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„35 ist das neue 70“: BAGSO-Chefin Dr. Regina Görner sprach vor dem Kreisseniorenrat der Ortenau

BAGSO-Chefin Dr. Regina Görner (mitte)
© Erwin Lang – (v.l.n.r.) Der Vorsitzende des Kreisseniorenrats, Gerhard Baumer, Dr. Regina Görner und Landrat Thorsten Erny.
Bei der Mitgliederversammlung des Kreisseniorenrats Ortenau vorvergangene Woche im Landratsamt sprach die Vorsitzende der BAGSO, Dr. Regina Görner, über die wachsende Bedeutung seniorenpolitischer Arbeit. Mit dem demografischen Wandel steigen Anforderungen und Chancen für ältere Menschen – und für die Gesellschaft. Der Kreisseniorenrat feierte sein 40-jähriges Bestehen, wählte einen neuen Vorstand und will sich weiter aktiv für die Interessen der Älteren in der Ortenau einsetzen.

Von Wolfgang Huber

Dr. Regina Görner ist vielen noch bekannt als Mitglied im Bundesvorstand des DGB und der IG Metall und den damit verbundenen zahlreichen Auftritten in „Tagesschau“ und „Heute“. Vor den anwesenden rund 60 Mitgliedern und im Beisein von Landrat Thorsten Erny sprach sie über die Herausforderungen durch den demographischen Wandel und die gesellschaftlichen Veränderungen. Görner kam als DGB-Aktivistin zur BAGSO und wurde dort 2021 Nachfolgerin von Franz Müntefering als Vorsitzende der großen Mitgliederorganisation mit bundesweit 132 Organisationen.

Durchschnittliche Lebenserwartung steigt

Görner ist also Gewerkschafterin und Sozialpolitikerin. Von 1999 bis 2004 war sie saarländische Ministerin für Frauen, Arbeit, Gesundheit und Soziales. Beim Deutschen Gewerkschaftsbundes (DGB) war sie zehn Jahre lang geschäftsführendes Vorstandsmitglied und später in gleicher Funktion bei der IG Metall. Außerdem gehörte Dr. Regina Görner von 2000 bis 2016 dem Bundesvorstand der CDU an.

Dass die BAGSO immer mehr Menschen zu „versorgen“ habe, sei der Tatsache geschuldet, dass die durchschnittliche Lebenserwartung permanent steigt. Görner zieht laut einer Pressemitteilung des Landratsamts daraus den Schluss, dass aufgrund der wachsenden älteren Bevölkerung und auch der zunehmenden Zahl von Hochaltrigen, Seniorenräte eine nicht zu verzichtende Rolle in unserer Gesellschaft spielen würden. Menschen, die derzeit ihren wohlverdienten Ruhestand antreten, haben durchschnittlich noch 25 Jahre Lebenszeit vor sich. Dadurch ergäben sich völlig andere Lebensplanungen als bei früheren Generationen, so Görner.

Intensive Großeltern-Enkelbeziehungen

Weitere Punkte seien die neue Situation im Alter sowie die Rolle von Kommunen gewesen. Viele Seniorinnen und Senioren müssten sich nach ihrem beruflich bedingten Pendeln erst wieder in ihrer Kommune resozialisieren, da sie ihren Wohnort nur nach Feierabend kannten. Viele Menschen, die in die neue Lebensphase kommen, würden sich fragen, wie sie in ihrer Kommune ankommen könnten.

„In keiner Generation waren die Großeltern-Enkelbeziehungen so intensiv wie heute“, so Görner. Die Corona-Pandemie habe zudem unendlich viele Kontaktmöglichkeiten stark befördert z.B. Videokonferenzen. So habe die BAGSO-Vorsitzende auch das wichtige Thema Digitalisierung nicht unberücksichtigt gelassen. Ihre Organisation forcierte diese einerseits, beharre aber gleichzeitig auch auf analoge Möglichkeiten der Kommunikation und anderer Lebensbereiche.

Ältere Mitglieder tragen viele Vereine

Ferner gibt es viele Betätigungsmöglichkeiten für Ältere. Insbesondere Vereine werden von den überwiegend älteren Mitgliedern getragen. Das seien wunderbare Möglichkeiten sich einzubringen. Es gelte, die Vernetzungsmöglichkeiten in der Pflege zu nutzen. Die BAGSO suche vermehrt den Kontakt zu den Finanzdezernenten der Landkreise und Kommunen, um neue Finanzierungsmodelle zu entwickeln. „Wir haben nicht zu wenig, sondern es geht vieles aneinander vorbei“ so Görner. Ältere Menschen würden ihre Sichtweise nicht nur auf sich selbst bezogen wandeln, sondern auch stark auf ihre Umgebung und andere Gesellschaftsteile. Görner: „35 Jahre ist das neue 70“. Hinzu komme, dass die Gruppe der Berufsanfänger seit 1990 glatt halbiert wurde.

Die Interessen der Älteren im Blick

Bereits im Grußwort von Landrat Thorsten Erny sei zum Ausdruck gekommen, dass der Kreisseniorenrat ein wichtiges seniorenpolitisches Sprachrohr in der Ortenau darstelle. Der Kreisseniorenrat im Ortenaukreis e.V. hat in den vergangenen vier Jahrzehnten gezeigt, was seniorenpolitisches Engagement auf Landkreisebene leisten kann – und leistet. Seit seiner Gründung 1984 und der Vereinsgründung im Jahr 2011 sei er eine unverzichtbare Stimme für die Interessen der älteren Generation im Kreis. Das 40-jährige Jubiläum, das im Jahr 2024 begangen werden konnte, sei ein eindrucksvolles Zeugnis dieser kontinuierlichen und erfolgreichen Arbeit und lasse sich wunderbar in der Jubiläumsbroschüre nachlesen.

Zahlreiche Veranstaltungen und Aktionen

Der Kreisseniorenrat mit seinen 132 Mitgliedern – darunter Gemeinden, Ortsverwaltungen, seniorenspezifische Institutionen und engagierte Einzelpersonen – wirke beratend in zentralen Gremien des Landkreises mit, sei in zahlreichen Ausschüssen vertreten und stehe für eine Seniorenpolitik, die nicht über, sondern mit den Seniorinnen und Senioren gemacht werde. Ob Fachveranstaltungen zum Thema „Alt werden zu Hause“, Verbraucherkonferenzen, Fahrtrainings mit dem ADAC, Pedelec-Kurse für Senioren, Podiumsdiskussionen oder kreative Aktionen wie die „Bäckertütenaktion“ zur Betrugsprävention – der Kreisseniorenrat greife aktuelle Themen auf, gebe Orientierung und bringe sie in die Fläche.

Neuer Vorstand gewählt

Die Zeitschrift„Senioren Ortenau aktuell“ und die eigene Homepage tragen diese wichtigen Themen zudem in die Öffentlichkeit. Die Mitgliederversammlung wählte einen neuen, 17-köpfigen Vorstand, der sich laut der Planung über das Jahr zu sechs Vorstandssitzungen treffen soll. Diese finden überwiegend im kleinen Sitzungsraum des Landratsamtes statt. 19 Kandidatinnen und Kandidaten standen zur Wahl. Gewählt wurden Helga Basler, Gerd Baumer, Regina Duksch, Ulrike Ertl, Edwin Fischer, Irene Hildenbrand, Monika Köbele, Steffen Nork, Angela Perlet, Christel Schaefer-Fuchs, Jacqueline Schmidt, Karl Stiegeler, Betina Feuerbach, Susanne Hangg, Sabrina Lusch, Heinrich Stöhr und Patricia Winter.

Wahl des Vorstandsvorsitzenden

Die konstituierende Sitzung des neu gewählten Gremiums soll am 24. Juli 2025 sein, bei der neben der Wahl der Vorstandsvorsitzenden auch die vielfältigen Aufgaben aufgeteilt werden. Verabschiedet wurde der Pressemitteilung zufolge unter anderem der langjährige Vorsitzende des Gremiums Herbert Vollmer aus Nordrach, der insgesamt 16 Jahre dem Gremium angehörte und 12 Jahre als Vorsitzender des KSR Ortenau fungierte. Gerd Baumer würdigte die vielfältigen Verdienste seines Vorgängers.

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