Von Wolfgang Huber
Nach der CDU, der FDP und den Grünen haben nun auch die Sozialdemokraten ihre Kandidaten für die Landtagswahl im März 2026 nominiert. Ende April wurden bei drei Wahlkreiskonferenzen in Oberkirch, Offenburg und Lahr Raphael Kupferer, Richard Groß und Kai Schröder-Klings jeweils mit klarer Mehrheit von den Mitgliedern gewählt. Während die FDP und die Grünen in zwei der drei Ortenauer Wahlkreise weibliche Kandidaten ins Rennen schicken und im Falle der FDP auch auf die Jugend, sind es bei der SPD drei Männer.
Frauenquote seit den 80er Jahren
Sogar die CDU ist mit Katrin Merkel und Marion Gentges um Längen weiblicher aufgestellt – und die Konservativen gelten nicht gerade als Hort der Frauenförderung in der politischen Landschaft Deutschlands. Man muss sich nur den Frauenanteil der CDU im Bundestag anschauen. Dabei war die SPD die Partei, die gleich nach den Grünen in den 80er Jahren den Feminismus auf ihre Fahnen schrieb. Die Frauenquote gab es schon ab Mitte der 80er Jahre. Dieser schrieb u. a. einen Frauenanteil von 40 Prozent in Parteigremien vor.
Versäumnisse der Parteiführung
Dennoch fällt auf, dass man bei den „Sozis“ versucht, die Versäumnisse strategischen Fehler der jeweiligen Parteiführungen auf Bundesebene in den vergangenen Jahrzehnten zumindest teilweise vor Ort wieder zu revidieren. Nach dem neoliberalen Schub mit Gerhard Schröder ab 1998 und den Hartz-Gesetzen kurze Zeit später sowie dem Propagieren von Freihandelsabkommen wie TTIP und CETA mitsamt Konzernklagerechten in den 2010er Jahren, besinnen sich die Genossen in den Orts- und Kreisverbänden, das Soziale wieder mehr in den Vordergrund zu rücken. Dementsprechend lautet der Slogan auf der neuen, gut gelungenen Website der SPD Ortenau „Politik für Millionen, nicht für Millionäre!“. Richtiges Anliegen, aber wenn das mal nicht zu spät kommt.
Scheitern bei der Bundestagswahl
Schon bei der Bundestagswahl im Februar hatte sich die SPD auf eine alte Tradition besonnen und als Kandidaten im Wahlkreis Offenburg mit Dirk Flacke einen Gewerkschafter aufgestellt. Denn auch die Arbeiterschaft ist der Partei in den vergangenen zehn bis zwanzig Jahren weggebrochen. Doch das Manöver und der Versuch, mit Arbeitnehmerrechten zu punkten und den Wahlkreis sogar zu gewinnen, war zum Scheitern verurteilt. Die Arbeiter sind seit 2015 in Scharen zur AfD gewandert. Und der Bundestrend war zu übermächtig, um vor Ort etwas entgegensetzen zu können.
Soziale Ausrichtung positiv
Die Parteiführung begeht nun einen weiteren, möglicherweise historischen Fehler, in dem sie sich endgültig von der Friedensbewegung, auch ein ehemaliges Rückhaltebecken der SPD – verabschiedet und womöglich in der neuen Bundesregierung der Lieferung von Taurus-Raketen an die Ukraine zustimmt und damit eine Verschärfung und Ausweitung des Konflikts in Kauf nimmt. Doch die Betonung auf das Soziale ist zweifelsfrei positiv zu betrachten. Denn bei aller Neutralität muss es für die Belange der wirtschaftlich Schwachen und den Senior/innen eine möglichst starke Lobby geben. Und es werden mehr, denn auch die Mittelschicht bröckelt längst.
100-prozentiger Rückhalt
Diese Funktion könnte im Wahlkreis Kehl Raphael Kupferer einnehmen. Sein Rückhalt in der SPD ist groß und mit 32 Jahren ist er noch jung genug, um als Juso auch als Stimme für die Jugend durchzugehen. Mit einem starken Signal der Geschlossenheit und Aufbruchsstimmung habe die SPD im Ortenaukreis Raphael Kupferer einstimmig zum Landtagskandidaten für den Wahlkreis 52 Kehl nominiert. Der Altenpfleger aus Oberkirch erhielt am Dienstagabend ein klares Votum für einen neuen, authentischen Kurs, wie die Kreis-SPD mitteilt. Seine Ersatzkandidatin ist Milena Hotopp. Nicht zuletzt war bei der Wahlversammlung als Ehrengast der baden-württembergische Juso-Vorsitzende Daniel Krusic anwesend.
Lebensrealität der Menschen
Kupferer, seit 2018 SPD-Mitglied und Stadtrat in Oberkirch, machte demnach in seiner Bewerbungsrede deutlich, wofür er steht: eine Politik aus dem echten Leben, für den ländlichen Raum, für soziale Gerechtigkeit und gegen politische Entfremdung. „Ich weiß, wie sich Unterbesetzung (in der Altenpflege; Anm. d. Red.) anfühlt. Ich kenne den Frust über zu wenig Zeit für die Menschen, um die es eigentlich geht“, betonte er. Sein Anspruch: Politik solle nicht aus den Chefetagen kommen, sondern aus der Lebensrealität der Menschen.
Als Beleg, dass Kupferer authentisch ist, dürfte seine Mitgliedschaft im Vorstand der Ortsverbands des Sozialverbands VDK gelten. Die Organisation steht Hilfesuchenden beratend zur Seite, um Sie in allen Fragen des Sozialrechts zu unterstützen. Sei es bei Fragen der Krankenversicherung, Pflegeleistungen, Rentenansprüchen, Schwerbehindertenrecht oder anderen sozialen Themen. Der Sozialverband VDK versteht sich als starke Lobby für soziale Belange. Der Ortsverband Oberkirch beispielsweise ist im Bereich Inklusion engagiert. Es gibt zahlreiche Aktivitäten für Behinderte Menschen.
Zu hohes Ziel?
Auch die Ersatzkandidatin Milena Hotopp erhielt die volle Zustimmung der Versammlung. Mit Kupferer und Hotopp stelle die SPD im Wahlkreis Kehl ein junges, engagiertes und progressives Team auf, das für soziale Themen brenne, heißt es weiter. Das gehe von Bildungsgerechtigkeit über bezahlbares Wohnen bis zur Stärkung der Pflegeberufe. Ob das Ziel, wieder zur prägenden Kraft im ländlichen Raum zu werden, erreichbar ist, bleibt abzuwarten. Es klingt aber etwas wie das Ziel, den Bundestagswahlkreis Offenburg zu gewinnen. Das Ergebnis ist bekannt.
Soziales auch in Offenburg
Im Wahlkreis Offenburg hat die SPD mit großer Mehrheit Richard Groß zu ihrem Kandidaten für die Landtagswahl 2026 gewählt und setzt damit ebenfalls ein Zeichen für soziale Belange und die Zukunft der Pflege. In seiner Bewerbungsrede habe sich Richard Groß als bodenständiger und erfahrener Sozialdemokrat vorgestellt, der tief in der Region verwurzelt ist. „Ich trete an, weil ich gestalten will – mit sozialer Verantwortung, mit politischer Klarheit und mit dem Mut, unsere Gesellschaft gerechter zu machen“, erklärte Groß. Er betonte seine persönliche Aufstiegsgeschichte, seine langjährige Tätigkeit im Pflegebereich sowie seine kommunalpolitische Erfahrung als Mitglied des Offenburger Gemeinderats, wie die SPD schreibt.
Alltag der Menschen
Ein zentrales Thema seiner politischen Agenda ist die soziale Gerechtigkeit: „Wohnen darf kein Luxus sein, Pflege keine Frage des Profits und Bildung kein Privileg. Dafür will ich im Landtag kämpfen“, so Groß. Mit seinem beruflichen Hintergrund als Fachbereichsleiter im Paul-Gerhardt-Werk bringe er nicht nur Fachwissen aus dem Gesundheits- und Sozialwesen mit, sondern auch einen praxisnahen Blick auf die Herausforderungen im Alltag vieler Menschen. Groß ist auch Vorsitzender der SPD Offenburg-Rebland und zusammen mit Saskia Ganter SPD-Kreisvorsitzender.
Diese unterstrich die Ausrichtung der Partei und wies auf die Bedeutung der Wahlversammlung hin: „Wir senden heute ein starkes Signal – für mehr soziale Politik, für eine gestaltende SPD und für eine gerechtere Zukunft in Baden-Württemberg.“ Ganter betonte demnach die Notwendigkeit, dem politischen Stillstand der grün-schwarzen Landesregierung eine progressive und entschlossene Alternative entgegenzusetzen.
Ein Drilling für den Wahlkreis Lahr
„Ich danke für das Vertrauen und freue mich auf einen Wahlkampf, der die Menschen erreicht, einbindet und überzeugt. Gemeinsam wollen wir die Ortenau rot färben!“, sagte Groß zum Abschluss. Die SPD in der Ortenau blickt allem Anschein nach optimistisch auf den anstehenden Wahlkampf und setzt auf eine starke Beteiligung der Mitglieder sowie auf eine enge Zusammenarbeit mit den Bürgerinnen und Bürgern vor Ort.
Fehlt noch der Wahlkreis Lahr. Hier nominierte die SPD Kai Schröder-Klings als Landtagskandidat. Er konnte sich mit großer und deutlicher Mehrheit gegen Jane Simon durchsetzen, wie die SPD mitteilt. Kai Schröder-Klings wurde 1983 in Freiburg als Drilling geboren und lebt heute in Lahr. Nach einer Karriere in der Unternehmensführung, insbesondere als Geschäftsführer in der Taxi-und Immobilienbranche, bringe er umfassende Erfahrung in strategischer und operativer Leitung, Personalführung und Prozessoptimierung mit.
Mieten und Soziales auch im Ortenauer Süden
Auch der dritte Kandidat der Ortenauer SPD sei sehr aktiv im Bereich der sozialen Gerechtigkeit und setzt sich seit Jahren für faire Mieten und eine zukunftsfähige Personenbeförderung ein. Besonders hervorzuheben sei sein Engagement im Deutschen Mieterbund Offenburg-Lahr e.V., wo er als Vorstandsmitglied aktiv ist. Bezahlbares Wohnen ist ein Thema, dass auch von denkenden, parteipolitisch neutralen Wählerinnen und Wähler als wichtig eingeschätzt werden sollte. Aber auch die Partei Die Linke hat dieses Thema besetzt und damit einen Überraschungserfolg bei der Bundestagswahl eingefahren.
Erfahrung in Unternehmensführung
„Mit meiner Kandidatur möchte ich mich für die Menschen in unserem Wahlkreis stark machen, insbesondere in den Bereichen Mieten und Personenbeförderung. Bezahlbarer Wohnraum und eine zuverlässige, faire Personenbeförderung sind Grundpfeiler einer gerechten Gesellschaft“, wird Schröder-Klings zitiert. „Ich bringe meine Erfahrung aus der Unternehmensführung und meine Kenntnisse als Mieterbund-Aktivist ein, um Lösungen für die drängenden Probleme unserer Region zu finden.“ Als Ersatzkandidatin wurde Diana Frei nominiert.
Die SPD Lahr werde in den kommenden Tagen mit den ersten Planungen für die Landtagswahl 2026 beginnen. „Wir möchten, dass die Stimme von Lahr und unserem Wahlkreis im Landtag gehört wird. Unser Ziel ist eine starke, zukunftsfähige Politik, die für alle Bürgerinnen und Bürger eintritt“, erklärt demnach Schröder-Klings abschließend.
Siehe auch hier:
Landtagswahl 2026: Diese drei Kandidat/innen schicken die Ortenauer Grünen ins Rennen
Kreismitgliederversammlung: FDP Ortenau stellt Weichen für die Landtagswahl 2026
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