Der Chatbot auf Basis von GPT-4 Turbo befragte 2000 Teilnehmer zunächst zu ihren Überzeugungen, bevor er etwa 8,4 Minuten lang mit ihnen diskutierte und ihre Argumente systematisch entkräftete, wie der Standard berichtet. Die Ergebnisse seien beeindruckend gewesen: Im Schnitt hätte der Glaube der Probanden an Verschwörungserzählungen um 20 Prozent abgenommen, und ein Viertel der Teilnehmenden habe eine vorher vertretene Theorie vollständig abgelehnt. Dieser Effekt sei auch nach Monaten noch nachweisbar, obwohl er mit der Zeit schwächer wurde.
Überzeugende Gegenbeweise
Der Erfolg des Chatbots werde von den Forschern darauf zurückgeführt, dass er schnell und gezielt auf die spezifischen Argumente eingehen kann, die Verschwörungsgläubige oft aus wenig bekannten Quellen beziehen. Menschliche Gesprächspartner seien oft nicht ausreichend vorbereitet, um diese Argumente unmittelbar zu widerlegen. Laut David Rand vom MIT sei es entscheidend, dass der Chatbot in der Lage war, überzeugende Gegenbeweise zu liefern, die auf die individuellen Überzeugungen der Teilnehmer abgestimmt waren. Gordon Pennycook von der Cornell University betont dem Bericht zufolge, dass Fakten tatsächlich wirkungsvoll sein können, solange sie direkt mit den Überzeugungen der Menschen verknüpft sind.
Externe Fachleute wie Nicole Krämer von der Universität Duisburg-Essen äußern jedoch Bedenken hinsichtlich der Aussagekraft der unmittelbaren Befragung nach den Gesprächen, da diese durch das experimentelle Design beeinflusst sein könnte. Sie hält es für bedeutsam, dass die Meinungsänderung auch zwei Monate nach dem Gespräch nachweisbar gewesen sei. Allerdings weise sie darauf hin, dass die Studie vor allem Menschen untersuchte, die nur moderat an Verschwörungstheorien glauben, sodass stark verstrickte Personen möglicherweise anders reagieren würden.
Warnung vor Risiken
Fabian Hutmacher von der Universität Würzburg sehe eine Schwäche der Studie darin, dass nur Personen berücksichtigt wurden, die noch Vertrauen in Wissenschaft und Gesellschaft haben. Personen, die sich vollständig vom Mainstream-Diskurs abgekoppelt hätten, könnten schwieriger zu erreichen sein. Dennoch hebe er die Bedeutung der Erkenntnisse für die Gesellschaft hervor, da Verschwörungstheorien auch in demokratischen Prozessen eine Rolle spielen. Gleichzeitig warne er vor den Risiken, die mit dem Einsatz von Künstlicher Intelligenz verbunden sind: KI-Modelle könnten auch dazu genutzt werden, verschwörungstheoretische Überzeugungen zu verstärken, was eine sorgfältige Regulierung erfordere. Insgesamt zeige die Studie, dass der Austausch von Argumenten bei Diskussionen über Verschwörungstheorien wirkungsvoller sein kann, als bisher angenommen.
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