Von Wolfgang Huber
Noch vor wenigen Wochen nach der Nominierung der Landtagskandidaten der AfD für die drei Wahlkreise der Ortenau berichteten wir von dem breiten Rückhalt, den der damalige Kreissprecher und aktuelle Landtagskandidat Taras Maygutiak in seinem Ortenauer Kreisverband genießt. Doch das scheint etwas vorschnell gewesen zu sein. Denn offensichtlich gab es intern durchaus konträre Positionen über die künftige Ausrichtung der Kreispartei. Bei der Aufstellungsversammlung des Direktkandidaten in Offenburg erhielt er im Mai 27 von 28 Stimmen, was einem Ergebnis von 96,4 Prozent entsprach.
Dezentrale Strukturen
Vergangene Woche wählte der AfD-Kreisverband Ortenau nun einen neuen Vorstand. Hier kam wohl Kritik auf, denn der Wahl waren offenbar intensive Auseinandersetzungen über den „richtigen Weg“ des Kreisverbands vorausgegangen. Die Mitglieder hätten sich mit ihrer Personalentscheidung dazu entschlossen, auf personelle Breite und dezentrale Strukturen zu setzen, wie der Lahrer Stadtrat, Kreisrat und neue Kreissprecher Benjamin Rösch in einer Pressemitteilung schreibt. „Die AfD ist auf dem Weg zur Volkspartei und muss auch in der Ortenau flächendeckend vor Ort ansprechbar werden.“
„Stetige Professionalisierung“
Verbunden war die Stellungnahme mit einem Seitenhieb auf seinen Vorgänger Maygutiak: „Jetzt heißt es für den neuen Vorstand, diese Strukturen weiter auszubauen und für eine stetige Professionalisierung zu sorgen“, so Rösch weiter. Dabei wollte der Lahrer nach eigenem Bekunden erst gar nicht kandidieren. Er sei von einem Acherner Parteimitglied vorgeschlagen worden und habe erst kandidiert, als ein weiterer vorgeschlagener Parteikollege, Hartmut Vogt (Lahr) aus persönlichen Gründen verzichtete.
Überraschende Wahl
Schließlich traten Maygutiak und Rösch gegeneinander an, wobei letzterer mit 45 zu 43 Stimmen die Oberhand behielt. Dieses Ergebnis darf für Außenstehende sicher als Überraschung gewertet werden. Geworben hatte Rösch demnach mit der Absicht, sich als Kreissprecher stärker als sein Vorgänger zurückzuhalten, was die Verbreitung seiner persönlicher Meinung zu verschiedenen politischen Fragen angeht, insbesondere im Bereich der Außenpolitik. Dafür seien persönliche Kanäle besser geeignet. Auch dass es Maytgutiak nicht gelungen war, sich selbst oder einen anderen Ortenauer Kandidaten auf der Landesliste zur Landtagswahl zu platzieren, wurde kritisiert, wie Rösch gegenüber dem Ortenau Journal mitteilt.
Verzicht auf Kreistagsmandat
Benjamin Rösch gab zudem auf Anfrage des Ortenau Journals bekannt, sein Kreistagsmandat abzugeben: „Eigentlich wollte ich nicht für den Kreisvorstand kandidieren. Aufgrund der damit jetzt verbundenen Verantwortung und Arbeit werde ich jetzt aber von meinem Kreistagsmandat zurücktreten und auch dem nächsten Vorstand des Lahrer Stadtverbandes nicht mehr angehören, um das Kreissprecheramt bestmöglich ausfüllen zu können.“
Unterstützer und Berater
Die Aufgabe des Kreisvorstandes sei es, den Ortsverbänden und kommunalen Mandatsträgern in den Gemeinden, aber auch der Kreistagsfraktion als Unterstützer und Berater bei ihrer Arbeit vor Ort zu helfen und insbesondere dieser Arbeit Öffentlichkeit zu verschaffen. Rösch: „Meine feste Überzeugung ist es, dass unsere politische Profilierung in der Ortenau umso besser wird, auf je mehr Köpfe und Schultern sich die Verantwortung verteilt – zumindest wenn sie mit dieser Verantwortung nicht alleine gelassen werden.“
Hoher Frauenanteil im Vorstand
Zu seinen Stellvertretern wählten die Mitglieder erneut den Kreisrat und Rheinauer Stadtrat Thomas Kinzinger und neu den Europaabgeordneten Tomasz Froelich. Aus persönlichen Gründen nicht wieder angetreten war der bisherige Schatzmeister, Kreisrat Sven Haller. Sein Nachfolger wurde seine Kollegin im Lahrer Gemeinderat Jasmin Busse. Der Offenburger Stadtrat Uwe Armbruster wurde Schriftführer. Zu Beisitzern wählte die Versammlung Steffen Hausser aus Ettenheim, Anita Himmelsbach aus Seelbach, Nathalie Ribka aus Offenburg und Manuela Maurath aus Kehl gewählt.
Bemerkenswert: Vier der neun Vorstandsmitglieder sind damit weiblich. Das ist für AfD-Verhältnisse geradezu sensationell. Denn normalerweise sind Frauen bei der Partei deutlich unterrepräsentiert. Im Bundestag hat die AfD mit 11,8 Prozent den geringsten Frauenanteil aller Parlamentsfraktionen.
Maygutiak Favorit in Offenburg
Benjamin Rösch sieht trotz der Personaldiskussionen keine Vorbehalte für eine zukünftige gute Zusammenarbeit zwischen Maygutiak und ihm. Er sehe ihn sogar als Favoriten für die Vorstandswahl beim Ortsverband Offenburg am 13. Juli, wo das Amt des Sprechers vakant sei. Er selbst wolle sich nun seinen neuen Aufgaben widmen: Die Stärkung der Ortsverbände, insbesondere Kehl und Offenburg, die Gründung eines Ortsverbands im Kinzigtal und die Vorbereitung der Landtagswahl.
Siehe auch hier:
Der AfD-Dauerbrenner Taras Maygutiak tritt im Wahlkreis Offenburg bei der Landtagswahl 2026 an
AfD-Kandidat Taras Maygutiak geht von Zweikampf mit Johannes Rothenberger aus
Dr. Michael Blos (AfD): „Ohne grundlegende Reform ist der EU-Austritt eine Option“
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