Kunst und Kultur – in dieser Sparte des Ortenau Journals darf das Festival TonArten in Sasbachwalden nicht fehlen. Seit 2007 ist das idyllische Weindorf Gastgeber für hohe Kunst. Jahr für Jahr treffen sich hier große Künstler und Musiker. Viele von ihnen sind sogar auf den Bühnen der Welt vertreten. In unterschiedlichen Genres präsentieren TonArten Künstlerinnen und Künstler von Klassik bis Jazz, von Klezmer bis A-cappella und Singer Songwriter.
Das Erbe von Christian Quadflieg
Letztere, Frani, eine junge Künstlerin aus dem Schwarzwald, wird am Freitagabend ihr Debüt in Sasbachwalden geben. Einst war es Christian Quadflieg, der bis zu seinem Ableben 2013 die Schirmherrschaft der TonArten übernommen und das Festival mit geprägt hat. „Christian Quadflieg hat das Musikfestival TONarten seit seiner Gründung in 2007 bis zum Jahr 2013 und darüber hinaus mit seinen Literaturkonzerten, CD-Produktionen und nicht zuletzt mit seinem großen Ansehen gefördert. Dazu sprechen wir ihm unseren tief empfundenen Dank aus.
„Wunderbare Institution“
Einer seiner Wünsche für meine Kollegin Claudia Vygen und mich stammt noch aus dem Jahr 2016: Mögen alle Eure künstlerischen Pläne sich als umsetzbar erweisen“, so Gregor Dierck, der als künstlerischer Leiter diesen Weg kraftvoll und kontinuierlich weitergegangen ist. Und Claudia Vygen, Managerin des Festivals, ergänzt: „Wir gehen den Weg voller Leidenschaft und Respekt vor Mensch und Natur weiter, um TONarten, diese wunderbare Institution der wunderschönen Schwarzwaldgemeinde Sasbachwalden, weiter wachsen zu lassen“.
Kultureller Höhepunkt
All dies ist ihnen bislang wunderbar gelungen. TonArten in Sasbachwalden bilden jedes Jahr den kulturellen Höhepunkt der Gemeinde. Das absolute Highlight dabei sind die Funkturmkonzerte, die auch dieses Mal komplett ausverkauft waren. Auf 1000 Höhenmetern, ganz ober auf der Hornisgrinde, steht der SWR-Funkturm inmitten atemberaubender Aussicht und einzigartiger Akustik.
Hier wird Gregor Dierck selbst zum Instrument greifen und aus Bachs barocken Klängen eigene Kompositionen und Lieder zum Besten geben. Dabei wird es viele klangvolle Überraschungen geben, denn diese Konzertabende sind sehr besonders. Seit Sonntag ist das Festival in vollem Gange.
TonGalerie
Das wunderschöne Spiel auf der Violine, das Gregor Dierck auf der Empore zur Eröffnung im alten E-Werk spielte, war ein Versprechen an weitere besondere Musikerlebnisse, das die junge Liedermacherin Dery kongenial mit ihrem besonderen Gesang und der Gitarre ergänzte. Die diesjährigen Tonarten stehen unter dem Thema Wandel und Transformation. Unter diesem Aspekt haben die beiden Künstlerinnen Evelyn Kalina und Anke Licht ihre Werke ausgestellt und so kuratiert, dass der Besucher beim Einlass just auf die Empore schaut. Hier, unter den runden Steinbogen, fällt der Blick auf ein großes, farbintensives Werk in gelb roten Tönen. Daneben, eine Skulptur, eine weibliche Figur, die wohlwollend auf die eintretenden Gäste schaut. Perfekt arrangiert und Interesse weckend für die Vernissage an diesem Sonntagmorgen.
Ausdrucksstarke Gesichter
Ist Evelyn Kalina recht farbintensiv unterwegs, besticht die Kunst von Anke Licht durch die Natürlichkeit, die das Naturmaterial Ton hergibt. Aus diesem Grundmaterial fertigt sie lebendige, ausdrucksstarke Gesichter, die sich hier Kopf an Kopf auf einem sanft beleuchteten Regal an der Wand im alten E-Werk entlang schlängeln. „Ich suche die innere Welt im Austausch mit der äußeren über die Expressivität des Gesichtes“, so Anke Licht, die ihr Studium in Bologna absolvierte und zwei Jahrzehnte in Italien verbracht hat.
Hommage an die Natur
Jetzt lebt sie wieder in der Heimat, und damit erfüllt sie die Intension von TonArten, mit hiesigen Künstler auszustellen. So wie Evelyn Kalina. „Ich habe 2007 meinen Lebensmittelpunkt in Sasbachwalden gefunden“, so die Künstlerin, die ihre besonderen Bilder gerne als Hommage an die Natur sieht. Sie interpretiert die Natur auf ihre Weise, greift zu intensiven Farben und schafft es, Stimmungen zu erzeugen, die der Landschaft gerecht werden. Mehr über die Künstler und ihre Intension wird man beim Künstlergespräch am nächsten Sonntag erfahren.
TonBand
Am Abend gehörte das alte E-Werk einer ganz besonderen Band. Die musikalische Festivaleröffnung durch die Kronthaler Band war besonders. Gregor Dierck hatte ein Trio aufgespürt, dass man in dieser Konstellation noch nie zuvor gehört hatte. Mit E-Gitarre, Kontrabass und einem wundervollen Sopran war die Kronthaler Band speziell. Drei Musiker, die wie drei Inseln aufeinander zu schwammen, andockten um dann eins zu werden und stehenden Applaus zu ernten.
Gesangsunterricht in Turin
Sie kommen aus Berlin und haben an der selben Uni Musik studiert. „Allerdings jeder in einem anderen Bereich“, so Theresa Kronthaler, die sich dem Gesang verschrieben hatte. „Bei einem Theaterprojekt trafen wir aufeinander und unser Projekt begann, das uns nun schon seit zehn Jahren verbindet“. Theresa Kronthaler ist mittlerweile eine anerkannte Opernsängerin. Aufgewachsen in Rom schlug ihr Herz schon früh für den Gesang und die Schauspielerei. In Italien erhielt sie bei Elio Battaglia in Turin Gesangsunterricht. Sie studierte Theaterwissenschaften in London und zog dann nach Berlin, wo sie an der Hochschule für Musik studierte.
Die Kronthaler Band bekam Standing Ovations
Musik von Barock bis Jazz
Großes Publikum gewohnt, stand Theresa Kronthaler an diesem Abend in dem alten Elektrizitätswerk Sasbachwaldens vor einer eher kleinen Schar Musikliebhaber. Mehr hätte der Raum nicht gefasst, der so gut passen wollte zu einem Gesang, der Jahrhunderte verband. Denn zwischen den alten, bröckelnden Gemäuern, die stilvoll in sanftem Licht gehüllt waren, erklang Musik vom tiefsten Barock hin zum unkonventionellen Jazz.
Kongeniale Begleitung
Theresa begann sanft und einfühlend, einstimmend auf ein besonderes Hörerlebnis, das kongenial von ihren beiden Musikerfreunden begleitet wurde. Noch war es spannend und fremd, dieses doch ungewöhnliche Zusammentreffen von schwingenden Arien, begleitet von Gitarrenspiel und Bass. Bald aber fand man die Symbiose, das übergeordnete Zusammenspiel dreier Ausnahmekünstler. Sie wurden eins und man wurde mit jedem Lied aufs neue beschenkt.
Arien aus bekannten Opern
Hier der Mezzosopran der schönen Theresa Kronthaler, dort die knifflige Begleitung der E-Gitarre von Kalle Kalima, der jeden einzelnen Ton versiert aufgriff und schließlich das tragende, virtuose Spiel des Oliver Potratz am Kontrabass. Alte Werke aus der Barockzeit von Claudio Monteverdi über Georg Friedrich Händel und Henry Purcell, Arien aus bekannten Opern, teils original, teils in eigene Worte verpackt, erfüllten den Raum. Der Applaus war nach jedem Stück lang und anhaltend, denn hier wurde etwas sehr Besonderes geboten. Wehmut, Sehnsucht, Trauer, aber auch freche Lebensfreude, Musik die nicht nur Gefühle weckt, sondern auch tief berührt.
Wandel perfekt vollzogen
„Black Hole Sun“ sang und spielte das Trio schließlich in Jazz-Manier. Theresa Kronthaler, sie wuchs über sich hinaus, Extase pur, auf die die Begleiter sich verlässlich einstellten. Und mit Stings „Walking on the Moon“ gab es das Ausrufezeichen hinter einer Band, die den Wandel musisch gesehen perfekt vollzogen hat.
TonGenießer
Das Klezmer Connection Trio bestritt den zweiten Tag des Tonarten Festivals in Sasbachwalden. Spürbar wohl fühlte sich das Trio aus Österreich im imposanten Schauwerk der Firma Schauffler und verbreitete vom ersten Ton an eine herzliche Willkommensstimmung. Mit Hubert Kellerer (Akkordeon), Peter Aradi (Kontrabass) und der nicht wegzudenkenden Klarinette von Georg Winkler, waren hier drei Ausnahmemusiker auf der kleinen Bühne, die eigentlich zum Tanz aufspielen. Zumindest früher, als die Klezmermusik auf keinem Fest, keiner Hochzeit fehlte.
Das Klezmer Connection Trio aus Österreich
Ein kleines bisschen verrückt
Heute bleiben die Gäste in der Regel sitzen, genießen aber nicht weniger die mitreißenden Klänge, gerade dann, wenn sie so exakt und souverän wiedergegeben werden. „Meschugge 2.0 – zum Weinen schön“ heißt ihr Programm, mit dem sie am Dienstagabend ihr Publikum begeisterte. Verrückt, ein kleines bisschen zumindest, das seien sie durchaus, so Georg Winkler. Dann, wenn sie Stücke zusammen spielen und sich dabei ein bisschen verlieren, abschweifen und bekannte Melodien neu erschaffen.
Freude an der ursprünglichen Musik
Nun muss man wohl ein Kenner dieser Musiksparte sein, um Unterschiede festzustellen. Oder aber man begibt sich mitten hinein in den Hörgenuss, lässt sich vom Spiel der Klarinette akustisch verwöhnen, mitreißen und folgt dem kongenialen Spiel des Akkordeonspielers. Mal langgezogen, ausschweifend, mal temperamentvoll den meist 7/8 Takt aufgreifend macht es einfach Freude, diese ursprüngliche, jiddische Musik zuhören.
Vom Publikum gefeiert
Peter Aradi am Kontrabass ergänzt das Trio perfekt, gibt Halt und unterschwelliges Volumen für diese klangvolle Reise durch die Länder dieser Welt. Jedes einzelne Stück wurde vom Publikum gefeiert. Hier die sanften ruhigen Szenen zum Start des Stücks »Georges Freilach« in Anlehnung an den großen George Gershwin, das alle Register der Emotionen ziehend sich bald wieder dem Lebensfreude stärkenden Tanz hingab, dort ein wundervoll interpretiertes Liebeslied und schließlich ein Hochzeitsmarsch. Wer mit seinem Instrument so viel Lebensfreude weckt, so viel erzählen kann, dem gehört zurecht die stehende Ovation am Ende des Abends, der mit einer kulinarischen Reise seinen gebührenden Abschluss fand.
TonPops
Dieses Genre wird Frani, die junge Liedermacherin aus dem Schwarzwald am Freitagabend im alten E-Werk in Sasbachwalden bedienen. Wir werden berichten…
Fotos: Regina de Rossi
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