Kunst & Kultur

„Das Gespenst von Canterville“: Burgbühne Oberkirch begeistert mit Klassiker – Termine im Juli sichern

Szene aus "Das Gespenst von Canterville"
© Johanna Graupe – Die Burgbühne zeigt bei „Das Gespenst von Canterville“ einmal mehr ihr Potenzial.
Großes Theater unter freiem Himmel: Die Burgbühne Oberkirch begeistert mit „Das Gespenst von Canterville“ – einer mitreißenden Inszenierung voller Witz, Tiefgang, starker Figuren und eindrucksvoller Musik. Regisseur Rob Doornbos bringt Oscar Wildes Klassiker mit viel Gespür ins Heute. Gespielt wird im Juli noch an mehreren Terminen im Garten des „freche hus“ in Oberkirch. Ein unterhaltsamer Sommerabend mit Tiefgang – voller Humor, Emotion und einem Hauch Gespenst!
Von Johanna Graupe

Standing Ovations bei vollem Haus für „Das Gespenst von Canterville“

„Ich bin begeistert von der heutigen Premiere. Ihr wart brillant“, war eine unmittelbare schriftliche Besucher-Resonanz am Samstagabend an die Burgbühne. „Theater darf auch Spaß machen“, schrieb Regisseur Rob Doornbos im Programm-Vorwort – und es machte Spaß, wie er den 150 Jahre alten Klassiker von Oscar Wilde in der Fassung von Jürgen von Bülow in die Jetztzeit holte: tragisch, witzig, komisch.

Opulentes Bühnenbild

Opulentes Bühnenbild mit Ahnenbildern, die einen schon das Grausen lehren, sorgfältige Kostümwahl (Sigrid Schweiker), dazu passende Maske und Perücken (Birgit Hellrung, Sepp Busam): Die Schauspieler füllten das Theatersetting mit Leben und ließen sich mit „großem Ehrgeiz und echter Leidenschaft auf den Stoff ein“ (Doornbos).

Sir Simon vertreibt neue Besitzer

Der amerikanische Botschafter Otis (Arthur Hilberer), herrliches Zusammenspiel, wie er seiner deutlich jüngeren  und bestimmenden Gattin Lucretia  (Anna Milkova) nachstellt, hat die „Schrottimmobile“ Canterville Castle gekauft – günstig für den Lord  (stilecht: Jannis Just) und die Angestellten (Raphael Reimold, Joel Belmont), da das Schloss ständig weiterverkauft werden kann. Es spukt nämlich, denn seit Generationen vertreibt Sir Simon jeden neuen Besitzer, indem er „Hochqualität an Horror und Schrecken“  verbreitet.

Unterstützung von Gespenster-Azubis

Inzwischen ist er auch nicht mehr alleine nachtaktiv, er wird unterstützt von Gespenster-Azubis (tolle Truppe: Marina Lacherbauer, Justine Haupt, Emily Kohler), reguliert vom Gespenster-Vorstand (Alexandra Kahlich, Christina Hoferer, Verena Zink). In einer herrlichen Persiflage über Regularien, Vorschriften wird konterkarikiert, was in Verbänden zu tun und zu lassen ist, wie Rivalitäten untereinander entstehen.

Stilecht fahren die Amerikaner mit ihrem beflaggten Gefährt auf die Bühne ein: Ehepaar Otis, die Influencer-Zwillinge, Rapper-Sohn Washington und Psychologie-Studentin Virginia. Die Otis-Kinder bilden einen ganz eigenen Kosmos: „Krass unterhaltsam“ die Zwillinge (Lena Teufel, Ella Noack), die schon verzweifeln, wenn sie sieben Minuten nichts von sich gepostet haben, beim despektierlichen Rapper (klasse: Lennard Boschert) zeigt sich sogar Empathie, und Virginia, die sich als einzige für die Geschichte von Sir Simon interessiert.

Übles Gespenster-Mobbing

In der Nacht vor der Ankunft der Amerikaner hat Sir Simon extra die Ketten geölt, den Blutfleck in der Lobby aufgefrischt, aber wer kümmert sich schon um jahrhundertealte Geschichten und die Toten der Vergangenheit. Das ist ignorant und Gespenster-Mobbing der schlimmsten Sorte. Die Gefahr, als Gespenst abgesetzt zu werden, ist plötzlich für ihn ganz real: Das Problem des Älterwerdens zieht sich wie ein Echo durch die Aufführung.

Der Gespensterkörper streikt

„Die Zeit verändert uns und sie konfrontiert uns mit der Frage, was bleibt: von unseren Gewohnheiten, unseren Träumen, unserem Stolz“(Doornbos). Und das nicht  nur bei Sir Simon, der damit kämpft, dass seine Aktionen weniger spektakulär sind, manchmal sogar verpuffen und belächelt werden, der Gespensterkörper nicht mehr so richtig mitmacht. Er ist festgehalten in seinem alten Selbstbild, während sich um  ihn die Welt verändert hat.

Ingo Lachmann formidabel in der Titelrolle

Erst im Gespräch mit der lebensklugen Virginia (sehr reif in ihrer Rolle: Xae Lanzillotti) kann der „lebensmüde“ Geist zu sich finden, auch seine Schuld gegenüber seiner Frau bereuen. Ausgehend von Virginia im Verbund mit ihrem Entertainer-Bruder, den Gespenstern, dem Lord und der resoluten Haushälterin (Vanessa Söllner-Kohler) formieren sie sich, Sir Simon zu helfen, seine Vergangenheit zu überwinden und sich selbst zu finden – Ingo Lachmann formidabel in der Titelrolle, glaubwürdig in allen Phasen der Entwicklung.

Die Musik als Auftragsarbeit

Passend zum  spielfreudigen Ensemble, in dem sechs Neulinge wunderbar integriert waren, in dem jeder passende Rollenidentifikation zeigt, prägte auch die Musik die Inszenierung. Komponist Magnus Reichel komponierte seine dritte Auftragsarbeit  für die Burgbühne –in enger Kooperation mit dem Regisseur: „Die Musik zieht sich von Orchester über Rap zu traditioneller Musik wie „Scarborough Fair mit Live –Gesang“ (Reichel). Beim Finale mit spektakulärem Schluss-Feuerwerk geht es durchaus in Richtung Musical. Nach langem Applaus  konnte Vorsitzender Thomas Wiegert Burgbühnler und Zuschauer zur obligatorischen Premierenfeier einladen.

„Das Gespenst von Canterville“

Termine: 

Samstag 12.7. ,Sonntag 13.7., Freitag 18.7., Samstag 19.7., Sonntag 20.7.,Mittwoch 23.7., Samstag 26.7. und Sonntag 27.7.2025, jeweils 20:00 Uhr (Sonntag + Mittwoch 19:00 Uhr)

Ort: im Garten des freche hus – Apothekergasse 7 – 77704 Oberkirch

Veranstalter: Burgbühne Oberkirch

Tickets: 16,00 €*  + Ermäßigung *inkl. MwSt. und Gebühren

Kartenvorverkauf:

Website Reservix

Bürgerbüro der Stadt Oberkirch, Eisenbahnstraße 1, 77704 Oberkirch

Geschäftsstelle der Mittelbadischen Presse

Kontakt:

Bürgerbüro E-Mail: buergerbuero@oberkirch.de Tel: 07802/82700,

Internet:

Website Burgbühne Oberkirch

Zitate von Oscar Wilde

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