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Interview: Messe-Chef Frank Thieme über Neuheiten und Trends bei der Oberrhein Messe 2025 in Offenburg

Messe Offenburg-Ortenau GmbH Geschäftsführung
© Wolfgang Huber – Die Messeleitung um Frank Thieme (3.v.r.) beim offiziellen Pressetermin.
Von virtuellen Welten über Edelsteine bis hin zu Pflegethemen: Die Oberrhein Messe 2025 bietet vom 27. September bis 5. Oktober ein buntes Programm für Jung und Alt. Rund 350 Aussteller präsentieren Trends und Neuheiten in den Bereichen Bauen, Wohnen, Gesundheit, Genuss und Mobilität. Neu dabei sind die Ortenauer Pflegemesse, die Themenwelt „Balance“ sowie das Oberrhein LeseFestival. Ein Highlight bildet der XR Campus mit digitalen Abenteuern in der VR-Attraktion YULLBE in Halle 4.
Von Wolfgang Huber

Im 101. Jahr ihres Bestehens findet vom 27. September bis 5. Oktober 2025 die 85. Ausgabe der Oberrhein Messe unter dem Motto „Erleben, Entdecken, Einkaufen“ statt. Die Messe Offenburg-Ortenau GmbH hat sich dafür einige Neuerungen ausgedacht. Wie 2024 präsentieren sich in diesem Jahr rund 350 Aussteller bei einer der größten Verbrauchermessen im Südwesten Deutschlands. Die Messeleitung hofft, die Besucherzahl von 70.000 in 2024 in etwa halten zu können.

Bewusster Lebensstil

Bei der Premiere der Ortenauer Pflegemesse finden Interessierte Informationen, Beratungsangebote und direkte Ansprechpartner. Neu im Programm ist auch die Themenwelt „Balance“ in der Ortenauhalle. Wer einen bewussten Lebensstil pflegt, wird in den Bereichen Medizin und Vorsorge, Beauty und Wellness, Fitness und Bewegung sowie gesunde Ernährung und Freizeitangebot fündig. Die Edelsteintage vom 3. bis 5. Oktober im Großen Saal der Oberrheinhalle gibt es eine Riesenauswahl an Edelsteinen, Kristallen, Schmuck, Fossilien, Meteoriten und Naturprodukten.

Schallplattenbörse für Sammler

Gleich am Eröffnungstag – dem Tag der Tracht – gibt es einen Dirndl-Flohmarkt. Gleichzeitig startet in der EDEKA-Arena die zweitägige Offenburger Schallplattenbörse. 50 Aussteller bieten Sammlerstücke in Form von Vinyl, CDs und Singles aus unterschiedlichsten Musikrichtungen. Daneben haben die traditionellen Themenbereiche von Bauen, Wohnen und Gesundheit bis zu Freizeit, Genuss und Mobilität ihren Platz.

„Lust auf Zukunft“

Das größte Messe-Highlight bildet wohl der neue XR Campus in Halle 4 mit der VR-Attraktion YULLBE, die digitale Innovationen spielerisch erlebbar macht. Besucher können in faszinierende virtuelle Abenteuer wie ein interaktives Mittelalterspiel oder den Tieraugensimulator eintauchen. „Wir wollen Lust auf Zukunft mache“, sagte dazu Projektleiter Alexander Fritz bei der Pressekonferenz. Komplettiert wird die Messe durch das erste Oberrhein LeseFestival. Am 29. September lesen dabei Autorinnen und Autoren auf der Bühne aus ihren Texten und Büchern.

Spiegel der Wirtschaft

Der Geschäftsführer der Messe Offenburg-Ortenau GmbH, Frank Thieme, sieht das Event als Spiegel der Wirtschaft in der Region. „Wir läuten die nächsten 100 Jahre ein“, sagt er. Das Ortenau Journal hat mit ihm im Interview über das bevorstehende Großevent gesprochen. Er gibt seine Einschätzung zu den aktuellen Bau-Trends, dem Thema „Schwarzwald“ in der Kunst und der Zukunft von Formaten wie Vor-Ort-Messen ab. Außerdem verrät er uns sein persönliches Messe-Highlight.

Ortenau Journal: Auf welches Highlight bei der diesjährigen Oberrhein Messe freuen sie sich besonders?

Frank Thieme: Diese Jahr vor allem auf die VR-Welt in Halle 4. Das ist ein Highlight, was wir so noch nie hatten. Das möchte ich auch selbst mal ausprobieren, mit einer VR-Brille durch eine komplett neue Welt zu marschieren und dieses Erlebnis einmal wahrzunehmen. Das ist neben anderen Themen, die wir entwickelt haben, für mich das wichtigste Highlight.

Ortenau Journal: Haben Veranstaltungen wie die Oberrhein-Messe langfristig noch eine Zukunft oder wird das in absehbarer Zeit alles in den virtuellen Raum wandern?

Frank Thieme: Genau anders herum. Es hat sich gezeigt, dass wir zu viele virtuelle Medien haben, die täglich im Einsatz sind, und wir im Grunde zu wenig Zeit miteinander verbringen. Wir verbringen zu viel Zeit mit unseren mobilen Endgeräten. Aber die Leute wollen sich treffen, was erleben, gemeinsam Spaß haben und Emotionen wahrnehmen. Und das bietet so eine Veranstaltung. Ich glaube, der Trend geht wieder in die andere Richtung.

Messe Offenburg

Die Oberrhein Messe findet zum 85. Mal statt. Foto: Messe Offenburg

Ortenau Journal: Sich begegnen und gemeinsam etwas unternehmen ist ja durch Corona etwas ins Hintertreffen geraten.

Frank Thieme: Genau, das kommt aber jetzt alles wieder mehr zur Geltung. Während Corona waren wir eingesperrt. Aber jetzt wo wir zu viel Digitales haben, geht der Trend wieder in die andere Richtung. Die Leute wollen wieder raus und mal das Handy weglegen. Das ist das Schöne.

Ortenau Journal: Wo liegen die Schwerpunkte bei den Ausstellern dieses Jahr?

Frank Thieme: Wir haben wieder einen kompletten Mix. Von Haushaltswaren, Sportgeräten und Autos bis hin zum Bausektor. Es ist alles dabei, was man im Haushalt gebrauchen kann. Darüber hinaus haben wir spezielle Themen dabei wie Pflege, Edelsteine oder das VR-Thema. Da ist für Jung bis Alt alles dabei.

Ortenau Journal: Was sind die Trends im Bereich Bauen und Wohnen? Ist es die Holzbauweise oder Modulares Bauen?

Frank Thieme: Ersteinmal hofft der Bausektor darauf, wieder mehr Aufträge zu bekommen. Nachdem Corona vorbei ist, der große Bau-Boom da war und danach die Zinsentwicklung für neue Kredite eher negativ war, ist der nächste Trend jetzt erst mal, das Bauen für Familien wieder attraktiv zu machen. Die US-Notenbank hat es ja vorgemacht mit der Zinssenkung, vielleicht zieht die EZB da jetzt nach. Das momentan aktuelle Thema in der Baubranche ist Modulares Bauen. Das heißt, ich baue mir jetzt modular mein Heim und wenn ich nicht mehr diese Größe brauche, kann ich auch ein Modul wieder veräußern. So kann man nachhaltig bauen und verschwendet nicht so viel Platz.

Ortenau Journal: Modulares Bauen könnte doch auch eine Lösung sein, um die explodierenden Baukosten der vergangenen Jahre wieder etwas einzudämmen.

Frank Thieme: Richtig, genau. Auch wir als Messegesellschaft beschäftigen uns damit, vielleicht mal in Zukunft ein neues Bürogebäude zu bauen und auf diese Bauweise zurückzugreifen. Dann kann ich anhand der Mitarbeiteranzahl den Platz kaufen und hinstellen, den ich gerade benötige. Wenn wir mal weniger Platz brauchen, kann ich einzelne Module wieder veräußern.

Ortenau Journal: Es gibt auf der Messe auch eine Ausstellung mit acht Künstler:innen, die alle den Schwarzwald als Thema ihrer Arbeiten haben. Ist das auch ein Trend in der Kunstwelt, dass das Thema Heimat in den Mittelpunkt des Schaffens gestellt wird?

Frank Thieme: Ja, auf jeden Fall. Vor allem die Verbundenheit zur Heimat, die Verbundenheit zur Region. Und das ist auch der Mehrwert, weil viele Besucher natürlich hier aus der Gegend kommen. Die kennen das alles. Und wir müssen uns das mal wieder ins Bewusstsein rufen: Woher kommen wir denn eigentlich her, wo leben wir eigentlich, von was leben wir? Wer besucht uns das ganze Jahr? Und da ist das immer ein schönes Spiegelbild.

Ortenau Journal: Da war Stefan Strumbel der Vorreiter und hat den Heimatbegriff in der Kunst wieder populär gemacht.

Frank Thieme: Wir merken es ja auch in der Vermarktung und in der Wirtschaftsförderung. Überall fallen die Begriffe Black Forest oder Schwarzwald. Auch Offenburg will mit der Marke weiter werben. Warum auch nicht. Wenn wir von der Messe aus in Richtung Innenstadt schauen mit dem schönen Schwarzwald im Hintergrund, der gehört dazu. Das ist ganz wichtig.

Ortenau Journal: Von woher kommen denn die Messebesucher schwerpunktmäßig?

Frank Thieme: Zunächst einmal aus der ganzen Ortenau, davon viele natürlich aus Offenburg. Aber es geht runter bis Freiburg und hoch bis Karlsruhe.

Ortenau Journal: Der Wirtschaftsförderer nectanet wirbt ja mit der „Black Forest Power Region“. Muss man solche Anglizismen einführen, um in der globalen Standortvermarktung noch mithalten zu können oder würden sie eher am Begriff Schwarzwald festhalten?

Frank Thieme: Ich komme mit beidem klar. Gerade wenn man einen Amerikaner fragt oder einen Australier, die kennen sowohl „Black Forest“ als auch „Schwarzwald“. Das Thema ist in der Welt bekannt. Aber wir hier in der Region dürfen gerne Schwarzwald dazu sagen.

Info:

Für Besucher steht ein kostenfreier Shuttle-Service zur Verfügung, der im 20-Minuten-Takt vom Bahnhof und vom Flugplatz Offenburg (P+R) zum Messegelände und wieder zurück pendelt.

Die Öffnungszeiten sind täglich von 10 bis 18 Uhr. Detaillierte Informationen, einen Ticketshop sowie eine Liste der Aussteller gibt es im Internet:

Website Messe Offenburg – Oberrhein Messe

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