Am Sonntag fand im prachtvollen Ambiente des Château de Pourtalès in Straßburg zum fünften Mal ein Konzert der Bürgerstiftung Kehl statt. Die Sopranistin Lisa Freyhoff und der international renommierte Pianist und Liedbegleiter Gerold Huber beeindruckten das Auditorium mit ihrer Darbietung zutiefst.
Unterstützung durch Sponsoren
Zu Beginn des Abends begrüßte Harald Leibrecht, Mitstifter und Hausherr des Château de Pourtalès die Gäste herzlich und hieß Künstler wie Publikum im geschichtsträchtigen Konzertsaal willkommen. Anschließend ergriff Barbara Tonnelier, Vorsitzende der Bürgerstiftung Kehl, das Wort. Sie dankte den Gastgebern Ulrike und Harald Leibrecht für ihre Gastfreundschaft und den Sponsoren, deren Unterstützung die Veranstaltung möglich machte.
Zugunsten Kehler Grundschulen
„Der Eintritt ist frei, aber wir bitten um Spenden“, erklärte Tonnelier. „Sie kommen vollständig unserem musikalischen Projekt an den Kehler Grundschulen zugute. Ziel ist es, möglichst vielen Kindern, auch aus bildungsfernen Familien, ein qualifiziertes musikalisches Angebot zu ermöglichen. Denn Musik fördert nicht nur soziale Kompetenz, sondern auch Konzentration und emotionale Entwicklung.“

Gerold Huber und Lisa Freyhoff brillierten in Straßburg. Fotos: Simona Ciubotaru
Komponisten der Romantik
Unter dem Motto „Poèmes d’un jour“ erklang in Originalsprache ein rundes und anspruchsvolles Liederrepertoire französischer, deutscher und österreichischer Komponisten der Romantik: Franz Schubert, Robert Schumann, dazu der späte Romantiker Gabriel Fauré. Das Programm wurde mit Werken des Neoklassizisten Francis Poulenc und des Impressionisten Claude Debussy abgerundet.
Große Namen der Literatur
Die meisten vertonten Dichter gehörten zu den großen Namen der französischen und deutschsprachigen Literatur: Guillaume Apollinaire, Goethe, Paul Verlaine. Hinzu kamen Vertonungen von Poemen der heute weniger bekannten Charles Grandmougin, Titus Ullrich, Paul Heyse, Gottfriede Kinkel und Matthäus von Collin. Es ging um Liebe und gebrochenes Herz, um Einsamkeit und die Müdigkeit der Seele, wenn innere Stürme und Verluste sie verletzen. Die Kompositionen widerspiegelten in facettenreichen Klangstrukturen diese dunkle, melancholische Stimmung.
Zum dritten Mal im Château
Elisabeth Freyhoff trat zum dritten Mal im Château de Pourtalès bei einem Konzert der Bürgerstiftung auf, und somit konnte das treue Publikum gewissermaßen ihre Entwicklung mitverfolgen – von der musikalisch sehr begabten Abiturientin über die Konservatoriumsstudentin in München bis zur frühreifen, glanzvollen Sopranistin und Opernsängerin, die sie heute ist. Sie ist aufgeblüht in jeder Hinsicht: gesangstechnisch, stilistisch und schauspielerisch.
„Voller Licht und Farbe“
Ihre Stimme ist, um mit Freyhoff zu sprechen, „geerdeter“ geworden. Allerdings ließe sie sich präziser als „dreidimensional geworden“ bezeichnen: Geerdeter und tiefer einerseits, höher, „im Himmel verankert“ andererseits, und in großen Kreisen strahlend, Kraft ausstrahlend. Warm, gefühlsvoll, voller Licht und Farbe – sehr lyrisch und episch zugleich. Ihr Ausdruck wird durch die gut kalibrierte Körpersprache ergänzt, ihr Gesicht „erzählt“ mit – wohl ein Element, das durch die jüngsten Erfahrungen als Opernsängerin in großen Produktionen hinzugekommen ist.
Subtilitäten der Botschaft
Uwe Freyhoff, der Vater der Sopranistin, berichtete in einem Gespräch nach dem Konzert: „Sie hat dieses Programm völlig neu aufgebaut, die Stücke selbst ausgewählt und einstudiert. Sie besitzt ein besonderes Sprachgefühl und beginnt bei neuen Werken immer mit dem Text. Sie analysiert Inhalt, Subtilitäten der Botschaft und der Atmosphäre – um jede Nuance zu verstehen und sie dann im Gesang authentisch zum Ausdruck zu bringen.“ Ihre Tätigkeit im Opernstudio Düsseldorf, so Freyhoff weiter, bereichere „ihre Ausdruckspalette und komme ihrem Liedgesang zugute.“
Stilistische Signifikanz
Am Klavier Gerold Huber – der definitiv brillanteste Liedbegleiter, den die Bürgerstiftung je für ihre zur Tradition gewordene Konzertreihe im Château de Pourtalès gewinnen konnte. Der virtuose Pianist vermochte, ohne je mit einem Ton die Sängerin aus dem Vordergrund zu bedrängen, mit seinem Spiel eine „umarmende“ Präsenz zu zeigen. Der Musiker scheint zu den seltenen Begnadeten zu gehören, die wirklich jeden Klang mit seiner stilistischen Signifikanz hören, jede Nuance aus dem musikalischen Gewebe herausfiltern und fühlen – und diese akkurat, bar jeder interpretatorischen Gebärde, wiederum hör- und fühlbar machen.

Minutenlange Ovationen
Ein Magier des Pianos, der durch sein Spiel die Komplexität des Klangteppichs entwirrte, um sie in brillanter Klarheit wiederzugeben und das Publikum zu einer neuen Hörerfahrung zu führen. Das Auditorium zeigte sich zutiefst beeindruckt von den beiden Künstlern. Der Applaus und die Ovationen dauerten minutenlang, und die hervorragenden Musiker durften den Abend nicht ohne Zugaben beenden.
Informationen:
Lisa Freyhoff, in Kehl aufgewachsen, gehört derzeit dem Opernstudio der Deutschen Oper am Rhein in Düsseldorf an. Nach ihrem mit dem Meistertitel abgeschlossenen Studium des Operngesangs wirkt sie nun in mehreren Produktionen mit – darunter in Verdis Nabucco, Anatevka, Humperdincks Hänsel und Gretel sowie in der Kinderoper Pinocchio.
Gerold Huber, 1969 in Straubing geboren, gilt als einer der führenden Liedbegleiter unserer Zeit. Er studierte an der Hochschule für Musik in München, besuchte die Liedklasse von Dietrich Fischer-Dieskau in Berlin und ist regelmäßig bei bedeutenden Festivals wie den Salzburger Festspielen oder in der Carnegie Hall in New York zu hören.
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