Wir sind ein Paar aber kein Kollektiv, d.h. jeder von uns arbeitet an seinem Untersuchungsfeld – bei mir die Malerei mit Ausflügen in Assemblage, Lichtobjekte… und bei Matthias die Bildhauerei und die neuen Medien. Eigenständig und doch miteinander über ständigen Austausch verbunden, haben unsere Werke mannigfache Korrelationen sowohl in inhaltlicher als auch formaler Hinsicht. Anlass, uns gegenseitig immer wieder in gemeinsamen Ausstellungen zu befragen.
Design der Nachkriegsmoderne
Allein schon das Schwarz-Weiß-Grau der Skulpturen gegen die starke Farbigkeit der Bilder oder meine Auseinandersetzung mit dem Design der Nachkriegsmoderne bis heute und Matthias langjährige Auseinandersetzung mit totalitären Menschenbildern, basierend auf einem DDR-Anatomiebuch für Künstler „Die Gestalt des Menschen“, bieten ein weites Feld zum Thema der gescheiterten Hoffnungen und der immer wieder erlösungsbereiten Moderne. (Elisabeth Bereznicki)
Streben nach Geborgenheit
Elisabeth Bereznicki macht wohlgestaltete Gebrauchsgegenstände zum Gegenstand ihrer Malerei. Diese Gegenstände repräsentieren für die Künstlerin das industrielle Zeitalter mit seiner Warenproduktion. Hausrat, die Welt des Alltäglichen, oft banale Dinge bilden das Zuhause, wo man nach Geborgenheit strebt oder Provisorien schafft oder was dazwischen, mit der steigenden Auswahl der Objekte werden die Lebensräume immer individueller. Die Diversität der Waren bildet für die Künstlerin ein Reservoir von Formen und Farben. Sie will nicht werten. Die Omnipräsenz, der Überfluss der Dinge sind für sie Erscheinungen unserer Zeit.
Nähe zum Bauhaus
Die kapitalistische Überproduktion, die damit einhergehende Ausbeutung und Umweltzerstörung, sind für sie Fragen der Struktur. Einen Strukturwandel könne sie nicht bewegen, jedoch aus dem, was es gebe, eine Schönheit erzeugen. In ihrer künstlerischen Auseinandersetzung mit Massenprodukten sieht sie eine Nähe zum Bauhaus, zu deren Anliegen Alltagsgegenstände von schöner Gestalt zu erschaffen um vorausgehende Geschmacksmuster abzulösen und die Menschen kulturell zu verändern.
Überreste unserer Kultur
Mit ihrer Malerei will Elisabeth Bereznicki sich die Dinge anders vorstellen können. Ihre Bilder sind keineswegs Platzhalter für Gegenstände, sie sollen Metaphern evozieren also „anders-wohin-tragen.“ Gleichzeitig geht es ihr um eine Art von Archäologie gestalteter Gegenstände des Industriezeitalters. Sie stellt sich vor, auf welche Überreste unserer Kultur Archäologen einst stoßen werden. Eines ihre Bilder heißt ravenna, 2016. Mit dem Namen der einst byzantinischen Stadt, von den Römern erobert und für Spolien geplündert, verweist sie auf die Abfolge der Kulturen und die Wiederverwendung von Materialien durch nachfolgende Zivilisation. (Dr. Heidi Brunschweiler)
Verbreitung der Vexierbilder
Im Werkkomplex Chimären, die den jüngsten Komplex in den figürlichen Arbeiten darstellt, spielt Matthias Dämpfle mit den gewonnenen Erkenntnissen aus seiner bisherigen Arbeit. Der Künstler hat in diesen Arbeiten das seit dem Mittelalter bekannte Vexierbild in eine dreidimensionale Form gebracht. Ab dem 19. Jahrhundert erfreuten sich die Vexierbilder, dank der Druckgraphik, einer weiten Verbreitung und waren vor allem für versteckt Botschaften beliebt, die durch Drehen des Bildes sichtbar wurden.
Bunter Reigen an Metamorphosen
In der Bewegung verändern sich die Arbeiten der Werkgruppe Chimären von einem Tier zum anderen wie beispielsweise in Hund/Katze von 2019. Der Künstler arbeitet in der Reihe Chimären mit der Motivweitergabe innerhalb der Objektreihe. In Hund/Katze wird ein Hund zur Katze, in Katze/Maus, 2020, wird die Katze zur Maus, die darauffolgende Skulptur Maus/Elefant, 2020 zeigt eine Maus und einen Elefanten und so weiter. In freier Assoziation spinnt der Künstler die Reihe immer weiter, so dass ein bunter Reigen Metamorphosen entsteht, die sich durch wechselnde Schauseiten erfahren lassen. (Dr. Caroline Li-Li Yi)
Text: Website Künstlerkreis Ortenau
Elisabeth Bereznicki und Matthias Dämpfle – Malerei/Skulptur
Termin: Vernissage 29. Juni 2025
Dauer: 29. Juni bis 27. Juli 2025
Ort: Galerie im Artforum, Okenstraße 57 (Eingang Tullastraße 3), 77652 Offenburg
Veranstalter: Künstlerkreis Ortenau
Kontakt: Telefon 0176 218 017 22 E-Mail: kko@kuenstlerkreis-ortenau.de
Öffnungszeiten: Freitag 17-20 Uhr – Samstag 14-17 Uhr – Sonntag 14-17 Uhr
Internet:
Instagram: @kuenstlerkreis_ortenau
Foto: links: Elisabeth Bereznicki, Swing (Detail), 2018, Ölfarbe auf Aludibond, 120 x 110 cm, Foto © Matthias Dämpfle – rechts: Matthias Dämpfle, Tanz mit dem Bär (aus der Werkgruppe Chimären), 2024, Beton, 82 x 43 x 22 cm, Foto © Matthias Dämpfle
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