000 beschlossen, alles betriebsbedingte Kündigungen. Die Grünen würden mit ihrem Kulturkampf gegen das Auto dem Wirtschaftsstandort schaden und das Verbrenner-Aus müsse weg. Denn bis 2050 seien zwei Drittel aller Neuzulassungen weltweit Verbrenner. „In Afrika und anderso wird es auch 2050 noch keine Ladeinfrastruktur geben.“ Die Autobranche sei ein Wohlstandsgarant für Baden-Württemberg.

Manuel Hagel (CDU)

Manuel Hagel spricht zu den CDU-Anhängern im Wahlkreis Kehl. Foto: Geraldine Zimpfer

Die Gefahr erkannt?

Manuel Hagel wirkt wie einer der wenigen Politiker, der die Gefahren für den Wirtschaftsstandort Deutschland und speziell für Baden-Württemberg in ihrer Tragweite einzuschätzen vermag. Die Möglichkeiten, mit Wissenschaft und Technik Umweltprobleme zu lösen, macht er an einem Beispiel deutlich, dass den Älteren noch geläufig sein dürfte: dem Ozonloch.

Sächsischer Kühlschrank

„Niemand wollte damals (in der 80er-Jahren) Kühlschränke wegen ihrem FCKW-Gehalt verbieten. Nach dem Verbot von FCKW jedoch hätten Baden-Württembergische Ingenieure den FCKW-freien Kühlschrank entwickelt, der dann in Sachsen gebaut wurde“, sagt Hagel. Das habe sich weltweit durchgesetzt und das Ozonloch ist mittlerweile fast komplett geschlossen. Genau so könne es auch beim CO2-Problem gehen. Hagel: „Das bekommen wir in den Griff.“

Sprung nach China

Dass der FCKW-freie Kühlschrank ein Projekt einer der von der CDU bekämpften Nichtregierungsorganisationen, in diesem Falle Greenpeace und dem sächsischen Hersteller dkk Scharfenstein war, erwähnte Manuel Hagel nicht. Kurze Zeit nach der im März 1993 angelaufenen Produktion von Kühlschränken mit der neuen „Greenfreeze“-Technologie schwenkten alle europäischen Hersteller auf die neue Technik ein. Der Sprung nach China ließ nicht lange auf sich warten.

Investitionen ins Ausland

Die mangelnde Wettbewerbsfähigkeit des Standorts spricht Hagel erneut an, diesmal am Beispiel des Maschinen- und Anlagenbaus: „Die Branche hat Probleme. Hohe Arbeitskosten, Steuern, Bürokratie und die hohen Energiepreise belasten die Unternehmen massiv.“ Das gehe an die Substanz, sprich die Eigenkapitalquote. Die sei von 30 auf 20 Prozent gesunken. Sechs von zehn Euro würden die südwestdeutschen Mittelständler zudem im Ausland investieren. Als Beispiel nennt er Stihl in der Schweiz.

Autozulieferindustrie

Die Autozulieferindustrie steht unter Druck. Foto: PWO

Verpönte 4-Tage-Woche

Der mögliche baldige Ministerpräsident nimmt in der Folge erneut den Zeitgeist aufs Korn. Dafür musste die viel gescholtene 4-Tage-Woche und die Work-Life-Balance herhalten. „Die Wirtschaftswende schafft man nicht mit links“, so seine Schlussfolgerung. Dabei haben zig Studien längst bewiesen, dass Berufstätige mit 4-Tage-Woche nicht nur produktiver sind, sondern auch zufriedener, was die teure Fluktuation eingrenzt. Auch sind die Begriffe keine linken Kampfbegriffe, sondern für fast sämtliche HR-Experten längst als Voraussetzung für den Unternehmenserfolg definiert.

Grüne als Hauptgegner?

Wenn man die Häufigkeit als Maßstab nimmt, mit der die Grünen in Unionskreisen nach wie vor als Hauptgegner ausgemacht werden, wirkt seine Aussage in meinem Interview vom gleichen Abend, wonach er, Hagel, mehr Gemeinsamkeiten mit der SPD und FDP sehe, mehr als konsequent. Denn die Öko-Partei habe die Bildungspolitik im Ländle ruiniert. „Unser Rohstoff ist im Köpfchen, doch wir müssen inzwischen in Hamburg nachfragen, wie Bildung politisch funktioniert“, macht er seinem Ärger Luft.

Geschrumpfter Wortschatz

Ein drittel der Schüler kann laut dem CDU-Mann den Lehrer nicht richtig verstehen, weshalb Schüler erst die Sprache lernen müssten, bevor sie in die Grundschule geschickt werden könnten. Hagel schlägt Alarm: „Der passive Wortschatz von Jugendlichen ist von einst 45 Millionen Wörtern auf 15 Millionen zusammengeschrumpft.Niemand konzentriert sich mehr auf den Unterricht, stattdessen starren alle aufs Smartphone.“ Ein Drittel der Schüler habe zum ersten Mal ein Buch in der Hand, niemand könne mehr rückwärts laufen.

Verbindliche Sprachstandards

Als Konsequenz will der 44-Jährige die Eltern mehr in die Pflicht nehmen. Das Stichwort laute „Frühkindliche Bildung“. Es müsse verbindliche Sprachstandards geben und die verbindliche Grundschulempfehlung sei ebenfalls wieder einzuführen. Auch die Devise von Winfried Kretschmann, dass 50 Prozent der Schüler Abitur machen sollen, sei grundfalsch. Vielmehr sollten die duale und die akademische Ausbildung gleichgesetzt werden. Hagel: „Die Hauptschule ist keine Resteschule, sondern eine Aufstiegsschule.“

Christian Ell, CDU

CDU-Mann Christian Ell lauscht den Ausführungen von Manuel Hagel. Foto: Geraldine Zimpfer

Das Aufstiegsversprechen

Eine Meisterausbildung koste 10.000 bis 12.000 Euro und sollte kostenlos werden. Und, duale Ausbildung zum Vierten sollte prompt folgen: „Die duale Ausbildung ist kein Plan B, sondern der Masterplan.“ Der Bildungserfolg dürfe zudem nicht vom Elternhaus abhängen. Eine alte Forderung, der hierzulande nie Taten folgten. Deutschland liegt bei der sozialen Durchlässigkeit nach wie vor abgeschlagen auf einem Abstiegsrang. Dennoch: „Wer will, kann alles erreichen. Man muss gewinnen wollen, aber auch verlieren können.“

Wirtschaftsfonds für mehr Dynamik

Kritisch sieht es auch bei der wirtschaftlichen Dynamik aus. Grund genug für den Favoriten auf die Kretschmann-Nachfolge, Wirtschaftsfonds für gefährdete Branchen in Aussicht zu stellen. Hier spricht Hagel Klartext: „Wir müssen den Maschinen- und Anlagenbau gerade jetzt in der Transformation unterstützen.“ So könnten zusammen mit der Verteidigung oder der Medizintechnik 100.000 neue Jobs entstehen, macht Hagel Hoffnung.

„Dümmster Deutscher“

Nicht zuletzt erinnert der Ehinger Bankkaufmann an den Grafen Zeppelin, der mit seiner Erfindung, dem Luftschiff überall ausgelacht worden sei. Er war Pleite und niemand habe ihm Geld zur Verfügung stellen wollen. Doch Zeppelin, den König Wilhelm I als „dümmsten Deutschen“ betitelt habe, gab nie auf und schließlich hat sich sein Luftschiff durchgesetzt. Hagels Schlussfolgerung, die zugleich eine Empfehlung ist: 1. Du musst etwas wollen! 2. Du musst daran glauben! Und 3. Dann wird es gelingen.

Badnerlied zum Abschluss

Mit dem Ausruf: „Wir bekommen das Land fit!“ schloss Hagel, der selbst einst eine solide Ausbildung als Bankkaufmann machte, seine Rede. Vorausgesetzt, er hat sich seine Empfehlung selbst verinnerlicht, traut man ihm das durchaus zu. An Dynamik und Tatendrang scheint es ihm zumindest nicht zu fehlen. Zum Abschluss des Abend kam dann noch einmal die Stadelhofener Trachtenkapelle mit dem Badnerlied zum Einsatz. Identität muss sein.

Siehe auch hier:

Dr. Katrin Merkel soll’s richten: CDU will mit Empathie und Bürgernähe den Wahlkreis Kehl zurückholen

Kreisparteitag in Ettenheim: Die CDU setzt im Landtagswahlkampf auf Migration und Digitalisierung

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