Meine jüngere Vergangenheit avancierte zum unfreiwilligen Abenteuer und das auch noch begleitet von einer uralten Sinnfrage der Menschheit: Haben wir wirklich eine Seele und – wenn ja – wo ist sie denn…?! Ich wurde fündig. Doch der Reihe nach…
„Save our Souls“ (S.O.S.)
Erinnerungen an meinen Herrn Papa, der zur See fuhr, dreimal mit Schiffen auf internationalen Gewässern unterging, überlebt hatte und mir, einst als ich noch sehr jung war, eine wichtige Beobachtung schilderte, er, der gläubige Christ, beschrieb das so: „Ich erlebte wie Menschen in großer Not und in Todesangst, die niemals an Gott geglaubt hatten plötzlich riefen: „Lieber Gott, rette uns, rette unsere Seelen!“ – es heißt ja übrigens auch: „save our Souls!“(S.O.S.) und nicht „bitte rette meinen Bausparvertrag oder „Hilfe, mein Handy darf nicht untergehen“.
Soziokulturelle Erfahrungen
Dennoch meinen immer noch zahlreiche Wissenschaftler, es gäbe gabe gar keine Seele und unser Gehirn sei lediglich eine biophysikalische Ansammlung von Zellen mit soziokulturellen Erfahrungen. Die „moderne“ Wissenschaft vertrieb Magie und Kosmos, die Kirche nahm sich den Rest und die Seelen gleich mit als Geiseln: mit Doppel-Brett vorm Kopf tapern wir also über den Acker des Lebens und meinen allen Ernstes, dass wir da ganz oben zwischen den Schultern lediglich eine Art Rechenzentrum mit uns herumschleppen.

„Mit Doppel-Brett vor dem Kopf tapern wir durch das Leben.“ Foto: cookie_studio/freepik
Gehirn größtenteils unergründet
Doch dort oben ist viel mehr, wesentlich mehr: trotz ambitionierter Forschungsprojekte, die eine Computersimulation des Gehirns anstreben, zweifelt etwa der Nobelpreisträger Thomas Südhof an einem baldigen Erfolg der Unternehmung, denn seiner Einschätzung nach verstehen wir lediglich einen winzigen Bruchteil – laut Sudhof maximal fünf Prozent – der komplexen Prozesse, die sich in unserem Gehirn abspielen. Die Tiefen des menschlichen Denkorgans bleiben somit größtenteils unergründet und auch im 21. Jahrhundert noch unbekannt.
Bahnbrechende Therapien
In der Ortenau lebt mit Prof. Ulrich Frommberger (Dr. med dipl. Biol.) ein hoch angesehener Experte für Hirnforschung und neuropsychologische Medizin, ein gefragter Experte auch der Bundesregierung und bei den entsprechenden Ministerien. Frommberger entwickelte maßgeblich eine bahnbrechende, erfolgreiche Therapie gegen die oft verheerenden Folgen des „posttraumatischen Belastungssyndroms (PTBS), darauf basierend begründete er das klinische Traumazentrum in Durbach, wo nach seiner Methodik ein anwachsender Teil von Patienten betreut wird.
Abenteuerliche Vorgeschichten
Der hierfür verantwortliche MediClin-Konzern mit Sitz in Offenburg, beauftragte mich seinerzeit, den Start des außergewöhnlichen Klinikums sowohl publizistisch als auch bei der anstehenden Öffentlichkeitsarbeit zu begleiten. In Zusammenarbeit mit Professor Frommberger bekam ich Kontakte zu Patienten mit teils abenteuerlichen Vorgeschichten und in Gesprächen mit ihnen Einblicke in ihr meist trauriges Seelenleben.

Kriegseinsätze können eine Posttraumatische Belastungsstörung auslösen. Foto: doosenwhacker/pixabay
Traumatisierter Bundeswehrsoldat
Mein Bericht über einen ehemals in Afghanistan stationierten und dort bei einer Explosion schwer traumatisierten Bundeswehrsoldaten, den Frommberger therapeutisch vorm weiteren Absturz bewahrt hatte (die BuWe versagte als verantwortlicher Fürsorger auf ganzer Linie und der arme Mann stand kurz vor der Obdachlosigkeit!) war auf Focus Online wochenlang meistgelesener Artikel.
Untypischer Verlauf des Schlaganfalls
Es interessierte mich brennend und ich fragte daher Frommberger bei einer unserer höchst interessanten Sessions, ob es denn zuträfe, dass zwischen 70 und 80 Prozent unseres Gehirns weitgehend unerforscht und demnach Funktionen und Hintergründe über diese Areale des Gehirns unbekannt seien, da die schlichte Antwort des ausgewiesenen Experten lautete: „Ja, stimmt.“ – was ich zu dem Zeitpunkt nicht ahnen konnte, war, dass mich ein schwerer Schlaganfall (am 21. März diesen Jahres) mit typischen Folgen (Neglec), aber eher untypischem Verlauf dazu bringen würde, mich intensiv mit meinem eigenen Gehirn auseinanderzusetzen und mich auf die Suche nach der Existenz meiner Seele und ihrem Hort zu begeben.
„Die dunkle Seite des Mondes“
Stroke Unit: Als ich in Freiburg neben den behandelnden Ärzten saß, die mit einer Sonde den alles verursachenden Thrombus aus der Blutbahn in meinem Gehirn weg geschossen und hierdurch mein Leben gerettet hatten, blickten sie mit mir auf ihr Werk auf dem Bildschirm via Computer-Tomographie (CT). Ich sah mein Gehirn, es erschien mir wie ein Blick auf die dunkle Seite des Mondes – mit einem riesigen Krater auf der rechten unteren Seite – einen Hinweis, wo genau denn der „Stroke“ mich getroffen hatte, benötigte ich nicht mehr, es war unübersehbar und wirkte auf mich optisch wie ein Meteoriteneinschlag, also gewaltig.

Jürgen Stark hat eine Menge Seelenarbeit geleistet (links mit Hund „Bailey“, rechts mit Ulrike Macher). Fotos: Jürgen Stark
Eine Ärztin erklärte mir dazu später, nicht ohne Anerkennung für meinen Umgang damit, daß Patienten bei einem derart schweren Schlaganfall üblicherweise sterben oder bis ans Ende ihres Lebens an den Rollstuhl gefesselt verbringen würden. Was also bewahrte mich vor Schlimmerem? Strike back: eine starke, unbeugsame Seele, die unbekannte Power aus den Tiefen des Gehirns, welche mit kreativen Synapsen-Baumeistern das abgestorbene Gerümpel (tote Gehirnzellen regenerieren sich nicht!) wegräumten und da oben bei mir eine weiträumige Baustelle mit großzügig angelegten Experimentierflächen errichteten.
Leblos gegen die Wand gestarrt
Doch zu Beginn der REHA war auch ich nur ein halbtoter Pflegefall gewesen, ein in sich gekrümmter Haufen Elend im Rollstuhl. Zwei lange Tage im BDH-Klinikum Elzach hatte ich bereits im Zimmer leblos gegen die Wand gestarrt, Denken konnte ich noch und ich wußte, noch eine weitere Woche so – und sie hätten für mich den Sarg bestellen können. Doch sehr engagierte, supertolle Therapeuten vom BDH in Elzacher Schwarzwald-Idylle retteten mich und befreiten meine Seele, die unter Trümmern lag und von der Schwere des Ereignisses befreit werden musste (ausführlich berichte ich darüber in einem neuen Podcast des Ortenau Journals!) – was also geschah?
Letzter Auftritt: Video von Otis Redding 1967, ein Tag vor seinem Tod:
Die heilende Kraft der Musik, welche eine Art universeller Seelensprache ist und Wunder wirken kann: Drei Töne auf einer Sausula, einem exotischen Klanginstrument mit kleinen Blechstangen, welche wie bei einem Kinderspielzeug etwas Klang erzeugen, packten mich wie ein kleines Kind, welches erstmals in seinem Leben ein Instrument hört – die Musiktherapeutin Ulrike Mache wurde Zeugin, wie sich durch ein fast archaisches, simples Klangbild in mir plötzlich wieder Leben regte – und das obwohl ich zu dem Zeitpunkt dank linksseitiger Wahrnehmungsstörung, also noch teilweiser Lähmung nicht einmal wieder Gitarre spielen konnte.
Podcast mit Jürgen Stark
E-F-H: drei Töne aus der Flamenco-Tonleiter hatten meine Seele berührt und mir Hoffnung in Erinnerung an mein altes Ich zurückgebracht (wie daraus das Werk „Stroke Unit“ (Tanz der Synapsen, Youtube) entstand, schildere ich ausgiebig in dem bereits erwähnten neuen Podcast. Soviel vorab: Es ist keiner Stilistik zuzuordnen, quasi live aus dem geistigen Innenleben gleich neben der Intensivstation, also höchst ungewöhnlich!
Recherchen und Gesprächen
In fast einem halben Jahr intensiver REHA in Elzach, wobei ich mein Leben total umkrempelte, wieder Laufen lernte und den Rollstuhl verließ, konnte ich die eingangs gestellten Fragen gründlich erkunden und machte dabei bis heute auch durch Recherchen, Gespräche mit inspirierenden Therapeuten und im Rahmen meines unfreiwilligen Selbstversuchs höchst interessante Erfahrungen und entdeckte haufenweise mir bislang unbekanntes Wissen.

Jürgen Stark führte Gespräche mit Therapeuten. Foto: Jürgen Stark
Wissenschaftlicher Dünkel
Fangen wir klein an: Inzwischen ist sich die Wissenschaft immerhin sicher, dass zumindest Tiere (!) eine Seele haben – ich und mein Hund lächeln da wohlwollend! Andernorts platzt kritischen Zeitgenossen aber bereits der Kragen, angesichts des alaborierten wissenschaftlichen Dünkels, der uns alle und die gesellschaftliche Erkenntnis schon längst nicht mehr voranbringt, wie etwa den Autor Thomas Asshauer, der anlässlich seines Sachbuchs „Geist und Kosmos“ über die dümmliche ultima ratio akademischen Un-Sinns schimpft: „…das innere Selbsterleben des Menschen, werde auf einen neuronalen Juckreiz reduziert, auf ein Synapsengestöber im Hirn – Denken und Gefühle sind alles Moleküle“. Welch ein Quatsch! – da hat Assauer recht!
Das schwere Wort „Seele“
Weitgehend mit diesem Zusammenhang unbemerkt gibt es übrigens eine großartige Musik, die man seit den 1960er Jahren versucht mit einem Begriff auf einen Nenner zu bringen: „Soul“ – denkt eigentlich heutzutage noch irgendjemand darüber nach, wie es kommt, dass man einer populären Musik das schwere Wort „Seele“ umhängt ?! – in der historischen Nachbarschaft des Souls treffen wir auf Gospel, Spirituals und Blues, da lohnt übrigens auch der Besuch im Straßburger Voodoo-Museum um mal etwas über afrikanische Religion zu erfahren.
Rumoren an den Rändern
Die wundervollen Soul-Hits etlicher Dekaden waren stets von tiefer Harmonie, Menschlichkeit, Wärme und schönster Lebensfreude geprägt, Seelenmusik eben. Und während überwiegend im etablierten akademischen Betrieb kaum noch ein Groschen der Erkenntnis fällt, rumort es immer heftiger an den kritischen, avantgardistischen Rändern.

Soul-Musik („Seelenmusik“) bringt Harmonie und Wärme. Foto: dimitrisvetsikas1969/pixabay
Uninspirierte Langweiler
Dort schieben innovative Erkenntnistheoretiker bereits die verbohrten Nix-Seele- Dogmatiker einfach zur Seite und verkünden fröhlich: „Die Seele stirbt nicht, sie geht zurück ins Universum!“ -rumms und „setzen, sechs!“ für die uninspirierten Langweiler mit Doktortiteln. Für sie wird die Luft immer dünner, denn in der neueren, progressiveren Wissenschaft vollzieht sich ein fast schon revolutionärer Wandel, der weg will von blinder Fortschrittsgläubigkeit und ebenso tumber KI-Götzenanbetung und weitere Schübe einer technoiden Seelenlosigkeit in den Gesellschaften verhindern und den Seelenmensch qua Erkenntnis wieder in den Mittelpunkt rücken möchte.
Ähnlichkeit mit neuronalem Netzwerk
Und – siehe da – die dank entgleistem Endlos-Kapitel der Aufklärung verpönte Kosmologie ohne theokratisches Gedöns kommt hervor und baut uns einen Highway zu neuer Spiritualität der alten Seelen in der Seelenlosigkeit der ultrabeliebigen Fart-Food-Moderne. Denn – Achtung! – eine augenscheinliche Ähnlichkeit von kosmischem und neuronalem Netzwerk sei laut neuer gesicherter Forschungsergebnisse so dermaßen auffällig, dass sich Astrophysiker der Universität Bologna in Zusammenarbeit mit Neurowissenschaftlern mit Gehirn und Kosmos befassten.
Moderne mathematische Verfahren
Ihre Ergebnisse wurden im renommierten Wissenschaftsjounal ‹Frontiers in Physics› publiziert (Vazza u. Feletti 2020); darin heißt es: «Das verblüffende Maß an Ähnlichkeit, das unsere Analyse zutage fördert, scheint darauf hinzudeuten, dass die Selbstorganisation beider komplexen Systeme wahrscheinlich von ähnlichen Prinzipien der Netzwerkdynamik geprägt ist, obwohl völlig unterschiedliche Größenordnungen und Prozesse im Spiel sind.» Und: Mithilfe moderner mathematischer Verfahren lassen sich heute Analysen erstellen, die es ermöglichen, die Ähnlichkeit von netzartigen Strukturen in Natur und Technik zu berechnen.

Kosmische und neurale Netzwerke ähneln sich. Foto: geralt/pixabay
Universalität der Gedankenbildung
Die Autoren der Studie betonen, dass das Maß der Übereinstimmung jenseits der Zufallswahrscheinlichkeit liegt: «Wieder einmal haben Parameter unerwartete Übereinstimmung identifiziert.» Das Ergebnis eine Sensation: „Es scheint Gesetzmäßigkeiten zu geben, die sowohl im Kosmos als auch in unserem Gehirn wirksam sind. Wir sind uns der potenziellen Universalität der Gedankenbildung nicht bewusst, die in unserer Kopforganisation wie in einem Weltspiegel veranlagt ist und uns zu allen makrokosmischen Erscheinungen eine erlebende und eine begriffliche Beziehung ermöglicht (Artikel: „Die gemeinsame Struktur von Gehirn und Kosmos“)
Entdeckungen im Schulunterricht
Die Autoren des wissenschaftlichen Artikels fragen. „Welchen Einfluss hätten solche Zusammenhänge auf das Denken junger Menschen, wenn sie diese wissenschaftlich belegten Entdeckungen im Schulunterricht aufnehmen könnten?“ Gesichert wissenschaftlich auch die Erkenntnis, dass wir mit unseren Gehirnen stets unsere Gegenüber versuchen zu „synchronisieren“ wir können also viel mehr als uns bewusst ist.
Die Metaebene liegt im Kosmos
Mir selbst ist jedenfalls am vorläufigen Ende meiner abenteuerlichen Wegstrecke in diesem Jahr, welche noch nicht das Ende der Straße ist, einiges klar geworden – die Seele ist die Metaebene deines Seins, oberhalb des Gefühlszentrums in deinem Gehirn. Die Metaebene für alles liegt im Kosmos, Get into the groove of masterminded Soul, suche deine Seele zur Not in der Musik, dort findest du die schönsten Landschaften um mit deinem Gehirn zu wandern.…
Artikel: „Wie das Gehirn uns Illusionen vorgaukelt“ (ntv)
Artikel: „Wissenschaftler bestätigen: Die Seele stirbt nicht – sie geht zurück ins Universum“
YouTube-Video: The Payback – James Brown – Live – Zaire 1974 (The Godfather of Soul)
YouTube-Video: Aretha Franklin – I say A little Prayer: her very best performance!
Siehe auch hier:
Ödsbacher Straße 6
77704 Oberkirch
Telefon: +49 7802 916 99 43
E-Mail: info@brandmediaberlin.de
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