Die Ausstellung der „Alltagsmenschen“ war für Oberkirch ein Riesenerfolg. Die Resonanz war bundesweit zu spüren. Den ganzen Sommer über kamen Menschen und bestaunten die 40 lebensgroßen Figuren. Es war damit auch ein Gewinn für die Stadtmarke und ein Meisterstück im Stadt- und Tourismusmarketing. Wir haben mit Iris Sehlinger, Leiterin des Stadtmarketings Oberkirch, über das Highlight gesprochen. Auch Gunia Wassmer von der Renchtaltourismus GmbH war zugegen.
Ortenau Journal: Wie kamst du auf die Idee mit den Alltagsmenschen?
Iris Sehlinger: Ich habe die Alltagsmenschen zum ersten Mal 2017 gesehen und habe da direkt dran gedacht, dass das was für Oberkirch wäre und habe auch direkt den Kontakt aufgenommen mit dem Atelier Lechnerhof. Ab 2020 wurde es dann konkret. Es braucht ziemlichen Vorlauf und wir hatten dann Glück, dass wir das dann über das Förderprogramm mit finanzieren konnten. Somit habe ich dann direkt die Figuren reserviert und wir konnten das dann 2025 eben umsetzen.
Ortenau Journal: Was war das für ein Förderprogramm?
Iris Sehlinger: Das ist das Zitzprogramm für Zukunftswege, Innenstädte und Zentren vom Bund.

Iris Sehlinger vom Stadtmarketing freut sich über den Marketingcoup. Foto: Wolfgang Huber
Ortenau Journal: Die Ausstellung war ein Riesenerfolg. Die Alltagsmännchen haben die Oberkircher und die Touristen gleichermaßen begeistert. Hast du das auch so wahrgenommen?
Iris Sehlinger: Ja, total. Vor allem wirklich vom ersten Tag an. Ich selbst war ja begeistert davon, aber ich wusste ja nicht wie es ankommt hier in Oberkirch. Mit so einem Zuspruch habe ich ja ehrlich gesagt gar nicht gerechnet. Wirklich vom ersten Tag an sind die Leute nach Oberkirch gekommen. Schon beim Aufbau waren die ersten Gäste da, die extra angereist waren. Das ging so bis zum letzten Ausstellungstag.
Ortenau Journal: Man kann sagen, die Aktion war ein Meisterstück des Stadtmarketing. Wird es in Zukunft ähnliche Maßnahmen?
Iris Sehlinger: Naja, also die Alltagsmännchen kommen natürlich 2028 wieder. Es wird andere Maßnahmen geben. Man kann ja einen Erfolg nicht kopieren. Aber wir haben ganz unterschiedliche Maßnahmen, was das Marketing betrifft und ich glaube, Oberkirch ist da insgesamt immer Vorreiter, egal ob es jetzt um Veranstaltungen geht und auch die Werbegemeinschaft, die viele Aktionen macht im Sinne des Marketings für die Innenstadt, für die Kunden. Ich glaube, da sind wir sowieso sehr gut dabei in Oberkirch.
Ortenau Journal: Es gab noch die Foto-Aktion, die Kinderrallye und die Postkarten-Aktionen. Sind die Ideen dafür spontan entstanden oder war das von Anfang an so geplant?
Iris Sehlinger: Teils, teils. Natürlich war klar, dass wir das Ganze auch mit Aktionen begleiten wollen. Es wäre jetzt gelogen, dass die Ideen jetzt ganz neu hier entstanden sind. Andere Städte haben ähnliche Aktionen gemacht. Aber es war uns einfach wichtig, das Ganze zu begleiten. Und es hat ja gezeigt, dass die Alltagsmenschen einfach alle begeistert haben und es war schön zu sehen, wie alle mitgemacht haben von Kindern bis zu den Senioren.
Ortenau Journal: Die Ausstellung war ein Paradebeispiel für die Belebung von Innenstädten. Welche Schlüsse hast du daraus gezogen?
Iris Sehlinger: Das Besondere an der Aktion war einfach, was ich auch noch betonen möchte, was ich am schönsten fand, dass es so viel Freude in die Innenstadt gebracht hat. Es hat die Leute angeregt, sich miteinander zu unterhalten. Es war eine gute Stimmung, man hatte Spaß, man hat kommuniziert. Und das war einfach der Haupterfolg, dass die Ausstellung den Menschen so gut getan hat.
Ortenau Journal: Und die Touristen sind ja auch gekommen. Wie haben die Touristen überregional von der Aktion erfahren?

Die Waschweiber unter den Alltagsmenschen auf dem Marktplatz. Foto: Künstlergemeinschaft Lechnerhof
Iris Sehlinger: Wir haben viel Werbung gemacht, sei es Radio-Werbung oder Anzeigen. Die Alltagsmenschen, das ist eine Brand für sich. Und das Tolle bei den Alltagsmenschen ist natürlich heutzutage Social Media. Jeder macht ein Foto, stellt es auf Insta oder als Profilbild oder in WhatsApp. So vervielfältigt sich der Werbeeffekt.
Ortenau Journal: Wie schätzt du den Effekt für die Bekanntheit der Stadt in Deutschland insgesamt ein? Hat die Stadtmarke von Oberkirch profitiert?
Iris Sehlinger: Also für Oberkirch war das sehr gut. Ich kann ein kleines Beispiel aus meinem Urlaub erzählen. Die Dame fragt mich, wo ich denn herkomme, aufgrund vom Dialekt. Als ich sagte, aus Oberkirch, meinte sie tatsächlich: „Ah Oberkirch, das kenne ich von den Alltagsmenschen.“ Sie war extra nach Oberkirch zu den Alltagsmenschen gekommen. Die Bekanntheit ist auf jeden Fall gestiegen. Es gab auch viele Touristen, die speziell ihren Urlaub in den Schwarzwald gelegt haben, um das zu sehen. Es gibt auch Alltagsmenschen-Fans, die wirklich gezielt dahin reisen, wo die Alltagsmenschen sind oder ihren Urlaub dort verbringen.
Ortenau Journal: Glaubst du, dass es auch gewisse Langzeiteffekte für den Tourismus in der Stadt gibt?
Iris Sehlinger: Auf jeden Fall. Man konnte das auch in den Kommentaren von Facebook & Co. mitverfolgen. Dort haben die Leute geschrieben, es sei eine tolle Ausstellung, aber auch ein schönes Städtchen. Oberkirch ist auf jeden Fall eine Reise wert, auch ohne die Alltagsmenschen. Ich glaube, wir haben erreicht, dass Oberkirch wirklich bekannt wurde und es auch viele entdeckt haben.
Ortenau Journal: Kann man die Zahl der Touristen schon beziffern?
Iris Sehlinger: Zum einen hat es der Einzelhandel und die Gastronomie wahrgenommen, und da ist ja auch Tourismus. Gunia Wassmer, ihr habt ja diesen Mehrwert durch die Alltagsmenschen auch mitbekommen.
Gunia Wassmer: Ja total. Ich war auch total überrascht, wie weit tatsächlich die Gäste tatsächlich angereist waren. Also wir hatten einige, die noch nicht in Oberkirch waren und über die Alltagsmenschen die Region kennengelernt haben. Die Stadt hat neue Freunde gewonnen. Unbedingt, ja.
Ortenau Journal: Hat man in Social Media eine breite Resonanz gespürt und war da viel Bewegung drin?

Beim Alltagsmenschen-Fotowettbewerb kamen 100 Einsendungen. Foto: Denise Burkart / Stadt Oberkirch
Iris Sehlinger: Social Media war ja wahnsinnig. Da waren ja als zum Teil 90 Kommentare darunter und die waren halt durchweg positiv. Das war das Tolle, es war durchweg positiv.
Gunia Wassmer: Wir haben bei Renchtal Tourismus auch kleine Touristik-Reels gemacht für Social Media und waren sofort immer im Gespräch. Es war eine Riesenstimmung im städtischen Umfeld.
Iris Sehlinger: Man sieht es ja in Social Media bei den Klicks und wie es geteilt wurde und das ging immer durch die Decke. Denise Burkart von der Pressestelle betreut unsere Öffentlichkeitsarbeit inklusive Social Media. Sie hat das auch sehr gut gemacht.
Ortenau Journal: Kann man sagen, dass es das Jahr mit den meisten Touristen in Oberkirch war?
Gunia Wassmer: Ob es das Jahr mit den meisten Touristen ist, wissen wir noch nicht. Die Übernachtungsstatistik ist ja immer so ein bisschen zeitverzögert. Ich würde sagen, wir hatten kundentechnisch auch eine extreme Frequenz bei uns in der Touristikinformation. Da haben wir ja die noch gar nicht, die über den QR-Code selbst unterwegs waren. Da hatten wir ein unheimlich hohes Gästeaufkommen in unserer Information.
Iris Sehlinger: Wir haben 25.000 Flyer verteilt. Und viele haben es über den QR-Code gemacht. Das heißt, es war noch ein Vielzahl an Gästen mehr unterwegs. Wir haben ja auch Frequenzmessgeräte in der Innenstadt, da wird die Auswertung noch gemacht. Aber was man jetzt über die Geschäfte, Lokale und Restaurants mitbekommen hat, waren es jetzt 30 Prozent mehr. Man müsste die Geschäfte noch befragen, aber von der Wahrnehmung her war es so, dass es auch gerade am Wochenende eine Veranstaltung war und die Stadt voll war. Da hat jeder davon profitiert, weil die ja nicht nur bei der Ausstellung unterwegs waren. Die haben Kaffee getrunken, waren noch Essen und haben ein paar Einkäufe getätigt. Zum Teil haben sie übernachtet und das ganze Wohnende hier verbracht. Das war ein großer Erfolgsfaktor. Ja, okay.
Siehe auch hier:
Lebensgroße Beton-Skulpturen: Über 40 „Alltagsmenschen“ bevölkern bald die Altstadt von Oberkirch
OB Gregor Bühler stellt neue Stadtmarke vor: „Oberkirch – Wo Gutes entsteht“