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Serie über faszinierende Insekten und Wildblumen – Teil 4: Die Haus-Feldwespe (Polistes dominula)

Haus-Feldwespe Fachblatt-Mannstreu
© Geraldine Zimpfer – Eine Haus-Feldwespe genießt den Ausblick auf dem Fachblatt-Mannstreu.
Mitten in der Ortenau zeigt Geraldine Zimpfer, wie vielfältig Natur vor der Haustür sein kann: In ihrem Insektenparadies rund ums Tiny-Haus tummeln sich teils seltene Falter, Libellen, Bienen oder Käfer. In Teil 4 unserer Serie über faszinierende Insekten geht es um die Haus-Feldwespe, auch Französische Wespe genannt. Sie ist häufig in menschlichen Siedlungen zu finden. Zu fürchten brauchen die Zweibeiner die Wespenart nicht, sie sind äußerst friedfertig und stechen nur in größter Bedrängnis.
Von Wolfgang Huber und Geraldine Zimpfer

Um euch jetzt, wo der durchwachsene Sommer 2025 Geschichte ist, einen Einblick in die Artenvielfalt von Flora und Fauna im Insektenparadies von Geraldine Zimpfer rund um ihr Tiny-Haus im Herzen der Ortenau zu gewähren, setzen wir heute unseren Rückblick mit Bildern von teilweise seltenen, heimischen Insekten mitsamt ihrer bevorzugten Blüten und Pflanzen fort. Die Flug- oder Krabbeltierchen muten teils exotisch an, faszinieren oder sind einfach wunderschön. Allesamt kleine Wunder der Natur.

Tipp: Naturgarten anlegen

Wir wollen die Ortenauer Hausbesitzer und Gartenfreunde animieren, auch einen Naturgarten bzw. einen naturnahen Garten zu entwickeln. Schottergärten lassen sich wunderbar in naturnahe, wilde Insekten-Refugien umwandeln. In Offenburg wird die Renaturierung mit dem Programm bio.og sogar von der Stadt gefördert. Damit kann jeder einen wichtigen Beitrag zum Überleben der Insekten insgesamt leisten. Die Insektenpopulation sinkt seit Jahren.

Angenehmer Zeitgenosse

Sie gehört zu den Insekten, die beim Menschen nicht nur ein ungläubiges Staunen hervorruft. Man kann sie auch bedenkenlos in seiner Nachbarschaft willkommen heißen. Die Rede ist von der Haus-Feldwespe (Polistes dominula). Das schwarz-gelbe Insekt mit seinen langen Beinen ist äußerst friedfertig und sticht nur im äußersten Notfall, nämlich dann, wenn das Nest in Gefahr ist. Der kurze Stachel kann die menschliche Haut ohnehin kaum durchdringen.

Haus-Feldwespe

Friedfertiges Insekt mit ernstem Blick. Foto: Geraldine Zimpfer

Nähe zum Menschen

Die wärmeliebende Haus-Feldwespe sucht die Nähe zum Menschen, lässt sich bevorzugt in menschlichen Siedlungen nieder. Oft werden sie deshalb mit der deutschen Wespe verwechselt, die bei vielen Menschen nervöse, unkontrollierte Abwehrbewegungen provoziert. Die gelegentlich auch als Französische Wespe bezeichnete Haus-Feldwespe ernährt sich von Fliegen, Raupen oder Spinnen. Bei erwachsenen Exemplaren stehen auch Nektar oder Baumsäfte auf dem Speiseplan. Am Essen von Menschen sind sie im übrigen nicht interessiert.

Baumelnde Beine

Innerhalb der Familie der Faltenwespen gehört sie zu der Gattung der Polistes. Mit 11 bis 15 mm erreichen die Arbeiterinnen eine stattliche Größe. Königinnen bringen es auf bis zu 18 mm Körperlänge. Ihre langen Beine lässt sie im Flug nach unten baumeln. Zu finden ist der faszinierende Sechsbeiner vor allem in ganz Europa und Asien.

Degradierte Königinnen

Im Nest der Haus-Feldwespen – zu finden häufig auf Dachböden oder unter Dachziegeln – sorgen bis zu 30 Arbeiterinnen, u. a. für die Temperaturregulierung: Bei Hitze kühlen sie mit Wasser und Flügelbewegungen, bei Kälte halten sie sich durch Muskelzittern warm. Nach der Eiablage setzt sich die stärkste Königin durch, alle anderen werden zu Arbeiterinnen degradiert.

Nest Haus-Feldwespe

Das Nest der Haus-Feldwespe. Foto: Geraldine Zimpfer

Überwinternde Jungköniginnen

Diese versorgen Larven und Königin in ihrem kleinen, hüllenlosen Nest mit zerkauten Insekten und Spinnen. Ab Juni schlüpfen Arbeiterinnen, ab Juli die nächste Generation. Jetzt im September ist sie nur noch selten anzutreffen, denn sie sterben im Herbst ab und nur Jungköniginnen überwintern.

Die Verwirrung um den Namen

Früher hieß die Haus-Feldwespe Gallische Feldwespe. Die Umbenennung führt mitunter zu Irritationen. Der Naturschutzbund (NABU) schreibt dazu:

„Namens-Verwirrung bei den Feldwespen. Wissenschaft steht nicht still, es kommt immer wieder zu neuen Erkenntnissen über Artabgrenzungen und Verwandtschaftsbeziehungen. Das trifft auch auf die Feldwespen zu und auf die Haus-Feldwespe als unsere häufigste heimische Art. Bis vor einigen Jahren lautete ihr wissenschaftlicher Name Polistes gallicus, also „Gallische Feldwespe“. Inzwischen heißt sie Polistes dominula, trotz Umbenennung haftet ihr der alte deutsche Name aber noch an.

Das ist deswegen knifflig, weil der alte Name neu an eine andere, im Mittelmeerraum verbreitete Feldwespe vergeben wurde. Zu allem Überfluss wandert diese „neu etikettierte“ Polistes gallicus klimawandelbedingt nun auch nach Deutschland ein. Nachweise gibt es bereits vom Kaiserstuhl bis Worms. Wenn heute von der Gallischen Feldwespe die Rede ist, sollte man sicherheitshalber immer fragen, ob denn die alte oder die neue „gallicus“ gemeint ist. Oft wird es nämlich die alte sein und damit die Haus-Feldwespe Polistes dominul.“

Haus-Feldwespe und Fachblatt-Mannstreu

Beliebte Nahrungsquelle: Der Fachblatt-Mannstreu. Foto: Geraldine Zimpfer

Der Fachblatt-Mannstreu

Das prächtige Exemplar der Haus-Feldwespe im naturnahen Garten von Geraldine hat sich auf dem Fachblatt-Mannstreu (Eryngium planum) niedergelassen. Andere Namen sind Fachblatt-Edeldistel oder Flachblättriger Mannstreu. Sie gehört zu der Gattung Mannstreu im Reich der Doldenblütler. Der Fachblatt-Mannstreu wächst in Mittel-, Südost- und Osteuropa.

Beliebt bei zahlreichen Bienenarten

Die krautige Pflanze kann eine Höhe zwischen 40 und 100 cm erreichen. In Deutschland und Österreich gilt der Fachblatt-Mannstreu als „vom Aussterben bedroht“. Ihr Nektar und Pollen ist auch bei etlichen Bienenarten wie der Honigbiene oder zahlreichen Wildbienenarten beliebt. Allerdings ist das Auftauchen der Honigbiene kein Indikator für einen naturnahen Garten, da sie als Generalist alles anfliegt. Dagegen haben Wildbienen spezifische Anforderungen an die Qualität von Blüten, die nur heimische Pflanzen bieten.

Auch über 50 Schwebfliegenarten steuern die farbenprächtigen Blüten an. Für die vom Aussterben bedrohte Mannstreu-Seidenbiene und die gefährdete Bärenklau-Sandbiene als zwei von sieben spezialisierten Arten und nicht zuletzt – wie auf den Fotos zu sehen – für die Haus-Feldwespe ist der Fachblatt-Mannstreu ein willkommener Rastplatz.

Siehe auch:

Neue Serie über faszinierende Insekten und Wildblumen – Teil 1: Der Braunrötliche Spitzdeckenbock

Serie über faszinierende Insekten und Wildblumen – Teil 2: Der Olivbraune Zünsler (Pyrausta despicata)

Serie über faszinierende Insekten und Wildblumen – Teil 3: Die Dunkle Erdhummel (Bombus terrestris)

Libellen, Hummeln & Co.: Wie Geraldine rund um ihr Tiny-Haus eine Oase der Artenvielfalt schafft

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