Eurodistrikt Strasbourg-Ortenau

90 deutsche und französische Schüler schließen Freundschaft bei einer Bootsfahrt in Petit-France in Straßburg

Kiwanis-Club-Bootsfahrt in Straßburg Petit-France
© Kiwanis-Club Offenburg – Bei einem Bootsausflug in Petit France näherten sich deutsche und französische Schüler einander freundschaftlich an.
Der „AUSTAUSCH DES DEUX RIVES“ verbindet seit Herbst 2024 die Eichendorff-Schule Offenburg mit der École Élémentaire Adélaïde Hautval in Illkirch-Graffenstaden, gefordert durch die Kiwanis-Clubs der beiden Städte. Die 5. Jahrgangsstufe unternahm am letzten Projekttag des Schuljahres eine Bootsfahrt nach Straßburg mit dem Batorama und einer Stadtrallye. Am Sonntag, 13. Juli findet die „längste und charmanteste Freiluft-Picknicktafel“ auf dem Platz der Verfassungsfreunde in Offenburg statt.
Von Sandra Martin

Über 350 Kinder unterschiedlicher Jahrgangsstufen schrieben Briefe an ihre Projektpartnerinnen und -partner und arbeiteten erlebnispädagogisch an sieben gemeinsamen Projekttagen zusammen, um Sprache und Kultur des Nachbarlands spielerisch zu entdecken. Initiiert und finanziert wurde das grenzüberschreitende Vorhaben von den Kiwanis-Clubs beider Städte; der Eurodistrikt Strasbourg-Ortenau fördert und unterstützt das Projekt ideell wie finanziell.

Nahe der Straßburger Kathedrale

Zu den Aktionen gehören ein Ausflug in den „Jardin des deux rives“ an der Passerelle zwischen Kehl und Straßburg, viele gegenseitige Besuche an den Schulen sowie – für die 5. Klässlerinnen und Klässler – der Bootsausflug in Straßburg. Am letzten Junitag trafen sich 90 Kinder beider Schulen bei gleißendem Sonnenschein im Schatten der Bäume nahe der Straßburger Kathedrale. Die Klassen 5a und 5b durften als erstes mit dem Batorama ablegen. „Stecken wir hier fest?“, fragte ein Schüler zaghaft, als das Ausflugsboot wenige Minuten nach der Abfahrt zwischen zwei hohen Mauerwänden zum Stillstand kam.

Sauerkraut in Straßburg eine Delikatesse

Die Schleuse von 1765 arbeitet heute noch fast wie im 18. Jahrhundert, und ermöglicht den Touristen das UNESCO-geschützte Kanallabyrinth der Petit-France zu befahren. Das Wasser strömt allein durch Schwerkraft ein oder aus und gleicht nach wenigen Minuten den Wasserstand von einem halben Meter Unterschied aus. Auf Funkkanal 11 lauschen die Kinder den französischen Erklärungen, auf Kanal 12 den deutschen, und auf Kanal 15 spricht die Stimme „Elsässisch“. Quasi „en passant“ – ganz nebenbei – erfuhren sie, dass „Sauerkraut“ in Straßburg eine Delikatesse ist. Deutsche und Franzosen sind sich also wirklich näher, als man denkt!

Interesse an Studium

Bintu Tal Ousmane begleitete die französischen Austauschkinder der Klasse 5a sowie ihre zehnjährige Tochter Kadija. Die vierfache Mutter weiß, wie wichtig Sprachen für ein gutes Miteinander sind: „Wir haben hier in der Region Straßburg so viel gemeinsam. Sogar manche Ferientage sind gleich“. Das Austauschprogramm sei für die Kinder – wie ihre Tochter und deren deutscher Partnerin Amy – eine wundervolle Erfahrung und wecke das Interesse dafür, später einmal in Deutschland oder Frankreich zu studieren.

Hemmungen überwinden

Für viele unsere Schülerinnen und Schüler ist es das erste Mal, dass sie direkten Kontakt mit Franzosen haben“, erzählt Kora Bertsch, Lerngruppenleiterin der 5a. „Wir können immer nur sagen: `Traut Euch!` Jeder hat Hemmungen, das kennt man von sich selbst. Aber mit Händen und Füssen gelingt die Kommunikation. Seinen Weg so zu finden, ist wahnsinnig viel wert“. Bertsch freut sich, dass sich nach dem ersten „Auftauen“, die Grüppchen zwischen Deutschen und Franzosen oft schnell mischten.

Spannende Foto-Rallye

Der größte Erfolg des Projektes sei – so Kilian Martzog, Lernbegleiter der 5b -, dass die Kinder selbst erleben, wie nah Frankreich doch ist. Die Fahrt nach Straßburg sei für viele ein Abenteuer, doch sie erweitere ihren Horizont und verschaffe neue Freiheiten. Martzog kennt Straßburg aus seinen Studienzeiten, und doch hat er für das Projekt alle Strecken zuvor abgelaufen, Fahrtzeiten gecheckt und überlegt, was er den Kindern an welcher Stelle der Stadt erzählen kann. „Wenn ich selbst die Erfahrung habe, dann kann ich den Schülerinnen und Schülern anders begegnen und ihnen wirklich Orientierung geben“, ist sich der Französisch-Lehrer bewusst. Am Ende der sommerlich heißen Bootsfahrt wartete noch eine spannende Foto-Rallye durch Straßburg auf die Kinder.

Weiterer Austausch geplant

Von den Erfahrungswerten des ersten „AUSTAUSCH DES DEUX Rives“ werden künftig weitere Kinder der Eichendorff-Schule Offenburg und der École Élémentaire Adélaïde Hautval im elsässischen Illkirch-Graffenstaden profitieren, versichert Peter Schweikert, Präsident des Kiwanis-Club Offenburg: „Der Austausch zeigt, dass Sprache, Herkunft oder soziale Unterschiede nebensächlich werden, sobald man gemeinsam etwas erlebt. Dank der engagierten Lehrkräfte, der Unterstützung des Eurodistrikts und natürlich unserer Kiwanis-Freundinnen und -Freunde konnten über 350 Schülerinnen und Schüler echte Freundschaften knüpfen – und gleichzeitig Offenheit, Toleranz und Neugier für das Nachbarland entwickeln“.

Brücken zwischen Menschen bauen

Der Erfolg motiviert alle Beteiligten, das Projekt im nächsten Schuljahr fortzuführen und auszubauen. Weitere Begegnungstage, neue thematische Workshops und ein noch engeres Netzwerk zwischen den Schulen sind bereits in Planung. Peter Schweikert ist sich sicher: „So investieren wir weiterhin in das, was Kiwanis weltweit antreibt – Serving the children of the world: Kindern Chancen eröffnen und Brücken zwischen Menschen bauen.“

Längste Freiluft-Picknicktafel

Am Sonntag, 13. Juli 2025, lädt der Kiwanis-Club Offenburg von 12 bis 16 Uhr zum elften Mal zu seinem beliebten Benefiz-Event „Genuss unter den Platanen“ auf den Platz der Verfassungsfreunde am Kulturforum in Offenburg ein – unter der Schirmherrschaft von Oberbürgermeister Marco Steffens.

Offenburgs längste und charmanteste Freiluft-Picknicktafel entsteht auch in diesem Jahr wieder im Schatten der Platanen – ein Fest für Familien, Freundeskreise, Vereine, Projektpartner und Unterstützer. Alle Gäste bringen Speisen, Getränke und Deko selbst mit – Biertischgarnituren stehen bereit.

Der Reinerlös fließt in Kinder- und Jugendprojekte des Kiwanis-Förderkreises Offenburg e.V., darunter auch das vom Eurodistrikt geförderte grenzüberschreitende Bildungsprojekt „Austausch des Deux Rives“.

Das könnte dich auch interessieren:

„Austausch der zwei Ufer“: Wie 350 Kinder die deutsch-französische Freundschaft entdecken

80 Jahre Frieden, 20 Jahre Zusammenarbeit: Städte am Oberrhein setzen gemeinsames Zeichen für Europa

80 Jahre Kriegsende: Straßburg und Kehl senden Botschaften für Europa – mitten auf dem Rhein

Weitere Beiträge