Alexander Fischinger, der Cheftrainer des SC Sand, hat erst in diesem Jahr seinen Vertrag verlängert und ist nun in seiner insgesamt siebten Saison bei den erfolgreichen Fußball-Damen tätig. Er hat schon Höhen und Tiefen mit der Mannschaft erlebt, stand er doch 2016 gegen den VFL Wolfsburg im Pokalfinale, bei seinem ersten Trainer-Gastspiel in Sand.
Abstieg vor drei Jahren
In der Saison 2021/2022 konnte er den Abstieg in die zweite Frauenbundesliga nicht mehr verhindern, hatte er in der Saison davor noch knapp im letzten Spiel den Klassenerhalt geschafft. Am 16. November geht es für die Damen in der heimischen Adams-Arena wiederum im DFB-Pokal um das Weiterkommen in die nächste Runde.
Der zugeloste Gegner im Achtelfinale ist ein harter Brocken, denn efs geht gegen eine der besten Mannschaften im deutschen Damenfußball, den 1. FC Köln. Wie der Trainer die Siegchancen einschätzt, was er am SC Sand schätzt und viele weitere Fragen hat er im Interview beantwortet.
Ortenau Journal: Sie sind nun schon seit einigen Jahren Trainer des SC Sand. Was ist für Sie das Besondere an diesem Verein?
Alexander Fischinger: Der SC Sand lässt sich nicht so einfach beschreiben. Man muss hier gewesen sein, um zu verstehen, was diesen Verein ausmacht. Vor allem jedoch sind es die Menschen hier, die diesen Job so besonders machen. Was hier jeden Tag – zum Großteil im Ehrenamt – geleistet wird ist wahnsinnig. Nur mit dieser Portion Leidenschaft schafft es der SC Sand seit Jahren, trotz den geringen Mitteln, mit den Großen mitzuhalten und diese immer wieder zu ärgern. Wir sind der einzige verbliebene Verein ohne Herrenprofitum – Das ist beachtlich.
Ortenau Journal: Wie läuft es bisher in dieser Saison? Die Tabelle spricht für sich – aber wie sehen Sie diese als Trainer?

SC-Trainer Alexander Fischinger hofft auf die Überraschung gegen den 1. FC Köln. Foto: SC Sand
Alexander Fischinger: Wir sind gut in die neue Saison gestartet, haben bereits viele Punkte auf dem Konto. Gewonnen haben wir aber noch nichts. Wir wollen unsere Leistungen weiter bestätigen und Punkte sammeln. Dann sehen wir, was am Ende dabei herauskommt. Es ist für mich aber absolut keine Selbstverständlichkeit, dass wir da oben stehen. Mich interessiert momentan nur der Abstand auf den dritten Platz.
Ortenau Journal: Welche Mannschaften sehen Sie als Ihre Hauptkonkurrenten?
Alexander Fischinger: Die zweite Liga ist weiterhin eng zusammen, man darf keinen Gegner vernachlässigen. Das zeigt zum Beispiel auch der VFL Wolfsburg II, der nach Startschwierigkeiten immer weiter Punkte sammelt und auch vermeintliche Aufstiegsfavoriten ärgert. Natürlich sind der VfB Stuttgart, der VfL Bochum aber auch Viktoria Berlin, Mainz 05 oder der SV Meppen starke Teams. Im Grunde genommen müssen wir aber gegen alle mithalten können, wenn wir etwas erreichen möchten.
Ortenau Journal: Welche Spielerinnen haben das größte Potenzial in ihrer Mannschaft?
Alexander Fischinger: Dieses Jahr ist es brutal schwer, jemanden aus dem Kader hervorzuheben! Wir haben einen breiten Kader und sind auf jeder Position doppelt besetzt. Vor allem im Zentrum haben mein Co-Trainer Noah und ich immer die Qual der Wahl. Es macht sehr viel Spaß, mit diesem Team zusammenzuarbeiten und es gibt schon Kandidatinnen, die das Potenzial dazu haben, erstklassig zu spielen.
Ortenau Journal: Ist es schwierig, Spielerinnen zu halten, gerade wenn die erste Bundesliga oder vielleicht sogar das Ausland ruft?
Alexander Fischinger: Natürlich werden wir immer wieder als Sprungbrett genutzt. Im heutigen Zeitalter werden viele Spielerinnen schon aufgrund weniger guter Leistungen für große Vereine interessant, doch nicht immer ist ein Abschied nach nur einem Jahr aufgegangen. Ich kann mich kaum an Spielerinnen erinnern, die uns verlassen haben und danach genauso performt haben wie bei uns. Außerdem spielen Berater im modernen Fußball eine immer größere Rolle, was es nicht einfacher macht, an die Spielerinnen heranzukommen. Früher hat man mit der Spielerin direkt gesprochen und diese für sich überzeugen können, höchstens mal noch mit den Eltern. Heute werden die jungen Mädels bereits von Beratern beeinflusst, was in meinen Augen keine gute Entwicklung ist.
Ortenau Journal: Es ist ja auch nicht immer einfach, sich da durchzusetzen. Nimmt man z.B. bei den Herren den Wechsel von Zivzivadze vom KSC nach Heidenheim. Er bleibt unter den Erwartungen zurück. Wie sieht das bei den Damen aus, ist der Druck hier ähnlich?
Alexander Fischinger: Ob ein Wechsel funktioniert, hängt immer von vielen Faktoren ab. Mit Sicherheit ist der Druck auch im Frauenfußball enorm – auch uns haben viele Spielerinnen verlassen, die bei ihrem neuen Verein nicht funktioniert haben. Nur in ganz wenigen Fällen, wie zum Beispiel Jovana Damnjanovic, die seit 9 Jahren beim FC Bayern München spielt, hat sich der Abschied vom SC Sand ausgezahlt. Es muss einfach vieles passen, dass sich eine Spielerin bei einem Verein wohlfühlt und dann performen kann. Viele junge Spielerinnen überschätzen sich auch. Diese Saison ist es uns gelungen, mit den Spielerinnen zu verlängern, die den Verein auch leben und sich mit dem SC Sand identifizieren. Außerdem haben wir viele qualitativ gute Spielerinnen von unserem Weg überzeugen können.

Im August 2024 wechselte Emily Evels vom SC Sand zu Racing Straßburg. Foto: Racing Club Strasbourg
Ortenau Journal: Was sind ihre kurzfristigen, was die langfristigen Ziele mit dem SC Sand?
Alexander Fischinger: Kurzfristig wollen wir unsere Form bestätigen und weiter um die Top-Ränge der zweiten Frauen-Bundesliga mitspielen. Wir wollen die Stimmung im Team hochhalten und so die perfekten Voraussetzungen für den Erfolg schaffen. Was dann langfristig dabei herumkommt werden wir sehen.
Ortenau Journal: Was sagen Sie zum Los im DFB-Pokal – gegen die Damen des 1. FC Köln am 16. November? Machbar?
Alexander Fischinger: Ich denke das Los ist für den gesamten Verein aber besonders für mich persönlich ein ganz besonderes! Auf der einen Seite treffen wir auf einen der größten Clubs in Deutschland, der mit seinem Namen mit Sicherheit wieder viele Menschen nach Sand ziehen wird. Andererseits ist der 1. FC Köln natürlich ein sportlich sehr herausforderndes Los, denn der FC ist gut in die neue Saison gestartet und hat einen tollen Kader. An einem guten Tag mit unseren vielen Fans im Rücken, können wir die Überraschung eventuell schaffen.
Ortenau Journal: Was wünschen Sie sich persönlich noch für Ihre Trainer-Laufbahn?
Alexander Fischinger: Das was am Wichtigsten in meinem Job ist: Spaß! Der Staff beim SC Sand ist besonders: Angefangen bei der Geschäftsstelle bis hin zu meinen Trainerkollegen haben wir top Leute im Club. Genau das spiegelt sich in den Leistungen der Mädels wider und wir stehen da, wo wir hin wollen.
Siehe auch hier:
Von Sand nach Straßburg: Emily Evels startet neues Fußball-Kapitel