Von Regina de Rossi
Großes Kino in kleinem Saal – wieder einmal wartet das Filmtheater Tivoli Achern mit einem besonderen Film auf. Chaos und Stille von Regisseur Anatol Schuster hatte am Freitagabend hier sein Debut und man darf stolz sein, für diesen Start auserwählt worden zu sein. „Wir haben einen recht guten Draht zum Filmverleih „Neue Visionen“, so Thomas Mäntele. Man sei angefragt worden und habe gerne zugesagt.
Regisseur für „Beste Regie“ ausgezeichnet
„Chaos und Stille“, ein Film der beim Internationalen Filmfestival Warschau für die Beste Regie ausgezeichnet wurde, ist besonders. Die Idee, ein Stück über die Stille zu schreiben, hat den Regisseur ganze sieben Jahre mit sich herum getragen, ihm ein Stipendium von Wim Wenders beschert und schließlich zu einem Film verholfen, der eintaucht in die Tiefe des menschlichen Seins.
Für seinen Film nimmt Anatol Schuster seine Gäste mit, in seine Heimatstadt Darmstadt, der Musikstadt. Hier ist er aufgewachsen, hier ist er mit sehendem Auge und hörendem Ohr durch die Straßen gelaufen, hat aufmerksam kleine und große Geschichten des Alltags gesammelt und zusammen getragen. Die Form, die er dabei wählt, ist höchst subtil und so fein gesponnen wie hauchdünne Nebelschwaden. Geschichten tauchen auf, werden angeteast, aber nicht zu Ende gebracht. Das überlässt er dem Zuschauer selbst.
Verwirrt und doch präsent
Dieser sieht zu Beginn eine Frau auf dem Dach ihres Hauses liegen. Klara. Wehendes, leicht grau meliertes Haar, die Augen müde aber fokussiert, achtgebend auf den Wind, den Himmel über ihr, die Wolken. Sie wirkt verwirrt und doch präsent. Sabine Timotheo verkörpert diese feinfühlige, sinnliche Frau grandios. Ihre Wohnung hat sie gerade leergeräumt, ihren Flügel verschenkt. Dem jungen Musiker Ehepaar unter ihr. Diese erwarten ihr erstes Kind, sind beseelt von dieser Tatsache, verbinden ihr Dasein mit ihrer Musik, Jean, Anton von Luke als Komponist, Helena, Maria Spanring als Lehrerin für Klavier.
Sinnsuche im Mittelpunkt
Klaras Ausstieg verändert auch sie. Die Musik selbst wird zum eigenständigen Protagonisten. Mal modern, mal klassisch, mal schrill und laut, dann sanft und leise wird sie zum tragenden Element, untermalt treffend die fein erzählten Szenen, berührenden Geschichten. Kurz gehalten, reihen sie sich fast dokumentarisch aneinander und entfachen doch ein Ganzes. Die Entscheidung Klaras, auszusteigen, verwirrt. Plötzlich steht die Sinnsuche im Mittelpunkt, lässt eine Welle entstehen, die die ganz Stadt in Aufruhr bringt, spaltet, vereint.
Abschließender Austausch
Die Aufruhr, die neue Gedanken in eine Welt sät, die die Chance hat, durch Menschlichkeit, Solidarität und Feingeist heilendes Leben wachsen zulassen. „Das ist ein sehr besonderer, großartiger Film!“, so die Aussage eines Zuschauers. Die Schauspielerin Beate Krist und Produzent Nicolas Kronauer hatten sich für einen abschließenden Austausch mit dem Publikum im Acherner Filmtheater Tivoli zur Verfügung gestellt.
Krist sprach von einem tiefgründigen Filmprojekt, das auch sie sehr berührt habe, das mit 240 gecasteten Nebendarstellern zu einem Ensemble-Film zusammengewachsen sei. Fazit: „Chaos und Stille“ ist ein Meisterwerk poetischer Filmkunst aus der Stadt der Musik. Der Film ist noch am 15. und 21. Juni im Tivoli Filmtheater in Achern zusehen.
Foto: Unter anderem v.l.n.r. Produzent Nicolas Kronauer, Schauspielerin Beate Krist und Thomas Mäntele vom Tivoli Filmtheater.
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