Abschließend das Highlight des Tonarten Festivals in Sasbachwalden! Das ist ohne Zweifel das Funktturmkonzert auf der Hornisgrinde. Es sind vier Aufführungen, die auch in diesem Jahr schnell ausgebucht waren. Gregor Dierck, der künstlerische Leiter, wirkt an diesen besonderen Konzerten nicht nur persönlich mit, er ist auch für die gesamte Konzeption der Funkturmkonzerte, sprich der „TonSphären“ zuständig. In diesem Jahr hat der versierte Musiker, ein Meister an der Violine, ein Experiment gewagt, das gut zum übergeordneten Thema „Wandel und Transformation“ passen wollte.
Regnerischer Empfang
Zuerst allerdings galt es die Fahrt hoch auf die Hornisgrinde anzugehen, ein Stück durch den mystischen Schwarzwald zu bezwingen, um dann vor dem in weißem Nebel eingehüllten SWR Sendeturm zu stehen. Ein kühler, regnerischer Empfang hierauf 1111 Meter Höhe, dessen Schlichtheit sich auch im Inneren fortsetzt. Grauer kühler Beton. 86 Stufen führen über eine schmale Wendeltreppe nach oben.
Ein besonderer Ort
Links und rechts, vor der Bühne stehen jeweils 40 Stühle bereit, während im Mittelteil die Treppen nach oben führen. Die Anzahl der Besucher ist begrenzt, die Sicherheitsvorkehrungen wichtig und durchdacht. Es ist kühl und windig hier oben. Mit dem Einsetzen von Gregor Diercks Spiel an der Violine, hier „Nachtgedanken“, fühlt man sich dennoch angekommen, hier an diesem so besonderen Ort.
Der SWR-Funkturm auf der Hornisgrinde ist ein besonderer Ort. Fotos: Regina de Rossi
Töne fallen klangvoll hinab
Die Töne tanzen in die Höhe des Turmes hinauf und fallen klangvoll hinab auf die Zuhörer. Bald wandelt Gregor Dierck mit seiner Violine durch die Reihen. Es ist, als spiele er für jeden Einzelnen hier im Raum. Wunderschön. Wer jetzt eine Steigerung der Klangsphären erwartet, wird gebremst. Die Bühne gehört nur Dery, einer Singer/Songwriterin aus Amerika, die in jungen Jahren dem Leben schon einiges abgesprochen zu haben scheint.
Sanft und doch durchdringend
Fast unnahbar sitzt sie vor dem Mikrofon. Ihre Stimme ist sanft und doch durchdringend. Ihre Musik monoton, was den Inhalten von schwierigen Beziehungen entspricht, von Versäumnissen und vertanen Augenblicken. Ganz besonders: „GROW“: Meine Zeit begann in tiefer Stille. Der Weg des Lebens formte meinen Willen. Ich musste meinen Wunsch ins Helle hinaus weinen, und doch spürte ich die Ruhe der Nacht.
„Blick in deine Seele,
Hole es aus der Stille,
wachse wieder, wachse“
Gregor Dierck hat den Song geschrieben, er spielt auf seiner Violine und Dery singt. Der Text geht unter die Haut und könnte von der jungen Singer/Songwriterin nicht besser interpretiert werden. Dieses Konzert müsste eigentlich ein zweites, ja ein drittes Mal gehört werden, um zu begreifen, welche Besonderheit es in sich birgt. Welche Virtuosität und begnadete Künstler sich hier dem Wandel verschrieben haben, der ganz hohen Kunst, die ebenso Sophia Lücke am Kontrabass umsetzt.
Ungewöhnliche Techniken
Ihr Spiel ist so ergreifend anders und man braucht seine Zeit, um sich diesen neuen Klängen hinzugeben. Die Künstlerin entlockt dem Instrument Töne, die so fremd wirken, und so staunen lassen. „My Light lives in the Dark“, geschrieben von Carola Bauckholt setzt auf ungewöhnliche Techniken an einem ungewöhnlichen Ort und bedarf durch seine Besonderheit Mut seitens des Zuhörers, dabei zu bleiben. Aber, es lohnt sich! Nicht weniger als die phänomenale Natur-Klangimpression, die Gregor Dierck mit seinem Violinenspiel umsetzt.
Akustischer Ausflug
Fünf Geigen sind auf einer gewissen Höhe an Holzleisten hier in diesem Turm angebracht. Sie dienen als Resonanzkörper. „Doppelbelichtung“ heißt das Stück von Carola Bauckholz. Es versetzt die Zuhörer in einen akustischen Ausflug des heimischen Waldes. Die Vogelstimmen, die Dierck hier mit seinem Instrument auf höchster Lage wiedergibt, verlangen das exakte Nachspielen der aufgezeichneten Noten.
Neue Wahrnehmung
Damit wächst der künstlerische Leiter der Tonarten, Gregor Dierck, weit über sich hinaus. Es ist einzigartig. Und ja, es ist experimentell, aber ein gelungenes Experiment, ein Ausprobieren neuen Wahrnehmens, neuer Ausdrucksweise und eine präzise ausgeführte Hommage an die Natur auf hohem künstlerischen Niveau begnadeter Musiker und, nicht zu vergessen, Sebastian Schottke in der Klangregie.
Das könnte dich auch interessieren:
Newcomerin Frani begeistert beim Tonarten Festival mit sphärischem Pop und starker Stimme
Live auf Straßburger Rheinkanälen: Zweierpasch & Friends mit Flaschenpost und „Rheinperlen“
The Rattles rocken mit über 80 Jahren den „Ochsen“: Legendäres Konzert in Sinzheim begeistert
Ödsbacher Straße 6
77704 Oberkirch
Telefon: +49 7802 916 99 43
E-Mail: info@brandmediaberlin.de
Ödsbacher Straße 6
77704 Oberkirch
Telefon: +49 7802 916 99 43
E-Mail: info@brandmediaberlin.de
2025 | Ortenau Journal – Das Nachrichtenportal für die Ortenau