Die Stadt Oberkirch hat gemeinsam mit der höheren Naturschutzbehörde des Regierungspräsidiums Freiburg, den Stadtwerken Oberkirch und dem vom RP beauftragten Freiburger Institut für angewandte Tierökologie GmbH (FrInaT) Maßnahmen an der Straßenbeleuchtung rund um die August-Ganther-Schule umgesetzt.
Vom Aussterben bedroht
Hintergrund ist eine Wochenstube der vom Aussterben bedrohten Fledermausart „Graues Langohr“ im Dachstuhl des alten Schulgebäudes, wie die Stadt in einer Pressemitteilung schreibt. Um die lichtempfindlichen Tiere zu schützen und ihre Flugwege zu sichern, seien zahlreiche Leuchtpunkte angepasst worden.
Flugrouten identifiziert
Das Projekt wurde demnach im Rahmen des Sonderprogramms „Biologische Vielfalt“ des Umweltministeriums angestoßen und vom Regierungspräsidium Freiburg begleitet. Seit 2022 hatten Fachleute von FrInaT die Flugrouten der Fledermäuse dokumentiert und Störquellen identifiziert. Auf dieser Grundlage hätten sie gemeinsam Lösungen entwickelt, die nun Schritt für Schritt umgesetzt wurden.
Verträglicheres Licht
Durch eine Umrüstung der vorhandenen Laternen von der Lichtfarbe 3.000 auf 2.200 Kelvin erscheine das Licht auf dem Schulhof der August-Ganther-Schule deutlich wärmer. Somit sei es in direkter Nähe zu dem Aufenthaltsort der Fledermäuse für diese verträglicher. An der Schwarzwaldstraße, die von vielen der Tiere auf ihrem Weg zu den Nahrungsflächen überquert werde, wurde das Licht neben der Umrüstung zusätzlich von 23:00 Uhr bis 5:00 Uhr morgens auf 50 Prozent gedimmt.
Hecke als Orientierungspunkt
So bleibe in den Morgenstunden im Winter ausreichend Licht für den Schulbetrieb, während in den Sommermonaten während der Aktivitätszeit der Fledermäuse nur die notwendige Helligkeit vorhanden ist. Gleiches gilt für den Fußweg südlich des Baugebiets Georgenfeld II, den die Flugstraße ebenfalls quert, um in die Jagdhabitate zu gelangen. Dort werde die insbesondere die bestehende Hecke am Rande des Baugebiets, an der sich die Fledermäuse orientieren, weniger stark angestrahlt.
Das „Graue Langohr“ hat sich im Dachstuhl der August-Ganther-Schule angesiedelt. Foto: Denise Burkart
Jagd in Siedlungsgebieten
Das Graue Langohr ist eine Fledermausart, die ausschließlich in Europa vorkommt, wobei rund zehn Prozent der Weltpopulation in Deutschland leben. Die Tiere bevorzugen strukturreiche Kulturlandschaften mit Hecken, Einzelbäumen und Streuobstwiesen sowie offenen Waldbereiche und Waldränder, jagen jedoch auch mitten in Siedlungsgebieten. Die Wochenstuben befinden sich in oder an Gebäuden, wo sich die Tiere in Spaltenverstecken, hinter Holzverschalungen oder frei hängend auf geräumigen Dachböden aufhalten. So auch im Fall der August-Ganther-Schule.
Störungsquelle eliminiert
Ursachen für die Gefährdung der Tiere seien unter anderem Nahrungsknappheit, der Verlust von Quartieren durch Gebäudesanierungen sowie Störungen durch künstliche Beleuchtung. An dieser Stelle hat die Stadt nun eingegriffen und eine Störungsquelle eliminiert. So will man die Koexistenz von Siedlungsraum und Tierwelt fördern. Die Maßnahmen würden zu einer Verbesserung der Lebensbedingungen des Grauen Langohrs beitragen.
17 Laternen umgerüstet
„Es ist uns ein großes Anliegen, den Artenschutz konkret vor Ort umzusetzen“, wird Christoph Huber, Umweltbeauftragter der Stadt Oberkirch zitiert. „Die Zusammenarbeit mit Fachleuten und den Stadtwerken zeigt, dass sich praxistaugliche Lösungen finden lassen, die sowohl den Bedürfnissen der Bevölkerung als auch dem Schutz bedrohter Tierarten gerecht werden.“ Insgesamt wurden 17 Straßenlaternen umgerüstet. Die Kosten für das Material übernahm das Regierungspräsidium Freiburg, die Stadt Oberkirch finanzierte den Einbau durch die Stadtwerke Oberkirch.
Status einer „Good News“
Eine derartige Aktion, bei der verschiedene Behörden gemeinschaftlich zum Überleben einer bedrohten Tierart beitragen und die Stadt ihren Anteil in Form einer Eigenleistung der Stadtwerke abdecken kann, ohne die klammen kommunalen Finanzen zu stark zu belasten, verdient auf jeden Fall den Status einer „Good News“ im Ortenau Journal.
Foto (v.l.n.r.): Umweltbeauftragter der Stadt Oberkirch Christoph Huber, Sara Bauer vom Freiburger Institut für angewandte Tierökologie GmbH, Vera Leinert vom Regierungspräsidium Freiburg und Sebastian Weisbrod von den Stadtwerken Oberkirch.
red/wh
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