Die Frage, ob Koehler Renewable Energy die Chance auf das Genehmigungsverfahren für den Windpark Schwend bekommt, wird am Sonntag, 20. Juli entschieden. Daran scheiden sich die Geister. Der Wahlkampf wird von beiden Seiten intensiv und aufwändig geführt. Es gibt zahlreiche größere und kleinere Aktionen.
Eine kleinere Aktion, die aber größere Wirkung entfaltet hat, war der Facebook-Post von Andi Weide, der im historischen Stadtkern von Oberkirch wohnt. Er hatte ausgerechnet, wie viel Beton für die Standfestigkeit eines Windrades benötigt und unter der Erde verbaut werden muss. Sein Post wurde rund 220 mal geteilt.
Die Rechnung von Andi Weide beruhe auf den Aussagen der Koehler-Mitarbeiter beim Info-Stand: Ein Durchmesser von 30 Metern und eine Höhe von 5 Metern, bei einer Fläche von über 700 Quadratmetern ergibt ein Volumen von 3532,5 Kubikmetern. Das ergebe ein Gewicht von 8831,25 Tonnen.
Für ein Fundament würden demnach 642 Betonmischer gebraucht, was einem Stau von ungefähr 6,8 Kilometern entspreche. Eine Strecke von der Schwend bis zur Illenau, so Weide. Nicht zuletzt würden 1,4 Millionen Liter Wasser zum Anrühren gebraucht.
Das Ortenau Journal hat mit dem Aktivisten über die Facebook-Aktion, den Wahlkampf und die Rolle von Social Media gesprochen.
Ortenau Journal: Du bist relativ spät in den Kampf gegen den Windpark mit eingestiegen. Wie kam es zu deiner Unterstützung für die Windpark-Gegner?
Andi Weide: An sich bin ich schon immer ein großer Befürworter regenerativer Energien gewesen, mein Leben lang. Es kommt allerdings auf den Standort an und auf die Pro und Contras. Ich habe mir beide Seiten angehört und bin zu dem Schluss gekommen: Ich stimme mit „Ja zur Schwend“.
Ortenau Journal: Du bist dann aktiv geworden. Gleich zu Beginn deiner Aktivitäten konntest du mit dem Thema Betonfundamente einen Volltreffer landen. Damit hast du einen Nerv getroffen, denn dein Post wurde rund 220 mal auf Facebook geteilt. Sieht so aus, als würdest du effektiv arbeiten.
Andi Weide: Als Garten- und Landschaftsbauer habe ich festgestellt, dass sich alle nur um die überirdischen Dimensionen streiten und kümmern. Ich hab mir nur gedacht: Aktion – Reaktion. Wenn so ein Sturm wie Lothar da rein bläst, muss da irgendwo ein Gegengewicht sein. Wie viel ist notwendig? Ich habe dann die Firma Koehler beim Info-Stand auf dem Marktplatz befragt und deren Aussagen einfach mal Eins zu Eins veröffentlicht.
Ortenau Journal: Schon das YouTube-Video „Ja_zur_Schwend_Trailer“ hat knapp 20.000 Aufrufe erzielt. Wie schätzt du die Rolle von Social Media in diesem Wahlkampf ein. Kann es den Ausschlag geben?
Andi Weide: Das ist die Frage. Das Durchschnittsalter der Wahlberechtigten in Oberkirch ist wahrscheinlich eher etwas höher als das Durchschnittsalter der Instagram- bzw. TikTok-User. Den Post habe ich ja nur auf Facebook geteilt. Mit diesen Daten bezüglich des Untergrunds habe ich einfach mal versucht, das bildlich darzustellen, was dort unten passiert. Da war ich wohl der Erste, denn das war den Leuten nicht so klar.
Ortenau Journal: Wobei das Durchschnittsalter bei den Facebook-Usern deutlich höher ist, als das der Instagram- oder TikTok-User. Insofern kann die Facebook-Kampagne schon eine gewisse Rolle spielen.
Andi Weide: Hoffentlich. Die meisten Leute wissen einfach nicht, welches Volumen an Beton da rein gekippt werden soll. Daher mein Post.
Ortenau Journal: Auch die Koehler-Gruppe hat einige Marker gesetzt. Neulich mit dem Interview von Vorstandschef Kai Furler im Ortenau Journal und zuletzt mit dem Sponsoring des Naturparks Schwarzwald Mitte/Nord. Würdest du eine Prognose für den Ausgang des Bürgerentscheids wagen?
Andi Weide: Ich persönlich glaube, dass der Windpark Schwend abgeschmettert wird von der Bürgerschaft. Andere Stimmen sagen, es wird ein Kopf an Kopf-Rennen. Wir werden es erleben.
Ortenau Journal: Wie würdest du die Bewegung der Windkraftgegner einschätzen? Sie wirken unglaublich gut organisiert und koordiniert. Ein bunter, aber homogener Haufen. War das ein Grund für dich, einzusteigen?
Andi Weide: Nein. Ich bin da ganz neu. An sich bin ich pro Windkraft. Ich bin für eine dezentrale Windkraftlösung mit kleineren Modellen, die auch nicht diese Mega-Bauten brauchen. Mir ist die ganze Bewegung neu. Der Post wurde auch von der AfD Offenburg geteilt. Das hat mich unangenehm überrascht.
Ortenau Journal: Du bist als Gärtner dicht an der Natur dran. Wie geht es nach dem Bürgerentscheid für dich weiter im Bezug auf etwaiges weiteres Engagement in Umweltfragen? Ist dein Engagement jetzt nur punktuell?
Andi Weide: Im Moment ist es nur punktuell für meine ehemalige und jetzt wieder neue Heimat Oberkirch. Angelehnt an das Stichwort „Nimby“ (not in my backyard). Generell stehe ich wirklich geeigneten Lösungen der Windkraft nach wie vor positiv gegenüber. Genauso wie anderen regenerativen Energiequellen. Wobei für mich die Speicherkapazität, die ja die Firma Koehler auch nicht anbietet, der entscheidende Punkt ist zwischen Sinn und Unsinn.
Siehe auch hier:
Windpark Schwend: YouTube-Video geht mit 15.000 Klicks in 10 Tagen viral – Interview mit Peter Cleiß
Showdown um Windpark Schwend: Kurz vor Abschluss der Bürgerbeteiligung gelingt Koehler ein PR-Coup
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